Karriere 09.05.2025, 10:40 Uhr

So viele Ingenieure sitzen im Bundestag 2025

Nach der Bundestagswahl 2025 haben 35 Ingenieurinnen und Ingenieure den Sprung ins Parlament geschafft. VDI nachrichten zeigt, in welchen Fraktionen die meisten und in welchen die wenigsten vertreten sind. Spürbar schon jetzt: Auch zwischen den vermeintlich nüchternen Analytikern wird der Ton rauer.

Der CSU-Abgeordnete Alexander Radwan auf der Baustelle. Foto: privat

Der CSU-Abgeordnete Alexander Radwan auf der Baustelle.

Foto: privat

Der Bundestag ist geschrumpft. Saßen nach der Wahl 2021 noch 736 Abgeordnete im Plenarsaal, sind es eine Wahlrechtsreform sowie eine Bundestagswahl später nur 630 Repräsentanten. Gleich geblieben ist indes die Tatsache, dass Ingenieurinnen und Ingenieure im Hohen Haus nur spärlich vertreten sind. Nach Recherchen von VDI nachrichten haben von den 630 Mandatsträgern lediglich 35 ein ingenieurwissenschaftliches Fach studiert und abgeschlossen. Ihre Quote liegt damit bei 5,5 % – exakt so hoch bzw. so niedrig wie nach der vorherigen Bundestagswahl 2021.

Nicht geholfen hat in dieser Hinsicht das Ausscheiden der FDP. Die Freidemokraten stellten nach der Wahl 2021 neun Abgeordnete mit Ingenieurhintergrund, und das bei gerade einmal 92 Fraktionsmitgliedern.

Am höchsten ist noch die Wahrscheinlichkeit, in den heiligen Hallen einem von insgesamt acht Wirtschaftsingenieuren über den Weg zu laufen. Zahlenmäßig folgen dahinter die sechs Elektrotechnikingenieure, fünf Maschinenbauer, vier Bauingenieure und je drei Energietechnik- und Agraringenieure. Architekten gibt es im Bundestag zwei, eine Frau und einen Mann. Allerdings gibt es Überschneidungen, manche Abgeordnete haben etwa zwei Fächer studiert und firmieren sowohl unter dem Label Maschinenbauer als auch unter Elektrotechniker.

Erwartbar ernüchternd die Verteilung der Geschlechter: Von den 35 Ingenieuren sind nur vier weiblich, Frauen stellen somit nur knapp 11,5 % der Ingenieure im Deutschen Bundestag. Drei der vier Ingenieurinnen schicken die Grünen in den Bundestag, die Union eine einzige, SPD, AfD und Linke gar keine.

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Nicht in die Wertung geflossen sind Abgeordnete, die ein Ingenieurstudium aufgenommen, aber nicht abgeschlossen haben. Außerdem solche, die ein anderweitiges Mint-Studium wie Mathematik oder Informatik in ihrer Vita haben. Oder jene, die lange Jahre für einen Automobil-, Maschinen- oder Anlagenbauer arbeiteten, aber eben nicht als Ingenieur. Festzuhalten ist ferner, dass nicht alle studierten Ingenieure auch wirklich in ihrem Beruf tätig geworden sind. Manche haben sich umentschieden und einen anderen Karriereweg, andere unverzüglich die politische Laufbahn eingeschlagen. Die Angaben beruhen im Übrigen auf den Selbstauskünften der Abgeordneten. Mehrere von ihnen haben wir kontaktiert, um die Angaben bestätigen oder konkretisieren zu lassen, in Einzelfällen weitere Nachforschungen angestellt.

CDU/CSU

Zehn Abgeordnete mit abgeschlossenem Ingenieurstudium entsenden CDU und CSU in den 21. Deutschen Bundestag. Bei insgesamt 208 Unionsabgeordneten ergibt sich ein Ingenieuranteil von 4,8 % – immerhin etwas mehr als in der vorherigen Legislaturperiode (4 %). Dennoch rangiert der Wahlsieger mit dieser Quote recht deutlich hinter AfD (10,5 %) und Grünen (7 %), aber vor dem designierten Koalitionspartner SPD (1,6 %) und den Linken (1,5 %).

Zwischen Bayern und Berlin: CSU-Mann Alexander Radwan. Foto: privat

Zwischen Bayern und Berlin: CSU-Mann Alexander Radwan.

