Interview zu Kunststoffrecycling 01.06.2012, 11:00 Uhr

Kunststoffverwerter können ihr Umweltschutzpotenzial noch steigern

Die Märkte der Kunststoffrecycler schwanken stark, auch wenn 2011 für die deutschen Branchenvertreter noch weitgehend positiv verlaufen ist, wie der Bvse-Fachverband Kunststoffrecycling im Vorfeld des 15. Internationalen Altkunststofftages am 12. und 13. Juni mitteilte. Mit Torsten Meyer, Geschäftsführer der MTM Plastics Niedergebra sprachen die VDI nachrichten darüber, wie das Recycling zum Nutzen der Umwelt noch optimiert werden kann.

Kunststoffrecycling gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung.

Kunststoffrecycling gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung.

Foto: Duales System Deutschland DSD

VDI NACHRICHTEN/INGENIEUR.de: Wie hat sich der Kunststoffrecyclingmarkt in Deutschland in den vergangenen Jahren entwickelt?

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Meyer: Der Recyclingmarkt in Deutschland hat sich in den letzten Jahren stabilisiert. Bemerkenswerterweise hat er sich selbst im Krisenjahr 2009 gut gehalten. Gut 2 Mio. t gingen 2009 in Deutschland ins Recycling, 2007 waren es nur unwesentlich (90 000 t) mehr. Die Zahlen von 2010, die der nächsten noch dieses Jahr erscheinenden Consultic-Studie der deutschen Kunststoff- und Recyclingindustrie zu entnehmen sein werden, werden mit Sicherheit wieder um einiges höher liegen. Die Zahlen, die PlasticsEurope für die Kunststoffproduktion bereits für 2010 veröffentlicht hat, weisen für 2010 ein Plus von fast 19 % gegenüber dem Vorjahr aus.

Wie wird sich aus Ihrer Sicht der Markt in Deutschland und in Europa in den nächsten Jahren entwickeln?

Meyer: Die Mengen werden mit ziemlicher Sicherheit weiter steigen, in Deutschland wie auch in Europa. Es wird mehr Kunststoffabfälle geben und damit mehr Material, aus dem wir Regranulate für die kunststoffverarbeitende Industrie herstellen können. Eine Reihe von Gründen sprechen dafür: Verbraucher greifen immer mehr zu Produkten, die in Kunststoff verpackt sind, das heißt, Kunststoff wird auch in Zukunft weiterhin andere Verpackungsmaterialien verdrängen. Darüber hinaus geben die Diskussionen über gesetzliche Regelungen in Deutschland wie in Europa Hoffnung, dass Verwertungs- und Recyclingquoten nach oben hin korrigiert werden, sodass wir Recycler auch von daher mit mehr Material rechnen können. Zusätzlich wird in Europa immer lauter über weitere Deponierungsverbote für heizwertreiche Abfälle, zu denen die Kunststoffe ja gehören, nachgedacht. Und schließlich zeichnet sich in Europa ein allmählich wachsendes Bewusstsein dafür ab, dass Abfälle Rohstoffe sind, die angesichts einer wachsenden Verknappung oder zumindest Verteuerung der Rohstoffe besser im eigenen Land nochmals genutzt werden sollten.

Welchen ökologischen Beitrag kann das Kunststoffrecycling leisten?

Meyer: Dazu nur eine Zahl: Mit jeder Tonne Regranulat, die wir produzieren, sparen wir circa 1,2 t CO2 ein.

Könnte in Deutschland mehr Kunststoff recycelt werden, wenn mehr Ausgangsmaterial vorhanden wäre?

