SAP sagt zu Frauenquote adieu: Wird Diversity zur politischen Marionette?
SAP nimmt nach dem politischen Druck der US-Regierung Kursänderungen in seiner Diversity-Strategie vor – ein Schritt, der weit über die bloße Anpassung an neue Gesetze hinausgeht. Diese Entscheidung wirft grundlegende Fragen über die wahre Bedeutung von Unternehmenswerten auf.

SAP schränkt die Frauenquote ein – Was bedeutet das für die Gleichstellung?
Foto: PantherMedia / grechka333
Der Softwarekonzern SAP reagiert auf den politischen Druck der US-Regierung unter Präsident Donald Trump und nimmt zentrale Elemente seiner bisherigen Diversity-Strategie zurück. Nach Informationen des „Handelsblatt“, das sich auf eine interne Nachricht von SAP stützt, strebt das Unternehmen nicht länger an, einen Frauenanteil von 40 % in der Belegschaft zu erreichen. Außerdem werden die USA bei der Berechnung des Anteils weiblicher Führungskräfte künftig nicht mehr berücksichtigt.
Auch bei der Vorstandsvergütung gibt es Änderungen: Die Zielgröße „Frauen in Führungspositionen“ wird beim kurzfristigen Bonus gestrichen. Stattdessen verwendet SAP nun den sogenannten „Business Health Culture Index“, der die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden misst.
An externe Veränderungen und aktuelle gesetzliche Entwicklungen angepasst
Laut dem Bericht betonte der Dax-Konzern in der internen E-Mail gegenüber den Mitarbeitenden, dass eine „vielfältige Belegschaft und integrative Führung“ für den Unternehmenserfolg entscheidend seien. Gleichzeitig hieß es, man müsse sich als „global agierendes Unternehmen“ mit einer starken Präsenz in den USA „an externe Veränderungen, etwa auf aktuelle gesetzliche Entwicklungen,“ anpassen. Daher seien Änderungen im Bereich „Diversity & Inclusion“ erforderlich.
Diversität, Gleichstellung und Inklusion von Trump untersagt
Die Regierung von Donald Trump übt seit Monaten Druck auf Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen mit Verbindungen in die USA aus, ihre Diversitätsprogramme und ähnliche Initiativen einzustellen, wenn diese nicht mit Trumps politischen Ansichten übereinstimmen.
Infolge dieses Drucks hat sich zum Beispiel T-Mobile US, die amerikanische Tochter der Deutschen Telekom, dazu verpflichtet, entsprechende Programme zu beenden. Bereits am Tag seines Amtsantritts im Januar hatte Trump ein Dekret unterzeichnet, das US-Behörden die Nutzung von Maßnahmen zu Diversität, Gleichstellung und Inklusion – kurz DEI – untersagt.
Ein bedenklicher Trend
Gleichstellung in der IT bleibt ein zentrales Thema. Die Entscheidung von SAP, das Ziel von 40 % Frauen aufzugeben und das Diversity Office mit dem Bereich für soziale Verantwortung (CSR) zusammenzulegen, sorgt für Diskussionen. Ähnliche Schritte bei T-Mobile, Meta und Google zeigen, dass sich ein bedenklicher Trend abzeichnet.
Der Softwarekonzern stellte sich über Jahre als Vorbild in Sachen Vielfalt dar. Die Botschaft lautete: Diversität sei nicht nur gesellschaftlich wichtig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll.
Unterschiedlich zusammengesetzte Teams gelten als kreativer, kundenorientierter und damit geschäftlich erfolgreicher.
Viel Kritik und Diskussionen ausgelöst
Auch auf LinkedIn wurde die Entscheidung von SAP kontrovers diskutiert. Dabei stellte sich die Frage: Würde SAP seine „Haltung“ – oder eher die getroffene Managemententscheidung – erneut ändern, falls die Demokraten in den USA wieder die Regierung übernehmen und Trumps Regelungen rückgängig machen?
Was bedeuten Unternehmenswerte wirklich? Es ist erschreckend und frustrierend, dass ein so großes und erfolgreiches Unternehmen wie SAP seine Politik von einem Präsidenten in einem anderen Land abhängig macht. Noch bedenklicher ist, dass diese angeblichen Werte offenbar nie echte Überzeugungen waren, sondern lediglich eine Fassade. Das ist die Quintessenz der Diskussionen.
Frauenanteil in Führungspositionen
In den Vorständen der größten börsennotierten deutschen Unternehmen sitzen so viele Frauen wie noch nie. Das zeigt eine Auswertung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY.
Zum 1. Januar 2025 waren in den 160 DAX-Unternehmen insgesamt 136 Frauen im Vorstand – 14 mehr als im Vorjahr. Damit ist laut EY fast jedes fünfte Vorstandsmitglied (19,6 %) weiblich. Im Vergleich zu 2015 ist der Anstieg deutlich: Damals gab es nur 25 Frauen in den Vorständen dieser Unternehmen.
Vor rund zehn Jahren hatte die damalige Bundesregierung Gesetze eingeführt, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Seit 2016 gilt für bestimmte börsennotierte Firmen eine feste Frauenquote von 30 % bei der Besetzung neuer Aufsichtsratsposten.
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