Wettbewerb 23.11.2012, 19:56 Uhr

Siliziumproduktion: Eine Branche vertröstet sich

Der andauernde Preisverfall für hochreines Silizium treibt die Hersteller reihenweise in die Verlustzone. Trotzdem baut die Industrie in der Hoffnung auf eine Trendwende ihre Kapazitäten aus.

Siliziumproduktion: Preisverfall setzt Hersteller unter Druck.

Siliziumproduktion: Preisverfall setzt Hersteller unter Druck.

Foto: Werkfoto

Vom einstigen Glanz ist wenig geblieben. Die Solarbranche ächzt unter Überkapazitäten und Umsatzschwund. Am extremsten ist der Preisverfall beim zentralen Rohstoff Silizium. Kein anderes international gehandeltes Metall hat vermutlich in den letzten vier Jahren stärker an Wert verloren als hochreines Silizium für die Chip- und die Solarindustrie. Zahlten Kunden 2008 für kurzfristige Lieferungen noch Preise von 475 $/kg, ist das Halbleitermetall aktuell für nur noch 20 $/kg zu haben.

„Die Siliziumpreise werden sich auch mittelfristig kaum erholen“, erwartet Robert Schramm-Fuchs, Analyst der Investmentbank Macquarie, London. Die Kollegen von Goldman Sachs rechnen mit einem bis mindestens 2014 anhaltenden Abschwung auf nur 15 $/kg.

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Dabei ist die Nachfrage nach hochreinem Silizium in den vergangenen Jahren extrem gestiegen. Verarbeitete die Solarbranche 2009 noch rund 73 000 t, wird der Bedarf nach Schätzung von Macquarie im laufenden Jahr auf mehr als das Dreifache angewachsen sein. Beim zweiten großen Abnehmer, der Chip- und Elektronikindustrie, ist der Siliziumappetit im gleichen Zeitraum von 20 000 t auf 34 000 t geklettert. Beide Industriesparten benötigen Silizium mit einem Reinheitsgrad von mehr als 99,9 %. Während für Solarzellen nach Auskunft des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE, Freiburg, eine Reinheit von 5N bis 6N (fünf bis sechs Neunen hinter dem Komma) ausreicht, brauchen Computerchips sogar 9N oder mehr.

Das Angebot nach Silizium steigt schneller als die Nachfrage

Noch kräftiger als die Siliziumnachfrage hat sich aber das Angebot erhöht, das 2012 laut Macquarie mehr als 300 000 t erreichen wird. Damit steigt die Überschussquote (Verhältnis von Überschuss zu Gesamtangebot) von 12 % auf 13 % und wird im kommenden Jahr bei 16 % gesehen. Hintergrund ist, dass in der Vergangenheit neben etablierten US- und europäischen Chemiekonzernen wie Dow Chemical und Wacker Chemie immer mehr asiatische Firmen vom Solarboom profitieren wollten und Siliziumfabriken wie Pilze aus dem Boden schossen. Trotz des dadurch bedingten Überangebots wollen die Firmen nicht von ihren Expansionsplänen lassen und hoffen auf die Zukunft. „Wir rechnen langfristig mit einem kräftigen Wachstum der Solarbranche. Unsere Kapazitäten werden in Zukunft gebraucht“, zeigt sich ein Sprecher von Wacker zuversichtlich, deren neue US-Fabrik 2014 die Produktion aufnehmen soll.

Der Siliziumausstoß des Münchener Konzerns würde sich dadurch um knapp ein Drittel auf 65 000 t erhöhen. Zuletzt musste Wacker allerdings Kurzarbeit für ihre Mitarbeiter am Standort Burghausen anmelden. Der Preisverfall und die Überkapazitäten machen der Firma zusehends zu schaffen, die bis zum ersten Halbjahr 2012 immerhin noch schwarze Zahlen schreiben konnte.

Preisverfall zwingt Siliziumproduzenten zu Neuinvestitionen in optimierte Verfahren

Das gelang vielen anderen Anbietern nicht mehr, die mittlerweile auch beim Ausbau auf die Bremse treten. So hat der südkoreanische Chemiekonzern OCI das Vorhaben, die Kapazitäten bis 2013 auf 86 000 t zu verdoppeln, auf Eis gelegt. Doch aufgeschoben heißt nicht aufgehoben. „Die Pläne für die neuen Fabriken“, so das Management in Seoul, „bleiben unverändert“. Auch die koreanische Hanwha-Gruppe, neuer Eigentümer des deutschen Solarzellen-Spezialisten Q-Cells, stellt den Einstieg in die Siliziumgewinnung nicht zur Disposition, auch wenn dieser 2014 und damit ein Jahr später als geplant erfolgen soll. Die Firmen sind in der Zwickmühle: der anhaltende Preisverfall zwingt sie zu Neuinvestitionen in Maschinen und optimierte Verfahren, um die Produktionskosten weiter zu drücken. So hat sich die chinesische GCL-Poly durch eine Verdoppelung der Kapazitäten im laufenden Jahr auf 65 000 t weltweit zum größten Hersteller von Reinstsilizium aufgeschwungen und zugleich die Kosten vor Abschreibungen im ersten Halbjahr nach eigenen Angaben von 22 $ auf 18,9 $ gedrückt.

China erwägt Strafzölle für Silizium

Doch die kostspielige Strategie kontinuierlicher Neuinvestitionen halten nicht alle Anbieter durch. Bis 2014 werde die Zahl der weltweiten Anbieter auf 18 zusammenschrumpfen, prognostiziert Macquarie, sechs davon aus China. 2011 waren es noch 67, davon 39 aus China. Allerdings wehrt sich die asiatische Volksrepublik gegen diesen Anbieterschwund. So hat die Regierung in Peking als Reaktion auf Antidumping-Ermittlungen in den USA und der EU handelsrechtliche Schritte gegen Siliziumimporte aus den USA und Europa angekündigt. Wie chinesische Zeitungen berichteten, haben diese Pläne wiederum chinesische Siliziumhersteller ermuntert, die ihre Tore schon geschlossen hatten, die Produktion wieder aufzunehmen.

Sollte es tatsächlich zu chinesischen Silizium-Strafzöllen kommen, würde sich der Konsolidierungsdruck innerhalb der Branche wohl nach Westen verschieben: „Die Angelegenheit ist ernst und könnte unsere Möglichkeiten beeinträchtigen, Rohstoffe nach China zu verkaufen“, warnt Robert Hansen, Vorstandschef von Dow Corning, der Muttergesellschaft des US-Siliziumspezialisten Hemlock. China ist für die Firma aus Michigan der größte Absatzmarkt.

Allmählich keimt am Horizont aber Hoffnung auf. Erste Marktbeobachter wie der Analyst Johannes Bernreuter von Bernreuter Research prognostizieren, dass die Preise 2014/2015 wieder ansteigen könnten. Das Argument: Trotz Wirtschaftskrise wachse die weltweite Solarnachfrage weiter, sodass in zwei Jahren die Zeiten der Überkapazitäten vorbei seien könnten. „Wenn dann die geplanten Fabriken nicht schnell genug in die Produktion überführt werden, könnten wieder Engpässe drohen“, so Bernreuter. Bis dahin steht den Firmen aber noch eine lange Durststrecke bevor.

 

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