Management 27.06.2025, 12:07 Uhr

Was Maschinenbauer von einem Olympiasieger lernen können

Marktführer und Spitzensportler haben eines gemeinsam: Sie müssen sich täglich neu dafür entscheiden, Höchstleistung zu bringen. Denn Höchstleistung passiert nie zufällig, weder im Maschinenbau noch im Sport. Es braucht die bewusste Entscheidung. Das hat mir einer bestätigt, der es wissen muss: der ehemalige Top-Athlet Fabian Hambüchen, Weltmeister und Olympiasieger am Reck.

Fabian Hambüchen

Fabian Hambüchen hat große Erfolge erzielt. Hier eine Aufnahme aus 2019. Beim TV-Format "Let's dance" belegte er aber nur den dritten Platz und zeigte sich darüber enttäuscht. Jürgen Schmid sieht Parallelen zum Maschinenbau.

Foto: mauritius images / Taka Wu / Alamy;

Wir hatten Fabian Hambüchen vor Kurzem zu Gast anlässlich des Ammerbucher ! Design Talks. Er reiht sich damit in eine illustre Runde ein: Von Stardesigner Luigi Colani über Weleda-Chefin Tina Müller bis Gehirnforscher Professor Manfred Spitzer haben uns bereits etliche inspirierende Menschen beehrt.

Bewegung in Denken und Handeln bringen

Wer beim Ammerbucher ! Design Talk zu Wort kommt, bringt Bewegung in Denken und Handeln. Ziel unserer Veranstaltung war schon von jeher: Dass es uns gelingt, gemeinsam mit dem Publikum – vorrangig Top-Manager aus dem Maschinenbau – über den Tellerrand zu schauen, neue Impulse in unsere Branche zu holen und spannende Parallelen sichtbar zu machen. Wie sich an diesem Abend herausstellte, gibt es einige solcher Parallelen zwischen Maschinenbau und Spitzensport. 

So entsteht in beiden Gebieten Höchstleistung dort, wo es nicht mehr um das Vergleichen geht. Das wird den einen oder anderen überraschen, denn die meisten denken bei dem Begriff „Höchstleistung“ an Technik, Geschwindigkeit, Prozesse, Digitalisierung oder Kennzahlen – also an lauter vergleichbare Größen. Doch wahre Höchstleistung fängt da an, wo man sich nicht mehr vergleicht. Da, wo man nur noch den eigenen Anspruch im Blick hat.

Höchstleistungen erfordern eine Entscheidung

Eigentlich ist das logisch: Solange Sie sich immer an den Stärken der anderen orientieren, nutzen Sie nicht konsequent Ihre eigenen. Und können nie ganz nach oben kommen. Braucht das Mut, den Vergleich hinter sich zu lassen und den eigenen Weg zu gehen? Ja, sicher. Aber das gehört dazu. Ich sagte ja eingangs schon, dass Höchstleistungen eine Entscheidung erfordern. Sie sind kein Betriebszustand: Wer darauf wartet, dass andere den Funken liefern, wird nie brennen für das, was er tut.

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Das gilt für den ehemaligen Spitzensportler Fabian Hambüchen bis heute bei allem, was er tut. „Ich gehe eben immer ans Limit“, sagte er und hob fast entschuldigend die Hand. Für seine Teilnahme an der TV-Show „Let’s dance“ habe er zum Beispiel dreieinhalb Monate bis zu zehn Stunden täglich trainiert. Nach Meinung der Jury seien er und seine Tanzpartnerin dann auch das beste Paar gewesen. Und doch seien sie nur auf dem dritten Platz gelandet.

Parallele zum Maschinenbau – technische Perfektion ist nicht alles

Lesen Sie auch: Schönheit verkauft nicht! Strategisches Design ist wichtig

Hambüchen wirkte an diesem frühsommerlichen Abend in Ammerbuch immer noch ein bisschen enttäuscht darüber, dass für die Zuschauer andere Kriterien als die schiere technische Perfektion den Ausschlag gegeben hatten. Ich aber sehe in dieser Tatsache eine weitere Parallele zum Maschinenbau. 

Auch in unserer Branche ist es so, dass die Kunden ihre Wahl nicht allein nach der technischen Perfektion treffen. Leistung ist in der Welt des Spitzensports wie in der Welt der Investitionsgüter nur die Eintrittskarte, um überhaupt in der Top-Liga mitspielen zu dürfen. Gewinnen aber wird immer nur der, der neben der Technik auch das emotionale Element berücksichtigt und zu steuern weiß.

Spannende Diskussion mit dem Publikum

Dieses emotionale Element kann Sympathie sein oder Vertrauen oder ein sorgfältig aufgebautes Image. Es hat jedenfalls immer auch etwas mit Design zu tun, denn dieses kann Emotion transportieren. Auch wenn das inzwischen immer mehr Manager und Ingenieure aus dem Maschinenbau genauso sehen, entzündeten sich bei unserem Design Talk an diesem Thema spannende Diskussionen mit und im Publikum.

Der Austausch war lebendig, ganz in unserem Sinne. Gleich zu Beginn habe ich alle Gäste des Design Talks mit einem Augenzwinkern vorgewarnt: „Dies ist kein Abend zum Zurücklehnen, sondern ein Abend zum Nach-vorne-Denken.“ Ich bin vollends überzeugt, dass der deutsche Maschinenbau in der aktuellen Situation genau das braucht: die Begeisterung für die Sache und die bewusste Entscheidung für Höchstleistung. Nur so kann man Olympiasieger oder Marktführer werden oder bleiben.

Was Spitzensportler intuitiv leben, wird im Maschinenbau zur Führungsaufgabe: Strategisches Design entscheidet, wie stark Technologie tatsächlich wirkt – bei Kunden, am Markt, im Wettbewerb.

 

Ein Beitrag von:

  • Jürgen Schmid

    Jürgen Schmid ist Inhaber von Jürgen Schmid Maschinendesign. Seine Kunden kommen aus der ganzen Welt. Sein Unternehmen ist mit 200 internationalen Awards ausgezeichnet worden. Zu Schmids Innovationen gehören die Erfindung des Mini-Akkuschraubers und d…

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