Viel Potenzial, wenig Fortschritt 16.07.2025, 13:31 Uhr

Serielles Bauen sollte boomen, warum passiert es nicht?

Serielles Bauen spart Zeit, Geld und CO₂. Doch warum kommt es in Deutschland nur schleppend voran? Ein Blick auf Chancen, Hürden und Beispiele.

serielles Bauen

Luftaufnahme eines Modellhauses der Firma Nokera in Möckern, das in serieller Bauweise erstellt worden ist.

Foto: picture alliance/dpa/Simon Kremer

Die Wohnungsnot ist groß, die Preise sind hoch. Serielles Bauen sollte eigentlich boomen, doch die Realität sieht anders aus. Die Methode spart Zeit und Kosten, erlaubt Qualität im Takt und kann Wohnraummangel lindern. Dennoch bremsen Vergaberecht, Grundstücksknappheit und alte Vorurteile den Fortschritt. Die Politik könnte gezielter fördern, Kommunen strategischer planen. Werfen wir einen Blick auf das serielle Bauen.

Alte Idee, neue Dringlichkeit

Die Idee, Gebäude nicht Stein für Stein vor Ort, sondern aus vorgefertigten Teilen zu errichten, ist nicht neu. Bereits in den 1920er-Jahren arbeiteten Architekten wie Walter Gropius oder Le Corbusier an Konzepten zur Standardisierung des Bauens. Das Bauhaus propagierte einfache Formen, Funktionalität und Serienfertigung – mit dem Ziel, Architektur für breite Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen.

Ein frühes Beispiel: das Sommerhaus von Albert Einstein am Templiner See, das 1929 in Modulbauweise errichtet wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg der Bedarf an Wohnraum dramatisch. In West- und Ostdeutschland entstanden Millionen Wohnungen – vor allem in Plattenbauweise. Die Vorteile lagen auf der Hand: schnell, günstig, massenhaft. Die Nachteile traten später zutage: eintönige Fassaden, mangelnde Identifikation, soziale Segregation. Das Image des „platten“ Bauens blieb haften – bis heute.

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Neue Materialien, neue Prozesse

Doch mit moderner Technik hat sich das serielle Bauen grundlegend gewandelt. Digitale Planung, CNC-gesteuerte Fertigung, 3D-Druck und nachhaltige Materialien machen es heute möglich, Gebäude individuell und zugleich standardisiert zu produzieren.

Holz hat sich dabei als Schlüsselmaterial etabliert. Es ist leicht, nachwachsend und lässt sich gut bearbeiten. Viele Modulhersteller – wie Nokera, Solid.Modulbau oder die Lechner Group – setzen heute auf Holz-Hybridbauweisen mit hohem Vorfertigungsgrad.

Serienreife Wohnblöcke statt Einzelhäuser

Was früher als Fertighaus belächelt wurde, ist heute ein hochgradig optimierter Prozess. Serielles Bauen bedeutet längst nicht mehr, dass ein Haus aus standardisierten Bauteilen zusammengeschraubt wird wie ein Möbelstück aus dem Katalog.

Stattdessen handelt es sich um einen industriell gesteuerten Ablauf, bei dem ganze Raumeinheiten – inklusive Elektroinstallation, Sanitärtechnik, Dämmung und Fenster – in klimatisierten Werkshallen gefertigt werden. Küche, Bad, Lüftung, sogar Heizungsanlagen: Alles wird bereits im Werk eingebaut und getestet.

Endmontage auf der Baustelle

Erst wenn alle Systeme funktionieren, verlassen die Module das Werk – fertig zum Einbau auf der Baustelle. Vor Ort müssen die Elemente dann nur noch verbunden, aufgestellt und angeschlossen werden.

Das reduziert nicht nur die Bauzeit erheblich, sondern auch wetterbedingte Verzögerungen und die Abhängigkeit von Fachkräften auf der Baustelle. Die Qualität profitiert ebenfalls: Statt improvisierter Lösungen im Freien greifen standardisierte Prozesse im geschützten Umfeld der Fabrikhalle.

