Industrie 09.12.2025, 12:30 Uhr

Deutscher Maschinenbau bleibt im Konjunkturtal

Die Produktion im deutschen Maschinen- und Anlagenbau geht im dritten Jahr in Folge zurück. Branchenverband VDMA warnt: „Investitionen wandern ab – Innovationsstandort in Gefahr“.

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau erlebt  im dritten Jahr in Folge einen Produktionsrückgang. Das Bild zeigt ein Modul einer Kunststoffmaschine. Foto: M. Ciupek

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau erlebt im dritten Jahr in Folge einen Produktionsrückgang. Das Bild zeigt ein Modul einer Kunststoffmaschine.

Foto: M. Ciupek

Die Situation im deutschen Maschinen- und Anlagenbau wird zunehmend ernster. Das machen die aktuellen Zahlen des Branchenverbands VDMA deutlich, die heute in Frankfurt am Main präsentiert wurden. Auch der Ton gegenüber der Bundesregierung wird schärfer.

„Angesichts der Herausforderungen, vor denen wir alle stehen, ist die verbale Aufrüstung von Arbeitsministerin Bärbel Bas völlig unangemessen“, sagte VDMA-Präsident Bertram Kawlath. „Ihre Aussage verkennt, dass gerade die Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau als größter industrieller Arbeitgeber im Land, der gute Löhne bezahlt, eine wichtige gesellschaftliche und soziale Aufgabe meistern.“

Produktion und Innovation im Maschinenbau

Kawlath machte deutlich: „Der Industriestandort Deutschland lebt von Innovationen. Und Innovationen finden nur dort statt, wo auch produziert wird.“

Der Maschinen- und Anlagenbau wolle seine Produktion im Heimatmarkt unbedingt erhalten – aber das gehe nicht, wenn sich die Standortbedingungen kontinuierlich verschlechterten. Er forderte: „Echte, tiefgreifende Reformen am Standort Deutschland sind unabdingbar, wenn wir verhindern wollen, dass immer mehr Forschung, Produktion und damit auch Innovation im Ausland stattfindet!“

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Der aktuellen Bundesregierung wollte Kawlath keine Schulnote geben. Zu seiner Gefühlslage machte er jedoch deutlich: „Was wir empfinden, ist eine Mischung aus großer Ungeduld und manchmal auch Verzweiflung.“ Dinge würden zwar angedacht, aber zu langsam umgesetzt. Ein höheres Tempo sei insbesondere im Vergleich zur hohen Geschwindigkeit Chinas Industrie wichtig. Seine Forderung: „Handelt schneller und erkennt die Nöte der Industrie.“

Innovationsstandort Deutschland gerät weiter unter Druck

Der VDMA-Präsident verwies auf eine bedenkliche Tendenz. Laut einer Untersuchung des Verbands tätigen die zumeist mittelständischen Betriebe rund 84 % ihrer Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Inland. Deutschland sei damit für den Maschinen- und Anlagenbau immer noch der wichtigste Standort für die Zukunftsfähigkeit der Industrie. Er machte allerdings deutlich: „Aber die Tendenz heißt leider: Die Unternehmen rechnen mit einer stärkeren Ausweitung ihrer Forschungs-Aufwendungen im Ausland als im Inland.“. Das gelte vor allem für große Unternehmen.

Zur Ursache ließ Kawlath durchblicken: „Bürokratie hängt wie ein Mühlstein um den Hals der Firmen und bindet Geld und Zeit, die besser in Forschung investiert werden könnten.“ Zwar habe die Bundesregierung mit der Ausweitung der Forschungszulage sowie der Hightech-Agenda einen guten Weg eingeschlagen.  „Aber jetzt muss diese Agenda ebenso zügig umgesetzt werden wie die Pläne zur Digitalisierung des Standorts“, forderte er.

Wirtschaftliche Lage im Maschinenbau erinnert VDMA-Präsident an Rezessionsphase

Reformstau im Inneren und die vielen bürokratischen Hemmnisse, gepaart mit geopolitischen Krisen, wachsenden Handelsbeschränkungen und einer globalen Verunsicherung der Kunden belasten die Branche weiterhin schwer. Die Faktoren führen laut VDMA in Summe dazu, dass der Maschinen- und Anlagenbau nicht aus dem Konjunkturtal kommt.

Für 2025 rechnen die VDMA-Volkswirte im Vergleich zum Vorjahr unverändert mit einem realen Produktionsminus von 5 %, Die jüngsten Daten machten jedoch ein wenig Hoffnung auf einen besseren Wert. Kawlath billanzierte: „Damit schrumpft die Produktion in unserer Industrie seit Anfang 2023, und das vierte Quartal 2025 dürfte das zwölfte Minusquartal in Folge sein.“ Damit sei die Situation jetzt „vergleichbar mit der schweren Rezession Anfang der Neunziger Jahre, als es 13 Minusquartale in Folge gab.“ Die aktuelle Kapazitätsauslastung im Maschinenbau liegt laut den Branchenverband mit 78,3 % unverändert deutlich unter dem mittleren Wert von gut 85 %.

Für 2026 prognostizierten die VDMA-Volkswirte für die Produktion ein leichtes Plus von 1 % uf den Wert von 239 Mrd. €. Das entspricht etwas dem Niveau von 2022 mit 238 Mrd. €. Es liegt aber noch deutlich unter dem Spitzenwert von 255 Mrd. € aus dem Jahr 2023.  Für den VDMA-Präsident ist das aber wenig: „Auf diesem Niveau müsste der Zuwachs deutlich größer ausfallen, um von einer echten Wachstumsdynamik zu sprechen.“

Maschinenbau zwischen Arbeitsplatzabbau und Nachwuchssuche

Inzwischen werden die Spuren der wirtschaftlichen Lage der Branche auch auf dem Arbeitsmarkt immer deutlicher. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Beschäftigung um 2,4 % gesunken. Zugleich war die Zahl der Kurzarbeitenden im August 2025 um 27 % auf 41.000 Menschen gestiegen. Stand September 2025 ist der Maschinen- und Anlagenbau laut VDMA mit etwas mehr als 1 Million Beschäftigten im Inland weiterhin der größte industrielle Arbeitgeber im Land. Mit 190.000 Ingenieurinnen und Ingenieuren sei die Branche auch auf diesem Aspekt führend.

Kawlath machte dazu deutlich: „Unsere Betriebe wollen ihre Stammbelegschaften weiter halten und wir suchen auch weiterhin Fachkräfte, um dem demografischen Wandel zu begegnen.“ Er ergänzte: „Aber die Politik muss dafür endlich frühere Fehler korrigieren.“ Zum Beispiel müsse sie die Rente mit 63 wieder abschaffen. „Zudem muss sie es Fachkräften aus dem Ausland erleichtern, in unserer Branche Fuß zu fassen.“

Der VDMA-Präsident unterstrich: „Der Trend wird weiter dahin gehen, dass wir Fachkräfte suchen.“ Denn der Rückgang an Arbeitsplätzen komme aktuell weniger von echten Entlassungen, sondern eher durch vorzeitigen Ruhestand.

Ein Beitrag von:

  • Martin Ciupek

    Martin Ciupek ist Ingenieur und Technikjournalist mit den Schwerpunkten Maschinenbau, Robotik und Automatisierungstechnik.

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