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Einweihung in Dresden 20.09.2022, 07:51 Uhr

Ein wegweisender Carbonbeton-Würfel zum Geburtstag

Wir haben aus aktuellem Anlass ein Interview mit Prof. Curbach (TU Dresden) geführt, der sich zu seinem Geburtstag (nur) scheinbar selbst beschert hat.

Fertigbauteile und Sonderbauteile sollen im Cube demonstrieren, dass sich mit Carbonbeton einerseits – wie in der „Box“ – wirtschaftlich und extrem materialsparend bauen lässt, andererseits wie in den „Twist“-Elementen kühne Entwürfe realisierbar sind. Foto: Stefan Gröschel, IMB, TU Dresden

Fertigbauteile und Sonderbauteile sollen im Cube demonstrieren, dass sich mit Carbonbeton einerseits – wie in der „Box“ – wirtschaftlich und extrem materialsparend bauen lässt, andererseits wie in den „Twist“-Elementen kühne Entwürfe realisierbar sind.

Foto: Stefan Gröschel, IMB, TU Dresden

Ein Bauwerk, das den Stand der Carbonbeton-Kunst zeigt und gleichzeitig auf die Aufgaben der kommenden Jahre verweist: Das im Cube verwendete moderne Baumaterial wird noch mehr leisten, wenn optimierte Herstellungstechnologien für Carbonbeton entwickelt worden sind.

Am 28. September wird an der Technischen Universität Dresden der „Cube“ eingeweiht, das erste vollständig aus Carbonbeton hergestellte Gebäude der Welt. Wir sprachen aus diesem Anlass mit Prof. Manfred Curbach über die Weiterentwicklung der Carbonbeton-Bauweise und sein nächstes großes Projekt LAB.

Herr Prof. Curbach, am 28. September werden Sie 66 Jahre alt. Das schönste Geburtstagsgeschenk machen Sie sich im Grunde an diesem Tag selbst.

Prof. Manfred Curbach: Es war tatsächlich so nicht geplant, hat sich aber dann einfach ergeben, weil so viele andere Tage belegt waren. In dieser Woche finden die 14. Carbon- und Textilbetontage und das 61. Forschungskolloquium des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton DAfStb statt, da kam praktisch nur noch dieser Mittwoch für die Einweihung des Cubes in Frage. Ja, es ist schon ein unglaublich beeindruckendes Gebäude, das da entsteht. Und wir mögen ja alle, hoffe ich zumindest, den Beton, wenn er wirklich schön ist. Und das ist so ein Fall: Wenn man da mit der Hand über den Beton streicht, stellt man fest, dass das schon toll gelungen ist. Die Mitarbeiter der Baufirma haben wirklich hervorragende Arbeit geleistet.

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Manfred Curbach wurde am 28.9.1956 in Dortmund geboren und hat Konstruktiven Ingenieurbau an der Universität Dortmund studiert. Nach der Promotion 1987 an der Universität Karlsruhe arbeitete er als Projektleiter und später als Partner im Ingenieurbüro Köhler+Seitz. Seit 1994 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Massivbau der TU Dresden. Er erhielt zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen und ist Mitglied mehrerer Beiräte und wissenschaftlicher Akademien.

Foto: TU Dresden/Ulrich van Stipriaan

Das Haptische ist jetzt aber nicht das Eigentliche daran? Geht es nicht vielmehr um die neue Bauweise, die hier quasi kulminiert?

Die sogar erstmals angewandt wurde – vielleicht kommen noch weitere Kulminationspunkte. Aber das Haptische ist nicht ganz unwichtig. Denn das, was da alles neu drin ist, sieht man nicht. Wir wollen natürlich auch zeigen, dass insgesamt etwas völlig Neues entsteht. Das geht mit der Form los, die in der Architektur ja ein bisschen in Vergessenheit geraten ist. Derartige schalenartige Konstruktionen lassen sich jetzt wieder leichter bauen, weil die Bewehrung so leicht und flexibel ist, dass man sie solchen gekrümmten Strukturen gut anpassen kann. Aber wir haben den Cube noch traditionell gebaut, indem gegen eine Schalung gesprüht wurde, in die das Textil eingelegt wurde. Das ist eine Bauweise, die schon viele Dutzend Jahre alt ist. In Zukunft ist es sehr wahrscheinlich, dass auch andere Herstellungstechnologien angewendet werden, um zum Beispiel solche gekrümmten Oberflächen herzustellen.

Was wären die nächsten Schritte auf diesem Weg?

Mehr zu Bauweisen mit Carbonbeton und zum LAB-Projekt im Bauingenieur

Lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Bauingenieur 09|2022 (Inhalt 09|2022: Der Bauingenieur im September 2022) mehr über die Weiterentwicklung der Carbonbeton-Bauweise und das Projekt „Lausitz Art of Building“ – kurz: LAB – mit dem Prof. Curbach eine Großforschungseinrichtung für das Bauwesen in einer Region verankern möchte, „die größte Herausforderung, die ich in meinem Berufsleben jemals hatte“, wie er selbst sagt.

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Von Das Interview führte Dr. Karlhorst Klotz, Redaktion Bauingenieur