So macht es Nokera

Ein Beispiel für diese neue Generation industrieller Fertigung ist die Nokera AG in Sachsen-Anhalt. Dort lagert das Konstruktionsholz an einem Ende der rund 700 m  langen Produktionshalle. Es wird automatisch vermessen, zugeschnitten und auf Bandanlagen durch verschiedene Bearbeitungsschritte geführt. Zehn Minuten später kommt am anderen Ende der Halle eine fertige Wand heraus – mit Fensteraussparung, Dämmung, Anschlussdosen und gegebenenfalls bereits verputzt.

Was wie Science-Fiction klingt, ist das Ergebnis konsequenter Prozessoptimierung. Geschäftsführer Jan Hedding beschreibt es so: „Von den Abläufen her bauen wir immer noch wie vor 100 Jahren – nur eben effizienter. Wir produzieren hier den Golf unter den Häusern.“ Damit meint er nicht ein Premiumprodukt, sondern ein technisch ausgereiftes, zuverlässiges und massenproduzierbares Wohnsystem.

Standardisiertes Konstruktionsprinzip

Im Gegensatz zu klassischen Fertighaus-Herstellern geht es bei Nokera und ähnlichen Anbietern nicht um einzelne Einfamilienhäuser, sondern um Wohnblöcke, Schulbauten oder sogar Krankenhäuser. Serienreif heißt hier: Die Gebäude folgen einem standardisierten Konstruktionsprinzip, lassen aber individuelle Fassadengestaltungen, verschiedene Grundrisse oder Nutzungsarten zu.

In Mannheim beispielsweise realisierte eine kommunale Wohnungsgesellschaft im Stadtteil Franklin Village mehr als 360 Wohnungen in modularer Bauweise – verteilt auf mehrere Gebäudetypen. Auch das Hamburger Studierendenwohnheim „Woodie“ besteht aus Holzmodulen, die vorgefertigt und auf einem Betonsockel gestapelt wurden. Die Module wurden bereits mit Möbeln geliefert. Die Bauzeit vor Ort: wenige Monate statt Jahre.

serielle Fertigung von Häusern in der Fabrik

Bauteile für eine Wand in serieller Bauweise laufen über ein Laufband in der Gigafactory von Nokera.

Foto: picture alliance/dpa/Simon Kremer

GdW-Rahmenvereinbarung 2.0: Standard mit Vielfalt?

Mit der 2023 erneuerten Rahmenvereinbarung „Serielles und modulares Bauen 2.0“ bringt der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) neue Dynamik in die Debatte. 25 Systemlösungen von 20 Anbietern bilden die Grundlage für standardisierte, aber anpassbare Wohngebäude.

Ziel ist es, Planungs- und Genehmigungsprozesse zu verkürzen und gleichzeitig architektonische Qualität, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit sicherzustellen.

Beispielhafte Anbieter und Konzepte:

Anbieter Bauweise Energiestandard Besonderheiten
Nokera AG Holzmodul, Hybrid EH 40 PV, extensive Dachbegrünung
Solid.Modulbau Holz-Hybrid GEG / 40 NH Infrarotheizung, Recyclingoption
Lechner Group Holzmodulbau KfW 40 Microapartments, hoher Flächenindex
Max Bögl Beton-Holz-Hybrid EH 40 zweischalige Trennwände, Balkonmodule

 

Mehr Informationen dazu in der Broschüre „Serielles und modulares Bauen 2.0“ des GdW

Das macht serielles Bauen aus

Serielles Bauen bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die es für den Wohnungsbau der Zukunft besonders attraktiv machen. Von der schnellen Umsetzung bis hin zu hoher baulicher Präzision und Nachhaltigkeit – die industrielle Vorfertigung verändert das Bauen grundlegend.

