Wohnte hier Neros Frau? 28.12.2025, 11:43 Uhr

Pompeji-Fund: Seltener Blick in die Privaträume der römischen Elite

Neue Ausgrabungen in der Villa di Poppea zeigen, wie römische Elitearchitektur, Technik und Kunst im 1. Jh. n. Chr. zusammenspielten.

Saal des Pfaues in Pompeji

Saal des Pfaues in Pompeji: So lebte die römische Elite.

Foto: Parco archeologico di Pompeji

Das Wichtigste in Kürze
  • Neue Ausgrabungen in der Villa di Poppea (Oplontis) liefern präzise Einblicke in römische Bau-, Wohn- und Ingenieurtechnik des 1. Jahrhunderts n. Chr.
  • Mehr als 100 Räume sind dokumentiert, vier davon erst kürzlich vollständig freigelegt – konserviert durch die Asche des Vesuvausbruchs 79 n. Chr.
  • Der „Saal des Pfaus“ zeigt Malerei des Zweiten Stils mit streng geplanten Sichtachsen, symbolisch aufgeladenen Pfauenmotiven und Theatermasken – Architektur als Statusinszenierung.
  • Technische Infrastruktur wie Hypokaustenheizung, Apsisräume und Thermenanschlüsse belegt ein hohes Niveau in Statik, Thermik und Materialwahl.
  • Pigmentanalysen identifizieren gezielt eingesetztes Ägyptischblau und Zinnober – Ergebnisse kontrollierter chemischer Prozesse und differenzierter Farbdramaturgie.
  • Garten- und Umweltforschung rekonstruiert geometrische Pflanzschemata und zeigt das Zusammenspiel von Architektur, Landschaft und Nutzung.
  • Fiorelli-Gipsabgüsse liefern Daten zu antiken Holzbautechniken, Querschnitten und Konstruktionen.
  • Die Villa di Poppea erweist sich damit als Referenzbau für das Zusammenspiel von Kunst, Architektur und Ingenieurwissen der römischen Kaiserzeit.

Neue Ausgrabungen in der Villa di Poppea bei Pompeji liefern detaillierte Einblicke in römische Bau- und Wohntechnik. Freigelegte Räume, Fresken und technische Strukturen zeigen, wie Architektur, Kunst und Ingenieurwissen im 1. Jahrhundert n. Chr. zusammenspielten. Besonders der „Saal des Pfaus“, die Hypokaustenheizung und die Pigmentanalyse von Ägyptischblau verdeutlichen das hohe technische Niveau der Anlage.

Die Villa di Poppea und ihre Geheimnisse

Die Villa di Poppea im antiken Oplontis gehört zu den am besten erhaltenen Luxusresidenzen der römischen Kaiserzeit. Sie liegt wenige Kilometer südlich von Pompeji, im heutigen Torre Annunziata. Der Überlieferung nach war sie im Besitz von Poppaea Sabina, der zweiten Ehefrau von Kaiser Nero. Sicher belegt ist diese Zuordnung nicht. Archäologisch ist die Villa dennoch von außergewöhnlicher Bedeutung.

Die Villa di Poppea wurde nicht als klassisches Stadthaus konzipiert. Sie war eine weitläufige Residenz mit Blick auf den Golf von Neapel. Großzügige Portiken, Gärten, Wasserbecken und ein eigener Badebereich gehörten zum Ensemble. Solche Anlagen dienten weniger dem alltäglichen Wohnen. Sie waren Bühne. Architektur, Malerei und Landschaftsgestaltung vermittelten sozialen Rang.