Foto: privat

Ein politisches Urgestein ist Alexander Radwan. Der 60-jährige Münchener studierte in den 80er-Jahren Maschinenbau in der Fachrichtung Luftfahrzeuge an der damaligen Fachhochschule München, der heutigen Hochschule für angewandte Wissenschaften, ließ aber nach seinem Abschluss als Diplom-Ingenieur noch ein komplettes Jurastudium folgen. „Ich hatte immer das Ziel, ein Jurist zu sein, der Themen mit technischem Sachverstand juristisch begleitet“, so Radwan zu VDI nachrichten. „Mathe und Physik habe ich geliebt als Schüler. Das waren meine besten Fächer.“ Nach einem kurzen Abstecher in die Telekommunikationsbranche startete Radwan seine politische Karriere für die CSU bereits Ende der 90er-Jahre, erst im Europäischen Parlament, dann im Bayerischen Landtag, seit 2013 im Bundestag. „In meiner Jugend war unser Nachbar der Chefentwickler von Airbus. Der hat mich für Flugzeuge begeistert. Ich bin bis heute technikinteressiert und leide sehr darunter, dass Deutschland so innovationsfeindlich geworden ist“, so Radwan. Einen Seitenhieb auf die politischen Kontrahenten im Bundestag kann er sich nicht verkneifen: „Ich versuche mit zwei akademischen Abschlüssen denjenigen Kontra zu geben, die gar keinen haben.“

Nicht mehr mit dabei ist CDU-Mann Manfred Grund. Seit 1994 saß der Elektrotechniker im Bundestag und war dort zuletzt dienstältester Ingenieur, 2025 stellte sich der gebürtige Sachse nicht mehr zur Wahl. Dafür darf Lutz Brinkmann erstmals im Parlament Platz nehmen. An der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven studierte der 49 Jahre alte Niedersachse Bauingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Konstruktiver Ingenieurbau, arbeitete danach mehrere Jahre als Bau- und Projektleiter.

Ein Grünschnabel ist Nicklas Kappe. Der Gelsenkirchener, der seiner Freundin am Wahlabend einen Heiratsantrag machte, ist mit 28 Jahren der jüngste Ingenieur im Bundestag. Seinen Bachelor of Engineering erwarb Kappe im Rahmen eines Dualen Studiums in Verfahrenstechnik an der Technischen Hochschule Georg Agricola in Bochum, die im frühen 19. Jahrhundert als Bergschule gegründet worden war. An der TU Dortmund setzte Kappe einen Master in Chemieingenieurwesen drauf, um anschließend als Trainee bei Evonik ein- und zum Anlageningenieur Energieversorgung aufzusteigen.

Dritter Neuling im Bunde ist Alexander Jordan. Der 43-jährige Berliner darf sich Diplom-Ingenieur (FH) der Elektrotechnik und Informationstechnik nennen, startete nach seinem Abschluss 2006 als Entwicklungsingenieur ins Berufsleben und übernahm 2012 die Standortleitung beim kanadisch-österreichischen Automobilzulieferer Magna in Wolfsburg. Zu den drei Novizen gesellen sich in der CDU/CSU-Fraktion die Wirtschaftsingenieure Reinhard Brandl und Alexander Engelhard, Agraringenieur Dieter Stier, Architektin Mechthild Heil, Elektroingenieur Thomas Erndl sowie Bauingenieur Michael Kießling, die allesamt schon die Zeit der Ampelregierung im Bundestag miterlebten.

Erwähnenswert noch die Personalie Mechthilde Wittmann. Laut ihrem Lebenslauf studierte die Münchenerin Maschinenbau, BWL und Jura, war nach dem zweiten juristischen Staatsexamen als Rechtsanwältin tätig und firmiert folgerichtig als Juristin. Eine Anfrage nach den Einzelheiten ihres Maschinenbaustudiums wollte Wittmann nicht beantworten. Die TU München bestätigte auf Anfrage, dass Wittmann im Fach Maschinenbau immatrikuliert war, gab aber nicht preis, wie lange.

SPD

Für die SPD sitzen nur noch 120 Abgeordnete im Deutschen Bundestag, darunter lediglich zwei Ingenieure. Vor der letzten Bundestagswahl waren es fünf von 206. Abermals gesunken ist damit die ohnehin minimale Ingenieurquote der Genossen – von 2,4 % auf 1,6 %. Nur die der Linken (1,5 %) ist noch kleiner.

SPD-Haudegen Bernd Rützel sitzt seit zwölf Jahren im Bundestag. Foto: Photothek Media Lab

SPD-Haudegen Bernd Rützel sitzt seit zwölf Jahren im Bundestag.

