Wie Landtechnik Feuerwehren im Brand- und Katastrophenfall unterstützt
Immer häufiger helfen Landwirte mit ihren Geräten der Feuerwehr bei der Brandbekämpfung. Wir beschreiben, welche Technik benötigt wird und was sich daraus entwickelt.
Vom Fasswagen zum Löschfahrzeug: Landwirte unterstützen Feuerwehren mit technischem Gerät wie Traktoren und Fasswagen. Die Organisation Red Farmer vermittelt Kontakte zwischen den Landwirten und den Einsatzleitungen.
Foto: Red Farmer
Bei großflächigen Bränden von Feldern und Wäldern aber auch anderen Einsatzlagen ist die Feuerwehr dankbar, wenn sie von Landwirten unterstützt wird. Naheliegend sind dabei der Einsatz von Traktoren in schwer zugänglichem Gelände aber auch von großen Fassanhängern zur Wasserversorgung. Es gibt aber noch viele andere Geräte, die bei der Brandbekämpfung helfen können. Die Initiative Red Farmer führt darüber hinaus Scheibeneggen, Absetzmulden, Radlader und Forstrücker auf ihrer Homepage auf.
Inhaltsverzeichnis
- Traktoren helfen Feuerwehren als Universalmaschinen
- Tankfahrzeuge und -anhänger liefern Löschwasser
- Bodenbearbeitung mit Scheibeneggen verhindert Ausbreitung von Feuer
- Absetzmulden speichern Wasser und transportieren Material
- Radlader räumen nach Bränden und Katastrophen auf
- Forstmaschinen verhindern Ausbreitung von Feuern
- Feuerwehrmann baut Löschaufsatz für Traktoren
Traktoren helfen Feuerwehren als Universalmaschinen
Traktoren gehören in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Weinbau zu den Standardmaschinen. Wie in ihrem Alltag sind auch bei der Brandbekämpfung verschiedene Fähigkeiten gefragt. Neben der Geländegängigkeit gilt es dabei schwere Gewichte zu bewegen oder auch besonders schmale Spuren befahren zu können. Der 2024 in Deutschland am häufigsten verkaufte Standardtraktor Fendt 728 Vario Gen7 hat beispielsweise eine Motorleistung von 223 kW (303 PS). Besonders leistungsstarke Standardtraktoren wie der Fendt 1000 kommen mit 291 kW (rund 400 PS) bis 380 kW (517 PS) daher. Aber auch ältere Modelle leisten in den rauen Umgebungen bei der Brandbekämpfung gute Dienste.
Tankfahrzeuge und -anhänger liefern Löschwasser
Tankfahrzeuge und Tankanhänger werden vor allem zur Beschaffung von Löschwasser benötigt, wenn es keine Hydranten oder Wasserreservoirs in unmittelbarer Nähe des Brandes gibt. Damit wird Feuerwehrpersonal bei der Wasserbeschaffung entlastet. Wichtig ist das auch beim Einsatz von Löschrobotern, die unbemannt in Gefahrenbereiche vorrücken und über keine eigenen Wassertanks verfügen.
Typische Tankanhänger haben ein Fassungsvermögen von 5000 Litern – etwa so viel wie fünf große Hausmüllcontainer. Große Güllefässer auf mehrachsigen Anhängern können sogar 20.000 und mehr Liter Flüssigkeit aufnehmen. Eine Kombination aus einer Zugmaschine Claas Xerion 4000 mit Fassaufsatz und einem Gülleanhänger mit drei Achsen kommt sogar auf 44.500 Liter Fassungsvermögen. Zum Vergleich: Die Löschwassertanks in Feuerwehrfahrzeugen fassen je nach Modell typischerweise zwischen 1000 Liter und 6000 Liter.
Bodenbearbeitung mit Scheibeneggen verhindert Ausbreitung von Feuer
Scheibeneggen helfen vor allem bei Flächenbränden. Durch die Bodenbearbeitung wird die Ausbreitung der Flammen verhindert, indem Schneisen gezogen werden. Üblicherweise werden Scheibeneggen sowohl für die Saatbettbereitung als auch für die Stoppelbearbeitung eingesetzt. Sie lockern, mischen und zerkleinern dabei den Boden und Ernterückstände wie Stroh. Die Anbaugeräte bestehen aus mehreren Scheiben, deren Arbeitstiefe den jeweiligen Aufgaben angepasst werden kann.
Absetzmulden speichern Wasser und transportieren Material
Absetzmulden, die auch als Bauschutt-Container bezeichnet werden, sind im Brandfall vielseitig einsetzbar. Sie dienen beispielsweise zum Transport von Material, Abraum sowie als Pufferbehälter für Löschwasser. Wie bei den Fässern gibt es auch hier unterschiedliche Volumen. Kleine Mulden gibt es ab Größen von 1 m³. Große Abrollcontainer können sogar 40 m³ fassen. Die Container sind in Abmessungen und Ausführungen nach DIN 30720 genormt.
Wissenswertes zu Red Farmer
- Die Initiative Red Farmer vernetzt Organisationen der Gefahrenabwehr mit Leistungserbringern aus der Land- und Forstwirtschaft.
- Im Brandfall werden Landwirte über die zuständigen Feuerwehrleitstellen kontaktiert.