Meyer: Selbstverständlich hängt das Potenzial von der Abfallmenge ab, die begrenzt ist. Dennoch könnten weit mehr Kunststoffabfälle ins Recycling gelangen, wenn weniger Material energetisch verwertet, also letztlich verbrannt würde. Im Moment wandert deutlich mehr als die Hälfte der Kunststoffabfallmenge in Deutschland in eine energetische Verwertung. Angesichts der Überkapazitäten in deutschen Müllverbrennungsanlagen werden eben alle Wege genutzt, auch den der Quersubventionierung in kommunalen Unternehmen, um die Verbrennungsanlagen auszulasten, sodass Material, das wir gut nutzen könnten, zu letztlich nicht marktgerechten Preisen diesen Weg nehmen. Auch der Export nimmt uns wertvolles Ausgangsmaterial weg. Hier würden wir uns deutlichere ordnungspolitische Vorgaben als Unterstützung des ökologisch wie volkswirtschaftlich sinnvolleren Recyclings wünschen.

Gibt es technische Neuentwicklungen, die das Kunststoffrecycling weiterbringen?

Meyer: Aus vermischten Kunststoffabfällen ein qualitativ konstantes Material zuverlässig und in größeren Mengen herstellen zu können, ist die aktuell wohl bemerkenswerteste Entwicklung. Wenn man zurückschaut, so wurden für das Kunststoffrecycling zunächst nur sogenannte Monofraktionen wie Flaschen oder Folien aussortiert und zum Beispiel zu Regranulat verarbeitet. MTM hat schon vor einigen Jahren damit begonnen, auch die Mischkunststoffe aus den Gelber-Sack-Sammlungen werkstofflich zu verwerten. Dazu entwickelten wir eine eigene Technologie, die eine Kombination aus marktüblicher Technik wie Zerkleinerer, Nah-Infrarot-Trenner und Extruder sowie selbst entwickelten Komponenten darstellt. Mittlerweile haben wir das Verfahren so weiterentwickelt, dass wir heute aus vermischten Kunststoffen verschiedener Herkunft sehr gut vermarktbare Regranulate herstellen können. Aktuell produzieren wir im Jahr rund 30 000 t Regranulat für kunststoffverarbeitende Betriebe in ganz Europa. Das Ausgangsmaterial kommt dafür nicht nur aus den Sammlungen Dualer Systeme, sondern zunehmend auch aus Sperrmüllsammlungen oder Gewerbebetrieben, deren Produktionsabfälle oder Transportverpackungen wir gern annehmen.

Worin sehen Sie den Hauptvorteil Ihrer Neuentwicklung?

Meyer: Ohne sie hätten wir das große Potenzial an vermischten Kunststoffen für eine werkstoffliche Nutzung kaum erschließen können. Marktgängiges Recycling wäre auf die Monofraktionen beschränkt geblieben. Mit der Flexibilität, die eine Anlagekonfiguration wie die unsrige bietet, können verschiedenartige Stoffströme, selbst welche auch immer zum Beispiel die derzeit viel diskutierte Wertstofftonne bringen wird, verwertet werden. Und das auch wirtschaftlich. So spart eine solche Anlage beispielsweise bereits Kosten im Vorfeld ein, weil das Inputmaterial nur grob vorsortiert sein muss. Das senkt den Aufwand des Sortierers und damit Kosten.

Ist Deutschland bei der Recyclingtechnik immer noch führend in der Welt?

Meyer: Wenn wir das auf den deutschsprachigen Raum erweitern, würde ich sagen: Ja. Das wird auch noch eine Weile so bleiben, wenn es gelingt, der Rückgewinnung von Wertstoffen eine größere Priorität einzuräumen und wenn es gelingt, eine kaskadenhafte Nutzung der Kunststoffabfälle zur Regel werden zu lassen, wenn wir sie also zunächst stofflich verwerten, bevor wir ihren energetischen Inhalt nutzen. Doch dafür, fürchte ich, werden wir um eine homogene ordnungspolitische Strategie mit entsprechenden Regelungen nicht herumkommen.

Der Gesetzgeber soll es also richten?

Meyer: Nicht nur, es wäre auch wünschenswert, wenn wir uns darüber hinaus mit den Verpackungsherstellern und dem Handel darauf verständigen könnten, wie Kunststoffverpackungen künftig recyclinggerechter gestaltet werden können. Denn Nachhaltigkeit entwickelt sich allmählich auch in den deutschen Supermärkten zu einem immer stärker beachteten Verkaufsargument.

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