PS-Giganten mit Köpfchen: Neue Traktoren von der Agritechnica
Der Trend zu immer größeren und leistungsfähigeren Traktoren setzt sich fort. Das wird auch auf der gerade gestarteten Messe Agritechnica in Hannover deutlich.
Auf der Agritechnica werden zahlreiche neue leistungstarke Traktoren vorgestellt.
Foto: M. Ciupek
Reifen und Raupenantriebe, oft größer als viele Besucher der Agritechnica, sind in diesem Jahr bei allen führenden Herstellern zu finden. Längst werden diese nicht mehr nur auf den riesigen Feldern in den USA oder Osteuropa eingesetzt. Denn durch den Strukturwandel konzentriert sich die Landwirtschaft in Deutschland inzwischen auf immer weniger Betriebe. Für Landwirte und Lohnunternehmen gilt daher: Größere Traktoren ermöglichen eine höhere Flächenleistung. Gerade in knappen Erntephasen spart das Zeit und senkt die Kosten.
Inhaltsverzeichnis
Großtraktor 9RX von John Deere fährt voll autonom
Ein Highlight in doppelter Hinsicht ist dabei der 9RX Traktor auf dem Messestand von John Deere. Der Großtraktor mit einer maximalen Motorleistung von 913 PS (681 kW) wurde zwar bereits 2024 erstmals vorgestellt. Doch nun wurde er mit dem Autonomiepaket der 2. Generation des US-Unternehmens ausgestattet. Das weiterentwickelte System sorgt mit seinem 16 Einzelkameras für eine 360-Grad-Rundumsicht.
Laut Hersteller berechnet es damit die Arbeitstiefe auch auf größere Distanzen noch präziser, wodurch der Traktor größere Anbaugeräte ziehen und mit höherer Geschwindigkeit arbeiten kann. Über die Technologieplattform von John Deere ist eine präzise Aussaat und eine Fernüberwachung der Maschinen möglich.
Zunächst muss die Maschinen allerdings von einem Menschen zum Feld gefahren werden, zumindest wenn der Weg über öffentliche Verkehrswege führt. Hat der Landwirt seinen Betrieb digitalisiert und z. B. Feldgrenzen festgelegt, kann er die Arbeitsabläufe digital planen. In Echtzeit erhält er laut John Deere dann Einblicke in Maschinenleistung, Arbeitsqualität und agronomische Daten.
Neue Traktorbaureihe Axion 9 von Claas feiert Weltprämiere
Eine echte Weltpremiere feiern dagegen auf der Agritechnica neue Großtraktorenbaureihe Axion 9 von Claas. Deren Leistungsbereich liegt zwischen 330 PS (243 kW) und 450 PS (331 kW). Die fünf Rad- und zwei Raupentraktoren wurden gegenüber der Vorgängerreihe Axion 900 hinsichtlich Komfort, Automatisierung und Konnektivität verbessert. In der Kategorie HighPower erhielt Claas am Sonntag mit dem Axion 9.450 Terra Trac sogar eine Auszeichnung beim „Tractor of the Year Award“. In der der Begründung der mit 26 internationalen Agrar- und Landtechnikjournalisten besetzten Jury heißt es u.a. : „Der Claas Axion 9.450 Terra Trac vereint hohe Leistung mit Maschinenoptimierungstools, die speziell für große landwirtschaftliche Betriebe entwickelt wurden.“

