Crashtest offenbart Schwächen 01.10.2025, 17:30 Uhr

ADAC: Diese Kindersitze sind nicht sicher!

Unangenehme Nachrichten für Eltern: Im aktuellen Kindersitztest Herbst 2025 hat der ADAC bei zwei Modellen gravierende Sicherheitsmängel festgestellt. Beide Sitze entsprechen den gesetzlichen Anforderungen und dürfen verkauft werden. Der ADAC warnt trotzdem davor.

Blick auf den Crawltest-Aufbau, mit dem der ADAC Kindersitze testet

Das diesjährige Ergebnis des ADAC-Crashtests offenbart zwei absolut mangelhafte Kindersitze.

Foto: ADAC/Test und Technik

Der aktuelle Crashtest des ADAC, bei dem auch Kindersitze geprüft werden, gibt Anlass zur Sorge. Denn schon vor der offiziellen Veröffentlichung der Testergebnisse warnte der ADAC ausdrücklich davor, zwei spezielle Kindersitze zu verwenden. Es handelt sich um die beiden Sitze Chipolino Olympus i-Size und Reecle 360 (ZA10 i-Size). Der Grund: Beide Modelle versagten bei den Frontalaufpralltests, als die Dummys entgegen der Fahrtrichtung angeschnallt waren. Die Sitzschalen lösten sich teilweise oder vollständig von den Unterkonstruktionen, was ein hohes Risiko für schwere Verletzungen nach sich zieht.

Der ADAC macht deutlich, dass beide Produkte wesentliche Sicherheitskriterien nicht erfüllen. Die logische Konsequenz: Sie fielen mit der Note „mangelhaft“ durch. Diese beiden Produkte sind als mitwachsende Kindersitze gedacht. Sie sind für Körpergrößen zwischen 40 und 150 Zentimeter zugelassen. Der ADAC rät allerdings dringend vom Kauf dieser Sitze ab.

Kindersitz Chipolino Olympus i-Size fällt beim ADAC-Crashtest durch

Im Frontalaufprall mit einem elf Kilogramm schweren Dummy brach die Sitzschale des Chipolino Olympus i-Size von der Befestigung ab und wurde nach vorne geschleudert. Dies kann in der Realität dazu führen, dass ein Kind gegen den Vordersitz prallt und lebensgefährliche Verletzungen erleidet. Zwar wird der Chipolino nicht mehr aktiv verkauft, dennoch könnten Restbestände im Umlauf sein. Dieser Sitz deckt die gesamte Spanne von der Geburt bis zum Ende der Kindersitzpflicht ab und lässt sich in mehreren Varianten einbauen. In Fahrtrichtung hielt er den Kräften stand, doch gegen die Fahrtrichtung versagte er klar. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass Eltern genau prüfen sollten, welche Einbauart im Alltag genutzt wird.

Die drei Varianten, in denen der Chipolino verwendet werden kann, sind: Nutzung rückwärtsgerichtet für Babys bis 87 Zentimeter mit integrierten Hosenträgergurten und Isofix-Befestigung sowie Stützfuß, vorwärtsgerichtet für Kinder bis 105 Zentimeter ebenfalls mit Hosenträgergurten, Isofix und Stützfuß, sowie Nutzung ab 100 bis 150 Zentimeter mit dem Fahrzeuggurt optional mit Nutzung der Isofix-Befestigung. Während die Fahrtrichtungstests keine Auffälligkeiten zeigten, war der rückwärtsgerichtete Einsatz die Problemzone: Hier brach der Sitz bei den Crashversuchen fatal auseinander. Für Eltern bedeutet dies, dass eine Nutzung in dieser Variante nicht sicher ist, obwohl der Hersteller genau diesen Bereich mit einschließt.

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Reecle 360 (ZA10 i-Size) – zweiter Kindersitz schafft den Crashtest nicht

Auch beim Reecle 360 (ZA10 i-Size) zeigte sich ein ähnliches Muster. Beim Crash mit einem rückwärtsgerichteten Dummy von 15 Kilogramm Gewicht löste sich der Drehteller des Sitzes von der Basis. Zwar blieb die obere Verbindung über den Top-Tether-Gurt erhalten, doch der Dummy bewegte sich samt Sitzschale unkontrolliert durch den Fahrzeuginnenraum. Dadurch besteht ein massives Risiko, dass ein Kind bei einem Unfall gegen Türen oder den Vordersitz stößt und dabei schwere Verletzungen davonträgt. Der ADAC hat nach eigenen Angaben den Hersteller noch vor Veröffentlichung der Testergebnisse informiert, eine Reaktion liege bislang noch nicht vor.

Wie beim Chipolino bietet auch der Reecle 360 den Einsatz in drei Varianten über die gesamte Kindersitzpflicht hinweg. In vorwärtsgerichteter Position hielt die Konstruktion stabil, während rückwärtsgerichtete Crashtests klar das Gefahrenpotenzial offenlegten. Auffällig ist zudem die uneinheitliche Produktbenennung. Online wird der Sitz unter verschiedenen Namen wie „Reecle 360 Drehbar i-Size“ oder „946i i-Size“ verkauft. Auf dem Prüfsiegel ist die Zulassungsnummer „E8 – 0313715“ angegeben. Käuferinnen und Käufer könnten somit den Eindruck erlangen, unterschiedliche Produkte zu erwerben, obwohl es sich um das gleiche Modell handelt. Diese Verwirrung erschwert die Entscheidung beim Kauf zusätzlich.

Tipps für betroffene Eltern

Der ADAC empfiehlt, die betroffenen Modelle keinesfalls mehr nutzen. Eltern wird geraten, ihre Händler zu kontaktieren und auf Kulanz zu hoffen. Zwar erfüllen sowohl der Reecle 360 als auch der Chipolino Olympus i-Size die gesetzlichen Anforderungen, wodurch sie weiterhin verkauft werden dürfen, doch sicher sind sie nicht. Ein rechtlicher Anspruch auf Rückgabe oder Umtausch ergibt sich allein aus den schlechten Ergebnissen des ADAC Kindersitztests Herbst 2025 nicht. Möglich wäre jedoch ein Anspruch auf Sachmängelhaftung, sofern der Kauf weniger als zwei Jahre zurückliegt. Dazu müssten Eltern im Einzelfall prüfen lassen, ob die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind.

Es ist sinnvoll, sich vor dem Kauf umfassend über Testergebnisse zu informieren. Gerade Kindersitze im Crashtest geben verlässliche Hinweise darauf, wie Modelle im Ernstfall abschneiden. Am 21. Oktober 2025 veröffentlich der ADAC die vollständigen Ergebnisse des Herbsttests. Wer sicherstellen möchte, dass Kinder auch bei Unfällen bestmöglich geschützt sind, sollte aktuelle Testberichte heranziehen und nicht allein auf gesetzliche Mindeststandards vertrauen.

Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

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