  • Zeitersparnis: Durch industrielle Vorfertigung lässt sich die Bauzeit auf der Baustelle drastisch reduzieren – oft um mehr als die Hälfte.
  • Kosteneffizienz: Serienfertigung senkt die Produktionskosten. Die Reduktion von Bauzeit und Personalbedarf spart zusätzlich.
  • Nachhaltigkeit: Serielles Bauen ermöglicht einen präzisen Materialeinsatz, Rückbauoptionen und Kreislaufwirtschaft. Viele Systeme erfüllen heute EH40 oder vergleichbare Standards.
  • Qualität: Die Vorfertigung unter kontrollierten Bedingungen erhöht die bautechnische Präzision.
  • Flexibilität: Durch modulare Systeme lassen sich Gebäude an unterschiedliche Grundstücksformen und Nutzungskonzepte anpassen.

Kritik: Wenig Vielfalt, viel Standard?

Trotz aller Fortschritte bleibt Kritik nicht aus. Viele Architektinnen und Architekten befürchten gestalterische Einbußen. „Ein Katalog, der alle Möglichkeiten bestimmt und aus dem ich mir nur noch die passenden Bauteile zusammen puzzeln muss, klingt nicht nach der reizvollsten Aussicht für Architekten und Architektinnen“, heißt es in der Debatte.

Auch städtebauliche Fragen bleiben: Führt die Standardisierung zu monotonen Vorstadtsiedlungen ohne soziale Durchmischung? Oder schafft sie neue Chancen für bezahlbaren Wohnraum?

Die Vor- und Nachteile auf einem Blick

Vorteile Nachteile
Kurze Bauzeiten durch Vorfertigung Begrenzte Gestaltungsfreiheit
Kostensenkung durch Standardisierung Hoher logistischer Aufwand beim Transport
Witterungsunabhängige Fertigung mit hoher Präzision Änderungen sind nachträglich schwer realisierbar
Weniger Lärm und Schmutz auf der Baustelle Abhängigkeit von spezialisierten Anbietern

 

Zwei Wege: Raummodule und Elementbauweise

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Systeme:

  1. Raummodulbauweise:
    Hier werden komplette Raumeinheiten gefertigt – inklusive Innenausbau. Vorteil: hoher Vorfertigungsgrad. Nachteil: eingeschränkte Anpassung an örtliche Gegebenheiten und hoher Transportaufwand.
  2. Elementbauweise:
    Es werden einzelne Bauteile – wie Fassaden oder Deckenelemente – vorgefertigt. Diese lassen sich flexibel zusammenstellen. Vorteil: mehr architektonischer Spielraum und geringerer CO₂-Ausstoß durch kürzere Transportwege.

Zunehmend setzen sich hybride Systeme durch, die beide Ansätze kombinieren.

Beispielprojekte: Funktion trifft Gestaltung

  • „Woodie“ in Hamburg: Studierendenwohnheim aus Holzmodulen mit guter Energieeffizienz und moderner Architektur.
  • Gewobag-Projekt in Berlin: Flüchtlingsunterkünfte wurden von Beginn an zur Nachnutzung konzipiert – heute normale Mietwohnungen.
  • Mannheim Franklin Village: 360 Wohnungen im seriellen Verfahren errichtet – mit differenzierter Fassadengestaltung.

Serielle Sanierung: Mehr als Neubau

Nicht nur Neubauten profitieren vom seriellen Ansatz. Auch die Sanierung wird zunehmend modular gedacht. Vorfertigte Fassaden- und Dachelemente können Bestandsgebäude schnell und energieeffizient modernisieren. Der Anteil serieller Sanierungen stieg laut Bundesbauministerium zwischen 2022 und 2024 von 2 % auf 23 %.

Ein Vorreiter ist das Start-up ecoworks, das sich auf die serielle Sanierung von Mehrfamilienhäusern spezialisiert hat – mit dem Ziel, Klimaziele bezahlbar zu erreichen.