Der neue Axion 9.450 mit Raupenfahrwerk direkt nach der Enthüllung am Samstag. Seit Sonntag darf er sich mit dem Titel „Tractor of the Year“ schmücken.
Foto: M. Ciupek
Nach eigenen Angaben hat der Hersteller Motor, Getriebe und Achsen der Großtraktoren optimiert. Neu entwickelt wurde dagegen die Kabine sowie die Elektronikinfrastruktur. Hinzugekommen sind dabei vielfältige Assistenzsysteme bis hin zum teilautomatisierten Fahren (Level 2 Autonomy). Im Arbeitsplatz in der Kabine ist die Arbeitsqualität oder der Prozessfortschritt dabei immer im Blick. Dafür sorgen drei integrierte Kameras.
Als besonderes Highlight bezeichnet Claas die Möglichkeit, Kamerabilder am neuen „Cebis connect Terminal“ hochauflösend ein- und auszuzoomen sowie die Kamera mit einem Fingerwisch in die benötigte Richtung zu schwenken. Auch die Sicherheit beim Verlassen unübersichtlicher Zufahrten oder dem Einfahren in Kreuzungen ist nun besser. Dafür sorgt die zwischen den Frontscheinwerfern integrierte Kamera. Sie erleichtert zudem den Anbau von Frontarbeitsgeräten oder Frontballastgewichten.
Prämiere auf der Agritechnica feiert die Serie 8 TTV von Deutz-Fahr
In der Leistungsklasse über 300 PS positioniert sich auch Deutz-Fahr mit seiner neuen Serie 8 TTV. Auch hier spielt die digitale Intelligenz neben der Verbesserung des Komforts eine wesentliche Rolle. Die neuen Modelle mit 313 PS (230 kw) und 340 PS (250 kW) verfügen über eine neue Armlehne. Das System namens iControl umfasst intuitive, farbcodierte Bedienelemente sowie zwei ergonomische Multifunktions-Joysticks.
Zusammen mit dem an der A-Säule angebrachten Monitor liefert die iControl-Armlehne alle wichtigen Maschinendaten, Lenkungsfunktionen und Komforteinstellungen. Gut informiert kann der Landwirt dann in der Premiumausstattung beispielsweise die Sitzmassagefunktion genießen.

Auf der Agritechnica wollten sich viele Besucher einen Eindruck vom inneren der Kabine des neuen Traktors der Serie 8 TTV von Deutz-Fahr machen.
Foto: M. Ciupek
Traktorhersteller Case IH stellt neue Optum-Serie vor
Ebenfalls auf der Agritechnica zu sehen ist die neue Optum Serie von Case IH. Das Spitzenmodell liefert satte 435 PS (320 kW). Der erreicht laut Hersteller eine Straßengeschwindigkeit von 60 km/h. Die Digitalisierung treibt durch individuell konfigurierbare Technologiepakete vorn.
Dazu gehört z.B. die Funktion „Connectivity Included”, mit der Case-IH weiterführende Abonnements für die Maschinenkonnektivität überflüssig machten will, sowie Telematik und ISOBUS-Kompatibilität mit Tractor Implement Management (TIM). Maschinen- und Agrardaten des Traktors sowie vernetzte Dienste verwaltet der Traktorhersteller über seine umfassende Plattform FieldOpsTM.

Bei der Enthüllung des neuen Optum von Case IH war der Andrang groß.
Foto: M. Ciupek
Großtraktorenserie Fendt 1000 Vario Gen4 live in Hannover
Gleich am Eingang seines Messestandes begrüßt Fendt seine Besucher indes mit dem neuen 1052 Vario. Mit 550 PS (405 kW) ist das der stärkste Standardtraktor, den das Unternehmen in Marktoberdorf baut. Zu den wichtigsten Neuerungen der Baureihe gehören neben der neuen Kabine u.a. eine Duoradnabe mit Zwillingsbereifung sowie neue Optionen zur Ballastierung. Außerdem ist die Motorleistung über die Kennlinie einstellbar.

Nicht zu übersehen: Das neue Spitzenmodell 1052 Vario von Fendt auf der Agritechnica 2025.
Foto: M. Ciupek
Für eine sichere Fahrt bei 60 km/h ist der Fendt 1000 Vario Gen4 mit dem Assistenzsystem Fendt Stability Control ausgestattet. Bei Fahrgeschwindigkeiten über 20 km/h reduziert das System automatisch die Seitenneigung und unterdrückt aktiv ein Wanken bei Kurvenfahrten. Um im Einsatz die Anbauräume besser einzusehen, kann der Fendt 1000 Vario Gen4 mit Front- und Heckkamera ausgestattet werden.
Außerdem ist die neue Großtraktorengeneration für Mehrmaschinenprozesse vorbereitet. Mit der „Fendt Workgroup“ arbeitet die Flotte laut Hersteller auf dem Feld akkurat zusammen. Die smarte Software ermögliche dabei die ad-hoc-Vernetzung mehrerer Maschinen bei Einsätzen auf dem Acker oder in einer Arbeitskette.
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