Von Panzer zu Schiff 22.09.2025, 07:00 Uhr

NVL und Rheinmetall: Arbeitsplätze, Zulieferer, Wachstum – was sich ändern könnte

Rheinmetall kauft die Marinesparte NVL von Lürssen, steigt damit ins Schiffsgeschäft ein. Welche Folgen hätte die Übernahme für den Bremer Schiffsbauer und seine Standorte weltweit?

Naval Vessels Lürssen

Rheinmetall übernimmt die Marinesparte NVL von Lürssen, stärkt seine Präsenz im Schiffsbau und erweitert Fertigungskapazitäten in Deutschland und international.

Foto: picture alliance/dpa/Sina Schuldt

Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall kauft die Militärsparte NVL von der Bremer Werftengruppe Lürssen. Der Deal wurde am späten Sonntagabend (14. September) bekannt gegeben. Rheinmetall will die Übernahme Anfang 2026 abschließen, sobald die Kartellbehörden zustimmen. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt, er dürfte aber sehr hoch sein, da beide Firmen Milliardenumsätze erzielen.

In den Marinebereich einsteigen

Mit dem Kauf des Schiffbauers will Rheinmetall sein Geschäft erweitern und in den Marinebereich einsteigen. Bisher stellt der Konzern keine eigenen Schiffe her, liefert aber Marineausrüstung wie Schiffsgeschütze und Lasermodule. Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine im Februar 2022 ist der Aktienkurs von Rheinmetall stark gestiegen. Das Unternehmen gehört zu den wichtigsten Waffenlieferanten der Ukraine, wobei ein Teil der Lieferung von der Bundesregierung bezahlt wird.

„Die aktuelle Konfliktlage zeigt, dass es auch im maritimen Bereich immer mehr auf militärische Durchsetzungsfähigkeit ankommt. Dem massiv steigenden Bedarf der Seestreitkräfte und den steigenden Budgets für die Beschaffung will Rheinmetall mit leistungsfähigen Systemlösungen entsprechen, die über eine hochmoderne digitale Infrastruktur verfügen und das komplette Spektrum abdecken – von der Plattform über die Elektronik bis hin zu den Sensoren und Effektoren“, heißt es in der Mitteilung.

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„Künftig werden wir zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum ein relevanter Akteur sein. Rheinmetall entwickelt sich damit zum Domänen-übergreifenden Systemhaus.“, wird Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG in einer Pressemitteilung zitiert.

Armin Papperger erklärte zudem, dass man mit der nun vereinbarten Übernahme die Konsolidierung der Verteidigungsindustrie in Deutschland und Europa entscheidend vorantreibe. In Verbindung mit den Kompetenzen von Rheinmetall werde ein vitales deutsches Kraftzentrum für hochmoderne Überwasserschiffe geschaffen, ein sogenanntes „Powerhouse“. Die vereinten Fähigkeiten von Rheinmetall und NVL würden gemeinsames Wachstum erzeugen und eine starke Positionierung des Konzerns im maritimen Bereich ermöglichen. Gleichzeitig leiste man einen substanziellen Beitrag zur Stärkung der maritimen Verteidigungsfähigkeiten Deutschlands und der NATO-Partnerstaaten.

Lürssen NVL und Rheinmetall: Zahlen, Standorte und Struktur

Die private Werftengruppe Lürssen ist seit Oktober 2021 in zwei Bereiche aufgeteilt: die Marinesparte NVL und die Jachtsparte. NVL baut Marine- und Behördenschiffe für die Deutsche Marine und internationale Kunden. In Deutschland betreibt NVL vier Werften: Peene-Werft in Wolgast, Teile von Blohm+Voss und Norderwerft in Hamburg sowie die Neue Jadewerft in Wilhelmshaven. Außerdem gibt es Standorte in Bulgarien, Kroatien, Ägypten und Brunei.

„Wir freuen uns, mit Rheinmetall einen vertrauensvollen und starken Partner gefunden zu haben, der NVL und ihren Mitarbeitenden eine erfolgreiche Zukunft sichern kann.“, kommentierte Friedrich Lürßen, Geschäftsführender Gesellschafter der Lürssen Maritime Beteiligungen GmbH & Co. KG.

