Europas Batteriehersteller schauen im globalen Wettbewerb nur zu
Bis 2030 wächst das europäische Marktpotenzial für Batterien um ein Vielfaches. Doch trotz steigender Nachfrage haben europäische Produzenten das Nachsehen. Die Dominanz asiatischer Hersteller scheint erdrückend.
Der Markt wächst: Batterien sind ein riesiges Geschäft. Doch nicht alle scheinen zu profitieren.
Foto: smarterPix / spreewald-picture
In den kommenden Jahren wird der Bedarf an Batterien für Elektrofahrzeuge in Europa massiv steigen. Nach Berechnungen des Beratungsunternehmens Deloitte soll sich das Marktvolumen hierzulande von derzeit 16,3 Milliarden Euro bis 2030 auf ganze 54 Milliarden Euro erhöhen. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist die wachsende Zahl elektrisch betriebener Pkws: Weltweit soll ihr Anteil von aktuell 18 Prozent aller verkauften Autos bis zum Ende des Jahrzehnts auf 43 Prozent anwachsen. Doch die Chancen, von diesem Boom in nennenswertem Maße zu profitieren, bleiben für europäische Hersteller unsicher. Denn nach wie vor dominieren Produzenten aus Asien das Geschäft und drohen selbst in Europa die entscheidenden Marktanteile zu sichern.
Im Jahr 2024 lag der Schwerpunkt der Batterieproduktion eindeutig in China – mit rund 70 Prozent der weltweiten Fertigungskapazitäten. Europa konnte nur 13 Prozent für sich verbuchen, Nordamerika kam auf elf Prozent. Doch noch problematischer ist die Struktur innerhalb Europas: Lediglich drei Prozent aller hier produzierten Batterien wurden tatsächlich von europäischen Unternehmen hergestellt. Ganze 97 Prozent entfielen dagegen auf asiatische Anbieter, die ihre Werke auf dem Kontinent betreiben. Damit zeigt sich eine Abhängigkeit, die sich auch in Zukunft fortsetzen könnte, selbst wenn die Produktionsmengen in Europa steigen.
Abhängigkeit im Markt für Batterien bleibt hoch
Blickt man auf die erwarteten Anteile im Jahr 2030, wird diese Situation erneut deutlich. Zwar steigt der Anteil Europas an der weltweiten Batterieproduktion voraussichtlich auf 25 Prozent. Doch auch dann wird ein Großteil der Produkte von asiatischen Produzenten gefertigt – mit rund 70 Prozent. Europäische Anbieter könnten eigenen Schätzungen zufolge lediglich etwa 27 Prozent der in Europa erzeugten Batterien verantworten. China wird trotz eines leichten Rückgangs weiterhin fast die Hälfte der globalen Kapazitäten dominieren, während Nordamerika auf rund 18 Prozent kommt. Somit bleibt die Vorherrschaft der asiatischen Produzenten bestehen, und die technologische Abhängigkeit der europäischen Industrie setzt sich fort. Das zumindest besagt die Studie von Deloitte.
Der Sektorleiter Automotive bei Deloitte Harald Proff warnt eindringlich vor dieser Entwicklung. „In den vergangenen Jahren ist ein Großteil der Batterieprojekte in Europa gescheitert, etwa aufgrund von fehlendem Zugang zu kritischen Rohstoffen, hohen Kapitalanforderungen, betrieblichen Ineffizienzen und einem schleppenden Hochlauf der E-Mobilität. Dennoch haben wir es mit einem stark wachsenden Markt zu tun, denn das Produkt Elektroauto wird immer günstiger und attraktiver“, sagt der Experte. Seine Einschätzung verdeutlicht, dass es nicht nur an versäumten Investitionen lag, sondern ebenso an verpassten Chancen, strukturelle Vorteile aufzubauen. Die Folge: eine weiterhin bestehende und möglicherweise wachsende Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern.
Strategische Optionen für europäische Batterie-Hersteller
Nach Einschätzung von Deloitte reicht es nicht, dass Europa seine Produktionsmengen lediglich steigert. Notwendig sei vielmehr ein gezielter Anteil von mindestens 40 Prozent an der heimischen Batterieproduktion, um eine stabile Marktposition zu erreichen. Dieses Ziel ließe sich nur durch eine abgestimmte Industriepolitik, große Investitionen und eine gesicherte Rohstoffversorgung realisieren. Hinzu komme der Ausbau einer robusten Recycling-Infrastruktur, die es erlaube, Rohstoffe im Kreislauf zu halten und Abhängigkeiten zu verringern. Besondere Chancen sieht die Studie in technologischen Differenzierungen, beispielsweise durch innovative Batteriesysteme wie die 800-Volt-Technologie. Diese könnte dazu beitragen, Fahrzeugkosten zu senken, Effizienz zu steigern und eine stärkere Wettbewerbsfähigkeit gegenüber asiatischen Marktführern aufzubauen.
Verfehlt die europäische Industrie diese Vorgaben, drohen schwere Konsequenzen. „Wenn europäische Unternehmen bei der Batterieproduktion nicht massiv aufholen, zahlen sie einen hohen Preis. Unsere Versorgungssicherheit und technologische Souveränität sind in Gefahr“, mahnt Proff eindringlich. Der Fachmann weist zudem darauf hin, dass die Batterie als teuerste Komponente von Elektrofahrzeugen den Endpreis wesentlich bestimmt. Auch Fahrleistungen und Reichweiten hängen in hohem Maße von ihr ab. Ein Rückstand in der Produktion wirkt sich also direkt auf die Kostenstruktur europäischer Autobauer aus und verschlechtert auch deren Wettbewerbsbedingungen erheblich.
Risiken und mögliche Folgen für europäische Batterie-Hersteller
Europäische Hersteller müssten Batterien im Falle weiterer Abhängigkeit überwiegend von asiatischen Anbietern kaufen. Dies würde die Fahrzeuge teurer machen, vor allem in Märkten, die durch geringe Margen gekennzeichnet sind. Während Luxusmodelle höhere Preise noch verkraften, gefährdet dieser Umstand insbesondere das Volumensegment, das für Autobauer von zentraler Bedeutung ist. Bereits heute zeigt sich, dass sinkende Margen eine direkte Folge der Kostennachteile sind. Steigt der Druck weiter, könnte dies langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Produzenten entscheidend schwächen. Damit droht nicht nur eine ökonomische, sondern auch eine strategische Abhängigkeit, die den gesamten Standort Europa belastet.
Die aktuelle Studie von Deloitte basiert auf Daten von GlobalData und untersucht detailliert die Entwicklungen in Europa. Dabei stehen insbesondere die Produktionsvolumina sowohl europäischer als auch chinesischer Anbieter, sowie die Planung neuer Projekte im Vordergrund.
Ein Beitrag von: