Was wurde eigentlich aus…? 04.01.2018, 08:54 Uhr

Warum der sicherste Motorradhelm nie auf den Markt kam

Es sollte ein Meilenstein für mehr Sicherheit von Motorradfahrern sein. Doch das Projekt des Motorradhelms Skully wurde zum Desaster – vor allem, weil die Gründer mit dem plötzlichen Geldsegen offenbar nicht umgehen konnten.

Skully Helmet
Die Entwickler des Helms Skully hatten bei Indiegogo 250.000 US-Dollar als Ziel festgelegt. Gesammelt haben sie schließlich mehr als 2 Millionen US-Dollar.

Foto: Skully Helmet

Rechts unten im Visier sollte der Fahrer das projizierte transparente Bild des Verkehrs hinter ihm sehen. Damit wollten die Entwickler unter anderem die Sicherheit beim Überholen erhöhen.

Foto: Skully Helmet

Wenn ein Anruf eingeht, sollten Telefonsymbol und Bild in der Projektion erscheinen. Per Sprachsteuerung hätte der Fahrer das Gespräch annehmen können.

Foto: Skully Helmet

Per Sprachbefehl hätte der Fahrer auch ein Navigationsziel festlegen können sollen. Der Weg wäre dann ebenfalls als transparentes Bild auf seinem Visier erschienen.

Foto: Skully Helmet

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Alles begann wie bei so vielen Crowdfunding-Kampagnen: Eine Idee wurde entwickelt und auf der Plattform „Indiegogo“ vorgestellt. Die beiden Brüder Marcus und Mitchell Weller hatten den Motorradhelm Skully erfunden. Dieser sollte den Verkehr hinter dem Motorradfahrer filmen und ihn auf sein Visier projizieren. Per Sprachbefehl hätte der Fahrer zudem ein Navigationsgerät steuern, Musik auswählen und Telefonanrufe annehmen können. Motorradfans waren begeistert und ließen den Entwicklern aus dem Silicon Valley über die Crowdfunding-Plattform stolze 2,5 Millionen US-Dollar zukommen. Das war 2014.

Der Motorradhelm schien eine der ganz großen Erfolgsgeschichten zu werden, bei dem eine persönliche Passion und ein einschneidendes Erlebnis zu einem neuen Produkt führen. Marcus Weller, der Erfinder des neuartigen Helms, war zur Gründung 29 Jahre alt und fuhr schon lange leidenschaftlich gern Motorrad. Beruflich hatte der promovierte Wirtschaftspsychologe eigentlich andere Pläne, aber dies änderte sich an einem Tag, als er auf den Straßen von Barcelona bei einem schweren Auffahrunfall sein Motorrad zu Schrott fuhr.

Kamera sollte Verkehr im 180-Grad-Winkel aufnehmen

Weller wurde der Kopf von Skully Helmets, einem Start-up-Unternehmen im Silicon Valley, zu dem auch sein Bruder Mitchell gehörte – ebenfalls begeisterter Motorradfahrer. Beide hatten über Jahre hinweg genau den Helm entwickelt, der das Motorradfahren sicherer machen sollte und den sie selbst gerne tragen würden.

Zu den wesentlichen Merkmalen des neuen Helms gehörte die eingebaute Kamera, die den rückwärtigen Verkehr aufnehmen sollte. Statt des Blicks über die Schulter oder in kleine Rückspiegel sollte der Motorradfahrer mit einer Aufnahme versorgt werden, die im 180-Grad-Winkel alles zeigt, was sich in seinem Rücken und im toten Winkel abspielt. Eingespielt worden wäre die Aufnahme in der unteren rechten Ecke vorne im Helm über ein sogenanntes Head-up-Display. Hierbei sollte das Bild durch ein kleines Prisma in die Ferne projiziert werden. Der Blick des Fahrers nach vorne wäre dadurch nicht gestört worden, eine winzige Seitenbewegung der Augen hätte gereicht, um die Bilder zu verfolgen.

Neben der Kamera sollte der Helm von Skully mit Lautsprechern und Mikrofonen ausgestattet sein. So hätte der Fahrer per Sprachbefehl Navigationsziele ansteuern oder Musiktitel auswählen können. Auch eingehende Telefonanrufe wären ihm angesagt worden. Ebenfalls vom Smartphone sollte per Bluetooth die Navigation kommen, die auch offline verfügbar gewesen wäre, wenn vorher entsprechende Karten heruntergeladen worden wären. Weitere Apps sollten folgen, versprachen die Entwickler.

