„Wie klingt die Stadt der Zukunft?“
Mit 110 Teilnehmern fand am 18. November 2020 die Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Akustik (DEGA) erfolgreich digital statt. Thema war die Stadt der Zukunft, Verdichtung von Innenstädten und E-Mobilität als Beiträge zur Veränderung von akustischen Strukturen in der Stadt. Im Hinblick auf die notwendigen Erhöhungen der Lebensqualität des akustischen Alltags wurden u. a. auch die Auswirkungen der Pandemie auf diesen diskutiert. Die Veranstaltung fand im Rahmen des 23. Tag gegen Lärm und des International Year of Sound 2020+ statt.
Die Umsetzung der Mobilität durch die Nutzung neuer öffentlicher Verkehrsmittel, aber auch die Umwandlung von Innenstädten geprägt durch autofreie Zonen – in der Stadt der Zukunft wird Veränderung notwendig. Der Klimawandels fordert neue Konzepte die in die Diskussion um die Stadt der Zukunft einfließen müssen. Neben Emissionen fließt auch die Lärmbelastung in die Diskussion mit ein. Die Organisation und die Durchführung der Veranstaltung wurde durch den Fachausschuss „Lärm: Wirkungen und Schutz“ der DEGA und den Arbeitsring Lärm der DEGA unterstützt. Die Moderation hatten Prof. Dr, Brigitte Schulte-Fortkamp, Prof. Dr. André Fiebig und Evelin Baumer (an der Technik). Prof. Schulte-Fortkamp führte in das Thema „Stadt im Wandel“ ein und leitete dann zum ersten Vortrag über.
Year of Sound und WHO-Richtlinie
Dr. Dirk Schreckenberg von der ZEUS GmbH Hagen und stellv. Vorsitzender des Arbeitsrings Lärm der DEGA gab einen Rundumschlag der geplanten Themen des International Year of Sound und der WHO-Richtlinien. Im Rahmen der Untersuchung eines Reviews auf Grundlage der WHO-Richtlinien werden unterschiedliche Arbeitsgebiete zum Thema Lärm eingeteilt. Dabei geht es um die vier Bereiche: die Infrastruktur, dann um Gebäudearten, Umgebung und internationale Kommunikation.
Auch auf die Auswirkungen der Pandemie ging er ein, dass es nach dem Lockdown leiser geworden ist. Er gab zu Bedenken, dass andere Geräusche in den Vordergrund treten, z.B. die der Nachbarn. Nach einer Umfrage des ZLF sehnten sich die Menschen jedoch wieder nach dem Reisen.
E-Autos machen die Zukunft leiser?
Mit der Frage nach dem Beitrag der verstärkten Nutzung von Elektrofahrzeugen beschäftigte sich Dr. René Weinandy vom UBA in seinem Beitrag. Wesentlich für eine erfolgreiche Verkehrswende – so das UBA – ist die Veränderung des Mobilitätsverhaltens. Interessant ist, dass Elektroautos nur im unteren Geschwindigkeitsbereich bis 20 kmh tatsächlich leiser sind. Ansonsten sind es vor allem die Rollgeräusche, die ins Gewicht fallen. Allerdings könne der Straßenverkehrslärm bei Einsatz von 100 Prozent E-Autos um 5 dB reduziert werden. Anfahrgeräusche sind sogar so leise, dass ein so genanntes Acoustic Vehicle Alert System (AVAS) notwendig ist. Hierzu gibt es ein EU-Projekt, dass die Wirksamkeit in einem Workshop mit sehbehinderten Personen testet.
Die „Stille des Lockdowns“
Den letzten Vortrag hielt Prof. Dr. Susanne Moebus vom Universitätsklinikum Essen zum Thema Akustische Qualität und Stadt Gesundheit. Auch sie ging auf positive Umweltfolgen des Lockdowns (sehr blauer Himmel über dem Ruhrgebiet, Stille des Lockdowns) ein. Sie stellte Untersuchungen zu Kohortenmessungen vor, die auch deutliche Anzeichen des Corona-Lockdowns zeigten. Die NDSI-Werte sind im März deutlich in Industriegebiet, Wohngebiet und sogar zivilisationsnahen Laubwäldern gesunken. Wie es in Zukunft weitergehen könnte, damit beschäftigte sich die anschließende Diskussion, die viele Aspekte einer Lärmschutz-Wende zeigte. Auch im positiven Sinne, nämlich, dass Lärm nach der „Stille des Lockdowns“ vielleicht eher wahrgenommen wird und Lärmschutz wichtiger wird. Die zwischen den Vorträgen eingestreute Publikumsumfrage lockerte die Veranstaltung angenehm auf und gab Impuls für die anschließende und anregende Diskussion, die die spannende und gelungene Veranstaltung abrundete.