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Preisverleihung 02.10.2020, 15:00 Uhr

Nachhaltiges Bauen lohnt sich

Das Bundesumweltministerium (BMU) und das Umweltbundesamt (UBA) haben in diesem Jahr zum ersten Mal Bauprojekte mit dem Bundespreis Umwelt & Bauen ausgezeichnet. Der Preis gib an vier Projekte, die mit innovativen Ideen die Herausforderung des nachhaltigen Bauens angenommen haben.

In der Kategorie Quartiere hat die Jury das Quartier WIR in Berlin als Sieger ausgewählt. Foto: BMU/Sascha Hilgers

In der Kategorie Quartiere hat die Jury das Quartier WIR in Berlin als Sieger ausgewählt.

Foto: BMU/Sascha Hilgers

Beim Bau und im Betrieb verbrauchen Gebäude viele Ressourcen. Daher spielt eine nachhaltige Bauweise eine zentrale Rolle beim Erreichen der Klimaziele der Bundesregierung. Wie Bauen und Wohnen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können, zeigen die Bewerber für den ersten Bundespreis Umwelt & Bauen. Diesen hat das BMU und das UBA zusammen auslobt, um Ideen und Innovationen in diesem Bereich auszuzeichnen. Mit dem Preis wird gezeigt, was beim Thema nachhaltiges Bauen, ob im Wohnungsbau, Nicht-Wohnungsbau oder Quartieren, alles möglich ist. Denn das Klimaschutz mit Lebensqualität zusammenpasst und dabei die soziale und gesellschaftliche Entwicklung zusammenbringt, dass zeigen die Preisträger. „Die ausgezeichneten Projekte bilden ein breites Spektrum dessen ab, was bereits heute in Sachen nachhaltiges Bauen möglich ist. Sei es der neue Schultrakt eines Gymnasiums oder die denkmalgerechte energetische Sanierung einer Scheune zum Wohnhaus – es braucht Preise wie den Bundespreis Umwelt & Bauen, um solche Projekte für die breite Öffentlichkeit sichtbar zu machen und so einen Paradigmenwechsel herbeizuführen“, erklärt der parlamentarischer Staatssekretär Florian Pronold. Professor Dr. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts, fügt hinzu: „Dem Bausektor kommt in der sozial-ökologischen Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft eine zentrale Rolle zu: Nur wenn es gelingt, nachhaltige Bauweisen und Sanierungsprojekte auch bezahlbar umzusetzen, können diese konventionelle und oftmals klimaschädliche Praktiken ablösen. Ich freue mich daher, dass die Entscheidung der Jury dem Rechnung trägt und soziale Aspekte, wie Durchmischung und bezahlbarer Wohnraum, mitgedacht wurden.“

Nachhaltiges Bauen und Lebensqualität sind vereinbar

In vier Wettbewerbskategorien haben Pronold und Messner vier Preise und sieben Anerkennungen verliehen. Ausgezeichnet wurden Wohngebäude, Nicht-Wohngebäude und Quartiere. Sonderpreise wurden für besondere Innovationscharakter verliehen. Die Projekte wurden von einer unabhängigen Jury ausgewählt. Zwei Teilnehmende erhielten den Preis in der Kategorie Wohngebäude: Die Stadthäuser „StadtFinken“, Hamburg sowie das Quartier Sewanstraße, Berlin. Dabei hat das Projekt in Hamburg gezeigt, das auch unter schwierigen Rahmenbedingungen ansprechendes Design und nachhaltiges Bauen funktioniert. Die Stadthäuser wurden im Passivhausstandard realisiert. Der Einsatz von Erdsonden für die Wärme- und Kälteerzeugung, ein Biogas-BHKW, Wärmerückgewinnung aus Abwasser und eine Photovoltaikanlage tragen zu dem negativen Primärenergiebedarf bei. Das Wohnquartier in Berlin verbindet nachhaltiges Bauen mit sozialverträglichen Mieten. Dies ist durch ein innovatives Energiekonzept möglich: Eine Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher deckt 70 Prozent des Stroms im Quartier, der benötigte Primärenergiebedarf liegt wegen des realisierten KfW 40Plus Effizienzhaus-Standards bei 60 Prozent, die dezentrale Wohnungslüftung ist mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Bei der Wahl der Baumaterialien haben die Planer auf Langlebigkeit, geringer Instandhaltungs- und Pflegeaufwand und die Schadstoffminimierung geachtet. Der Erweiterungsbau des Schubart-Gymnasiums in Aalen wurde mit dem Preis in der Kategorie Nicht-Wohngebäude ausgezeichnet. Geplant wurde eine Holz-Beton-Hybridkonstruktion. Um den Blick auf das denkmalgeschützte Bestandsgebäude beizubehalten, wurde der Bau teilweise in der Erde versenkt. Die Photovoltaikanlage deckt 100 Prozent des Strombedarfs. Dies wurde auch dadurch erreicht, indem die Tageslichtnutzung der Klassenräume so weit optimiert wurde, dass der Einsatz von künstlicher Beleuchtung gering ausfällt. Die Zuluft wird durch einen Erdkanal erwärmt oder gekühlt. Zum Erlangen einer Energieeinsparung von 80 Prozent gegenüber einer konventionellen Lüftung ist die Zuluft mit einer Schublüftung kombiniert. Eine immer größere Rolle für ressourcen- und energieeffiziente Städte erhalten die Stadtquartiere. In dieser Kategorie hat die Jury das Quartier WIR in Berlin als Sieger ausgewählt. Entscheiden war hier, dass neben den Anforderungen an die Energieeffizienz eine soziale Durchmischung der Bewohner erricht wurde. Ein gemeinschaftlicher Planungsprozess hat zu unterschiedlichen Wohnkonzepten geführt. Realisiert wurden fünf Mehrfamilienhäuser in Holzskelettbauweise mit Fassaden in Holztafelbauweise. Die flexiblen Grundrisse bieten eine gute Umnutzungsmöglichkeit.

Sieben Projekte haben, neben den Hauptpreisträgern, Anerkennungen erhalten, drei darunter fallen in die Kategorie Sonderpreis:

  • Neubau der Stadtwerke Neustadt (Holstein)
  • Umweltstation der Stadt Würzburg
  • Ökologische Mustersiedlung Prinz-Eugen-Park, München
  • Nassauische Heimstätte, Frankfurt/Main
  • Verwaltungsgebäude der RAG-AG & RAG-Stiftung, Essen (Sonderpreis)
  • Recyclinghaus, Hannover (Sonderpreis)
  • Sonnenscheune im Vierseitenhof Plottendorf, Treben (Sonderpreis)

Auf der Seite des Umweltbundesamts ist der Video-Mitschnitt der Preisverleihung nachzuschauen.

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