Auf Indiegogo kamen über 2,5 Millionen US-Dollar zusammen

Die Resonanz auf den digital vernetzten Motorradhelm war überwältigend. Über die Crowdfunding-Plattform Indiegogo wollten die Brüder Weller 250.000 US-Dollar sammeln. Die Kampagne spielte jedoch bis zu deren Ende ganze 2,5 Millionen US-Dollar ein.

Auch Sean White glaubte daran, dass der neue Helm wesentlich dazu hätte beitragen können, die Sicherheit beim Motorradfahren zu erhöhen. White arbeitete zu der Zeit bei Greylock Partners, einer der führenden Risikokapitalfirmen im Silicon Valley und hatte Skully Helmets beraten. „Marcus Weller ist unglaublich hartnäckig, wenn er ein Problem lösen will“, sagte der Techniker. „Es gibt zurzeit viele technische Entwicklungen im Bereich der virtuellen Realität, aber die wirklich praktischen Anwendungen sind sehr selten. Von der Technologie ist Skully fast schon langweilig im Vergleich zu anderen Produkten, aber es ist weitaus bedeutender. Im 180-Grad-Winkel zu sehen, was hinter einem los ist, könnte Leben retten.“

Zur Auslieferung der Helme kam es nie

Ausgeliefert werden sollte der Helm im Mai 2015. Doch dazu kam es nicht, denn offenbar war es den beiden Gründern wichtiger, einen extravaganten Lebensstil mit teuren Autos, Flugreisen und Besuchen in Stripclubs zu pflegen als das versprochene und von den Kunden bereits bezahlte Produkt auf den Markt zu bringen.

So stellte es zumindest die frühere Assistentin der Weller-Brüder, Isabelle Faithhauer, dar. Ihr zufolge soll ein Großteil der gesammelten 2,5 Millionen Dollar veruntreut worden sein. Doch das ist noch nicht alles. Die ehemalige Mitarbeiterin behauptete auch, dass bewusst Bücher manipuliert wurden, um weiter Investoren anzulocken. Die Klage, die sie beim Superior Court in Kalifornien einreichte, liest sich wie ein Wirtschaftskrimi.

Die Masche der Gründer aber funktionierte: Weitere elf Millionen Dollar bekam das Unternehmen für die Entwicklung des Helms. Doch dass dies auf Dauer nicht gutgehen konnte, hätte eigentlich auch den Gründern klar sein müssen. Schließlich musste das Unternehmen Insolvenz anmelden und Gläubigerschutz beantragen, sowie auf Indiegogo erklären: „Wir wissen, dass es viele unbeantwortete Fragen gibt und dass das eine sehr ärgerliche Situation ist. Es tut uns ganz ehrlich leid.“

Ob das Projekt zum Helm Skully von vornherein nur als Betrug vorgesehen war, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Fest steht jedoch: Den Käufern wurde bis heute weder einen Helm geliefert noch haben sie ihr Geld zurückbekommen. Allerdings berichtete das Onlineportal Techcrunch noch im September 2017, dass die Pläne von der neuen Firma Skully Technologies aufgegriffen werden könnten. Sie wird von den Cousins Ivan und Rafael Contreras geführt, die bereits andere bankrotte Firmen wiederaufleben ließen.

Wettbewerber CrossHelmet greift die Idee des Skully wieder auf

Der Fall ist umso bedauerlicher, da die Idee des Helms Skully eine außerordentlich gute war. Exakt deshalb arbeitet nun eine japanische Firma an dem „CrossHelmet“, der ein ganz ähnliches Angebot macht. Auch er verfügt über eine integrierte Rückfahrkamera, mit der es möglich ist, einen 360-Grad-Rundumblick über die Straße sowie die Umgebung zu erhalten, auch er hat sein Finanzierungsziel weit übertroffen. Allerdings wollen die japanischstämmigen Unternehmer nur 100.000 US-Dollar einsammeln. Die ersten Helme sollen nun im Oktober 2018 ausgeliefert werden. Den Kunden, die das Produkt schon in der Finanzierungsphase für 1.160 Euro gekauft haben, bleibt zu wünschen, dass sie nicht Ähnliches erleben wie die Käufer des Skully.

 

Ein Beitrag von:

  • Nadine Kleber

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