VDMA-Initiative 07.12.2012, 20:10 Uhr

Maschinenbau-Studium: Abbrecher-Quote senken

Maschinenbau und Elektrotechnik stehen bei Studienanfängern hoch im Kurs. Doch an Universitäten wirft jeder zweite Maschinenbau-Student vor dem Abschluss hin; auch an Fachhochschulen ist die Abbruchquote mit 34 % hoch. Mit der Initiative „Maschinenhaus“ will der VDMA dies ändern.

Hohe Abbrecherquote bei Maschinenbau-Studenten.

Hohe Abbrecherquote bei Maschinenbau-Studenten.

Foto: GISMA

„Unsere Mitgliedsunternehmen brauchen immer mehr Ingenieure aus Maschinenbau und Elektrotechnik. Wir können die hohe Zahl der Studienabbrecher so nicht hinnehmen“, sagt Hartmut Rauen, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Rund 170 000 Ingenieure arbeiten in der Branche, 70 000 mehr als 1995. Die Ingenieurquote stieg seither kontinuierlich von 10 % auf über 16 %.

Der Nachwuchs aber bleibt aus, obwohl sich wieder mehr Einsteiger in Ingenieurfächer einschreiben. Die Krux: Nur jeder zweite Maschinenbau- und Elektrotechnikstudent an den Universitäten bleibt bis zum Bachelorabschluss am Ball an Fachhochschulen bricht ein Drittel von ihnen ab. „Desaströs“ nennt Rauen diese Bilanz. Sein Verband investiert nun rund 2 Mio. € in die Initiative „Maschinenhaus“, die mit Fakultäten, Studierenden und externen Experten die Ursachen der Misere analysieren und Auswege aufzeigen soll.

Maschinenbau-Studium: Nur ein Sechstel der Lehrstühle will Studierende besser unterstützen

Im ersten Schritt hat das Institut für Hochschulforschung (HIS) Fakultäten befragt. Von 230 Angeschriebenen stellten sich 140 der Befragung. Was diese offenbart, hat mit Einsicht wenig zu tun. Gut die Hälfte sieht die Studierenden in der Verantwortung. Ein Drittel hat sich keine konkreten Ziele zum Studienerfolg gesetzt. Von den anderen zwei Dritteln haben ganze 41 % das Ziel, die Erfolgsquote zu heben. Nur ein Sechstel der Lehrstühle hat sich vorgenommen, Studierende mehr zu unterstützen und für bessere Studierbarkeit zu sorgen.

Dabei sind die Motive der Studienabbrecher ein einziger Ruf nach mehr Unterstützung. Das Gros ist fachlich überfordert. Gerade wenn zwischen Abitur und Studienbeginn mehr als ein Jahr liegt, tun sich 62 % schwer, Vergessenes zu reaktivieren. Jedem zweiten Bachelorstudenten fehlen in dieser Situation Zuspruch und Motivation der Lehrenden. Hinzu kommt Zeitdruck. Über 40 % der angehenden Ingenieure halten einen Auslandsaufenthalt angesichts der straffen Bachelorstudiengänge für illusorisch.

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VDMA-Initiative startet Fallstudien zum Maschinenbau-Studium an verschiedenen Fakultäten

Um die Befragungsergebnisse zu vertiefen, startete die Initiative an sieben Fakultäten Fallstudien. Ein wiederkehrendes Defizit: Brückenkurse für Einsteiger, Evaluation von Lehrveranstaltungen oder didaktische Fortbildungen werden zwar durchgeführt, ihr Erfolg aber nicht gemessen. Kompetenzgerangel sowie das Gefühl von Fremdbestimmung und einer zusätzlichen Arbeitsbelastung durch Qualitätsmanagement-(QM)-Maßnahmen sorgen für weitere Reibungsverluste. Viele Befragte sehen allenfalls Chancen auf Verbesserung, wenn der akademische Mittelbau verstärkt und mehr Tutoren- und Mentorenprogramme angeboten werden, um schulische Defizite der Einsteiger zu beheben.

Rauen kann das nachvollziehen: „Besserer Beratung und Begleitung der Studierenden in der Anfangsphase kommt besonders hohe Bedeutung zu“, erklärt er. Motivationsschreiben, Aufnahmegespräche, Vorpraktika oder auch teambildende Praxisprojekte könnten helfen, Einsteiger in die Spur zu bringen. Schon vorab sei es in Kooperation mit Schulen möglich, potenzielle Studienanfänger für die schwierige Eingangsphase zu sensibilisieren.

Maschinenbau: Vorsemester soll Lücken in Mathematik und Physik schließen

Auch regt er auf Basis der Analyseergebnisse an, vor dem offiziellen Studienstart ein Vorsemester anzubieten. Einsteiger könnten darin Lücken in Mathematik und Physik schließen und – sofern gewollt – erste Bachelor-Punkte sammeln. „Der VDMA hat schon bei der Umstellung auf Bachelor und Master für längere Regelstudienzeiten plädiert, wurde aber nicht gehört“, sagt Rauen.

Nun zeige sich, das Studierende die Anfangsphase je nach Vorbildung und Veranlagung unterschiedlich gut und schnell bewältigen. Zeitliche Flexibilisierung sei geboten, zumal viele Einsteiger nebenher arbeiten müssten und dadurch zusätzlich unter Druck stehen.

Damit es nicht bei Appellen bleibt, hat die Initiative auf Grundlage ihrer Analysen mit den Fakultäten einen Werkzeugkasten mit Maßnahmen, Instrumenten und Indikatoren für bessere Lehre entwickelt. Damit das Rad nicht neu erfunden werden muss, trägt sie Best-Practice-Beispiele zusammen. „Im Grunde handelt es sich um ein QM-System, das an den Ursachen der hohen Abbrecherquote ansetzt“, so Rauen. In Beratungsprojekten an 32 Hochschulen werde man es ab sofort implementieren. Geplant ist zudem, ein Schulungsprogramm aufzubauen. Ab 2013 wird alle zwei Jahre ein mit 100 000 € dotierter VDMA-Hochschulpreis an Hochschulen mit besonders guter Lehre vergeben.

 

Ein Beitrag von:

  • Peter Trechow

    Peter Trechow ist Journalist für Umwelt- und Technikthemen. Er schreibt für überregionale Medien unter anderem über neue Entwicklungen in Forschung und Lehre und Unternehmen in der Technikbranche.

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