Stellenangebote im Bereich Bauwesen

Bauwesen Jobs
noris network AG-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) für Versorgungstechnik - Rechenzentrumsbau noris network AG
Nürnberg Zum Job 
Wohnungsbaugesellschaft Ingelheim am Rhein GmbH-Firmenlogo
Bauingenieur / Architekt / Wirtschaftsingenieur (Bau) als Projektleiter (m/w/d) und Teamleitung in Vollzeit Wohnungsbaugesellschaft Ingelheim am Rhein GmbH
Ingelheim am Rhein Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Leitung (w/m/d) der Abteilung Konstruktiver Ingenieurbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Projektleiterin oder Projektleiter Bauausführung Ingenieurbauwerke (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Vermessungsingenieur (w/m/d) im Innendienst (Vollzeit/Teilzeit) Die Autobahn GmbH des Bundes
Nürnberg Zum Job 
Tröger & Cie. Aktiengesellschaft-Firmenlogo
Bauingenieur / Oberbauleiter als Leiter Technischer Innendienst - Großprojekte (m/w/d) Tröger & Cie. Aktiengesellschaft
Nordrhein-Westfalen, Ruhrgebiet Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur als Bauwerksprüfer (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Darmstadt Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Straßenplanung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Darmstadt Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur im Straßenbau (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Darmstadt Zum Job 
Stadtwerke Tübingen GmbH-Firmenlogo
Projektleiter Bau Stromnetz (m/w/d) Stadtwerke Tübingen GmbH
Tübingen Zum Job 
Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg-Firmenlogo
Ingenieur:in (m/w/d) als Dezernatsleitung Planung West Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg
Potsdam Zum Job 
Berliner Stadtreinigung (BSR)-Firmenlogo
Projektingenieur:innen Technische Gebäudeausrüstung (w/m/d) Berliner Stadtreinigung (BSR)
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur als Fachexperte (w/m/d) Zentrale Vergabe Die Autobahn GmbH des Bundes
Nürnberg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) für die Projektleitung von Lärmschutz- und Brückenbauwerken Die Autobahn GmbH des Bundes
Nürnberg Zum Job 
DYWIDAG-Systems International GmbH-Firmenlogo
Bauingenieur / Bautechniker als Bauleiter Windkraftanlagen Nordost-Deutschland (alle Geschlechtsidentitäten) DYWIDAG-Systems International GmbH
bundesweit Zum Job 
NRW.URBAN Service GmbH-Firmenlogo
Technischer Projektmanager (m/w/d) Tief- und Infrastrukturbau NRW.URBAN Service GmbH
Düsseldorf, Dortmund Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Operativer Gewässerschutzbeauftragter (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Dillenburg Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Diplom (FH) (w/m/d) Bauingenieurwesen, Infrastruktur-, Umweltingenieurwesen Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg Zum Job 
ias health and safety GmbH-Firmenlogo
Sicherheitsingenieur / Fachkraft für Arbeitssicherheit (m/w/d) - Festanstellung ias health and safety GmbH
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieurin / Bauingenieur Streckenbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes

Die jüngsten Grabungen zeigen, dass diese Inszenierung noch komplexer war als bislang angenommen. Mehr als 100 Räume sind inzwischen dokumentiert. Vier davon wurden erst jetzt vollständig freigelegt. Sie lagen unter mächtigen Ascheschichten verborgen, die der Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. hinterließ.

Der „Saal des Pfaus“: Malerei mit Botschaft

Im Zentrum der aktuellen Forschungen steht ein Raum, den die Teams als „Saal des Pfaus“ bezeichnen. Die Wände zeigen Malereien des sogenannten Zweiten Stils. Dieser Stil arbeitet mit gemalter Architektur. Säulen, Gesimse und Durchblicke erzeugen eine Tiefenwirkung, die reale Wände optisch auflöst.

Auffällig sind symmetrisch angeordnete Pfauen. In der römischen Bildsprache standen sie für Luxus, Reichtum und Nähe zum Göttlichen. Die Tiere sind nicht beiläufig gemalt. Ihre Position folgt exakt den Sichtachsen des Raumes. Das spricht für eine präzise Planung und spezialisierte Fachkräfte.

Zwischen den Tierdarstellungen tauchen Theatermasken auf. Eine davon identifizierten Fachleute als Pappus. Diese Figur stammt aus der Atellanischen Farce, einer volkstümlichen Theaterform. Pappus verkörpert einen älteren Mann, der vergeblich versucht, jugendlich zu erscheinen. Solche Motive hatten eine doppelte Funktion. Sie unterhielten. Zugleich signalisierten sie Bildung und kulturelle Kompetenz. Der Raum dürfte für Empfänge oder private Aufführungen genutzt worden sein.

