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Bauprozessoptimierung 22.10.2021, 16:02 Uhr

Fehlerrate und Kosten am Bau mit KI-Software senken

Beim größten Wohnbauprojekt Berlins zeigt eine mithilfe von Methoden der künstlichen Intelligenz arbeitende Software, dass der automatisierte Vergleich von Plan und Wirklichkeit Fehler früher aufdeckt sowie Zeit und Kosten spart.

Derzeit das größte Wohnbauprojekt Berlins ist mit dem Bau von 2500 Wohnungen das Projekt Waterkant. Foto: Archlab

Derzeit das größte Wohnbauprojekt Berlins ist mit dem Bau von 2500 Wohnungen das Projekt Waterkant.

Foto: Archlab

Laut der Studie „Digitalisierung der deutschen Bauindustrie“ von PwC verfügte im Jahr 2019 nur 18 der befragten 100 Unternehmen aus den Bereichen Planung & Design, Bau und Anlagenbau über eine ausgereifte Strategie für digitales Bauen. „Der Hang zum manuellen Bauen kann für die deutsche Baubranche jedoch enorme Kosten bedeuten“, erklärt Roy Danon, Co-Founder und CEO von Buildots.

Software gleicht Pläne mit der Realität ab

Das 2018 in Israel gegründet Bautechnologie-Startup verspricht mithilfe von Software, die Methoden der künstlichen Intelligenz einsetzt, Baukosten deutlich zu senken. Die Plattform nutzt eine auf einem Schutzhelm montierbare Kamera mit 360°-Rundumblick, um nahtlos Daten der Baustelle zu erfassen und zu dokumentieren.

Anschließend können verantwortliche Planer mithilfe der Unternehmenssoftware die Realität mit den Plänen der Baustelle vergleichen und über eine Webanwendung Informationen an das Team senden. Somit hat jedes Mitglied einen Überblick über den aktuellen Projektstatus und die Abweichungen vom vereinbarten Plan sowie den Spezifikationen.

Das Projekt Waterkant, derzeit mit dem Bau von 2500 Wohnungen das größte Wohnbauprojekt Berlins, setzt in der Ausbauphase auf diese Art der automatisierten Bauprozessoptimierung. Justin Schrobsdorff, Junior Inhouse Consultant der Schrobsdorff Bau AG, bestätigt: „Für Berlins Baukultur ist dieses Projekt wegweisend, denn die Digitalisierung auf Berlins und Deutschlands Baustellen hängt deutlich hinterher.“ Das Projekt, dessen Grundstein 2019 gelegt wurde, soll bis 2022 vollendet werden.

Eine 360°-Kamera auf dem Bauhelm erfasst die Umgebung auf Baustellen.

Foto: Buildots

Die auf dem Bauhelm montierte Kamera kommt mit ihrem Träger auf der ganzen Baustelle herum.

Foto: Buildots

Eine Software vergleicht mithilfe von KI-Methoden Realität und Pläne.

Foto: Buildots

Die Software kann durch den Abgleich Fehler aufspüren.

Foto: Buildots

Zeitersparnis und Vorhersage von Verzögerungen

Die dank digitaler Datenerfassung durch Helmkamera und Buildots-Software erzielbaren Einsparungen bei der Datenerfassung, Berichterstattung, visuellen Erfassung durch Bauleiter, Vermesser und Planer schätzt der CEO des Technologie-Startups Danon für ein 10000 Quadratmeter großes Projekt auf über 1000 Stunden jährlich. Manager, die bereits diese Software benutzen, berichten nach Angaben des Unternehmens über einen effizienteren Arbeitsalltag, da ein „digitaler Assistent“ Probleme schnell erfasse und analysiere.

Auch Justin Schrobsdorff kann dies beim Waterkant-Projekt bestätigen. So sei die Effizienz des Teams durch das digitale Arbeiten und die automatisierte Fehlererkennung gesteigert worden. „Wir haben zeitliche Ersparnisse, da wir nicht mehr nach Fehlern suchen. So können wir die Zeit besser für das Wesentliche nutzen.“

Buildots ermöglicht es, Verzögerungen auf der Baustelle auf täglicher Basis genau zu verfolgen und so das Risiko unkontrollierter und versteckter Verzögerungen zu reduzieren. Beim Waterkant-Projekt kam es bisher noch zu keinen Verzögerungen. Das Bauunternehmen Schrobsdorff plant, künftig drei weitere Großbauprojekte mit der Software von Buildots zu realisieren.

Frühzeitige Erkennung von Fehlern

Bei Wohnbauprojekten werden durchschnittlich fünf Mängel pro Wohnung festgestellt, so Roy Danon. „Durch die sofortige Erkennung und -behebung der Fehler konnten bei einigen Projekten Hunderttausende von US-Dollar eingespart werden, da Baufehler frühzeitig erkannt wurden“. Bei ähnlichen Fällen, in denen Fehler erst Wochen später oder bei der Übergabe festgestellt wurden, verzögerte sich die Fertigstellung der Projekte und die Kosten stiegen enorm.

Auch die Schrobsdorff AG erkannte bereits mithilfe der Software Fehler in der Ausbauphase, die laut Justin Schrobsdorff die problemanfälligste Phase des Baus ist. So wurde frühzeitig erkannt, dass über 200 Steckdosen und rund 300 Decken aus Lastpositionen falsch gesetzt wurden.

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Von Buildots / Karlhorst Klotz