„Durch den Zukauf werden wir nicht nur zum Produzenten schwimmender Platt¬formen. Als integriertes Marine-Kraftzentrum wollen wir komplette Systemlösungen anbieten. Alle wertigen Komponenten können wir unseren Kunden in künftigen Programmen aus unserem Partner-Netzwerk heraus als integrierte Lösung aus einer Hand anbieten: Marine-Flugkörper und -Werfer, Haupt- und Sekundärgeschütze für die Marine, die Raketenabwehr, Sensoren und weitere Elektronik. Beim Gefechtsführungssystem wollen wir aus unserem Partner-Netzwerk heraus die Integration und Germanisierung bestehender Lösungen ermöglichen, sagte Friedrich Lürßen weiter.

NVL – Marinesparte von Lürssen

Naval Vessels Lürssen (NVL) entwickelt und baut Schiffe für Marine und Behörden – sowohl für die Bundeswehr als auch für internationale Kunden. In Deutschland gehören vier Werften zum Unternehmen:

  • Peene-Werft in Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern)
  • Teile von Blohm+Voss in Hamburg
  • Norderwerft in Hamburg
  • Neue Jadewerft in Wilhelmshaven

Der Hauptsitz befindet sich in Bremen-Vegesack, ergänzt durch einen Campus in Lemwerder (Niedersachsen).

Bei NVL arbeiten insgesamt rund 2.100 Menschen im In- und Ausland. Davon sind etwa 450 bei Blohm+Voss in Hamburg und rund 370 bei der Peene-Werft in Wolgast beschäftigt, wo neben dem Schiffbau auch Reparaturen, Wartungen und Instandsetzungen durchgeführt werden. In Wilhelmshaven arbeiten etwa 140 Beschäftigte an der Neuen Jadewerft, während die Norderwerft in Hamburg rund 100 Mitarbeitende zählt. An den Standorten Bremen und Lemwerder sind zusätzlich rund 530 Menschen tätig.

Synergien durch NVL-Übernahme

Rheinmetall profitiert davon, dass der Konzern bereits international im Marinegeschäft präsent ist und das Vertrauen der Kunden genießt. Durch die Übernahme von NVL kann Rheinmetall seine Fertigungskapazitäten in Norddeutschland erweitern. Besonders die Fahrzeugproduktion der Division Vehicle Systems, etwa in Kiel und Flensburg, kann von gemeinsamen Material- und Technologiekompetenzen profitieren.

Die NVL-Werften ermöglichen es, vorhandene Infrastruktur, Fachwissen und Ausrüstung zu nutzen, um die Fahrzeugproduktion zu stärken und zukünftige Kapazitäten zu sichern. So kann Rheinmetall teure Neubauten oder Umbauten an anderen Standorten vermeiden.

VSM begrüßt Rheinmetall-Übernahme der NVL und sieht Chancen für die Konsolidierung im deutschen Marineschiffbau

Der Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM) begrüßt die angekündigte Übernahme der NVL durch Rheinmetall. Die Bündelung der Systemkompetenzen für die maritime Domäne unter dem Dach eines domänenübergreifenden Systemhauses kann die Leistungsfähigkeit des Überwasser-Marineschiffbaus in Deutschland weiter steigern. Für die Mitarbeitenden der NVL eröffnet dieser Schritt zudem langfristige Stabilität und exzellente Entwicklungsperspektiven.

Der Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM) erklärte, dass durch die Übernahme einer der renommiertesten Adressen im deutschen Marineschiffbau Rheinmetall als starker deutscher Akteur künftig auch im europäischen Kontext die notwendige Konsolidierung im Marineschiffbau aktiv mitgestalten könne.

„Ein guter Tag für die deutsche Schiffbauindustrie“ kommentierte Dr. Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbandes.

