Fahrzeugschein App: Was Autofahrer jetzt wissen müssen
Einfach die i-Kfz-App starten, den Fahrzeugschein digital nutzen, Papier sparen – klingt praktisch. Aber lohnt sich das?
So sieht sie aus: Die neue i-Kfz-App zeigt den digitalen Fahrzeugschein direkt auf dem Smartphone.
Foto: picture alliance/dpa | Michael Kappeler
Der Fahrzeugschein ist eines dieser Dokumente, das immer im Auto liegen sollte – und trotzdem gern mal zu Hause bleibt. Meist steckt er zerknittert hinter der Sonnenblende oder im Handschuhfach, manchmal fällt er beim Putzen heraus, und dann ist er weg. Jetzt soll damit Schluss sein: Der Fahrzeugschein zieht aufs Smartphone um.
Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) und die Bundesdruckerei haben im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums eine neue App vorgestellt: i-Kfz. Damit wird die „Zulassungsbescheinigung Teil I“ digital. Die Idee: Wer künftig in eine Verkehrskontrolle gerät, kann einfach das Handy zücken – und statt des Papierdokuments den digitalen Nachweis zeigen.
Inhaltsverzeichnis
Der Fahrzeugschein wird digital
Was auf den ersten Blick nach Bürokratieabbau klingt, ist tatsächlich ein wichtiger Schritt hin zur digitalen Verwaltung. Der Fahrzeugschein, offiziell „Zulassungsbescheinigung Teil I“, enthält technische und persönliche Daten zum Fahrzeug – im Grunde also den Ausweis Ihres Autos.
Mit der i-Kfz-App wird dieses Dokument digitalisiert und „einfach, sicher und jederzeit griffbereit auf dem Smartphone“, wie das Verkehrsministerium erklärt. In der Praxis bedeutet das: Bei einer Verkehrskontrolle, beim Fahrzeugverleih oder auch in der Werkstatt reicht künftig ein Blick in die App.
Mehr als nur ein digitaler Fahrzeugschein
Die App kann aber mehr als nur anzeigen, wem ein Fahrzeug gehört. Nutzer*innen können über i-Kfz ihr Auto online an-, ab- oder ummelden. Das spart Wege zur Zulassungsstelle und Wartezeiten.
Auch der TÜV soll künftig direkt mitspielen: Neue Daten zur Hauptuntersuchung werden automatisch in die App eingetragen. Damit haben Sie alle wichtigen Infos zu Ihrem Fahrzeug an einem Ort.
So funktioniert die i-Kfz-App
Nach einer längeren Testphase ist i-Kfz jetzt offiziell verfügbar – sowohl für Android als auch für iOS. Ein Konto müssen Sie dafür nicht anlegen. Allerdings braucht es einen elektronischen Personalausweis (eID), um den Fahrzeugschein digital zu aktivieren.
Mit der Online-Ausweisfunktion identifizieren Sie sich in der App und laden den digitalen Fahrzeugschein herunter. Das klappt aber nur, wenn die eID-Funktion auf Ihrem Ausweis aktiviert ist. Laut einer Studie des Max-Planck-Instituts haben das bisher nur 35 % der Deutschen getan – 6 % wissen nicht einmal, dass ihr Ausweis das kann.
Das KBA bietet deshalb eine Alternative: Wer sein Auto anmeldet, kann sich einen QR-Code geben lassen – online oder direkt vor Ort. Damit lässt sich der Fahrzeugschein ebenfalls digital herunterladen. Und das Beste: Die Person, die den Code einlöst, kann den digitalen Schein über die App auch weitergeben – zum Beispiel an Partner*innen oder andere Mitfahrende.
Bei jedem App-Start prüft i-Kfz automatisch, ob die Daten noch aktuell sind. Das soll Missverständnisse und Fälschungen vermeiden.
Braucht man jetzt keinen Papier-Fahrzeugschein mehr?
Der ADAC sieht in der digitalen Lösung „durchaus Erleichterungen“, weil man bei Kontrollen nur noch das Handy zeigen müsse. Ganz auf Papier verzichten sollten Sie aber vorerst nicht. Das KBA rät, die herkömmliche Version weiterhin im Auto zu lassen – vor allem, weil das neue Recht noch nicht überall bekannt ist.
Und: Wer ins Ausland fährt, muss den gedruckten Fahrzeugschein weiterhin dabeihaben. Sonst droht ein Verwarnungsgeld von 10 €.
Polizei: Behörden nicht richtig vorbereitet
Auch die Polizei sieht im digitalen Fahrzeugschein einen Fortschritt. Michael Mertens, stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), sagt gegenüber tagesschau.de: „Moderne, digitale Nachweise können Verwaltungsprozesse vereinfachen, Ressourcen sparen und den Bürgerinnen und Bürgern den Alltag erleichtern.“
Für die Polizei sei das durchaus praktisch – schließlich werde das Smartphone häufiger mitgeführt als Papierdokumente. Allerdings kritisiert die GdP, dass die Behörden nicht ausreichend vorbereitet seien. Bisher gibt es keine bundeseinheitlichen Schulungen, wie digitale Nachweise geprüft werden sollen.
Zudem müsse die Polizei bei Kontrollen auf Echtzeitdaten zugreifen können, um Manipulationen zu erkennen. Ohne diesen Abgleich bleibe die Kontrolle lückenhaft, so Mertens. Außerdem sei auch ein digitaler Fahrzeugschein nicht fälschungssicher, etwa wenn Apps gehackt werden.
Der nächste Schritt: der digitale Führerschein
Das Verkehrsministerium will bis Ende 2026 auch den digitalen Führerschein einführen – noch bevor die EU-weite Variante 2030 kommt. Damit müssten Autofahrende künftig weder Karte noch Papierdokumente mitführen.
Digitalminister Volker Wissing plant zudem eine „digitale Brieftasche“ – eine nationale Wallet, die ab Anfang 2027 verfügbar sein soll. Dort sollen sich offizielle Nachweise wie Ausweis, Führerschein oder auch Bank- und Mobilfunkdaten sicher speichern lassen. Ein Konzept, das Verwaltung, Polizei und Bürger*innen langfristig entlasten könnte.
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