Haus 28 komplettiert Campus Neue Balan in München
Architektur trifft New Work: Dort wo einst Siemens und Infineon zuhause waren, steht nun ein preisgekröntes Bürogebäude im Bauhausstil.

Die Architekten von Haus 28 ließen sich vom Bauhaus-Stil inspirieren.
Foto: Allgemeine Südboden/Boos
Mit dem neuen Haus 28 ist der Wandel im Münchner Osten architektonisch abgeschlossen. Was früher eine industrielle Fläche von Siemens war, ist heute ein lebendiger Campus für Technologie, Kreativität und modernes Arbeiten. Die Allgemeine Südboden hat mit dem Neubau das letzte fehlende Element im Ensemble entlang der Balanstraße geschaffen. Das Gebäude verbindet klassische Bauhaus-Elemente mit aktuellen Anforderungen an Flexibilität, Nachhaltigkeit und Raumkomfort.
Inhaltsverzeichnis
Der Campus Neue Balan – ein Viertel im Wandel
Der Campus Neue Balan liegt im Münchner Stadtteil Ramersdorf-Giesing. Zwischen Balanstraße, Claudius-Keller-Straße und Sankt-Martin-Straße erstreckte sich dort einst ein großes Siemens-Areal. Auf rund 100.000 m² entwickelte der Konzern in den 1950er Jahren ein Zentrum für Halbleitertechnik. Der Architekt Hans Maurer prägte die Gestaltung mit funktional klaren Büro-, Labor- und Fabrikgebäuden. Die Formsprache orientierte sich bereits damals am Bauhaus-Stil: sachlich, strukturiert und nutzungsbezogen.
Nach dem Wegzug von Infineon 2006 ging das Gelände an die Allgemeine Südboden über. Das Unternehmen verfolgte ein Konzept der bestandsorientierten Transformation: sanieren, weiterbauen, modern nutzen. Heute beherbergt die Neue Balan eine Vielzahl an Unternehmen – von Softwareentwicklung über Designagenturen bis hin zu Hochschulen und Gastronomie.

Frontansicht von Haus 28.
Foto: Allgemeine Südboden/Boos
Haus 28: Letzter Baustein mit klarer Sprache
Mit Haus 28 ist die Entwicklung des Campus räumlich abgeschlossen. Der Neubau schließt die letzte Lücke in der sogenannten „Perlenschnur“ entlang der Balanstraße. Dort fügt sich das fünfgeschossige Gebäude mit Staffelgeschoss nahtlos in die bestehende Bebauung ein. Auffällig sind die großen Fensterflächen, die rhythmisch in die Fassade eingeschnitten sind. Diese sorgen für viel Tageslicht in den tiefen Grundrissen.
Dr. Norbert Weickenmeier, Architekt des Campus Neue Balan, beschreibt die Idee so:
„Mit der klaren, unaufgeregten Formsprache haben wir das Haus 28 ganz in der Tradition des Neuen Bauens weiterentwickelt. Das Design bleibt als Konsequenz von Ort, Material, Konstruktion und Funktion zeitlos.“

Blick in den Innenhof von Haus 28.
Foto: Allgemeine Südboden/Boos
Architektur mit Struktur – für New Work gedacht
Die innere Struktur des Hauses ist flexibel. Ein Achsmaß von 1,25 m erlaubt unterschiedlichste Grundrissvarianten. Vom Loft mit verglastem Raum-im-Raum-Konzept bis zu kleinteiligen Büros ist alles möglich. Der Innenausbau erfolgt jeweils in Abstimmung mit den Mietparteien. Erste Flächen wurden bereits an einen Technologiekonzern vergeben.
Das Gebäude bietet rund 28.300 m² vermietbare Büro- und Showroomfläche. Hinzu kommen ca. 1.900 m² Lagerflächen und eine Tiefgarage mit 284 Stellplätzen. Auch auf Mobilfunkempfang wurde geachtet – die Tiefgarage ist voll versorgt.
Zentrale Elemente wie vier Personenaufzüge, thermisch aktive Deckensegel zur Raumklimatisierung, elektrische Außenjalousien und die Nutzung von Fernwärme und Fernkälte unterstreichen den technischen Anspruch.
– Flächen: ca. 28.300 m² Büro/Showroom, ca. 1.900 m² Lager, 284 Stellplätze
– Raumklima: Betonkernaktivierung & thermisch aktive Deckensegel
– Energie: Fernwärme/-kälte, hohe Energieeffizienz
– Licht: Großzügige Fensterflächen, Tageslichtnutzung
– Ausbau: flexibel dank Trockenbau und Hohlraumböden
– Erschließung: vier Aufzüge, vier zentrale Treppenhäuser
Verbindung zum Außenraum: Licht, Luft und Austausch
Zum Campus hin öffnet sich das Gebäude mit einer überdachten Sitztreppe – ein Ort für Austausch und informelle Begegnung. Zwei begrünte Innenhöfe sorgen für Licht und Aufenthaltsqualität im Inneren. Auf dem Dach schaffen Terrassen mit Blick über München bis hin zu den Alpen zusätzliche Aufenthaltsräume.
Diese Verbindung von Architektur und Natur folgt dem Geist des Bauhauses. Der Mensch steht im Mittelpunkt, die Technik unterstützt das Funktionieren des Ganzen.
Bettina Krause von Südboden betont: „Der Campus Neue Balan hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der nachgefragtesten Standorte für innovative und kreative Unternehmen in München entwickelt.“

Freitreppe und Aufgang von Haus 28.
Foto: Allgemeine Südboden/Boos
Ausgezeichnetes Design mit Vorbildern in der Geschichte
Das neue Gebäude orientiert sich an historischen Beispielen wie der Textilfabrik von Mies van der Rohe in Krefeld oder dem Fiat-Werk Lingotto in Turin. Auch dort wurde Architektur aus der Funktion heraus entwickelt – mit Blick auf Klarheit und Dauerhaftigkeit.
Für seine Gestaltung wurde Haus 28 mit dem „German Design Award 2025“ in der Kategorie „Excellent Architecture“ ausgezeichnet.
Vom Industriestandort zum kreativen Zentrum
Die Balanstraße selbst ist nach einem Ort im heutigen Frankreich benannt – Schauplatz einer entscheidenden Schlacht im Deutsch-Französischen Krieg. Die heutige Umgebung wurde im 19. und 20. Jahrhundert nach und nach industrialisiert. Besonders mit Siemens & Halske, später Infineon, entwickelte sich das Viertel zur Keimzelle der Münchner Elektronikindustrie.
Mit der Entstehung des Campus Neue Balan wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die Mischung aus Bildung, Wirtschaft, Freizeit und Gastronomie spiegelt einen ganzheitlichen Ansatz wider. Gebäude wie Haus 28 führen die Industriegeschichte der Fläche fort – mit zeitgemäßen Mitteln und in neuer Funktion.
Ein Beitrag von: