Stahlproduktion fällt auf Rekordtief seit 2009
Deutschlands Stahlindustrie steckt in der Krise: Produktion sinkt, Stellen werden gestrichen – hohe Energiekosten und Nachfrageschwäche belasten die Branche.
Stahlindustrie kämpft mit Jobabbau und rückläufigen Umsätzen – politische Unterstützung gefordert.
Foto: picture alliance / Rupert Oberhäuser
Deutschlands Stahlindustrie produziert deutlich weniger Stahl. Grund dafür sind die starke Konkurrenz aus dem Ausland und die schwache Wirtschaftslage. Nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl sank die Rohstahlproduktion in der ersten Hälfte des Jahres 2025 um fast 12 % auf 17,1 Millionen Tonnen. Im Vergleich zu den Vorjahren ist das ein besonders starker Rückgang: 2023 sank die Produktion um 5 %, 2024 war sie noch um 4,5 % gestiegen. Jetzt ist der Wert deutlich gefallen.
„Der Produktionseinbruch in unserer Branche zeigt, wie dramatisch es um den Industriestandort Deutschland steht“, zitiert die dpa die Hauptgeschäftsführerin der Vereinigung, Kerstin Maria Rippel.
Stahlbranche fordert politischen Gipfel
Die Stahlproduktion in Deutschland ist so niedrig wie zuletzt während der Finanzkrise 2009. Besonders schlecht ist die Nachfrage im Inland – vor allem aus wichtigen Branchen wie dem Bau, dem Maschinenbau und der Autoindustrie.
Große Hersteller wie Thyssenkrupp und Salzgitter merken das deutlich. Bei Thyssenkrupp Steel werden viele Stellen abgebaut, und Salzgitter hat seine Erwartungen für Umsatz und Gewinn gesenkt.
Rippel forderte ein Spitzentreffen der Politik mit der Stahlbranche, einen sogenannten Stahlgipfel. Aus ihrer Sicht sei es wichtig, dass die Beteiligten bekannte Maßnahmen zügig und zuverlässig umsetzen – zum Beispiel einen besseren europäischen Handelsschutz und wettbewerbsfähige Strompreise. Vor allem die hohen Energiekosten würden die Wettbewerbsfähigkeit der Stahlindustrie weiterhin stark belasten.
Abbau der Arbeitsplätze
Die Chefin des Stahlverbands betonte, die Politik müsse nun alles daransetzen, damit stromintensive Branchen wie die Stahlindustrie einen international wettbewerbsfähigen und langfristig sicheren Strompreis erhalten. Ein erster und dringend notwendiger Schritt sei dabei die schnelle Senkung der Übertragungsnetzentgelte.
Deutschlands Stahlindustrie steht schon seit Längerem unter Druck. Der größte Hersteller, Thyssenkrupp Steel Europa (TKME), schreibt Verluste und baut Arbeitsplätze ab. Anfang des Jahres hatte das Unternehmen noch 27.000 Beschäftigte, bis 2030 sollen es nur noch 16.000 sein – unter anderem durch weniger Produktion, Stellenstreichungen sowie Auslagerung oder Verkauf von Unternehmensteilen.
Vor Kurzem einigte sich das Unternehmen nach schwierigen Verhandlungen mit der IG Metall auf ein Sparprogramm. Es sieht vor, dass die Beschäftigten im Schnitt acht Prozent weniger verdienen. (mit dpa)
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