In Höhlen herrscht Ordnung 14.10.2025, 14:30 Uhr

Stalagmiten wachsen nach Plan – und die Mathematik kennt ihn

Stalagmiten wachsen nicht zufällig: Forschende zeigen, dass ihre Formen einem mathematischen Gesetz folgen.

Stalagmiten

Stalagmiten als mathematische Wunder: Forschende entschlüsseln ihren Wachstumsmechanismus.

Foto: Smarterpix / KennethKeifer

Manchmal offenbart die Natur ein Muster, das sich so präzise beschreiben lässt, dass selbst Mathematik staunt. Genau das gelang einem internationalen Forschungsteam aus Warschau, Florida, Ljubljana und Slowenien. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus: Stalagmiten – jene säulenartigen Kalkgebilde, die in Höhlen aus Tropfwasser entstehen – wachsen nicht zufällig, sondern nach einem klaren mathematischen Gesetz.

Ein jahrzehntealtes Rätsel gelöst

Seit Jahrzehnten rätseln Forschende, warum Stalagmiten so unterschiedlich aussehen. Manche sind spitz wie Nadeln, andere flach wie Teller oder dick wie Baumstämme. Die neue Studie, veröffentlicht in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), liefert nun die Antwort.
Das Team löste ein über 60 Jahre altes mathematisches Modell, das beschreibt, wie ein „idealer“ Stalagmit wächst, wenn Temperatur, Tropfrate und chemische Bedingungen konstant bleiben.

„Es hat sich herausgestellt, dass die große Vielfalt der Stalagmitenformen durch einen einzigen einfachen Parameter erklärt werden kann“, sagt Piotr Szymczak von der Universität Warschau. „Dies ist ein seltener Fall, in dem die Schönheit, die wir in der Natur sehen, direkt einem klaren mathematischen Gesetz entspricht.“

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Der Schlüssel liegt in der Damköhler-Zahl

Der entscheidende Faktor ist die sogenannte Damköhler-Zahl – ein Verhältnis, das beschreibt, wie schnell chemische Reaktionen ablaufen im Vergleich zum Transport von Stoffen.
In diesem Fall bedeutet das: Sie zeigt das Gleichgewicht zwischen der Geschwindigkeit, mit der Kalzit ausfällt, und der Menge an Wasser, die über die Stalagmite fließt.

Je nachdem, ob Wasser rasch oder langsam tropft, entstehen unterschiedliche Formen:

  • Tropft es konzentriert und gleichmäßig, bildet sich eine säulenförmige Struktur.
  • Verteilt sich das Wasser breitflächig, wächst eine flache Spitze.
  • Bei starkem Tropfenfluss oder direktem Aufprall von der Höhlendecke entsteht eine konische, spitze Form.

Mit diesem Modell lässt sich die gesamte Vielfalt der bekannten Stalagmiten mathematisch beschreiben – vom scharf zulaufenden Kegel bis zur breiten Säule.

Wenn Mathematik auf Höhlenforschung trifft

Um ihre Theorie zu überprüfen, nahmen die Forschenden reale Stalagmiten aus der Postojna-Höhle in Slowenien unter die Lupe. Diese Höhle gehört zu den bekanntesten Karstsystemen Europas und bietet ideale Bedingungen für präzise Messungen. Im medizinischen Zentrum der Universität Ljubljana nutzte das Team Röntgentomographie, um die inneren Strukturen zu erfassen.

Das Ergebnis war verblüffend: Die mathematisch vorhergesagten Formen stimmten fast exakt mit den realen Gebilden überein. Selbst feine Übergänge – etwa von einer flachen Spitze zu einem schlanken Körper – ließen sich im Modell wiederfinden.

„Als wir unsere analytischen Lösungen mit echten Höhlenproben verglichen, war die Übereinstimmung bemerkenswert“, erklärt Matej Lipar vom Forschungszentrum der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste. „Das zeigt, dass selbst unter natürlichen, unordentlichen Bedingungen die zugrunde liegende Geometrie vorhanden ist.“

Die Natur als Labor für Physik und Chemie

Was in Höhlen über Jahrtausende langsam wächst, folgt also strengen physikalischen Regeln. Tropfen für Tropfen lagert das Wasser Kalzit, ein häufiges Mineral aus Calciumcarbonat, auf dem Höhlenboden ab. Dieser Prozess ähnelt einer chemischen Maschine: Verdunstung, Ionenaustausch und Ablagerung laufen in fein austariertem Gleichgewicht ab.

Dass sich daraus berechenbare Muster ergeben, ist für viele Forschende ein Glücksfall – denn so lassen sich natürliche Formprozesse quantitativ beschreiben.
In Zukunft könnten ähnliche Modelle helfen, auch andere geologische Strukturen – etwa Korallen, Eisnadeln oder Sinterterrassen – besser zu verstehen.

Bedeutung für die Klimaforschung

Stalagmiten sind nicht nur geologische Kunstwerke. Sie sind auch Zeugen vergangener Klimabedingungen. In ihren Kalkschichten speichern sie chemische Signale – etwa das Verhältnis bestimmter Kohlenstoff- und Sauerstoffisotope –, aus denen sich Rückschlüsse auf frühere Temperaturen und Niederschläge ziehen lassen.

Das neue Modell hilft nun, diese Daten genauer zu interpretieren. Denn die Form eines Stalagmiten beeinflusst, wie sich diese Isotopenwerte ablagern. „Stalagmiten sind natürliche Klimaarchive, aber wir sehen jetzt, dass ihre Geometrie ihre eigenen Spuren in den Isotopenaufzeichnungen hinterlässt“, erklärt Anthony Ladd von der University of Florida. „Wenn wir diesen Effekt erkennen, können wir zuverlässigere Informationen über das Klima der Vergangenheit gewinnen.“

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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