Neue Räume und ein Hinweis auf Thermen

Eine der Neuentdeckungen ist ein Raum mit Apsis. Diese halbrunde Wandform war im römischen Bauwesen kein reines Gestaltungselement. Sie erfüllte statische und funktionale Aufgaben. Die Apsis verteilt Lasten gleichmäßig. Gleichzeitig eignet sie sich für repräsentative Sitznischen oder Becken.

Die Lage des Raumes deutet auf eine Verbindung zum Badebereich hin. Römische Thermalanlagen waren technisch anspruchsvoll. Sie benötigten Wasserzufuhr, Abwasserkanäle und ausgeklügelte Heizsysteme. Die Villa di Poppea verfügte über solche Strukturen. Die neuen Funde helfen, ihren Verlauf genauer zu rekonstruieren.

Gabriel Zuchtriegel, Direktor des Archäologischen Parks Pompeji, ordnet die Ergebnisse so ein: „Trotz der vorhandenen Spuren und der Interpretationsversuche zur Zeit der ersten Ausgrabungen gab es bis heute viele Unklarheiten über den tatsächlichen Verlauf dieses Raumes und der benachbarten Räume, die durch die aktuellen Ausgrabungen geklärt werden können. Außerdem werden neue Teile mit außergewöhnlichen Details und Farben freigelegt, von denen wir bereits einige Vorab-Einblicke bewundern können.“

Restauration Pompeji

Vier neu entdeckte Räume in Pompeji enthüllen Geheimnisse der römischen Elite-Architektur.

Foto: Parco archeologico di Pompeji

Gartenarchitektur und Umweltforschung

Die Forschungen beschränken sich nicht auf Mauern und Dächer. Auch der Garten der Villa rückt in den Fokus. Mithilfe von Gipsabgüssen rekonstruierten die Teams die Standorte von Bäumen. Die Methode nutzt Hohlräume in der Ascheschicht, die einst von Wurzeln ausgefüllt waren.

Die Analyse zeigt ein streng geometrisches Pflanzschema. Es orientierte sich an den Kolonnaden des südlichen Portikus. Hinweise sprechen unter anderem für Olivenbäume. Der Garten war damit nicht nur Zierde. Er verband Nutzpflanzen mit formaler Gestaltung.

Parallel untersuchten Geologinnen und Geologen ein altes Bachbett nahe der Via dei Sepolcri. Dieser Wasserlauf entstand vermutlich nach einem späteren Vesuvausbruch im Jahr 1631. Solche Befunde sind wichtig. Sie zeigen, wie Erosion und Sedimentablagerungen archäologische Strukturen über Jahrhunderte veränderten.

Zuchtriegel betont: „Diese ersten Ergebnisse bieten neue und vielversprechende Forschungsperspektiven für die Erforschung des Grundrisses der Villa und für die Untersuchung der langfristigen Wechselwirkungen zwischen menschlicher Besiedlung und natürlicher Umwelt.“

Schlafräume im Fokus der Restaurierung

Besonderes Augenmerk gilt zwei Cubicula im Südwesten der Anlage. Diese privaten Schlafräume werden derzeit konserviert. Ziel ist es, die ursprüngliche Farbigkeit der Fresken sichtbar zu machen. Dafür entfernen Restaurierende Materialien früherer Eingriffe, die gealtert oder verfärbt sind.

In einem Raum dominieren gemalte Architekturelemente und Marmorimitationen. Sie lassen den kleinen Raum größer erscheinen. Das zweite Cubiculum folgt dem Dritten Stil. Einfarbige Flächen und feine Pflanzenmotive prägen das Bild.

Untersuchungen zeigen, dass die Arbeiten hier unvollendet blieben. Der Vesuvausbruch unterbrach den Umbau. Für die Forschung ist das ein Glücksfall. Unterschiedliche Bauphasen lassen sich klar unterscheiden. Sie geben Einblick in den laufenden Betrieb einer kaiserlichen Villa.