Gewerkschaft pocht auf sichere Arbeitsplätze und Tarifverträge

Kurz vor der Bekanntgabe der Übernahme der Lürssen-Militärwerften forderte die Gewerkschaft Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die Verhandler auf, bestehende Tarifverträge beizubehalten. Daniel Friedrich, Leiter der IG Metall Küste, betonte, dass ohne sichere Arbeitsplätze und gute Tarifverträge kein neues Modell funktionieren werde.

In der NVL-Sparte gelten derzeit unterschiedliche Tarifverträge: Einige Standorte unterliegen dem Metall-Flächentarifvertrag, andere wie Wolgast einem weniger vorteilhaften Haustarifvertrag. Die Gewerkschaft setzt sich dafür ein, künftig einheitlich den Flächentarifvertrag anzuwenden.
Friedrich wies darauf hin, dass Tarifbindung bei Rheinmetall nicht selbstverständlich sei, wie frühere Auseinandersetzungen in Bremen gezeigt hätten. Da Rheinmetall jedoch von Staatsaufträgen profitiere, sei eine Tarifbindung angemessen.

„Es gibt weiter Unruhe und Unsicherheit. Die Beschäftigten wollen wissen, wann und wie die nächsten Schritte stattfinden“, zitiert die dpa Daniel Friedrich, Leiter der IG Metall Küste. „Am Ende geht es um die einfache Frage: Habe ich in Zukunft einen sicheren und guten Arbeitsplatz?“ Die Gewerkschaft verlangt von beiden Unternehmen mehr Offenheit und schnelle Antwort.

Standortschließungen oder Personalabbau – nicht geplant

„Es ist Rheinmetalls festes Ziel, den NVL-Standorten eine erfolgreiche Zukunft und den Beschäftigten eine sichere Perspektive zu bieten“, sagte ein Unternehmenssprecher gegenüber der dpa. „Standortschließungen oder Personalabbau sind nicht Bestandteil unserer Planungen, zumal wir für den Marinebereich großvolumige Beauftragungen erwarten, die erhebliche Umsatzsteigerungen ermöglichen werden.“

Rheinmetall-Chef Armin Papperger rechnet mit großem Wachstum: Der Umsatz von NVL könnte seiner Prognose nach innerhalb von fünf Jahren von einer auf rund fünf Milliarden Euro steigen. Daher geht die Politik davon aus, dass an einigen Standorten mittelfristig zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.

Auswirkungen auf Zulieferer möglich

Die geplante Übernahme betrifft nicht nur die NVL-Belegschaft, sondern auch viele Menschen in der Region. Nach Schätzung der Gewerkschaft hängen bis zu 21.000 Zulieferer an den NVL-Standorten. Laut IG Metall sind zwar aktuell keine Veränderungen vorgesehen, doch unter Rheinmetall dürften künftig Synergien entstehen – etwa im Einkauf –, die auch die Zulieferer betreffen könnten.

Bundesländer sehen Chancen durch Übernahme

Die Regierungen von Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern betonen die wirtschaftliche Bedeutung der NVL-Standorte und die hohe Qualifikation der Beschäftigten. Sie fordern den Erhalt der Arbeitsplätze und sehen Möglichkeiten für weiteres Wachstum. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Mecklenburg-Vorpommern erklärte, dass ein finanzstarker Partner den Werften im internationalen Wettbewerb Vorteile verschaffe. Wirtschaftspolitisch werde die Übernahme positiv bewertet, da sie Stabilität und Wachstum verspreche.

Auch das niedersächsische Wirtschaftsministerium zeigt sich optimistisch und verweist auf die gute Auftragslage sowie die Bedeutung des Standorts Wilhelmshaven. Dort gebe es realistische Chancen, dass durch die Übernahme mittelfristig neue Arbeitsplätze entstehen. Zudem ist ein Austausch des Ministers mit der Werft und der Belegschaft über die Zukunft geplant.

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Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Alexandra Ilina ist Diplom-Journalistin (TU-Dortmund) und Diplom-Übersetzerin (SHU Smolensk) mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung im Journalismus, in der Kommunikation und im digitalen Content-Management. Sie schreibt über Karriere und Technik.

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