i8 in München: Was das prämierte Holzhybridbüro so besonders macht
Nachhaltiger Neubau i8: Holzhybridstruktur, recycelte Fassade und biophile Innenräume formen Münchens modernes Bürogebäude.
Das Bürogebäude i8 im Münchner Werksviertel: Holz-Hybrid-Konstruktion und recycelte Aluminiumfassade als zentrales Gestaltungselement.
Foto: Yohan Zerdoun, R&S Immobilienmanagement GmbH
Wer heute durch das Münchner Werksviertel geht, trifft auf eine Mischung aus industrieller Erinnerung und moderner Stadtentwicklung. Genau in diesem Spannungsfeld steht das i8: ein neues Bürogebäude, das Holz als konstruktives Rückgrat nutzt und damit gleichzeitig Atmosphäre, Klimabilanz und architektonische Identität prägt. Das Gebäude wurde direkt nach Fertigstellung vollvermietet und bereits mehrfach ausgezeichnet – zuletzt mit dem German Design Award 2026 als „Winner“ sowie dem ZIA Office Award.
Sobald Sie das i8 betreten, verändert sich die Wahrnehmung. Es riecht nach Holz, die Raumakustik wirkt warm, Tageslicht fällt tief ins Foyer. Diese Eindrücke sind nicht Zufall, sondern Ergebnis eines Planungskonzepts, das die Holzhybridbauweise nicht versteckt, sondern sichtbar macht. „Das Gebäude funktioniert wie ein begehbares Möbel – jedes Detail ist sichtbar, spürbar und funktional durchdacht“, sagt Tom Stehmann, Projektleiter bei der R&S Immobilienmanagement GmbH.
Inhaltsverzeichnis
Holz als struktureller Kern des Gebäudes
Das dänische Architekturbüro C.F. Møller entwarf das i8 als Hybridkonstruktion aus Holz und Beton. Drei Betonkerne übernehmen die Aussteifung, während rund 1700 m³ BauBuche die tragende Struktur bilden. Die Menge entspricht einer CO₂-Bindung von über 2300 t – ein direkter Klimanutzen, der nicht erst beim Betrieb, sondern bereits in der Bauphase wirkt.
Die Fassade besteht zu großen Teilen aus Recycling-Aluminium, das aus stillgelegten Bauteilen wiederverwendet wurde. Die Farbgebung – ein gedämpftes Grün – ist eine Referenz an das Werksviertel: Die Farbe DB601, ein traditioneller Eisenglimmer-Farbton der Deutschen Bahn, verweist auf den Ostbahnhof und dessen eisenbahnhistorische Infrastruktur.
Die Hybridbauweise reduziert laut Bauherrschaft die CO₂-Emissionen gegenüber massiven Bauformen um rund 50 %. Das Projekt trägt zusätzlich die LEED-Platin-Zertifizierung, die höchste Stufe des US-amerikanischen Nachhaltigkeitslabels.

Blick ins Atrium des i8: Offene Sitzstufen, warme Materialien und ein klarer Sichtbezug zwischen den Geschossen.
Foto: Yohan Zerdoun, R&S Immobilienmanagement GmbH
Raumkonzept zwischen Holz, Licht und Hoteldesign
Im Inneren bleibt Holz die prägende Linie. Tragende Stützen, Decken, sichtbare Schichten der Furnierschichtholz-Konstruktion – alles bleibt offen und bildet eine warme und zugleich klare Raumstruktur. Für den Innenausbau des Mieters Synopsys entwickelte das Planungsbüro Gensler ein biophiles Konzept, das diese Idee weiterführt: zoniertes Licht, Naturmaterialien und modulare Möbel, die an hochwertige Hotels erinnern.
Laut Philip Tidd, Regional Client Relationship Leader Europe bei Gensler, zeigt sich die Wirkung unmittelbar: „Mieter wie Synopsys berichten von einer 50%igen Steigerung der Büroanwesenheit nach dem Umzug ins i8 im Frühjahr 2025.“
Flexible Bürotypologien und ein Atrium als sozialer Treffpunkt
Das Gebäude bietet 21000 Quadratmeter Mietfläche, verteilt auf sechs Geschosse. Die Einheiten lassen sich ab etwa 600 Quadratmetern teilen. Das schafft Flexibilität für Start-ups, Techunternehmen oder Finanzdienstleistende, die ihre Flächen modular anpassen wollen.
Zentrum des Gebäudes ist ein hohes Atrium, das sich über alle Geschosse zieht. Geschliffene Betonböden, Holzoberflächen und viel Tageslicht verbinden die Etagen miteinander. Die Sitztreppen und offenen Kommunikationszonen fördern spontane Begegnungen. Der Raum wird auch als Eventfläche genutzt – laut Betreiber für Veranstaltungen mit bis zu 600 Personen.
Ein Sheddach mit Photovoltaik und elektrochromer Verglasung steuert Licht und Energieeintrag. Ergänzt wird das Angebot durch Fahrradstellplätze mit Ladepunkten und Tiefgaragenplätze mit E-Mobility-Infrastruktur.

Synopsys-Büro im i8: Offene Strukturen und natürliche Materialien unterstützen konzentriertes Arbeiten.
Foto: Gensler
Gesundheitseffekte durch Holz
Holz beeinflusst nicht nur Raumatmosphäre, sondern auch physiologische Parameter. Studien zeigen, dass Holzoberflächen Stress senken, die Herzrate stabilisieren und Cortisol reduzieren können. Viren überleben auf Holz zudem deutlich kürzer als auf Metall oder Kunststoff. Für Bürogebäude, in denen viele Menschen aufeinandertreffen, ist das ein relevanter Aspekt.
Das i8 kombiniert diese Wirkungen mit einer guten Raumakustik, hoher Luftqualität und einem sichtbaren Materialkonzept, das bewusst auf Natürlichkeit setzt.
Blick auf das Werksviertel
Das Werksviertel gilt als eines der großen städtebaulichen Transformationsprojekte Münchens. Wo früher Industriebetriebe, Containerlager und der Kunstpark Ost lagen, entsteht ein Quartier für Arbeit, Wohnen, Gastronomie und Freizeit. Der iCampus, zu dem das i8 gehört, umfasst rund 120.000 Quadratmeter Geschossfläche. Acht Gebäude sind bereits vollvermietet, darunter die historische i1-Rhenania-Villa und das House of Communication.
Das i8 markiert architektonisch einen Eingangsbereich des Areals. Der östliche Gebäudeflügel öffnet sich zu einem Park mit Altbaumbestand. Zusammen mit Restaurants, Hotels, Fitnessangeboten und Bouldermöglichkeiten entsteht ein urbanes Ensemble, das Arbeit und Alltag verzahnt.
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