Erstflug gelungen 21.11.2025, 18:04 Uhr

X-59 im Test: Startschuss für leise Überschallflüge ohne Knall

Die X-59 der Nasa fliegt zum ersten Mal. Das Programm untersucht, ob Überschallflüge über Land künftig ohne lauten Knall möglich sind.

Das leise Überschall-Forschungsflugzeug X-59

Das leise Überschall-Forschungsflugzeug X-59 der NASA fliegt während seines ersten Fluges am Dienstag, dem 28. Oktober 2025, über Palmdale und Edwards in Kalifornien. Das Flugzeug wird zum Armstrong Flight Research Center der NASA in Edwards, Kalifornien, fliegen.

Foto: NASA/Lori Losey

Die Nasa hat ihre X-59 endlich in die Luft gebracht. Damit beginnt ein neues Kapitel in der Überschallforschung – eines, das nicht auf Rekorde zielt, sondern auf Akzeptanz. Seit Jahren arbeitet die Behörde daran, Überschallflüge über Land wieder möglich zu machen. Der Haken war immer der Knall. Jetzt will die X-59 zeigen, dass es auch leiser geht.

67 Minuten in der Luft

Am 28. Oktober hob das Forschungsflugzeug zum ersten Mal ab. 67 Minuten lang blieb es in der Luft, weit unterhalb der Schallgeschwindigkeit, aber das spielte keine große Rolle. Wichtiger war, dass alles so funktionierte, wie es sollte.

Testpilot Nils Larson schildert seine Gefühle: „Das ganze Training, die ganze Planung, die man gemacht hat, bereitet einen darauf vor.“ Und dann komme plötzlich die Erkenntnis: „Es ist fast so, als würde man es erst realisieren, wenn alles vorbei ist – wenn es geschafft ist.“

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Warum die X-59 so anders ist

Die Maschine sieht ungewöhnlich aus. Die Nase ist extrem lang, das Cockpit liegt weit hinten, und ein klassisches Frontfenster fehlt komplett. Stattdessen nutzt die Nasa ein Kamera- und Display-System, das dem Piloten die Sicht nach vorn simuliert. Das ist kein Technikspiel, sondern notwendig, damit die Aerodynamik stimmt und die Schockwellen so verteilt werden, wie die Forschenden es brauchen.

Der Jet soll nicht schneller sein als alles, was vorher geflogen ist. Er soll anders klingen. Das Triebwerk sitzt deshalb oben auf dem Rumpf, damit der Abgasstrahl nicht direkt Richtung Boden zeigt. So lässt sich die Stärke der Druckwelle am Boden reduzieren. Das Ziel ist ein kurzer, dumpfer „Thump“ statt eines harten Knalls.

Sean Duffy, amtierender Nasa-Administrator, spricht offen über die Ambition hinter diesem Projekt: „Die X-59 ist die erste ihrer Art und ein wichtiger Durchbruch in Amerikas Bestreben nach einem kommerziellen Flugverkehr, der sowohl leiser als auch schneller als je zuvor ist.“ Große Worte – aber die Richtung ist klar: Die NASA will Grundlagen schaffen, damit Airlines eines Tages wieder über Land mit Überschall fliegen können.

Die X-59 trifft nach ihrem Erstflug im Armstrong Flight Research Center der NASA in Edwards, Kalifornien, ein

Die X-59 trifft nach ihrem Erstflug im Armstrong Flight Research Center der NASA in Edwards, Kalifornien, ein. Die Ankunft markiert den Übergang des Flugzeugs von Bodentests zum Flugbetrieb. Als Nächstes wird das Flugzeug einer planmäßigen Wartung unterzogen, gefolgt von einer Reihe zusätzlicher Testflüge, um schrittweise auf seinen ersten Überschallflug hinzuarbeiten.

Foto: NASA/Genaro Vavuris

Ein Flug, der vor allem zeigen sollte: Es geht

Der Erstflug blieb bewusst vorsichtig. Die X-59 startete in Palmdale, flog Richtung Edwards Air Force Base, drehte dort einige Runden und kehrte zur Landung zurück. Fahrwerk unten, keine größeren Manöver, keine Geschwindigkeitstests. Der Fokus lag auf den Systemchecks.

