Alles anders als erwartet: Raumsonde Hayabusa2 trifft auf einen Mini-Asteroiden
Hayabusa2 steuert auf den Mini-Asteroiden 1998 KY26 zu, nur etwa 11 Meter groß und schnell rotierend – ähnlich wie der Asteroid, der 2013 über Tscheljabinsk einschlug. Forschende untersuchen den winzigen Himmelskörper mit Teleskopen und bereiten die Landung der Raumsonde vor.
Hayabusa2 trifft auf Mini-Brocken: Landemanöver wird anspruchsvoll.
Foto: ESO/M. Kornmesser. Asteroid: T. Santana-Ros et al. Hayabusa2 model: SuperTKG (CC-BY-SA)
Die Begegnung rückt näher: In nur sechs Jahren soll die japanische Raumsonde Hayabusa2 den Asteroiden 1998 KY26 erreichen – doch schon jetzt überrascht der kleine Himmelskörper die Forschenden. Er ist kaum größer als ein Drittel der ursprünglich vermuteten Größe – und dreht sich deutlich schneller um sich selbst als bisher angenommen.
Um diese erstaunlichen Eigenschaften genauer zu erforschen, setzten sie weltweit Observatorien ein, darunter das hochmoderne Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO). Die neuen Beobachtungen liefern nun wertvolle Daten für die Mission, die den kleinen, flinken Asteroiden schon bald aus nächster Nähe untersuchen wird.
Schneller, kleiner, kniffliger: Die Eigenschaften von 1998 KY26
Die neuen Beobachtungen zusammen mit früheren Radardaten zeigen, dass der Asteroid nur etwa 11 Meter groß ist – klein genug, um problemlos in die Kuppel des VLT-Teleskops zu passen, mit dem er untersucht wurde. Außerdem dreht er sich etwa doppelt so schnell wie bisher angenommen; nach Angaben der Forschenden dauert ein Tag auf dem Asteroiden nur rund fünf Minuten. Frühere Daten hatten noch auf einen Durchmesser von etwa 30 Metern und eine Rotation von rund zehn Minuten pro Umlauf hingedeutet.
„Wir haben festgestellt, dass die tatsächlichen Eigenschaften des Objekts gänzlich anders sind als bisher beschrieben“, erklärt der Astronom Toni Santana-Ros, Forscher an der Universität Alicante in Spanien. Er leitete eine Studie über 1998 KY26, die in Nature Communications veröffentlicht wurde.
Santana-Ros und sein Team beobachteten 1998 KY26 vom Erdboden aus, um die Mission vorzubereiten. Weil der Asteroid so klein und schwach leuchtend ist, konnte er nur bei einer nahen Begegnung mit der Erde untersucht werden. Dafür setzten die Forschenden auf große Teleskope wie das Very Large Telescope (VLT) der ESO in der chilenischen Atacama-Wüste.
Laut Mitautor Olivier Hainaut, Astronom bei der ESO in Deutschland, machen die nun gemessene geringere Größe und die schnellere Rotation den Besuch von Hayabusa2 zwar noch interessanter, gleichzeitig aber auch anspruchsvoller. Das Landemanöver, bei dem die Sonde auf dem Asteroiden aufsetzt, werde dadurch schwieriger durchzuführen sein als ursprünglich vorhergesagt.
Hayabusa2 und die Mission zum Mini-Asteroiden 1998 KY26
1998 KY26 soll das letzte Ziel der japanischen Raumsonde Hayabusa2 der JAXA (Japan Aerospace Exploration Agency) sein. Bereits 2018 erforschte Hayabusa2 den Asteroiden Ryugu mit einem Durchmesser von 900 Metern und brachte 2020 Proben zur Erde zurück. Da noch Treibstoff vorhanden war, wurde die Mission bis 2031 verlängert, um den winzigen Asteroiden 1998 KY26 zu erreichen und mehr über die kleinsten Asteroiden zu lernen. Damit wäre es das erste Mal, dass eine Mission einen so kleinen Asteroiden besucht – bisherige Missionen trafen nur Asteroiden von Hunderten bis Tausenden Metern Durchmesser.
Die Beobachtungen zeigen, dass der Asteroid eine helle Oberfläche hat und wahrscheinlich aus festem Gestein besteht, möglicherweise von einem Planeten oder einem anderen Asteroiden. Das Team konnte jedoch nicht ganz ausschließen, dass er aus locker verbundenen Gesteinsbrocken besteht. „Wir haben noch nie einen zehn Meter großen Asteroiden vor Ort gesehen, daher wissen wir nicht wirklich, was uns erwartet und wie er aussehen wird“, erklärt Santana-Ros.
Der Forscher betonte, dass es erstaunlich sei, dass der Asteroid ungefähr so groß wie die Raumsonde ist, die ihn besuchen wird. Gleichzeitig sei es dem Team gelungen, ein so kleines Objekt mit den Teleskopen zu untersuchen – ein Vorgehen, das künftig auch auf andere Objekte angewendet werden kann. Er fügte hinzu, dass diese Methoden die Planung zukünftiger Missionen zur Erforschung erdnaher Asteroiden oder sogar zum Asteroidenbergbau beeinflussen.
Kleine Brocken, große Wirkung: Die Lehren aus Tscheljabinsk
„Außerdem wissen wir jetzt, dass wir selbst die kleinsten gefährlichen Asteroiden analysieren können, die auf die Erde stürzen könnten, wie derjenige, der 2013 in der Nähe von Tscheljabinsk in Russland einschlug und kaum größer war als KY26“, fügt Hainaut hinzu.
Der Asteroid von Tscheljabinsk machte 2013 Schlagzeilen, als er über Russland in die Erdatmosphäre eintrat. Der Brocken war etwa 20 Meter groß, prallte in der Luft auf und explodierte über der Stadt, wobei die Druckwelle Tausende von Fenstern zerstörte und viele Menschen verletzte. Das Ereignis zeigte eindrücklich, wie auch vergleichsweise kleine Asteroiden massive Schäden anrichten können und unterstrich die Bedeutung der Beobachtung und frühzeitigen Erkennung erdnaher Objekte.
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