Akku-Lebensdauer 28.07.2025, 12:00 Uhr

Elektroauto richtig laden: Diese Fehler kosten Reichweite und Geld

So bleibt Ihr E-Auto-Akku lange fit: Mit richtigem Laden, Fahren und Lagern verlängern Sie die Lebensdauer und sparen bares Geld.

Akku von Elektroauto

Mit der richtigen Lade- und Fahrweise lässt sich die Lebensdauer eines E-Auto-Akkus deutlich verlängern – und teure Reparaturen vermeiden.

Foto: Smarterpix / ferhad

Der Akku ist das Herzstück jedes Elektroautos – und zugleich sein teuerstes Bauteil. Bis zu einem Drittel der Produktionskosten entfallen auf den Stromspeicher. Doch anders als bei einem vollen Tank schwindet die Leistung eines Akkus mit jedem Lade- und Entladevorgang. Die gute Nachricht: Sie können den Alterungsprozess aktiv verlangsamen. Wer sein Elektroauto klug lädt, umsichtig fährt und einige grundlegende Tipps beherzigt, verlängert die Lebensdauer des Akkus deutlich – und spart damit auf lange Sicht viel Geld.

Die meisten Hersteller geben heute acht bis zehn Jahre Garantie auf ihre Akkus oder garantieren eine Laufleistung von 160.000 bis 250.000 Kilometern. In der Realität schaffen viele Stromspeicher deutlich mehr. Eine Auswertung des kanadischen Unternehmens Geotab hat ergeben: Der jährliche Leistungsverlust liegt im Durchschnitt bei nur 1,8 %. Selbst nach 300.000 Kilometern ist ein Akku noch längst nicht am Ende.

Aber warum altern Akkus überhaupt – und was können Sie konkret tun, damit Ihrer möglichst lange durchhält?

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Wie ein E-Auto-Akku funktioniert – kurz erklärt

Die Batterie eines Elektroautos ist mehr als ein Energiespeicher – sie ist gleichzeitig Tank und Kraftzentrum. Genutzt wird fast immer ein Lithium-Ionen-Akku. Dieser speichert elektrische Energie, indem Lithium-Ionen zwischen zwei Elektroden hin- und herwandern: der Anode (Minuspol) und der Kathode (Pluspol). Getrennt werden die beiden durch einen sogenannten Separator, eine durchlässige Membran, die nur Ionen, nicht aber Elektronen durchlässt.

Beim Laden bewegen sich die Lithium-Ionen von der Kathode zur Anode, beim Entladen zurück. Der Prozess ist reversibel und kann tausende Male wiederholt werden. Doch jede Bewegung, Spannungsschwankung und Temperaturveränderung hinterlässt Spuren im Zellinneren.

Ein Akku besteht aus zahlreichen Einzelzellen, die zu Modulen zusammengeschaltet werden. Diese bilden das sogenannte Batteriepaket, meist im Fahrzeugboden montiert. Je nach Bauform unterscheidet man zylindrische Zellen (z. B. Tesla), prismatische Zellen (z. B. Audi, VW) und Pouch-Zellen, die an flache Handy-Akkus erinnern.

Warum Akkus altern – und was das mit Kristallen zu tun hat

Wie beim Menschen ist auch beim Akku das Altern unvermeidlich – aber beeinflussbar. Der Fachbegriff lautet Degradation: Die maximale Speicherkapazität nimmt ab. Ein Grund: Mit jeder Ladung lagern sich mikroskopische Lithium-Kristalle an den Elektroden ab. Bleiben sie klein, ist das unproblematisch. Bilden sich jedoch sogenannte Dendriten – nadelartige Strukturen –, können sie den Separator durchstoßen und Kurzschlüsse verursachen.

Ein weiterer Faktor ist die Temperatur. Wird ein Akku länger zu heiß oder zu kalt betrieben, schädigt das die Zellchemie. Vor allem hohe Temperaturen im Stand beschleunigen den Zerfall aktiver Materialien.

Auch die sogenannte Zyklentiefe ist entscheidend: Je größer der Ladehub, desto stärker der Verschleiß. Wer den Akku regelmäßig von 5 auf 95 % lädt, stresst ihn mehr als bei kleineren Ladeintervallen. Der wichtigste Grundsatz lautet also: Je schonender die Umstände, desto länger lebt die Batterie.

So laden Sie richtig – zwischen 20 % und 80 %

Ein häufiger Fehler: Das E-Auto wird regelmäßig bis 100 % geladen. Das klingt praktisch, ist aber nicht akkuschonend. Besonders hohe Ladestände setzen den Zellen zu. Die Zellspannung steigt, Dendritenbildung wird begünstigt.

Die einfache Regel: Zwischen 20 und 80 % laden und fahren. Das vermeidet extreme Spannungszustände. Auch das Entladen bis nahe null ist ungünstig. Besser: Bereits bei 20 bis 30 % wieder laden.