Grenzen der Methode

Trotz aller Vorteile gibt es Herausforderungen:

  • Planungskultur: Die klassische Projektabwicklung nach HOAI ist für serielle Prozesse oft zu starr.
  • Vergaberecht: Langwierige Ausschreibungen verzögern Projekte.
  • Baukultur: Die Verbindung von Standardisierung und lokalem Kontext gelingt nicht immer.
  • Transport: Ganze Raummodule über weite Strecken zu bewegen, ist ökologisch fragwürdig.
  • Kreislaufwirtschaft: Sortenreine Konstruktionen und rückbaubare Verbindungen sind noch nicht Standard.

Warum kommt serielles Bauen nur schleppend voran?

Obwohl die Vorteile auf der Hand liegen, kommt das serielle Bauen in Deutschland bislang nur schleppend voran. Laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung wurden im Jahr 2023 rund 28.400 Wohnungen in Fertigteilbauweise errichtet – das entspricht einem Anteil von 11,5 % am gesamten Neubau. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 lag dieser Anteil noch bei 8 %. Der Fortschritt ist also vorhanden, aber eher schrittweise als sprunghaft.

Das Bundesbauministerium sieht im seriellen Bauen ein „strategisch wichtiges Instrument“, um den Wohnungsbau effizienter zu machen. Doch der große Durchbruch bleibt bislang aus – auch weil die Hürden im bestehenden System weiterhin hoch sind.

Langwierige Ausschreibungsprozesse

Ein zentrales Problem liegt in den langwierigen Ausschreibungsprozessen, vor allem bei öffentlichen Bauvorhaben. Verfahren ziehen sich oft über viele Monate oder gar Jahre hin. Das verhindert die schnelle Umsetzung – obwohl technisch längst alles bereitsteht.

Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW fordert deshalb vereinfachte Vergaberichtlinien für serielle Lösungen und betont, dass das Potenzial bislang nur zum Teil ausgeschöpft wird. GdW-Hauptgeschäftsführerin Ingeborg Esser sagt: „Natürlich wünschen wir uns eine noch größere Marktdurchdringung.“

Grundstücke fehlen, Konzepte stocken

Ein weiteres Hemmnis ist der Mangel an geeigneten Grundstücken. Gerade in Ballungsräumen sind bebaubare Flächen knapp oder teuer. Kommunen tun sich oft schwer, Flächen systematisch für serielle Projekte vorzuhalten – obwohl modulare Bauweisen besonders in urban verdichteten Lagen ihre Stärken ausspielen könnten.

Auch die Koordination zwischen Planenden, Herstellenden und Kommunen ist vielerorts ausbaufähig. Während einzelne Leuchtturmprojekte gelingen, fehlt es oft an flächendeckenden Strategien, um serielle Ansätze systematisch in kommunale Wohnbauprogramme zu integrieren.

Mentalitätswandel notwendig

Hinzu kommt ein kulturelles Problem: Das Image des „Plattenbaus“ sitzt in vielen Köpfen noch tief. Bauherren, Architekten und Kommunalverwaltungen verbinden mit seriellem Bauen oft noch Einheitsarchitektur und gestalterische Einschränkungen. Dabei zeigen aktuelle Beispiele, dass sich Standardisierung und Vielfalt nicht ausschließen.

Es braucht einen Mentalitätswandel – weg vom reinen Einzelprojektdenken, hin zu systematischen Baukonzepten mit Wiederverwendbarkeit, Variantenvielfalt und integrierter Nachhaltigkeit.

Förderpolitik könnte stärker lenken

Auch auf politischer Ebene gibt es Spielräume. Fördermittel für Wohnungsbau könnten gezielter an serielle Verfahren gekoppelt werden – etwa durch Boni für modulare Ansätze mit nachgewiesener Nachhaltigkeit und kurzer Realisierungszeit.

Bisher fördert die Bundesregierung zwar den sozialen Wohnungsbau generell, verknüpft die Mittel aber nicht systematisch mit bestimmten Bauweisen. Hier wäre eine stärkere Lenkung möglich, um den seriellen Ansatz zu beschleunigen. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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