Backstein trifft Neubau: Halle entdeckt die Freyberg Brauerei neu
Halle schreibt Geschichte neu: Aus der Freyberg Brauerei wird ein lebendiges Stadtquartier zwischen Tradition und Moderne.
Alte Brauerei, neues Leben: Die Freyberg Brauerei in Halle erstrahlt als modernes Wohnprojekt mit Saaleblick.
Foto: MedienMensch Kreativarbeit
Es riecht längst nicht mehr nach Malz und Hopfen, sondern nach frischer Farbe und neuem Leben: Die Freyberg Brauerei in Halle (Saale) ist zurück – allerdings nicht als Produktionsstätte für Bier, sondern als lebendiges Wohnquartier mit Geschichte. Was einst die größte Brauerei Mitteldeutschlands war, hat sich in ein modernes Stadtquartier verwandelt, das Vergangenheit und Gegenwart auf charmante Weise verbindet.
Inhaltsverzeichnis
Vom Braukessel zur Wohnküche
Das Gelände an der Glauchaer Straße 50 war über Jahrzehnte ein Ort intensiver Arbeit. Hier stampften Lastpferde über das Kopfsteinpflaster, die Schornsteine rauchten, und Bierwagen rollten Richtung Innenstadt. Heute liegt auf dem rund 8300 m² großen Areal ein Ensemble aus elf Gebäuden, die den industriellen Geist vergangener Zeiten bewahren – und doch völlig neue Funktionen erfüllen.
Insgesamt 210 Wohnungen mit knapp 16.000 m² Mietfläche sind entstanden, ergänzt um eine kleine Gewerbeeinheit und 137 PKW-Stellplätze. Etwa die Hälfte der Wohnungen befindet sich in denkmalgeschützten Gebäuden – mit der Energieeffizienzklasse KfW-Denkmal – die andere Hälfte in Neubauten, die dem KfW-55-Standard entsprechen.
„Das Gebäudeensemble ist einzigartig schön und hochwertig. Es ist mit seiner Kombination aus Alt- und Neubau und der Wasserlage ein Unikat in Halle“, sagt Arnaud Ahlborn, Geschäftsführer der INDUSTRIA Immobilien, die das Projekt entwickelt hat.
Zwischen Jugendstil und Backsteinexpressionismus
Die Freyberg Brauerei hat Geschichte – und zwar eine, die man sehen kann. Die ältesten Gebäude stammen aus dem Jahr 1884. Errichtet wurden sie im Burgenstil mit ihren markanten Zinnen und roten Backsteinen. Besonders ins Auge fällt das Jugendstilgebäude direkt an der Saale, das 1912 entstand. Es trägt mit seiner breiten, ornamentierten Fassade bis heute den Geist jener Zeit in sich.
Erweiterungen folgten in den 1920er-Jahren: markante Treppenhaustürme, expressionistische Formen, klare Linien. Damals galt die Brauerei als größte in Mitteldeutschland, 1931 erreichte der Jahresausstoß rund 100.000 Hektoliter. Unter der Leitung der Familie Freyberg, die das Unternehmen seit 1879 prägte, war die Brauerei weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen verstaatlicht und firmierte als „VEB Brauhaus Halle“. Unter verschiedenen Namen – zuletzt „Meisterbräu“ – floss hier bis 1990 Bier aus den Leitungen. Danach endete die Produktion.
Jahrzehnte des Stillstands – und ein Neuanfang
Nach der Wende stand das Gelände lange leer. 2000 zerstörte ein Brand große Teile der Anlage. Was blieb, war eine beeindruckende, aber stark beschädigte Fassade direkt an der Saale. Erst 2019 begann die eigentliche Wiederbelebung. Unter dem Projekttitel „Lofts mit Saale-Blick“ nahm die INDUSTRIA Immobilien das Vorhaben in Angriff – mit einem klaren Ziel: Den Charakter bewahren, aber Raum für Neues schaffen.
„Die Wohnungen finden einen sehr positiven Anklang bei potenziellen Nutzer*innen. Das Ensemble bietet durch seine Lage und Geschichte eine besondere Wohnqualität“, so Ahlborn weiter.
Elmar Limley, Portfoliomanager der INDUSTRIA, ergänzt: „Wir bedanken uns bei sämtlichen Planenden und Bauunternehmen, insbesondere bei der phb GmbH aus Kabelsketal, für die Zusammenarbeit. Unsere Erfahrung mit früheren Revitalisierungsprojekten hat sich hier ausgezahlt.“

Die Fassade der ehemaligen Freyberg Brauerei steht unter Denkmalschutz.
Foto: MedienMensch Kreativarbeit
Modernes Wohnen im historischen Gewand
Das Projekt trägt den passenden Namen FREYBERG’S – modern, selbstbewusst, mit einem Hauch Geschichte. Die Wohnungen bieten zwischen 33 und 173 m² Platz für alle Lebenslagen – von der Singlewohnung bis zum Familiendomizil mit sechs Zimmern.
Echtholzparkett, Fußbodenheizung, Einbauküchen und teilweise bodentiefe Fenster schaffen modernen Komfort. In vielen Wohnungen öffnen sich Balkone oder Terrassen mit Blick auf die Saale. Die Begrünung im Innenhof sorgt für eine kleine Oase inmitten der Stadt – mit Sitzgelegenheiten, einem Spielbereich für Kinder und Platz für Fahrräder.
Für Mobilität ist ebenfalls gesorgt: 250 Fahrradstellplätze, 137 Tiefgaragenplätze – darunter 16 mit E-Ladestationen – sowie ein Stellplatz für Motorräder oder Kleinwagen. Die Tiefgarage wird voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2025 vollständig nutzbar sein.
Eine Adresse mit Geschichte – und Zukunft
Nur zehn Minuten zu Fuß trennen das Areal von der Altstadt Halles. Der Bahnhof ist sechs Minuten entfernt, der Flughafen Leipzig/Halle rund 20 Minuten. Wer hier wohnt, lebt also mitten in der Metropolregion, aber mit Blick aufs Wasser.
Die Lage direkt an der Saale verleiht dem Projekt eine besondere Atmosphäre. Wo einst Bier gebraut wurde, entsteht heute ein Stück neues Stadtleben – offen, durchmischt, urban. Das Konzept spricht Menschen an, die Historie schätzen, aber nicht auf Komfort verzichten wollen.
Dass die Revitalisierung gelungen ist, liegt nicht zuletzt am respektvollen Umgang mit dem Bestand. Denkmalgeschützte Fassaden wurden bewahrt, die Proportionen der historischen Gebäude respektiert, und wo Neues entstand, fügt es sich harmonisch ein.
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