Warum der erste Arbeitstag oft über Kündigung oder Bleiben entscheidet
Der erste Arbeitstag – für viele ein Sprung ins kalte Wasser. Ob daraus ein sicherer Start oder ein Bauchklatscher wird, entscheidet sich oft früher, als man denkt. Denn gerade ein schlechter Einstieg kann schnell dazu führen, dass neue Mitarbeitende schon am ersten Tag an eine Kündigung denken.

Studie zeigt: Kündigungsgedanken am ersten Arbeitstag sind weit verbreitet.
Foto: PantherMedia / fizkes
Der erste Arbeitstag in einem neuen Job ist oft geprägt von Aufregung und Unsicherheit. Alles ist neu: die Umgebung, die Aufgaben, die Abläufe – und vor allem die Kolleginnen und Kollegen. Man weiß noch nicht, wie der Alltag abläuft, wer für was zuständig ist oder wie man selbst wahrgenommen wird. Viele verspüren den Druck, sich sofort beweisen zu müssen, kompetent und motiviert zu wirken. Gerade in dieser sensiblen Anfangsphase ist Unterstützung entscheidend – sei es durch ein offenes Team, eine klare Einarbeitung oder einfach durch das Gefühl, willkommen zu sein. Denn wer sich gut aufgenommen fühlt, kann schneller ankommen und seine Stärken zeigen.
Eine aktuelle Umfrage der Personalberatung PageGroup zeigt: 35 % der neuen Mitarbeitenden denken schon am ersten Tag an eine Kündigung. Nur 42 % fühlen sich während des gesamten Onboardings wirklich gut unterstützt. Für Personalverantwortliche heißt das: Ein gut geplanter Start ist kein Extra, sondern ein wichtiger Erfolgsfaktor. Der Onboarding-Prozess muss nicht nur organisatorisch gut laufen, sondern auch menschlich überzeugen – und das vom ersten Kontakt an bis weit über den ersten Arbeitstag hinaus.
Den Start angenehm gestalten
„Unternehmen, die Onboarding strategisch denken, investieren nicht in eine Formalie – sie investieren in Loyalität, Leistung und langfristigen Erfolg”, kommentiert Michael Baier, Senior Managing Director bei Michael Page und Page Contracting für Deutschland und Österreich.
Schon bevor der erste Arbeitstag überhaupt beginnt, lässt sich einiges tun, um den Start angenehm zu gestalten. Viele wünschen sich vorab einfache, praktische Infos – zum Beispiel: Wann soll ich wo sein? Gibt’s einen Dresscode? Was muss ich mitbringen? Der Zeitraum zwischen Vertragsunterschrift und dem ersten Tag wird oft unterschätzt. Dabei ist genau das die Phase, in der Vertrauen aufgebaut wird – oder eben nicht. Laut einer Umfrage haben 41 % der neuen Mitarbeitenden keinen klaren Ablaufplan bekommen. Das sorgt für Unsicherheit und unnötigen Stress – und das noch bevor es richtig losgeht.
Wie Expert*innen empfehlen: Ein gutes Preboarding startet direkt nach der Vertragsunterschrift – und zwar persönlich und klar. Ein Willkommenspaket mit allen wichtigen Infos zum ersten Arbeitstag sollte idealerweise innerhalb von 48 Stunden verschickt werden. Dazu gehören Dinge wie Uhrzeit, Ansprechpartner, Ablaufplan und ggf. Dresscode. Gleichzeitig sollte auch technisch alles vorbereitet sein: E-Mail-Zugang, Software, Laptop – alles, was man für den Start braucht. Ein kurzes Einführungsvideo kann dabei helfen, sich in den IT-Systemen zurechtzufinden. Und ganz wichtig: erste persönliche Kontakte. Ein kurzer Anruf oder ein Video-Gespräch mit dem Team schafft Vertrauen – und nimmt die Aufregung vorm ersten Tag.
