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Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg 05.01.2024, 10:00 Uhr

Recycling-Lösung für Bohrschlamm

Das Bau- und Logistikunternehmen Max Wild aus Baden-Württemberg hat jetzt für seine Recycling-Technologie Mudcleaner den Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg in der Kategorie Emissionsminderung, Aufbereitung und Abtrennung erhalten.

Im Inneren des Mudcleaner Trucks leistet die Recyclinganlage die gesamte Aufbereitung des Bohrschlamms im HDD-Verfahren. Foto: Max Wild

Im Inneren des Mudcleaner Trucks leistet die Recyclinganlage die gesamte Aufbereitung des Bohrschlamms im HDD-Verfahren.

Foto: Max Wild

Die Mudcleaner-Technologie ist ein Verfahren für die Aufbereitung von Bohrschlamm bei Horizontalbohrungen (HDD), wie sie beispielsweise für den Bau von Gas-, Wasser- und Stromleitungen genutzt werden. Dank der Mudcleaner-Technologie lassen sich nicht nur wertvolle Rohstoffe wie Bentonit zurückgewinnen, sondern auch bis zu 90 Prozent Wasser, Abfall und Entsorgungskosten sparen. Christian Wild, einer der Geschäftsführer des Familienunternehmens, erklärt: „Geboren wurde die Idee, um den hohen Bentonit- und Wasserverbrauch auf unseren eigenen Baustellen zu reduzieren. Toll, dass wir mit unserer Recycling-Lösung auch anderen Bauunternehmen und Kommunen ermöglichen, ressourceneffizient zu arbeiten.“

Als grabenloses Verfahren ist das Horizontalbohrverfahren schonend und greift nur minimal in das örtliche Ökosystem ein. Allerdings ist der Wasserverbrauch sehr hoch, da während der Bohrung kontinuierlich eine Bentonit-Bohrspülung zum Bohrkopf geleitet wird. Der entstandene Bohrschlamm muss entsprechend abgepumpt und auf speziellen Recyclingplätzen fachgerecht entsorgt werden, was inzwischen gesetzlich geregelt ist. So ist in Baden-Württemberg das Entsorgen von Bohrschlamm aus dem HDD-Verfahren seit 2016 außerhalb von Recyclingplätzen verboten. Und hier kommt die Mudcleaner-Technologie ins Spiel.

Als mobiles oder stationäres System erhältlich

Denn die Mudcleaner-Technologie ist sowohl als mobiles als auch als stationäres System erhältlich. So arbeitet der Mudcleaner Truck direkt vor Ort Bohrschlämme auf und punktet mit 90 Prozent weniger Wasserverbrauch, 90 Prozent weniger Abfall und 90 Prozent weniger Entsorgungskosten. Die Mudcleaner Station hingegen wurde für Recyclingplätze konzipiert und kommt auch am Sitz von Max Wild zum Einsatz.

Mudcleaner Truck: die mobile Lösung

Der Mudcleaner Truck ist ist als Gesamtzugkonzept von Lkw und Bohranlage konzipiert und wird speziell nach Kundenbedürfnissen angefertigt. Mit dem Mudcleaner Truck kann die Baustelle von nur zwei Personen abgewickelt werden. Zusätzliche Transporte und damit auch zusätzliches CO2 entfallen. Die Recyclinganlage auf der Ladefläche des Lkws leistet die gesamte Aufbereitung des Bohrschlamms. Dank des Recyclingprozesses vor Ort kann das Prozesswasser für die Horizontalbohrung mehrfach verwendet werden, was den Wasserverbrauch drastisch reduziert, nämlich um 90 Prozent. Dank des Mudcleaner Trucks reduziert sich aber nicht nur der Wasserverbrauch, sondern auch die Menge des zu entsorgenden Bohrschlamms und damit auch die Entsorgungskosten. Und zwar ebenfalls um rund 90 Prozent.

Die Mudcleaner Station

Das Gegenstück zum Mudcleaner Truck ist die Mudcleaner Station, die auf Recyclingplätzen und Deponien zum Einsatz kommt. Auch die stationäre Lösung arbeitet in einem ersten Schritt unbelastete Bohrschlämme so auf, dass sie dem Bohrprozess auf der Baustelle wieder zugeführt werden können. In einem zweiten Schritt macht die Mudcleaner Station da weiter, wo der Mudcleaner Truck aufhört: Sie recycelt Bohrschlämme vollständig – auch solche die belastet sind und dem Bohrprozess nicht mehr zugeführt werden können. Aus dem recycelten Bohrklein oder den sogenannten Cuttings entstehen Flüssigboden und Betonblocksteine. Mit dem recycelten, klaren Wasser wird wiederum eine Bodenwaschanlage, also eine nassmechanische Aufbereitungsanlage, auf dem Recyclingplatz Eichenberg, ebenfalls in Berkheim betrieben, sodass ein perfekter Kreislauf entsteht.

Das Unternehmen Max Wild erhält den Umwelttechnikpreis, v. r. n. l.: Geschäftsführer Christian Wild, Markus Hörmann, Leiter Geschäftsfeld Systementwicklung, Dr. Andre Baumann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Josef Schad, Oberbauleiter Horizontalbohrtechnik sowie Nino Schwarz, Produktmanager Mudcleaner und Alexander Fleck, Technischer Support.

Foto: Jan Potente/Unger+ Kreative Strategen

Der Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg ist bereits die dritte Auszeichnung innerhalb von zwei Jahren für die Mudcleaner-Technologie von Max Wild. Der Preis würdigt innovative Produkte und Verfahren in der Umwelttechnik und wird alle zwei Jahre vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg verliehen. Dr. Andre Baumann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg betonte bei der Preisverleihung: „Grabenlose Horizontalbohrungen leisten einen wichtigen Beitrag für die Akzeptanz von Infrastrukturmaßnahmen – und die Mudcleaner-Technologie sorgt dafür, dass sich diese Bohrungen umweltschonender durchführen lassen.“

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Von Von Max Wild / Melanie Schulz