- Zur Einsetzbarkeit der Teilnehmenden schreibt die Initiative auf ihrer Homepage „Die Helfer sind Spezialisten in ihrem Fachgebiet, z.B. in der Landwirtschaft. Eine Ausbildung im Katastrophenschutz haben sie aber in der Regel nicht. Daher dürfen sie nur außerhalb des Gefahrenbereichs eingesetzt werden. Außerdem sollte der Einsatzleiter immer einen extra Ansprechpartner für die Helfenden abstellen.“
- Bisher gibt es das Angebot in Bayern und Rheinland-Pfalz. Das Konzept soll auf weitere Bundesländer und auch ausländische Partner übertragen werden.
- Ermöglicht wird das Angebot durch Sponsoren, Spender und Partner. Seit kurzem gehört dazu auch der Landmaschinenhersteller Fendt.
Radlader räumen nach Bränden und Katastrophen auf
Radlader gibt es in zahlreichen Größen und Leistungsklassen. Das reicht von kleinen Hofladern bis hin zu großen Geräten mit mehr als 10 Tonnen Gewicht und über 550 kW (750 PS) Motorleistung. Bei Feuerwehreinsätzen kommt es dabei auch auf ihre Anbaugeräte an. Neben den typischen Schaufeln gibt es Gabeln zum Palettieren sowie Mistgabeln mit Greifern ‒ das Krokodilgebiss. Die Feuerwehr Lippstadt hat beispielsweise einen eigenen Teleradlader (Schaeffer 6680 T) für technische Hilfsleistungen. Der Teleskoparm erhöht dabei die Reichweite des Arbeitsgerätes.
Mit einer Gabel werden dort beispielsweise Transporter mit Einsatzmaterial entladen. Ein Beispiel sind Sandsäcke für den Hochwasserschutz. Mit Schaufeln können dagegen auch Wege freigeräumt und mit Mistgabeln Glutnester auseinandergezogen werden. Neben den großen internationalen Herstellern wie Caterpillar, Komatsu, Liebherr und Volvo haben inzwischen auch Landmaschinenhersteller Radlader im Programm. Dazu zählen u.a. Claas und New Holland. Während die größten Radlader der Welt in Mienen und Steinbrüchen eingesetzt werden, sind in der Landwirtschaft eher kleinere und mittlere Baugrößen gefragt. Die kompakten Varianten werden auch als Hoflader bezeichnet.
Forstmaschinen verhindern Ausbreitung von Feuern
Forstmaschinen wie Rückezüge (Forwarder) sind für die Feuerwehren vor allem bei der Bekämpfung von Waldbränden eine Unterstützung. Das sind sehr wendige und gleichzeitig leistungsstarke Arbeitsmaschinen, die über Anbaugeräte wie kräftige Greifarme verfügen. Mit ihnen werden üblicherweise geerntete Baumstämme aus den Wäldern abtransportiert. Bereits bei Waldbrandgefahr können sie selbst in unwegsamem Gelände trockenes Holz abtransportieren. Inzwischen gibt es auch speziell für die Brandbekämpfung ausgerüstete Rückezüge. Das dafür entwickelte Brandbekämpfungsmodul „Fire Fighter“ von Ponsse besteht aus einem Tank mit 10 m³ Fassungsvermögen sowie einer Hochleistungspumpe und einem fernsteuerbaren Monitor zur Wasserabgabe. Es kann auf jeden Forwarder der 14-Tonnen-Klasse aufgesetzt werden.
Über eine Ansaugpumpe kann es in acht bis zehn Minuten gefüllt werden. Solche Rückezüge können eine Geländeneigung von bis zu 20 % (abwärts 35 %), bei einer maximalen Querneigung von 10 % bewältigen. Die Forstorganisation ThüringenForst setzt Maschinen mit 8×8 Antrieb und die breiten Reifen ein, die selbst schlammigste Untergründe bewältigen. Bei vollem Wassertank kommt das Fahrzeug dabei auf ein Gewicht von rund 32 Tonnen und ist mit dem Modul 4,2 Meter hoch. Für deren Einsatz muss es in Thüringen aber nicht unbedingt zu einem Brand kommen. Besonders trockene Flächen können damit schon vorher regelmäßig gewässert werden, wodurch das Brandrisiko sinkt.

Hier helfen Traktoren und Fasswagen vor allem bei der Wasserversorgung am Einsatzort. Oft ist aber nach Unwetterkatastrophen auch schweres Gerät gefragt, um beispielsweise Wege freizuräumen.
Foto: Red Farmer
Feuerwehrmann baut Löschaufsatz für Traktoren
Feuerwehrmann Nico Linden aus Bergisch Gladbach hat zur Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden ein System zum Anbau an Traktoren entwickelt. Es besteht aus einem Hochdrucksystem und einer Membranpumpe. Ihm war aufgefallen, dass typische Feuerlöschfahrzeuge bei der der Topographie von Feldern und Wäldern nur eingeschränkt einsetzbar sind. Sein System besteht lediglich aus zwei Komponenten. Die eine ist ein umgebauter Feldspritzentank mit 1000 Litern Wasserspeicher und einer Membranpumpe. Die Pumpe wird dabei über die Zapfwelle des Schleppers angetrieben.
Dazu kommt ein Modul an der Fronthydraulik. Das ist mit einer Hochdruckpumpe ausgestattet, die einen Druck von bis zu 180 bar erzeugt. Eine in dem Modul verbaute Vario-Düse erlaubt dabei die schnelle Umstellung von Flächen- auf Punktstrahl. Nach eigener Aussage stellt er das System den örtlichen Feuerwehren im Oberbergischen Kreis kostenfrei zur Verfügung.
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