Biologische Reinigung 29.08.2019, 07:00 Uhr

Erdöl wird am Meeresboden zu Gas – durch Mikroben

Jahr für Jahr tritt Erdöl bei der Förderung oder beim Transport aus. Die Folgen sind für marine Ökosysteme verheerend. Eine Mikrobe baut das zähflüssige Material zu Gasen ab, berichten Wissenschaftler.

Tauchfahrzeug

Ein Tauchfahrzeug sammelt Sedimentproben an Stellen mit Ölaustritt.

Foto: Marum

Ende Juli sind vor der chilenischen Küste rund 40.000 Liter Öl ins Meer gelangt. Behördenangaben zufolge soll es beim Bergbau- und Stahlkonzern CAP zu einem Zwischenfall gekommen sein. Das Gebiet ist bei Biologen vor allem aufgrund seines Artenreichtums bekannt. Einmal mehr stellt sich die Frage, wie man Ölverschmutzungen im Meer möglichst ohne den Einsatz von Chemikalien oder schweren Geräten beseitigen kann.

Forscher des Bremer Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie und des Marum (Zentrum für Marine Umweltwissenschaften) haben eine mögliche Lösung entdeckt: Mikroben, die zähflüssiges Öl in die Gase Methan und Kohlendioxid verwandeln.

Mikroorganismen an natürlichen Ölaustritten 

Das Team arbeitete jedoch nicht an einer Stelle mit anthropogener, also durch Menschen verursachte Ölverschmutzung. Vielmehr untersuchten Wissenschaftler sogenannte Seeps, also Sickerquellen, am Meeresboden. Natürliche Erdölreservoirs befinden sich manchmal nur knapp unter dessen Oberfläche, bedeckt von einigen Schichten mit Sedimentgestein. Über Risse steigt das organische Material langsam nach oben und wird, wie die Forscher berichten, zersetzt.

Von dieser besonderen Energiequelle leben nämlich einige Mikroorganismen. Nur welche Vertreter sind hier zu finden? Um das zu klären, sammelten die Wissenschaftler im Golf von Mexiko Sedimentproben vom Chapopote Knoll, einem Öl- und Gasaustritt in 3.000 Metern Tiefe. Ein Tauchroboter inklusive Greifarm half ihnen dabei. Nach ihrer Rückkehr ging es ins Labor.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Projektmanager*in/ Projektmitarbeiter*in (m/w/d) Flächenmanagement THOST Projektmanagement GmbH
Dresden, Berlin, Leipzig, Hamburg Zum Job 
3M Deutschland GmbH-Firmenlogo
Senior Research Product Development Engineer (R&D) - Electrical Markets (m/f/*) 3M Deutschland GmbH
Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR-Firmenlogo
Werkstudent*in Siedlungswasserwirtschaft (w/m/d) Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR
Dr. Born - Dr. Ermel GmbH-Firmenlogo
Projektleiter Ingenieur Abwasserbehandlung (m/w/d) Dr. Born - Dr. Ermel GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 
Stadtwerke Augsburg Holding GmbH-Firmenlogo
Technischer Revisor (m/w/d) Schwerpunkt Prozessprüfung im Bereich Versorgung und ÖPNV Stadtwerke Augsburg Holding GmbH
Augsburg Zum Job 
Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektingenieur Wärme- und Kältetechnische Projekte (w/m/d) Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG
Esslingen am Neckar Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) Schwerpunkt Abfall- und Bodenmanagement Die Autobahn GmbH des Bundes
Stadtwerke Essen-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker (gn) für Kanal- und Entwässerungsplanung Stadtwerke Essen
Fachhochschule Südwestfalen-Firmenlogo
Budde-Stiftungsprofessur für Erneuerbare Energien, insbesondere Wasserstoff Fachhochschule Südwestfalen
Iserlohn Zum Job 
TransnetBW GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Leittechnik TransnetBW GmbH
Wendlingen am Neckar, Bruchsal Zum Job 
TransnetBW GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Asset Management (m/w/d) TransnetBW GmbH
Stuttgart Zum Job 
Eproplan GmbH Beratende Ingenieure-Firmenlogo
Projektleiter*in (m/w/d) Versorgungstechnik im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung (HLSK) Eproplan GmbH Beratende Ingenieure
Stuttgart Zum Job 
Eproplan GmbH Beratende Ingenieure-Firmenlogo
Projektleiter*in Energiekonzepte und Energieeffizienz Eproplan GmbH Beratende Ingenieure
Stuttgart Zum Job 
Eproplan GmbH Beratende Ingenieure-Firmenlogo
Projektleiter*in Elektrotechnik (m/w/d) Schwerpunkt Elektro- und Leittechnik Eproplan GmbH Beratende Ingenieure
Stuttgart Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) im Projektmanagement Bereich Energietechnik / Elektrotechnik THOST Projektmanagement GmbH
Göttingen, Bremen, Lübeck, Kiel, Leipzig, Hamburg, Heide, Pforzheim Zum Job 
Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR-Firmenlogo
Bauingenieur*in Siedlungswasserwirtschaft - Grundstücksentwässerung (w/m/d) Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR
FERCHAU GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur Verfahrenstechnik / Anlagenbau (m/w/d) FERCHAU GmbH
Dortmund Zum Job 
TÜV NORD GROUP-Firmenlogo
Sachverständige:r im Bereich Anlagensicherheit Immissionsschutz und Störfallvorsorge TÜV NORD GROUP
Hamburg, bundesweit Zum Job 
Berliner Stadtreinigung (BSR)-Firmenlogo
Gruppenleiter:innen für Projektsteuerung und Projektleitung Anlagenbau (w/m/d) Berliner Stadtreinigung (BSR)
Stadtwerke Lübeck Gruppe-Firmenlogo
Projektleiter:in Konzeption, Planung, Bau und Einsatz Fernwärmeanlagen Stadtwerke Lübeck Gruppe
Lübeck Zum Job 