Foto: Photothek Media Lab

Der eine Teil des Duos ist Bernd Rützel, der wie kein Zweiter den Typus Bildungsaufsteiger verkörpert und an das Selbstverständnis der Sozialdemokraten erinnert. Hauptschulabschluss, Lehre zum Maschinenschlosser, dann über den zweiten Bildungsweg zum FH-Studium in Maschinenbau und Elektrotechnik, später Technischer Oberamtsrat bei der Deutschen Bahn. „Das Ergebnis ist nicht gut, spornt mich aber an, noch intensiver zu arbeiten“, schrieb Rützel auf Instagram nach der Bundestagswahl im Februar.

Michael Thews ist der zweite Teil des Doppels. Der gebürtige Bremerhavener ist Diplom-Chemieingenieur und Experte für Abfallwirtschaft und Emissionsschutz, hat seinen Abschluss an der Universität Paderborn gemacht und repräsentiert den Wahlkreis Hamm/Unna in Westfalen. „Als SPD tragen wir Verantwortung für diejenigen, die sich jeden Tag anstrengen, fleißig sind und trotzdem am Ende ganz genau schauen müssen, ob das Geld reicht“, postete Thews zu Beginn der Sondierungsgespräche mit der Union bei Instagram. Stolz ist Thews darauf, ganz Sozialdemokrat, als Erster in seiner Familie studiert zu haben.

Beide, Rützel und Thews, sitzen schon seit 2013 im Bundestag, sind so etwas wie die letzten Mohikaner. Denn weitere Ingenieure gibt es unter den Genossinnen und Genossen nicht. Auch Arbeiter, die frühere Kernklientel der Sozialdemokraten, lassen sich an einer Hand abzählen. Woran es der SPD hingegen nicht mangelt, sind Politologen, so wie der Parteivorsitzende Lars Klingbeil einer ist, Soziologen, Historiker oder Lehrer. Besonders zahlreich vertreten sind – wie in den anderen Parteien gleichwohl auch – Juristen, Betriebs- und Volkswirte sowie Kaufleute.

Immerhin umfasst die SPD-Fraktion noch vier Informatikerinnen und Informatiker, darunter die umstrittene Parteivorsitzende Saskia Esken. Ihr Lebenslauf beinhaltet sechs Jahre Berufserfahrung als Softwareentwicklerin, davon zweieinhalb bei Techgigant IBM Deutschland. Industrieerfahrung bringt der Niederbayer Johannes Schätzl mit, 31 Jahre alt und junger Vater, der als Informatiker vier Jahre für Automobilzulieferer ZF im Bereich Digitalisierung gearbeitet hat.

Aus Ingenieursicht interessant ist auch die Personalie Daniel Rinkert. Der 37-jährige Jurist war 2021 bis 2022 Regionalleiter beim Verband der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik e. V. (VDE), bezog als solcher ein Bruttogehalt von 6634 € pro Monat. 2022 rückte er für den verstorbenen Abgeordneten Rainer Keller in den Bundestag nach, arbeitete seit Mai 2023 neben seinem Mandat weiterhin als beratender Regionalleiter West für den VDE. Seine mit 2895 € monatlich dotierte Tätigkeit will Rinkert auf Anfrage von VDI nachrichten fortsetzen.

Bündnis 90/Die Grünen

Vielfalt schreiben sich die Grünen auf ihre Fahne. Beruflich divers sind die Lebensläufe der grünen Abgeordneten aber nur bedingt. Es gibt kaum Handwerker, Arbeiter und Techniker, auch keine Maschinenbauer. Dafür umso mehr Soziologen, Sozialarbeiter, Erziehungswissenschaftler, Anglisten und Philosophen.

Schlecht ist die Ingenieurquote der grünen Bundestagsfraktion mit 7 % im Vergleich aber keineswegs, sondern deutlich höher als der Durchschnitt (5,5 %). In der 85-köpfigen Fraktion befinden sich sechs Abgeordnete mit Ingenieurstudium, darunter drei Frauen und drei Männer, von Letzteren wiederum zwei mit Migrationshintergrund. Alaa Alhamwi wurde 1984 in Damaskus geboren, zählt gleichwohl nicht zur großen Fluchtkohorte, die seit 2015 ins Land gekommen ist. Vielmehr zog der gebürtige Syrer schon 2012 nach Deutschland, beendete sein Masterstudium in Renewable Energy an der Universität Kassel und setzte an der Uni Oldenburg einen Doctor of Engineering im Fachbereich Urban Energy Systems drauf. Damit ist der 40-Jährige einer von nur vier Bundestagsabgeordneten mit einem Doktortitel in einem ingenieurwissenschaftlichen Fach. Die anderen sind Parteikollegin Zoe Mayer, die 2023 über Klimaschutz im Gebäudesektor promovierte, Michael Kaufmann von der AfD und Luigi Pantisano von den Linken.*

