Reichweite ohne Nachladen 23.12.2025, 21:04 Uhr

1008 km mit 87 kWh: Renault testet die Grenzen der Effizienz

7,8 kWh/100 km bei 102 km/h: Renault demonstriert mit dem Filante Record 2025, wo die Effizienz moderner E-Autos liegt.

Renault Filante Record

Renault fährt 1008 km mit 87 kWh. Der Filante Record 2025 zeigt, wie Aerodynamik und Leichtbau echte Reichweite bringen.

Foto: Renault Group

1008 km. Ein Akku mit 87 kWh. Kein Zwischenladen. Durchschnittlich 102 km/h. Diese Zahlen wirken zunächst wie eine Rechenübung aus dem Labor. Sind sie aber nicht. Renault hat sie auf die Strecke gebracht. Am 18. Dezember fuhr das Demonstrationsfahrzeug Filante Record 2025 auf einer Teststrecke in Marokko fast zehn Stunden am Stück.

Abgesehen von kurzen Fahrerwechseln rollte das Auto ohne Unterbrechung. Der Energieverbrauch lag bei 7,8 kWh/100 km. Am Ende zeigte die Batterie noch 11 % Restkapazität an. Das Fahrzeug hätte bei gleichem Tempo noch rund 120 km fahren können. Entscheidend ist nicht nur die Distanz. Schauen wir uns an, wie Renault das geschafft hat.

Autobahntempo statt Schleichfahrt

Reichweitenrekorde gibt es viele. Oft entstehen sie bei Tempo 30, auf abgesperrten Ovalen oder mit speziell präparierten Akkus. Renault geht einen anderen Weg. Die Durchschnittsgeschwindigkeit von 102 km/h orientiert sich an realem Autobahn- und Schnellstraßenbetrieb. Genau dort steigen bei Elektroautos normalerweise Verbrauch und Widerstände stark an.

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Dass der Filante Record 2025 unter diesen Bedingungen so wenig Energie benötigt, macht den Versuch relevant. Er zeigt nicht, was theoretisch möglich ist. Er zeigt, was passiert, wenn bekannte Effizienzregeln konsequent umgesetzt werden.

Ein wichtiger Punkt: Die Batterie ist keine Sonderanfertigung. Renault nutzt eine 87-kWh-Serienbatterie, wie sie auch im Scenic E-Tech Electric verbaut wird. Der Rekord basiert also nicht auf einer exotischen Zellchemie oder überdimensionierten Energiespeichern.

Jedes Kilo zählt, jeder Widerstand auch

Der Filante Record 2025 ist konsequent auf Gewichtsreduktion ausgelegt. Kohlefaser, Aluminiumlegierungen und Scalmalloy kommen dort zum Einsatz, wo sie mechanisch sinnvoll sind. Scalmalloy, eine hochfeste Aluminiumlegierung aus dem 3D-Druck, erlaubt komplexe Bauteile mit minimalem Materialeinsatz.

Hinzu kommen vollelektronische Systeme für Lenkung und Bremsen. Steer-by-Wire und Brake-by-Wire ersetzen mechanische Verbindungen. Das spart Gewicht, reduziert Reibungsverluste und schafft neue Freiheiten bei der Anordnung von Komponenten. Effizienz entsteht hier nicht durch ein einzelnes Bauteil, sondern durch viele kleine Einsparungen.

Der Luftwiderstand entscheidet über Reichweite

Ab etwa 80 km/h dominiert der Luftwiderstand den Energiebedarf. Bei 100 km/h und mehr wird er zum entscheidenden Faktor. Renault hat deshalb intensiv an der Aerodynamik gearbeitet. Bereits die erste Version des Filante Record 2025 zeigte flugzeugähnliche Linien. Windkanaltests machten jedoch klar: Da geht noch mehr.

Die Ingenieurinnen und Ingenieur überarbeiteten vor allem die Anbauteile. Räder erhielten neu gestaltete Verkleidungen, die direkt an ihnen montiert sind. Das reduziert Verwirbelungen an einer der kritischsten Stellen des Fahrzeugs. Die zentrale Karosseriestruktur blieb unverändert, da sie aerodynamisch bereits gut ausgelegt war. Der Luftwiderstandsbeiwert sank so von einem Ausgangswert nahe 0,40 auf rund 0,30. In Kombination mit geringer Stirnfläche und niedrigem Gewicht ist das ein wesentlicher Grund für den niedrigen Verbrauch.

Auch die Reifen tragen ihren Teil bei. Michelin entwickelte speziell abgestimmte Pneus mit besonders geringem Rollwiderstand. Gleichzeitig wurde ihre Aerodynamik optimiert. Gerade bei konstantem Tempo wirken sich selbst kleine Verbesserungen direkt auf den Energiebedarf aus.

239 Runden, kein Nachladen und auffälliges Design

Der Filante Record 2025 soll auffallen. Die ultraviolettblaue Lackierung verweist auf historische Renault-Rekordfahrzeuge wie den 40 CV von 1925 oder den Étoile Filante von 1956. Die geschlossene Kuppel erinnert an die Luftfahrt, die Sitzposition an ein Formel-1-Cockpit. Diese Gestaltung ist jedoch kein Selbstzweck. Die niedrige Fahrerposition reduziert die Fahrzeughöhe. Die geschlossene Kuppel minimiert Störkanten im Luftstrom. Design und Technik greifen ineinander. Die Form folgt hier konsequent der Effizienz.

Gefahren wurde auf der UTAC-Teststrecke in Marokko. Insgesamt absolvierte das Fahrzeug 239 Runden. Es wurde nicht nachgeladen. Wind, Temperatur und Rollverluste wirkten real. Genau deshalb sind die Daten aussagekräftig. Sie zeigen, welches Effizienzniveau erreichbar ist, wenn alle bekannten Verlustquellen systematisch reduziert werden.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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