Für Brad Flick, Direktor des Armstrong Flight Research Center, ist das nach wie vor einer der wichtigsten Momente eines Flugprogramms: „In dieser Branche gibt es nichts Vergleichbares wie einen Erstflug.“ Aber es gebe dafür keine Anleitung. Man müsse sich „anpassen, das Richtige tun und die richtigen Entscheidungen treffen“. Mit der Landung ging das Flugzeug offiziell vom Bodenbetrieb in den Flugtestbetrieb über. Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit.

Was jetzt auf die X-59 zukommt

Der Start war der Auftakt. Die kommenden Monate sind anspruchsvoll. Das kommt auf die X-59 jetzt zu:

  1. Geschwindigkeit und Höhe steigern

Die X-59 wird schrittweise schneller und höher fliegen. Erst wenn sie Mach 1,4 und etwa 55.000 Fuß erreicht, lassen sich die akustischen Effekte realistisch messen.

  1. Schockwellen genau untersuchen

Am Boden werden Mikrofone verteilt, die aufzeichnen, wie sich die Druckwellen anfühlen. Parallel werten Ingenieurinnen und Ingenieure die Telemetrie aus, um zu verstehen, wie sich Designänderungen auf den Klang auswirken.

  1. Überlandflüge über ausgewählte Gemeinden

Dieser Schritt ist neu: Ein Forschungsflugzeug sammelt nicht nur Daten, sondern Eindrücke. Menschen sollen hören, wie der modifizierte Überschallknall klingt und bewerten, ob er für sie akzeptabel wäre. Die Nasa sammelt Rückmeldungen, analysiert sie und übergibt die Ergebnisse später an die Regulierungsbehörden.

  1. Basis für neue Regeln schaffen

Ohne neue Lärmvorgaben wird kein Unternehmen Überschalljets über Land fliegen dürfen. Die Nasa liefert die Daten, damit die FAA und internationale Behörden Standards definieren können, die realistisch sind und auf wissenschaftlichen Ergebnissen beruhen.

Warum dieses Projekt ein Thema für die gesamte Branche ist

Die X-59 ist ein Technologieträger. Sie wird keine Passagiere transportieren. Trotzdem hat sie das Potenzial, die Branche zu verändern. Wenn der „leise Überschallknall“ funktioniert, entstehen neue Möglichkeiten:

  • Airlines könnten wieder transkontinentale Routen über Land deutlich verkürzen.
  • Hersteller hätten ein neues Marktsegment, das seit dem Ende der Concorde brachliegt.
  • Staaten müssten klären, ob sie Patente, Normen und Standards aktiv mitgestalten wollen oder sich von den USA treiben lassen.

Für Europa ist das besonders relevant. Hier laufen derzeit keine vergleichbaren Programme. Wenn die USA den Markt öffnen, entstehen schnell Abhängigkeiten – technologisch und regulatorisch.

Ein Blick zurück auf die X-Flugzeug-Tradition

Die X-59 passt in eine lange Reihe experimenteller Maschinen:

  • Die X-1 zeigte, dass Überschallflug möglich ist.
  • Die X-15 erkundete extreme Höhen und Geschwindigkeiten.
  • Die X-24 half, das Konzept des „Lifting Body“ zu verstehen.
  • Die X-29 testete Tragflächen, die eigentlich gegen jede Intuition konstruiert sind.

Jedes dieser Flugzeuge beantwortete eine konkrete Frage. Die X-59 stellt eine, die weniger technisch klingt, aber enorm konsequent ist: Wie leise kann Überschall werden?

Bob Pearce vom Aeronautics Research Mission Directorate fasst das Ziel so zusammen: „Dieses Flugzeug ist ein Beweis dafür, wofür die Nasa-Luftfahrt da ist, nämlich die Zukunft des Fliegens zu entwerfen und sie auf eine Weise zu verwirklichen, die der US-Luftfahrt und der Öffentlichkeit dient.“

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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