In ihren Reihen haben die Grünen zudem die Ampel-Bundesumweltministerin und Agraringenieurin Steffi Lemke, dann Kassem Taher Saleh, gebürtiger Iraker und studierter Bauingenieur, sowie die 29 Jahre alte Wirtschaftsingenieurin Zoe Mayer, die bereits in ihre zweite Legislaturperiode geht. Ein Routinier ist Harald Ebner: Der 60 Jahre alte Agraringenieur sitzt seit 2011 im Bundestag. Von 1986 bis 1992 hatte der Schwabe Agrarwissenschaften an der Uni Hohenheim studiert, danach als freiberuflicher Landschaftsökologe gearbeitet.

Neu im Bundestag: Die Grüne Victoria Broßart. Foto: Sarah Brossart

Neu im Bundestag: Die Grüne Victoria Broßart.

Foto: Sarah Brossart

Neu ist Victoria Broßart. Die 32-jährige Karlsruherin studierte bis 2014 Elektrotechnik und Automatisierung an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und ist eine der wenigen im Parlament, die auf zehn Jahre Berufserfahrung in einem Ingenieurberuf zurückblicken kann. Über den Listenplatz 13 zog Transfrau Broßart im Februar 2025 erstmals in den Bundestag ein. „Als Ingenieurin frage ich mich, warum wir auf Wundertechnologien warten, die alle Probleme irgendwie lösen sollen, anstatt einfach die Technologien und Lösungen, die wir heute schon haben, zu benutzen“, schreibt sie auf ihrer Homepage.

Die Linke

Im vorherigen Bundestag war die Linke blank. Von 39 Abgeordneten wies kein einziger ein Ingenieurstudium auf. Das ist diesmal anders, Luigi Pantisano sei Dank. Der Schwabe mit den italienischen Wurzeln studierte Architektur an der Hochschule für Technik Stuttgart und an der Technischen Universität Tokio, nachdem er zuvor eine Berufsausbildung zum Bauzeichner absolviert hatte. An der Universität Stuttgart schrieb sich Pantisano im Folgenden in Stadtplanung ein und schloss 2008 als Diplom-Ingenieur ab – mit Bestnote und Auszeichnung – und ließ darauf von 2012 bis 2017 noch eine Promotion in Stadtplanung folgen. Obgleich der Titel seiner Abschlussarbeiten mehr an Soziologie denn an Ingenieurwissenschaften erinnert. Seine Diplomarbeit trug den Namen „Ältere Migranten_innen im Stadtquartier“, die Doktorarbeit schrieb Pantisano über „Heimat und Herkunft – Transmigration älterer italienischer Migranten_innen.“

„Ach, ich hab zwei Diplomabschlüsse. Architekt und Stadtplaner. Aber ich hab auch kein Problem, Klos zu putzen. Das ist ein sehr wichtiger Job“, twitterte der 45-Jährige im Januar kurz vor der Wahl, die ihn erstmals ins Parlament beförderte. Für flapsige Sprüche und seine Streitlust ist der langjährige Stadtrat in Stuttgart bekannt bis berüchtigt. Zuletzt ging er Winfried Kretschmann an, warf Baden-Württembergs grünem Ministerpräsidenten Abgehobenheit vor und twitterte in dessen Richtung: „Und übrigens wünschen sich einige Menschen im Land, dass die Politik nicht nur was ist für greise alte Männer. Auch Du könntest längst in Rente gehen.“

In der Linksfraktion ist Pantisano als Dipl.-Ing. ein Exot – er ist der einzige von 64 Abgeordneten, der sich mit diesem Titel schmücken darf. Die Ingenieurquote der Linken beträgt damit 1,5 %. Immerhin der Mint-Fraktion zuzurechnen ist der neue Parteivorsitzende Jan van Aken. Der Biologe promovierte 1993 an der Universität Hamburg über die „Entwicklung und Erprobung von Fixierungsverfahren für Experimente an Pflanzen unter Mikrogravitation“. Einen technischen Background hat Cen Hamit Ince. In seiner Heimstadt Salzgitter ließ sich Ince von Volkswagen zum Elektroniker für Automatisierungstechnik ausbilden, arbeitete als Montagearbeiter in der Dieselmotorenfertigung, bevor er sich intern zum Softwareentwickler weiterbildete und sich um die IT-Systeme der Instandhaltungen kümmerte.

AfD

Mit 20,8 % der Wählerstimmen bei der Bundestagswahl 2025 konnte die AfD ihr Ergebnis im Vergleich zur vorherigen verdoppeln. 152 Abgeordnete sitzen für die Rechtspopulisten im Bundestag, so viele wie nie zuvor. 16 von ihnen haben in ihrem Lebenslauf ein Ingenieurstudium vermerkt – das ergibt einen Anteil von 10,5 %. So hoch ist er in keiner anderen Fraktion im Parlament.

Bemerkenswert auch der hohe Anteil von Ingenieuren mit Migrationshintergrund, der sich gleichwohl geografisch fast ausschließlich auf Osteuropa beschränkt. Mechatronikingenieur Adam Balten wurde in Polen geboren, Umweltingenieur Raimond Scheirich in Rumänien, Bauingenieur Denis Pauli in Kasachstan und Wirtschaftsingenieur Sergej Minich in Tokmak in der Ukraine. Eine weibliche Ingenieurin sucht man in der AfD-Fraktion hingegen weit und breit vergeblich.

Die meisten sind Bundestagsnovizen. Zum Beispiel Heinrich Koch, der als Stiefvater von Dschungelcamperin und Influencerin Kim Virginia Hartung durch den Boulevard geistert. Der 63-jährige Mannheimer, früheres SPD-Mitglied, hat nach eigener Aussage gleich drei Abschlüsse vorzuweisen, in Mannheim Maschinenbau, an der FH in Ludwigshafen Wirtschaftsingenieurwesen und an der TU Graz Traffic Accident Research. Neu ist auch Julian Schmidt. Der 35-jährige Marburger studierte Energietechnik an der Wilhelm Büchner Hochschule Darmstadt und schloss 2018 mit dem Bachelor of Engineering ab, nachdem er zuvor eine Ausbildung zum Fluggerätemechaniker absolviert und lange Jahre als Zeitsoldat gedient hatte, vier Auslandseinsätze in Afghanistan inklusive. Schmidt steht stellvertretend für ein ganzes Bataillon an Soldaten und Polizisten, das sich in der AfD-Fraktion versammelt hat, darunter auch einige Veteranen.

Ausgebildeter Maurer ist Denis Pauli, der über die Landesliste Nordrhein-Westfalen erstmals in den Bundestag einzog. Zwölf Jahre lang studierte der 46-Jährige an der FH Lippe in Detmold Bauingenieurwesen, bis er sein Diplom in der Tasche hatte. Gearbeitet hat er seit 2004 seinem Lebenslauf zufolge aber als „Unternehmer im Außenhandel“. Im Sommer 2023 gründete Pauli die DKI Consulting GmbH in Bad Salzuflen, die laut Eintrag im Handelsregister „Unternehmensberatung, Handel, Import und Export mit holz- und metallverarbeitenden Maschinen und Anlagen, Baumaterialien, Ausstattungsgegenständen und Waren aus Metall (kein Edelmetall), Holz, Plastik und Leder“ betreibt. Eine Homepage gibt es nicht. Zu den Neulingen zählen zudem Luft- und Raumfahrttechnikingenieur Andreas Mayer, die Maschinenbauer Alexander Arpaschi und Thomas Max Ladzinski, Energietechnikingenieur Georg Schroeter sowie Wirtschaftsingenieur Sebastian Maack.

Aus der alten Fraktion geblieben sind lediglich fünf AfD-Ingenieure, allen voran Michael Kaufman, der von seiner Partei wiederholt erfolglos für das Amt des Bundestagsvizepräsidenten vorgeschlagen worden war. Der 60 Jahre alte Thüringer, der ein Studium der Energietechnik an der TU Bergakademie Freiberg in Sachsen absolvierte, ist Fachgebietsleiter für Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena und der einzige habilitierte Ingenieurwissenschaftler im Deutschen Bundestag. Geblieben sind zudem die Elektrotechnikingenieure Jörn König und Gerold Otten, Wirtschaftsingenieur Steffen Kotré, der immer wieder mit pro-russischen und anderen wüsten Äußerungen auffällt, sowie Kay-Uwe Ziegler, der in der DDR zum Veterinäringenieur ausgebildet wurde, ein Berufsbild, das es so heute nicht mehr gibt.

*Anmerkung: In einer vorherigen Version des Textes war von nur drei promovierten Ingenieuren im Deutschen Bundestag – ohne Zoe Mayer – die Rede. Wir haben den Fehler korrigiert.

Ein Beitrag von:

  • Sebastian Wolking

    Sebastian Wolking ist freier Journalist in Hamburg und schreibt seit über 15 Jahren für die VDI Nachrichten. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit den Themen Arbeitsmarkt und Karriere.

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