So spektakulär werden die Videos vom nächsten Mondbesuch
Mondvideos in HD? So bereiten ESA & DLR realistische Aufnahmen für künftige Missionen vor – trotz Staub, Licht und Bandbreitenlimit.

Die ESA und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben den simulierten Mondspaziergang in einer realistischen Mondumgebung geleitet. Die Weltraumagenturen werden die Bilder als Referenzdateien für künftige Operationen auf der Mondoberfläche verwenden.
Foto: ESA/DLR – M. Diegeler
Künftige Mondlandungen werden nicht nur wissenschaftlich begleitet, sondern auch visuell dokumentiert – in Farbe, in HD, in Echtzeit. Der Beitrag zeigt, wie ESA und DLR gemeinsam realistische Szenarien für Kameratests entwickeln, mit welchen technischen Herausforderungen Videoübertragungen vom Mond behaftet sind – und welche Fortschritte im Vergleich zur Apollo-Zeit erzielt wurden. Von Staub über Licht bis zur Signalverzögerung: Der Weg zur perfekten Mondaufnahme ist lang – aber vorbereitet.
Inhaltsverzeichnis
Der Mond wird digital
Wenn Astronautinnen und Astronauten bald wieder den Mond betreten, wird die Welt in Echtzeit dabei zusehen – in gestochen scharfen Bildern, digital, mit 60 Bildern pro Sekunde. Farbfernsehen auf dem Mond? Was heute selbstverständlich klingt, war zur Zeit der Apollo-Missionen kaum denkbar. Damals reichte die Technologie nur für körnige Schwarz-Weiß-Aufnahmen.
Heute setzen Raumfahrtagenturen auf deutlich mehr Qualität. Doch auch die modernste Technik stößt bei einem Einsatz auf dem Mond an Grenzen: Dazu zählen etwa eingeschränkte Bandbreiten, hohe Signalverzögerungen, das grelle Sonnenlicht und nicht zuletzt der Mondstaub.
Realitätsnahe Tests auf „europäischem Mondboden“
Um bestmöglich auf zukünftige Einsätze vorbereitet zu sein, simulieren Raumfahrtorganisationen reale Mondbedingungen – etwa in der LUNA-Anlage in Köln. Diese von ESA und DLR gemeinsam betriebene Testumgebung bietet eine mondähnliche Landschaft mit Sand, Kratern und Gestein.
Dort wurden jüngst Aufnahmen gemacht, bei denen Crewmitglieder eine Landekapsel verließen, die Umgebung erkundeten und ein Selfie schossen. Das Ziel war nicht, spektakuläre Bilder für die Öffentlichkeit zu generieren. Vielmehr ging es darum, realitätsnahe Videos zu erstellen, um Technik und Verfahren zu prüfen.
„Wir haben sowohl statische als auch dynamische Szenen aufgenommen – mit viel Bewegung, wie sie auch bei echten Mondspaziergängen zu erwarten ist“, berichten die Bildverantwortlichen.
Encoder-Killer und Referenzmaterial
Ein Schwerpunkt lag auf sogenannten „Encoder-Killern“ – also Szenen mit schnellen Bewegungen und starken Kontrasten, die besonders schwer zu komprimieren sind. Diese Art von Testmaterial ist wichtig, um herauszufinden, wie Videos effizient übertragen werden können, ohne dass die Qualität zu stark leidet.
Denn im All gilt: Jedes Bit zählt. Die Datenübertragung zur Erde ist stark begrenzt – und jeder Ausfall kann den wissenschaftlichen Wert der Aufnahmen mindern.
Internationale Standards für Weltraumvideos
Damit Bildmaterial aus dem All weltweit genutzt werden kann, treffen sich Fachleute aus 28 Nationen im CCSDS (Consultative Committee for Space Data Systems). Diese Arbeitsgruppe legt fest, wie Videodaten kodiert, übertragen und gespeichert werden sollen – von der ISS bis zur Mondoberfläche.
„Diese Bemühungen sollen eine Referenzgrundlage für Videoanwendungen und -geräte schaffen“, erklärt Falk Schiffner vom DLR. „Die Arbeit bezieht sich nicht nur auf Mondbilder, sondern auf alle Arten von Weltraumaufnahmen.“
Eine Herausforderung namens Staub
Mondstaub ist besonders fein, haftet stark und wirkt abrasiv. Beim Betreten der Mondoberfläche wird Staub aufgewirbelt, der sich auf Kameras und Objektive legt – und das Bild verzerren kann.
Deshalb tragen Crewmitglieder bei Tests Schutzkleidung. Kamerateams testen in der LUNA-Anlage zudem verschiedene Techniken, um Staubbelastung zu minimieren. Dazu gehören optimierte Kameraausrichtungen, spezielle Filter sowie strategisch platzierte Lichtquellen.
Die Sonne auf dem Mond erzeugt harte, scharfe Schatten. In Kratern und hinter Felsbrocken entstehen teils extreme Kontraste. Um diese Bedingungen zu simulieren, nutzte das Team verschiedene Sonnensimulatoren.
„Wir haben getestet, wie sich Licht verhält, wenn es in Mondkrater fällt. Erste HDR-Videos zeigen, dass sich dadurch mehr Details in Schattenbereichen einfangen lassen“, so Melanie Cowan von der ESA.
Videoübertragung vom Mond: Technik mit Einschränkungen
Videos live vom Mond zur Erde zu senden ist technisch möglich – aber mit Aufwand verbunden. Hauptprobleme sind Energieverbrauch und Signalverzögerung. Eine HD-Kamera verbraucht viel Strom. Geräte müssen aber leicht, kompakt und effizient sein.
Bei den Apollo-Missionen sendete der Bordtransmitter mit nur 20 Watt. Große Antennen auf der Erde – das Deep Space Network – kompensierten die schwache Leistung. Dennoch dauerte es 1,3 Sekunden, bis ein Signal von der Mondoberfläche zur Erde gelangte.
Zukunftspläne: Kommunikationsnetz im Orbit
Die ESA plant mit dem Moonlight-Programm ein eigenes Kommunikationsnetz für den Mond. Geplant ist eine Konstellation aus fünf Satelliten, einer davon speziell für hochauflösende Datenübertragungen.
Dieses Netzwerk soll nicht nur Live-Videos erleichtern, sondern auch Navigation und Datenkommunikation für künftige Missionen vereinfachen.
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