Was das Fahrverhalten mit Akkualterung zu tun hat

Auch der Fahrstil beeinflusst die Akkulebensdauer. Starkes Beschleunigen, hohe Geschwindigkeiten oder Leistung bei kaltem Akku fordern das Batteriemanagementsystem. Besonders schädlich: Schnell beschleunigen direkt nach dem Start im Winter.

Auch hohe Autobahngeschwindigkeiten erhöhen die Akkutemperatur. Die Folge: schnellere Alterung. Besser: gleichmäßiges Tempo mit Pausen.

Wie Temperatur den Akku stresst – Sommer wie Winter

Akkus arbeiten optimal bei 20 bis 30 Grad Celsius. Bei Abweichungen muss das Batterie-Managementsystem eingreifen. Das kostet Energie und kann belasten.

Im Sommer: Nicht vollgeladen in der Sonne stehen lassen. Besser im Schatten oder in der Garage parken.

Im Winter: Die Batterie braucht Energie zur Selbstbeheizung – das reduziert die Reichweite. Ideal ist Laden in temperierter Garage oder per Vortemperierung. Wichtig: Nach der Fahrt laden, nicht davor. Dann ist der Akku bereits warm.

Was Schnellladen wirklich kostet

Schnellladen (DC) mit 150 oder 350 kW belastet die Zellen stark. Temperatur und Spannung steigen, die Alterung beschleunigt sich. Eine Analyse von Aviloo zeigt: Regelmäßiges Schnellladen kann die Degradation um bis zu 17 % erhöhen. Diese Werte gelten modellabhängig.

Besser: Langsames Laden mit Wechselstrom (AC), z. B. an der Wallbox. Idealerweise nachts bis 80 % vor Fahrtbeginn.

Wenn das E-Auto mal steht – Tipps für längere Pausen

Akkus altern auch im Ruhezustand. Besonders bei vollem Ladestand. Eine RWTH-Studie zeigt: Zwei Jahre Stillstand bei 100 % führen zu 15 % Kapazitätsverlust. Bei 20 % Ladung bleibt der Verlust gering.

Tipp für Urlaubszeiten: Fahrzeug mit 40–50 % Akkustand abstellen. Laden kurz vor Nutzung programmieren.

Zellchemie: Nicht jeder Akku altert gleich schnell

Es gibt zwei verbreitete Zelltypen: NMC (Nickel-Mangan-Kobalt) und LFP (Lithium-Eisenphosphat).

  • NMC-Zellen bieten hohe Energiedichte (mehr Reichweite), sind aber temperatursensibel.
  • LFP-Zellen gelten als robuster, weniger brandanfällig, enthalten kein Kobalt. Ideal für viele Ladezyklen.

Aber: LFP-Zellen sollten möglichst nicht über 90 % geladen werden. Auch hier droht bei häufigem Vollladen Dendritenbildung.

Akkus altern nicht nur durch Nutzung (Zyklenalterung), sondern auch durch Zeit (Kalenderalterung). Daher ist selbst das „Stehenlassen“ unter falschen Bedingungen schädlich. Regelmäßige Software-Updates können helfen: Viele Hersteller verbessern das Batteriemanagement per OTA-Update.

Bidirektionales Laden: Strom zurück ins Haus – aber auf Kosten der Lebensdauer?

Immer mehr Elektroautos werden heute mit der Fähigkeit ausgeliefert, Strom nicht nur aufzunehmen, sondern auch wieder abzugeben. Das sogenannte bidirektionale Laden macht aus Ihrem Fahrzeug eine Art rollenden Stromspeicher. Ideal für Haushalte mit Solaranlage: Tagsüber eingespeister Strom kann abends oder nachts aus dem Auto zurückfließen – etwa über eine Wallbox mit Vehicle-to-Home-Funktion (V2H).

Was im Hinblick auf Energieautarkie und Netzstabilität vielversprechend klingt, hat allerdings einen Nachteil: Jeder Lade- und Entladevorgang zählt als Zyklus – und die summieren sich. Wird der Akku täglich zum Laden und Entladen genutzt, beschleunigt das seine Degradation. Für Fahrer*innen, die das Auto vor allem tagsüber stehen lassen, kann das durchaus spürbar sein.

Die Faustregel lautet daher: Bidirektionales Laden bewusst und gezielt nutzen, nicht als Standardlösung für jeden Strombedarf. Die Technologie ist in Bewegung – aber langfristige Daten über Auswirkungen auf die Akkulebensdauer gibt es bislang kaum.

So verlängern Sie die Akku-Lebensdauer

  • Halten Sie sich an die 20/80-Regel: weder ganz voll noch ganz leer laden.
  • Vermeiden Sie hohe Ladehübe und regelmäßiges Schnellladen.
  • Fahren Sie vorausschauend und gleichmäßig – besonders bei Kälte.
  • Parken Sie im Schatten oder in der Garage, um Temperaturstress zu vermeiden.
  • Lassen Sie das Auto nicht vollgeladen lange stehen.
  • Nutzen Sie Vortemperierung, wenn Ihr Fahrzeug es unterstützt.
  • Lagern Sie Ihr Auto im Urlaub mit 40–50 % Akkustand.

