Erfolgreiche Umnutzung 11.11.2024, 12:19 Uhr

Ausgezeichnete Architektur: Altes DDR-Schwimmbad wird Wohnanlage

Preisgekrönte Umnutzung: Aus dem Schwimmbad Lankow in Schwerin werden nachhaltige Wohnungen im Holz-Fertigbau.

Schwimmbad wird zur Wohnanlage

Wo einst Kinder in DDR das Schwimmen lernten, ist nun eine moderne Wohnanlage entstanden.

Foto: Jörn Lehmann

Die Dyckerhoff-Stiftung würdigte die Umwandlung der Volksschwimmhalle Lankow in Schwerin in Wohnraum. Architekt Ulrich Bunnemann setzte auf nachhaltigen Holz-Fertigbau und schuf ein modernes, umweltfreundliches Wohnkonzept, das gleichzeitig historische Elemente des ursprünglichen Betonbaus bewahrt.

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Ein Preis für innovative Betonarchitektur

Die Dr.-Ing. Edith und Klaus Dyckerhoff-Stiftung verlieh 2023 erstmals den „Klaus-Dyckerhoff-Preis für Architektur – Lang lebe der Beton!“. Ziel dieser Auszeichnung ist es, die kreative und nachhaltige Revitalisierung von Betonbauten zu fördern. Prämiert werden Projekte, die Betongebäuden ein neues Leben schenken, den Gebäudebestand nachhaltig nutzen und die ökologische Bilanz verbessern. Der Preis zeichnet Architektinnen und Architekten sowie Bauherrinnen und Bauherren aus, die innovative Lösungen für die Umnutzung und Erweiterung von Betonbauten entwickeln.

HP-Schalendach

Das einzigartige HP-Schalendach war in die Jahre gekommen, konnte jedoch erhalten werden.

Foto: Schelfbauhütte

In diesem Jahr ging die Auszeichnung an die frühere Volksschwimmhalle Lankow in Schwerin. Die Jury lobte das Projekt für seine „außergewöhnliche Qualität und Stimmigkeit des Gesamtkonzeptes“. Besonders hervorgehoben wurde die innovative Umnutzung, die den alten Schwimmbadbau mit neuen Wohnkonzepten verbindet und gleichzeitig auf nachhaltige Bauweise setzt.

Ein architektonisches Juwel der DDR-Zeit

Die Volksschwimmhalle Lankow wurde 1976 als sogenannter „Typ B – Bitterfeld“ erbaut und verfügte über ein 25-Meter-Schwimmbecken, ein Nichtschwimmerbecken und eine Sauna. Die Betonbauweise der Anlage basierte auf einem Stahlbetonskelett mit vorgefertigten Stützen und Riegeln, während das Dach aus markanten HP-Schalen bestand – eine Konstruktion des Architekten Herbert Müller, die insbesondere in den 1960er- und 70er-Jahren in der DDR weit verbreitet war. Die Schalenform ermöglichte trotz geringer Materialstärke eine große Spannweite und verlieh dem Bauwerk ein einzigartiges Aussehen.

Schwimmbad vor dem Umbau

An Schwimmen war vor dem Umbau der Volksschwimmhalle schon lange nicht mehr zu denken.

Foto: Schelfbauhütte

Dieses Baukonzept, das auch als Material sparend und kostengünstig galt, stellt heute ein seltenes architektonisches Erbe dar: Das HP-Schalendach der Lankower Schwimmhalle ist das einzige seiner Art in Mecklenburg-Vorpommern, das die Zeit überstanden hat.

Einzigartiges Nutzungskonzept verhindert den Abriss

Als das Schwimmbad in den 2010er-Jahren leerstand und die Stadt Schwerin den Abriss plante, rettete Architekt Ulrich Bunnemann das Gebäude durch ein kreatives Nutzungskonzept. Er konnte die Stadt zum Verkauf bewegen und verwandelte das Schwimmbad in moderne Wohnräume. Diese beinhalten 16 Zwei- bis Dreizimmer-Wohnungen, die zu bezahlbaren Preisen vermietet werden.

Moderne Wohnungen in Holzbauweise

In der Volksschwimmhalle entstanden durch Holzbauweise moderne Wohnungen.

Foto: Jörn Lehmann

Teile des Schwimmbeckens blieben erhalten und dienen heute als Reha-Einrichtung und Raum für Kinder-Schwimmkurse. Die Jury würdigte diesen Erhalt und das soziale Engagement für die Gemeinde besonders. Die Umnutzung, die Alt und Neu harmonisch verbindet, wird als „mustergültiges Konzept“ bezeichnet, das als Vorbild für weitere Sanierungsprojekte dienen soll.

Nachhaltigkeit im Fokus

Das Projekt steht auch für innovative, nachhaltige Baukonzepte. Die Schelfbauhütte, das Architekturbüro von Ulrich Bunnemann, setzte auf vorgefertigte Holzbauelemente. Diese industriell gefertigten Holzstrukturen mussten vor Ort nur noch zusammengesetzt werden, was den Bauprozess effizient und ressourcenschonend machte. „Wir haben hier ein Fertigteilsystem im Fertigteilgebäude geschaffen“, so beschreibt Bunnemann das Prinzip. Die Verwendung des nachwachsenden Rohstoffs Holz ist dabei besonders umweltfreundlich und ermöglicht bei Bedarf eine spätere Rückbaubarkeit.

Kleines Schwimmbecken

Ein kleines Schwimmbecken für Reha und Kinderschwimmen nimmt die frühere Nutzung wieder auf.

Foto: Jörn Lehmann

Zusätzlich wurde das Gebäude umfassend gedämmt und auf Energieeffizienz getrimmt. Die Außenwände erhielten eine Dämmung aus Zellulose, und die neuen Fenster sind dreifach verglast. Das Regenwasser, das auf dem Dach gesammelt wird, findet als Brauchwasser Verwendung, und eine PV-Anlage auf dem Dach liefert einen Großteil des Energiebedarfs. Die Heizung erfolgt über das regionale Fernwärmenetz.

Reminiszenzen an das ursprüngliche Schwimmbad

Ein besonderes Element der Umgestaltung ist die Offenlegung der charakteristischen HP-Schalen des Daches. Diese Konstruktion, die zuvor verborgen war, ist heute ein zentrales gestalterisches Element des Foyers. Die Schalen entfalten durch ihre freigelegte Struktur eine beeindruckende visuelle Wirkung.

Foyer

Blick ins Foyer mit Galerie und Liftplattform im Hintergrund.

Foto: Jörn Lehmann

Auch kleine Details aus der Schwimmbadzeit wurden erhalten, wie ein alter Startblock und originalgetreu rekonstruierte Fliesen, die an das frühere Schwimmbecken erinnern. Für viele Bewohnerinnen und Bewohner, die das Gebäude als Kinder besuchten, bleibt so ein Stück Identität und Geschichte erhalten.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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