Im Wert von 1,7 Mrd. Euro 18.12.2025, 13:30 Uhr

Bundeswehr vergibt Milliardenauftrag für SAR-Satelliten an Rheinmetall

Rheinmetall erhält einen 1,7-Mrd.-Euro-Auftrag der Bundeswehr für Satellitenaufklärung. Warum SAR-Satelliten militärisch immer wichtiger werden.

Logo Rheinmetall auf Artilleriewerk

Aufklärung aus dem All: Rheinmetall liefert der Bundeswehr Satellitendaten im Milliardenwert – und investiert in eigene Produktion.

Foto: picture alliance / Noah Wedel | Noah Wedel

Rheinmetall steigt tiefer in das Geschäft mit militärischer Satellitenaufklärung ein. Der Düsseldorfer Rüstungskonzern hat von der Bundeswehr einen mehrjährigen Auftrag mit einem Volumen von rund 1,7 Milliarden Euro erhalten. Vertragspartner ist das Beschaffungsamt der Bundeswehr. Zusätzlich enthält die Vereinbarung eine Option zur Erweiterung. Für Rheinmetall ist es einer der größten Einzelaufträge außerhalb des klassischen Landwaffensegments.

Im Kern geht es um den Zugang zu weltraumgestützten Aufklärungsdaten. Genutzt werden sogenannte SAR-Satelliten. Die Abkürzung steht für Synthetic Aperture Radar. Anders als optische Kamerasysteme arbeiten diese Satelliten mit Radarwellen. Sie liefern Bilder unabhängig von Tageszeit und Wetter. Wolken, Regen oder Dunkelheit spielen keine Rolle. Genau das macht sie militärisch relevant.

Warum SAR-Satelliten für die Bundeswehr wichtig sind

Die Bundeswehr soll täglich eine große Anzahl hochauflösender Bilder erhalten. Diese Daten müssen kurzfristig verfügbar sein. Grundlage dafür ist die bestehende Satellitenkonstellation des finnischen Unternehmens Iceye. Aktuell betreibt Iceye 62 SAR-Satelliten im Erdorbit. Künftig soll dieses Netzwerk weiter wachsen. Rheinmetall arbeitet in diesem Projekt eng mit dem finnischen Anbieter zusammen.

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SAR-Aufnahmen gelten als besonders präzise, wenn es darum geht, Veränderungen am Boden zu erkennen. Dazu zählen Fahrzeugbewegungen, neue Stellungen oder Infrastrukturveränderungen. Militärisch gesprochen geht es um Aufklärung hinter der Front. Die Bundeswehr will die Daten unter anderem nutzen, um die eigene Brigade in Litauen abzusichern und die Nato-Ostflanke besser zu überwachen.

Von Rohdaten zu verwertbaren Informationen

Die eigentliche Herausforderung liegt nicht nur in der Aufnahme der Bilder, sondern in ihrer Auswertung. Hier kommt das polnische Technologieunternehmen Satim ins Spiel. Es übernimmt die Analyse der Radardaten. Zum Einsatz kommt Künstliche Intelligenz. Algorithmen filtern aus großen Datenmengen relevante Muster und Veränderungen heraus.

So entstehen aus komplexen Radaraufnahmen nutzbare Lagebilder. Für militärische Entscheider bedeutet das: schnelleres Erkennen von Bedrohungen und eine bessere Entscheidungsgrundlage. Der Trend ist klar. Moderne Streitkräfte investieren nicht nur in Sensoren, sondern zunehmend in Datenverarbeitung.

Panzerbauer mit Blick ins All

Rheinmetall ist bislang vor allem als Hersteller von Panzern, Munition und Artilleriesystemen bekannt. Der Krieg in der Ukraine hat die Nachfrage nach diesen Produkten stark erhöht. Die Auftragsbücher sind voll. Gleichzeitig hat der Konflikt gezeigt, wie zentral Luft- und Weltraum für moderne Kriegsführung geworden sind.

Drohnen prägen das Gefechtsfeld. Sie dienen sowohl der Aufklärung als auch als Waffenträger. Rheinmetall ist in diesem Bereich bereits aktiv, bislang aber eher ergänzend. Drohnen ersetzen aus Sicht des Konzerns keine schweren Waffensysteme, sondern erweitern sie. Satelliten gehen noch einen Schritt weiter. Sie liefern den strategischen Überblick.

Ausbau des Satellitengeschäfts in Deutschland

Rheinmetall will den Einstieg ins All nicht nur über Kooperationen absichern. Gemeinsam mit Iceye gründet der Konzern ein Gemeinschaftsunternehmen. Ab dem zweiten oder dritten Quartal 2026 soll die Satellitenproduktion im nordrhein-westfälischen Neuss starten. Dort fertigte Rheinmetall bislang Autoteile. Dieser Geschäftsbereich wird aufgegeben. Stattdessen stellt der Konzern das Werk auf Militärgüter und Satellitentechnik um.

Rheinmetall-Vorstandschef Armin Papperger ordnete den Auftrag entsprechend ein. „Moderne Streitkräfte sind auf den Zugang zu und die Kontrolle über weltraumgestützte Aufklärung, Kommunikation und Einsatzführung angewiesen“, sagte Papperger laut Unternehmensmitteilung. „Als digitales Systemhaus leisten wir hier gemeinsam mit unseren europäischen Partnern unseren Beitrag.“

Auch Iceye-Chef Rafal Modrzewski betonte die veränderte Rolle der Satellitenaufklärung. „Weltraumgestützte Aufklärung ist die Grundlage moderner Verteidigung, aber sie ist nicht mehr nur strategisch relevant, sondern auch ein taktisches Instrument.“

Konkurrenz schläft nicht

Rheinmetall ist mit seinen Ambitionen nicht allein. Auch andere Rüstungsunternehmen in Deutschland drängen ins All. Der Münchner Drohnen- und KI-Spezialist Helsing hat eine Kooperation mit dem norwegischen Rüstungskonzern Kongsberg geschlossen. Ziel ist ein eigenes Satellitennetzwerk. Bis 2029 sollen bis zu 100 Satelliten gestartet werden. Europa will damit unabhängiger von den USA werden.

Die politische Rückendeckung ist vorhanden. Im November stellte die Bundesregierung erstmals eine eigene Weltraumsicherheitsstrategie vor. Sie zielt darauf ab, Deutschland abschreckungs- und verteidigungsfähig aufzustellen. Der Schutz von Satelliten und Kommunikationssystemen steht im Mittelpunkt. Bis 2030 plant das Verteidigungsministerium Ausgaben von rund 35 Milliarden Euro für Raumfahrt und Weltraumsicherheit. (mit Material der dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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