 

Reparatur statt Austausch: Zellen erneuern statt Batterie ersetzen

Wenn die Leistung nachlässt, muss nicht sofort ein neuer Akku her. In vielen Fällen lassen sich einzelne defekte Zellmodule austauschen – vorausgesetzt, die Batterie ist nicht nach der neuen „Cell-to-Pack“-Bauweise gefertigt, bei der kein Zugriff auf einzelne Module mehr möglich ist.

Ein Beispiel liefert die Berliner Werkstatt EV Clinic, spezialisiert auf Elektroautos. Dort wurde ein Smart ED mit stark verringerter Reichweite eingeliefert. Diagnose: Die Kapazität war auf 75 % gesunken – eigentlich ein Fall für den Austausch. Doch die Expert*innen tauschten nur drei von 93 Zellen. Ergebnis: Die Akkuleistung stieg wieder auf 95 % – für 900 Euro.

Solche Reparaturen sind bislang nicht standardisiert und werden nur von wenigen Fachbetrieben angeboten. Doch die Erfahrungen zeigen: Mit gezieltem Zelltausch lassen sich teure Komplettreparaturen vermeiden – und Akkus deutlich länger nutzen.

Zweites Leben: Wenn der Akku aus dem Auto fliegt – aber weiterarbeitet

Akkus mit 70 % Kapazität eignen sich als stationäre Speicher – z. B. für Solaranlagen. Hersteller wie Audi oder BMW nutzen ausrangierte Akkus in Containeranlagen. Prognosen: Bis 2035 könnten Second-Life-Akkus über 100 GWh Speicherkapazität liefern.

Recycling: Wie weit ist die Technik? Irgendwann ist jeder Akku am Ende. Hersteller müssen ihn laut EU entsorgen. Geäußerte Ziele:

  • Ab 2027: 50 % Lithium-Rückgewinnung
  • Ab 2031: 95 % Recyclingquote nach Gewicht
  • Pflichtanteile an Rezyklaten in neuen Akkus

Deutschland baut große Recyclinganlagen auf, China ist bereits weiter. Auch Verfahren für Grafit und Kobalt werden verbessert.

Blick nach vorn: Was Akku-Technologie künftig leisten soll

Die Akkuforschung schreitet mit hohem Tempo voran. Drei Entwicklungen stehen derzeit besonders im Fokus:

  1. Feststoffbatterien

Statt flüssigem Elektrolyten kommt hier ein fester Stoff zum Einsatz. Das senkt das Brandrisiko, erlaubt höhere Energiedichten und könnte Ladezeiten deutlich verkürzen. Erste Modelle mit Feststoffakku werden für 2027 erwartet.

  1. Natrium-Ionen-Technologie

Diese Alternative kommt ohne Lithium und Kobalt aus, ist günstiger und umweltfreundlicher. Der Nachteil: geringere Energiedichte – derzeit vor allem für kleinere Fahrzeuge oder stationäre Speicher interessant.

  1. Dry Battery Electrode (DBE)

Ein neues Herstellungsverfahren spart Lösungsmittel und Trocknungsprozesse bei der Elektrodenproduktion. Das reduziert Energiebedarf, CO₂-Ausstoß und Produktionskosten – ist aber noch nicht serienreif.

Langfristig geht es darum, Akkus nachhaltiger, leistungsfähiger und günstiger zu machen – bei gleichzeitig besserer Reparier- und Recycelbarkeit. Für Sie als Nutzer*in heißt das: Wer sein Fahrzeug pfleglich behandelt, profitiert mehrfach – mit langer Lebensdauer, besserem Wiederverkaufswert und geringeren Umweltfolgen.

Quellenverzeichnis

Fraunhofer ISI / Fraunhofer ISE / Fraunhofer UMSICHT
Lebensdauer von Lithium-Ionen-Batterien in Elektrofahrzeugen – Einflussfaktoren und Prognosen.
Fraunhofer-Studie im Auftrag der Agora Verkehrswende, 2021.
→ Analyse zur Degradation, Temperaturstress und Ladeverhalten bei verschiedenen Zellchemien.

Öko-Institut e. V. / Stiftung Energie & Klimaschutz
Wie lange hält ein E-Auto-Akku wirklich?
Technical White Paper, aktualisiert 2023.
→ Vergleich von Garantiezeiten, typischen Kapazitätsverlusten und Zweitverwendung.

Helmholtz-Institut Ulm / KIT
Alterung von Lithium-Ionen-Batterien – Ursachen und Gegenmaßnahmen.
Vortrag und Forschungsbericht, 2022.
→ Detaillierte Beschreibung der Zellchemie, Dendritenbildung und Ladezyklen.

Geotab Inc.
EV Battery Degradation Analysis – What Can Data Tell Us?
Internationale Langzeitstudie mit über 6.000 Fahrzeugen, veröffentlicht 2020.
→ Statistische Auswertung realer Kapazitätsverluste bei verschiedenen Marken und Modellen.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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