Gereon im Ukrainekrieg: Was die größte Roboterflotte der Welt kann
Deutsch-ukrainische Kooperation baut größte militärische Robotikflotte auf – mit vernetzter Technik, lokaler Produktion und Mithra OS.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU, Mitte r) lässt sich von Marc Wietfeld (M), CEO von ARX Robotics, ein ferngesteuertes Transportfahrzeug bei der Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine erklären.
Foto: picture alliance/dpa | Michael Kappeler
Die Ukraine baut mit Technologie des Münchner Unternehmens ARX Robotics eine vernetzte Flotte unbemannter Landfahrzeuge auf. Die Gereon-Systeme unterstützen Logistik, Aufklärung und Rettung. Ein Teil der Produktion findet inzwischen in der Ukraine statt, um Lieferketten zu stabilisieren und lokales Know-how aufzubauen.
Schon seit Anfang des Jahres rollen die ersten Fahrzeuge der Gereon-Serie durch ukrainische Einsatzgebiete. Die Maschinen transportieren Material, liefern Aufklärung und helfen Verwundeten. Jetzt folgt ein weiterer Großauftrag. Die Zahl der Systeme steigt damit auf mehrere Hundert – laut ARX die weltweit größte militärische Robotikflotte am Boden.
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Eine Armee kleiner Kettenfahrzeuge
Die Gereon-Systeme sehen auf den ersten Blick aus wie Mini-Panzer. Ihre Aufgabe ist klar: Sie sollen Soldaten entlasten, indem sie monotone, riskante oder körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten übernehmen. Dazu gehören Transportfahrten, das Aufspüren von Bewegungen im Gelände oder das Bergen Verwundeter.
Das alles funktioniert nur, wenn die Fahrzeuge miteinander kommunizieren. Dafür setzt ARX auf „Mithra OS“. Das Betriebssystem bündelt Sensoren, autonome Funktionen und Schnittstellen zu anderen Systemen. Die Idee: Ein Verbund von Robotern reagiert schneller als einzelne Einheiten. Mithra OS verteilt Aufgaben, koordiniert Bewegungen und kann flexibel auf neue Situationen reagieren.
In einfachen Worten: Die Roboter sollen sich wie ein gut eingespieltes Team verhalten – selbst dann, wenn sich die Lage minütlich ändert.
Produktion in der Ukraine
RX Robotics fertigt die Fahrzeuge nicht mehr ausschließlich in Deutschland. Ein eigenes Werk in der Ukraine produziert bereits Teile der Systeme. Lokale Unternehmen liefern Komponenten zu und bauen so eigene Fähigkeiten auf. Die Lieferkette wird damit stabiler. Die Produktion läuft schneller an. Und das Know-how bleibt im Land.
Igor Kornilov, CEO von ARX Ukraine, beschreibt es so: „Wir bauen Kapazitäten und Kompetenzen in der Ukraine auf, die über den Auftrag hinaus Wert schaffen.“
Vernetzte Verteidigung über mehrere Bereiche
Die Ukraine setzt die Systeme nicht nur im Bodenkrieg ein. Die Fahrzeuge sind Teil eines größeren digitalen Verbunds. Drohnen, Sensoren, mobile Kommandostellen und nun diese Roboter können über offene Schnittstellen Daten austauschen. Das Ziel ist ein Lagebild, das sich laufend aktualisiert und schneller Entscheidungen ermöglicht.
Marc Wietfeld, Mitgründer und CEO von ARX Robotics, fasst es im OMR-Podcast so zusammen: „Mit dem Ausbau der vernetzten Gereon-Flotte skalieren wir eine Schlüsselfähigkeit mit der Ukraine und stärken die deutsch-ukrainische Partnerschaft.“
Die flottenweite Vernetzung soll folgende Punkte verbessern:
- die Geschwindigkeit, mit der Informationen geteilt werden
- die Reaktionszeiten im Einsatz
- die Belastbarkeit der logistischen Abläufe
Kurz gesagt: Die Ukraine will weniger improvisieren müssen und mehr automatisiert ablaufen lassen.
Vom Bundeswehr-Offizier zum Robotik-Unternehmer
Die Geschichte hinter ARX Robotics beginnt lange vor dem ersten Auftrag. Marc Wietfeld war 14 Jahre Soldat und machte seine Ausbildung zum Infanterieoffizier. Schon damals fragte er sich, wie moderne Technologien die bisherige Taktik verändern könnten. Ohne Drohnen, o hne KI, ohne fortgeschrittene Sensorik fühlte sich vieles aus der Zeit gefallen an. Seine Erkenntnis fasste er später so zusammen: „Wir hätten diesen Angriff jetzt nicht überlebt.“
Diese Einsicht brachte ihn dazu, ARX Robotics zu gründen. Gemeinsam mit seinen Mitgründern startete er 2020 – in einer Phase, in der kaum jemand in Europa in Verteidigungstechnologie investieren wollte. Die Gründer räumten sogar ihre privaten Konten leer. Erst die veränderte sicherheitspolitische Lage führte dazu, dass Venture Capital in den Bereich floss.
Heute zählt ARX zu den am schnellsten wachsenden Defense-Tech-Unternehmen Europas. Die Firma hat Kapital in dreistelliger Millionenhöhe eingesammelt und ist an mehreren internationalen Projekten beteiligt.
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