Ägyptischblau: Chemie der Antike

Ein zentrales Thema der Restaurierung ist das Pigment Ägyptischblau. Es gilt als das älteste künstlich hergestellte Pigment der Menschheit. Anders als Ocker oder andere Erdfarben ist es das Ergebnis eines gezielten chemischen Prozesses.

Römische Werkstätten mischten Quarzsand, Kalk und kupferhaltige Materialien. Als Flussmittel dienten Soda oder Pflanzenasche. Die Mischung wurde rund 24 Stunden bei Temperaturen zwischen 900 °C und 1000 °C erhitzt. Dabei entstand das Mineral Cuprorivait.

Interessant ist der Zusammenhang zwischen Korngröße und Farbeindruck. Grobe Partikel erzeugen ein dunkles, fast funkelndes Blau. Fein gemahlenes Pigment wirkt deutlich heller. In den Cubicula lassen sich beide Varianten nachweisen. Sie wurden gezielt eingesetzt, um Tiefenwirkung zu erzeugen.

Neben Ägyptischblau fanden die Teams auch Zinnober. Dieses Quecksilbersulfid reagiert empfindlich auf Licht und salzhaltige Luft. Es kann sich zu schwarzem Metazinnober umwandeln. Die aktuelle Konservierung stabilisiert diesen Prozess, ohne die originale Substanz zu verfälschen.

römische Pigmente

Römische Pigmente überlebten Jahrtausende.

Foto: Parco archeologico di Pompeji

Dokumentation mit Fiorelli-Technik

Zur Dokumentation nutzen die Fachleute eine Methode, die auf Giuseppe Fiorelli zurückgeht. Gips wird in Hohlräume gegossen, die einst von organischem Material gefüllt waren. In der Villa di Poppea entstanden so Abgüsse von Tür- und Fensterrahmen.

In einigen Gipsformen sind noch Holzreste erhalten. Für Ingenieurinnen und Ingenieure ist das besonders aufschlussreich. Die Abgüsse liefern Daten zu Querschnitten, Holzarten und Verbindungstechniken. Sie zeigen, dass römische Zimmerleute mit hoher Präzision arbeiteten.

Antike Statik und Thermik

Der neu entdeckte Apsisraum liefert auch statische Erkenntnisse. Die Römer nutzten Opus caementicium, einen frühen Beton aus Kalkmörtel und vulkanischer Asche. Die halbrunde Form der Apsis leitete Druckkräfte effizient ab. Zugspannungen wurden minimiert.

Im oberen Bereich verwendeten die Baumeister leichtere Zuschläge wie Bims. Unten kamen schwerere Gesteine zum Einsatz. Dieses Materialgefälle reduzierte das Eigengewicht und erhöhte die Stabilität.

Da der Raum vermutlich Teil des Badebereichs war, spielte auch die Thermik eine Rolle. Apsiden wurden oft nach Süden ausgerichtet. Dicke Wände speicherten Wärme. Hinter den Wandverkleidungen verliefen Hohlziegel, durch die heiße Luft aus der Hypokaustenheizung strömte.

Hypokausten: Effiziente Wärmeverteilung

Das Heizsystem der Villa funktionierte nach dem Prinzip der Hypokausten. Ein Ofen, das Praefurnium, erzeugte heiße Rauchgase. Diese strömten unter den Fußboden, der auf kleinen Ziegelpfeilern ruhte.

Der Boden speicherte die Wärme und gab sie langsam ab. Zusätzlich führten Wandkanäle die heiße Luft nach oben. Das System kombinierte Strahlungs- und Konvektionswärme. Für die Bewohnenden bedeutete das gleichmäßige Temperaturen ohne Rauchbelastung.

Mosaike als Bauwerk

Auch die Mosaikböden folgen klaren technischen Regeln. Sie bestehen aus mehreren Schichten. Ein grobes Fundament sorgt für Drainage. Darüber liegen Kies- und Mörtelschichten. Erst auf der obersten Lage wurden die Tesserae gesetzt.

Nach dem Verlegen schliffen die Handwerkenden die Oberfläche. Dieser Schritt verdichtete den Mörtel und machte den Boden widerstandsfähig. Die Mosaike der Villa zeigen, dass diese Technik über Jahrtausende funktioniert hat.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.