Der erste Tag zählt – und zwar richtig
Wer neu startet, braucht ein gutes Gefühl – kein Chaos. Der erste Arbeitstag sollte motivieren, nicht überfordern. Denn: Schon dieser Tag entscheidet oft, ob man sich willkommen fühlt oder wie ein Fremdkörper. Trotzdem berichten 67 % der Befragten, dass es kein Begrüßungsevent gab. 64 % fühlten sich im Team anfangs sogar isoliert. Eine echte verpasste Chance!
So gehts besser:
Der Tag startet idealerweise mit einer persönlichen Begrüßung durch die Führungskraft – vor Ort oder per Video. Das zeigt: Du bist wichtig.
Ein klarer, aber entspannter Tagesplan gibt Orientierung, ohne zu stressen.
Gemeinsames Mittagessen oder ein virtueller Kaffee mit dem Team? Unbedingt! Das bricht das Eis und fördert direkt den Teamgeist.
Besonders hilfreich: ein Buddy oder Mentor, der die ersten Tage begleitet, Fragen beantwortet und beim Einleben hilft. So fühlt sich niemand allein – und der Einstieg wird zum Erfolg.
Onboarding hört nicht nach dem ersten Tag auf
Nur Tools erklären und dann allein lassen? Das reicht nicht. Onboarding ist ein Prozess, der sich über mehrere Monate zieht. Trotzdem fühlten sich nur 42 % der Befragten dauerhaft gut begleitet. Fast die Hälfte hätte sich mehr Hilfe von Kolleginnen und Kollegen gewünscht. Viele vermissten auch echte Gespräche mit ihren Vorgesetzten – oder den Anschluss an die Unternehmenskultur.
Ein persönlicher Einarbeitungsplan mit klaren Zielen, festen Feedback-Terminen und passenden Lernangeboten. Wichtig ist die Mischung: Digitale Schulungen, praktische Einblicke durch Job-Shadowing, gemeinsame Q&A-Runden – so bleibt es abwechslungsreich. Und ganz zentral: regelmäßige 1:1-Gespräche mit der Führungskraft. Am besten nicht erst nach Monaten, sondern von Anfang an.
Gutes Onboarding ist nicht nur Gefühlssache – es lässt sich messen.
Ein moderner Onboarding-Prozess sollte nicht nur nett gemeint sein, sondern auch zeigen, was er bringt. Trotzdem fanden 22 % der Befragten den Ablauf ungenügend, und 39 % würden ihr Unternehmen nach dem Onboarding nicht weiterempfehlen. Das zeigt: Hier ist noch Luft nach oben.
Wie man den Erfolg misst:
Am besten kombiniert man mehrere Kennzahlen – zum Beispiel:
- Wurden Schulungen abgeschlossen?
- Haben neue Mitarbeitende an Team-Aktivitäten teilgenommen?
- Was sagen sie in Feedbackgesprächen nach 30, 60 oder 90 Tagen?
- Wie hoch ist die Frühfluktuation?
Besonders wirkungsvoll ist die Mischung aus festen Umfragen und lockeren Gesprächen. Wichtig: Feedback muss ernst genommen und in echte Verbesserungen umgesetzt werden.
Führungskräfte spielen dabei eine Schlüsselrolle. Sie müssen wissen, wie sie neue Teammitglieder begleiten, worauf sie achten sollen – und wie sie Rückmeldungen sinnvoll in Gespräche oder Unterstützung übersetzen. Nur so wird aus Onboarding ein echter Erfolgsfaktor.
Fluktuation vermeiden
Wenn der erste Arbeitstag schiefgeht, hinterlässt das oft einen bleibenden Eindruck – leider keinen guten. Wer sich gleich zu Beginn verloren, überfordert oder nicht willkommen fühlt, startet mit Unsicherheit statt Motivation. Das Vertrauen ins Unternehmen leidet, und die emotionale Bindung bleibt schwach. Im schlimmsten Fall denken neue Mitarbeitende sogar direkt ans Gehen, bevor sie richtig angekommen sind. Ein holpriger Start kann also nicht nur Stimmung und Leistung drücken, sondern auch die Fluktuation erhöhen – und das kostet Zeit, Geld und Vertrauen.
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