Zwei unterschiedliche Enzyme bauen Öl ab

Bislang war bekannt, dass vor allem sogenannte Archäen Öl zersetzen. Sie gelten neben den Bakterien und den Prokaryoten (sprich Menschen, Tieren und Pflanzen) als eigenständige, recht urzeitliche Lebensform. Sie sind in ökologischen Nischen wie heißen Quellen oder eben an Ölaustritten zu finden. Auf dem Meeresboden selbst konnte Methanoliparia identifiziert werden: eine Archäe, auch als Urbakterium bekannt, die speziell aus flüssigen Kohlenwasserstoffen ihre Energie gewinnt. Bei der chemischen Reaktion entstehen daraus Methan und Kohlendioxid, also zwei flüchtige Produkte, die entweichen. Sauerstoff wird dafür nicht benötigt.

Und Methanoliparia hat, wie die Meeresbiologen jetzt herausfanden, interessante Werkzeuge innerhalb ihres Stoffwechsels. Es gibt spezifische Enzyme, die kettenförmige Kohlenwasserstoffe abbauen, wobei Kohlendioxid entsteht. Andere führen zur Bildung von Methan aus Erdöl. Beide Reaktionen scheinen theoretisch auch getrennt abzulaufen.

Öltröpfchen als Biotop

Damit nicht genug: „Im Mikroskop konnten wir zeigen, dass Methanoliparia an Öltröpfchen haftet“, erzählt Gunter Wegener vom Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie. „Wir fanden keine Hinweise, dass es Bakterien oder andere Archäen als Partner braucht.“

Im nächsten Schritt untersuchten sie Proben früherer Expeditionen mit Technologien der Molekularbiologie. Methanoliparia hat – wie jeder Organismus – ein charakteristisches Erbgut. Tatsächlich war die Mikrobe in der Nähe vieler Erdöllagerstätten zu finden. Sie könnte erdgeschichtlich eine wichtige Rolle bei der Umwandlung von Erdöl in Methan gespielt haben. Methan, ein starkes Treibhausgas, ist mehr als 25-mal stärker als Kohlendioxid und spielte vor allem in früheren Perioden eine Rolle.

Methan: Ein häufig übersehenes Treibhausgas

Ihr theoretisches Wissen wollen die Forscher jetzt praktisch nutzen. „Wir haben nun den genomischen Nachweis und Bilder von der weiten Verbreitung und den erstaunlichen Fähigkeiten von Methanoliparia“, so Wegener. „Aber wir können sie noch nicht im Labor züchten.“ Daran wird jetzt gearbeitet – und die Biologen haben gleich mehrere Ideen für Anwendungen. Recht naheliegend könnte die Mikrobe dabei helfen, kontaminierte Regionen am Meeresboden zu reinigen, ohne dass Chemikalien oder Bagger zum Einsatz kommen.

Da Enzyme, wie sie in Methanoliparia vorkommen, generell beide Richtungen chemischer Reaktionen katalysieren, könnte man aus Methan vielleicht auch flüssige Kraftstoffe gewinnen: ein mehr als sinnvoller Prozess. Methan ist nämlich das nach Kohlendioxid wichtigste Treibhausgas und daher mitursächlich für die globale Erwärmung. Seit 5 Jahren steigen die Methanemissionen auf globaler Ebene wieder an. Die Gründe sind unklar, wobei natürliche und anthropogene Quellen infrage kommen. Messungen legen nahe, dass sich in den Tropen und mittleren Breiten der nördlichen Hemisphäre Veränderungen vollziehen, die zur Freisetzung führen.

Mehr zum Thema Umwelt:

Ein Beitrag von:

  • Michael van den Heuvel

    Michael van den Heuvel hat Chemie studiert. Unter anderem arbeitet er für Medscape, DocCheck, für die Universität München und für pharmazeutische Fachmagazine. Seit 2017 ist er selbstständiger Journalist und Gesellschafter von Content Qualitäten. Seine Themen: Chemie/physikalische Chemie, Energie, Umwelt, KI, Medizin/Medizintechnik.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.