Tu-134UBL 25.11.2025, 20:19 Uhr

„Black Pearl“ Tupolew im Visier der Nato: Begegnung der besonderen Art

Nato-Alarm: Italienische Eurofighter fangen seltene russische Tupolew Tu-134UBL „Black Pearl“ über der Ostsee ab. Details zur Technik und Mission.

Tu-134UBL „Black Pearl“

Die Tu-134UBL „Black Pearl“ im Visier: NATO-Air Policing fängt den seltenen russischen Spezialjet über dem Baltikum ab.

Foto: picture alliance/dpa/TASS | Valentin Yegorshin

Die Begegnung von Nato-Kampfjets mit russischen Militärflugzeugen über der Ostsee zählt mittlerweile zum militärischen Alltag. Doch ein kürzlich veröffentlichter Bericht des Nato Air Command beleuchtet einen besonderen Vorfall, der bei Luftfahrtexpertinnen und -experten für Aufsehen sorgt. Italienische Eurofighter Typhoon starteten von ihrem Stützpunkt im estnischen Ämari zur sogenannten Baltic Air Policing-Mission (BAP), um eine Gruppe von vier russischen Jets abzufangen.

Zu diesem russischen Verband gehörte eine höchst ungewöhnliche Maschine: eine Tupolew Tu-134UBL, liebevoll „Black Pearl“ genannt. Die besondere Lackierung des VIP-Transporters in Dunkelgrau mit weiß-blau-rotem Zierstreifen verlieh dem Flugzeug seinen Spitznamen, der auf Deutsch „Schwarze Perle“ bedeutet. Ergänzt wurde der Verband von zwei modernen Jagdflugzeugen vom Typ Sukhoi Su-30SM2 und einem taktischen Bomber Su-24.

Ein fliegendes Relikt mit spitzer Nase

Was macht diese Tupolew Tu-134 so besonders? Die Ursprungsversion der Tu-134 war ein Kurzstrecken-Passagierflugzeug der Sowjetunion, gebaut zwischen 1966 und 1989. Die jetzt abgefangene Variante Tu-134UBL (UBL steht für Utschebno-Bomardirowotschnyj Laboratorija, zu Deutsch etwa: Ausbildungs-Bomber-Laboratorium) ist jedoch eine militärische Spezialversion.

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Die sowjetische Rüstungsindustrie entwickelte die Tu-134UBL zwischen 1981 und 1984. Sie diente dazu, die Besatzungen für die strategischen Bomber Tu-160 (bekannt als „White Swan“) und Tu-22M3 auszubilden. Anstelle der gewöhnlichen, verglasten Navigatorennase früherer Tu-134-Modelle erhielt die UBL-Version eine lange, spitz zulaufende Radarkuppel (Radom). Dieses markante Merkmal ahmt die Nase der Tu-22M-Bomber nach und verlängert die Maschine um etwa viereinhalb Meter.

Obwohl die zivile Nutzung der Tu-134 in Russland weitgehend eingestellt wurde, fliegen einige UBL-Maschinen noch heute im Dienste der russischen Streitkräfte. Die jetzt abgefangene Tu-134A-4 ist eine spezielle „Salon“-Ausführung. Sie dient als VIP-Transporter für hochrangige Militärpersonen. Ein Teil dieser Maschinen trägt die charakteristische „Black Pearl“-Lackierung.

Die Technik der „Black Pearl“

Obwohl die „Black Pearl“ in ihrer aktuellen Rolle als Tu-134A-4 VIP-Transporter fungiert, liegt ihre technische Einzigartigkeit in der ursprünglichen Konfiguration als Trainingsflugzeug.

Triebwerke und Flugleistung

Die Tu-134 wird von zwei Turbofan-Triebwerken des Typs Solowjow D-30 angetrieben. Diese sind, typisch für diese Konstruktionsära, seitlich am Heck des Rumpfes angebracht – ähnlich der westlichen Douglas DC-9 oder der BAC One-Eleven.

  • Triebwerke: Zwei Solowjow D-30-II (oder D-30 Serie 3 bei der Tu-134A-3-Basis).
  • Schub: Etwa 66,68 kN bis 69,38 kN pro Triebwerk, je nach Serie.
  • Reisegeschwindigkeit: Rund 800 km/h in 10.000 Metern Höhe. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei bis zu 885 km/h.
  • Maximale Reichweite: Ungefähr 3.500 km.
  • Konstruktion: Als Ganzmetallflugzeug ist die Tu-134 ein Tiefdecker mit einer Druckkabine. Die Pfeilflügel weisen eine Pfeilung von auf. Eine Besonderheit sind die keulenförmigen Verkleidungen an den Tragflächen, in die das Hauptfahrwerk mit jeweils vier Rädern nach hinten einfährt.

Die Tu-134UBL wurde in einer relativ kleinen Stückzahl produziert. Zwischen 1981 und 1984 wurden schätzungsweise etwa 90 Exemplare hergestellt, alle in Charkiw (Ukraine).

Eskorte der modernsten „Flanker“-Variante

Die besondere „Black Pearl“-Tupolew (Bordnummer „53“, Kennzeichen RF-12041) war in der vergangenen Woche auf dem Weg vom russischen Festland in die Exklave Kaliningrad. Dort hat die Baltische Flotte der russischen Marine ihr Hauptquartier.

Die Eskorte bestand aus zwei Suchoi Su-30SM2-Jägern. Diese zweisitzige Variante des sogenannten „Flanker“-Derivats gehört zur neuesten Generation. Sie wurde erst seit Februar 2022 bei den Marinefliegern in Dienst gestellt und ist als Nachfolger für den taktischen Schwenkflügler Su-24 vorgesehen, der ebenfalls Teil des abgefangenen Verbandes war.

Der genaue Auftrag dieses russischen Trios bleibt unklar. Da die beiden Su-30SM2 ohne externe Bewaffnung unterwegs waren, könnte es sich um einen Überführungsflug nach Kaliningrad gehandelt haben. Kurz zuvor hatte der russische Staatskonzern Rostec die Auslieferung einer neuen „Charge“ frisch gebauter Su-30SM2 an die Marineflieger bekannt gegeben.

Interessanterweise lässt sich nicht eindeutig klären, welche Aufgabe der Tupolew in diesem Zusammenhang zukam. Möglicherweise handelte es sich um den Transport von Personal oder hochrangigen Vertretern, die die neuen Kampfflugzeuge begleiteten.

Nato sichert den Luftraum im Rahmen von Eastern Sentry

Der Abfangvorgang selbst fand im internationalen Luftraum über der Ostsee statt. Die italienischen Eurofighter Typhoon-Piloten reagierten im Rahmen der NATO-Mission Eastern Sentry, die die Sicherheit des Luftraums der Alliierten entlang der Ostflanke gewährleistet. Das Nato Air Command veröffentlichte die Aufnahmen der Begegnung am 21. November. Die genauen Zeitpunkte des Vorfalls sind nicht bekannt.

Das NATO-Luftkommando fasste den Einsatz in einem Social-Media-Beitrag zusammen:

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Die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen besitzen keine eigenen Kampfflugzeuge. Daher sichert die Nato bereits seit 2004 den dortigen Luftraum durch die Baltic Air Policing-Mission.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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