Durch Endoskopie gerettet 07.09.2016, 15:11 Uhr

Warum ein Mann 22 Mal einen Löffelstiel verschluckt hat

Auch mit einem desinfizierten Endoskop, mit dem man Löffel und Rasierklingen aus dem Magen zaubert, kann man Karriere machen: Im Deutschen Museum Bonn steht die erste Desinfektionsapparatur des Mediziners Siegfried Miederer für Endoskope. Und damit hat er Gefängnisinsassen den erhofften Krankenhausaufenthalt vermasselt.

Rasierklingen, Scherben, Steine, Batterien, Geldstücke, Knöpfe, Kronkorken, Sicherheitsnadeln, ganze Pinzetten, Kugelschreiberminen, Zahnarztbohrer, Löffelstiele: Es ist erstaunlich, was der 74-jährige Miederer in den Mägen seiner Patienten gefunden hat. 

Rasierklingen, Scherben, Steine, Batterien, Geldstücke, Knöpfe, Kronkorken, Sicherheitsnadeln, ganze Pinzetten, Kugelschreiberminen, Zahnarztbohrer, Löffelstiele: Es ist erstaunlich, was der 74-jährige Miederer in den Mägen seiner Patienten gefunden hat. 

Foto: Friso Gentsch/dpa

Der Mann aus dem Gefängnis in Rheinbach bei Bonn dürfte den in den 1970er- und 1980er Jahren an der Poliklinik der Universität Bonn arbeitenden Mediziner verflucht haben. Denn Siegfried Miederers Erfindung einer Desinfektionsapparatur für Endoskope ermöglichte es ab 1976, selbst verschluckte Löffelstücke in wenigen Minuten wieder aus dem Magen zu holen. Ambulant.

Wie schnell die Entwicklung dann voran ging. Heute sind Endoskope Hightech-Geräte, mit denen man sogar minimal invasive Operationen durchführt.

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Endoskopie macht Krankenhausaufenthalte überflüssig

Bis dato war dafür eine OP samt Krankenhausaufenthalt notwendig. Und der war im Vergleich zum Gefängnisalltag wie ein kleiner Urlaub – trotz OP. Miederer hatte dem Mann aus dem Gefängnis in Rheinbach bei Bonn 22 Löffelstiele aus dem Magen herausoperiert. Bis zu dem Tag, als das desinfizierte Endoskop mit selbst gebastelten Schlingen erlaubte, die Löffelstiele ambulant zu Tage zu fördern.

Der Internist Siegfried Miederer zeigt Gegenstände, die aus dem Körper von Patienten entfernt worden sind.

Der Internist Siegfried Miederer zeigt Gegenstände, die aus dem Körper von Patienten entfernt worden sind.

Quelle: Friso Gentsch/dpa

Doch der „Patient“ aus Rheinbach ließ sich einen Trick einfallen. „Der hat auch etwas gebaut, was wir Sputnik nannten: Das waren Kugelschreiberminen, die mit einem Faden zusammenhielten und in der Mitte ineinander verdreht waren“, schildert Miederer im Gespräch mit der Rheinischen Post.

„Nachdem der Faden durch die Magensäure aufgelöst wurde, haben sich die Mienen aufgespreizt und Schaden angerichtet“, so der Internist. „Aber diese Dinge haben ganz schnell aufgehört, als die Endoskopie aufkam und wir kleine und schnelle Eingriffe machen konnten. Dann hat sich das für die Häftlinge nicht mehr gelohnt.“ Die Besuche des Mannes aus Rheinbach hörten damit schlagartig auf.

Sogar Kronkorken und Batterien finden sich im Magen

Rasierklingen, Scherben, Steine, Batterien, Geldstücke, Knöpfe, Kronkorken, Sicherheitsnadeln, ganze Pinzetten, Kugelschreiberminen, Zahnarztbohrer und besagte Löffelstiele: Es ist erstaunlich, was der 74-jährige Miederer in den Mägen seiner Patienten gefunden hat. Dahinter verstecken sich so verrückte Geschichten, dass er sie jetzt in Form eines Buches mit dem schönen Titel „Arme Schlucker“ veröffentlicht hat.

Das 5-Mark-Stück hat Miederer aus dem Magen eines kleinen Jungen geborgen. Er hat es dem Vater des Jungen abgekauft. Daneben ein verschluckter Plastiklöffel.

Das 5-Mark-Stück hat Miederer aus dem Magen eines kleinen Jungen geborgen. Er hat es dem Vater des Jungen abgekauft. Daneben ein verschluckter Plastiklöffel.

Quelle: Friso Gentsch/dpa

140 Fundstücke umfasst seine Sammlung, die der spätere Direktor der Medizinischen Klinik des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld noch einmal hervor gekramt hat. Die Sammlung ist ein Stück Medizingeschichte, die auch im Deutschen Museum in Bonn ausgestellt ist.

Dort steht seine Desinfektionsanlage für Endoskope – erst mit ihr wurde die Endoskopie zu einem Allerweltseingriff. 1976 hatte Miederer die Anlage erfunden. Endoskope gab es da schon fast 20 Jahre lang – 1958 wurde das erste, flexible Endoskop vorgestellt.

Die Desinfektionsapparatur des Internisten Siegfried Ernst Miederer aus dem Jahr 1976 steht im Deutschen Museum in Bonn. Die Erfindung ebnete der flexiblen Endoskopie den Weg in den klinischen Routinebetrieb. Mit dem Gerät hat Miederer vielen Patienten ungewöhnliche Gegenstände wie Batterien, Pinzetten, Kronkorken und Geldstücke aus dem Magen geholt.

Die Desinfektionsapparatur des Internisten Siegfried Ernst Miederer aus dem Jahr 1976 steht im Deutschen Museum in Bonn. Die Erfindung ebnete der flexiblen Endoskopie den Weg in den klinischen Routinebetrieb. Mit dem Gerät hat Miederer vielen Patienten ungewöhnliche Gegenstände wie Batterien, Pinzetten, Kronkorken und Geldstücke aus dem Magen geholt.

Quelle: Deutsches Museum Bonn

Im Deutschen Museum in Bonn liegen natürlich auch einige der Fundstücke aus Miederers Sammlung – gleich neben dem Endoskop, mit dem Miederer dem Rheinbacher Gefängnisinsassen den Urlaub im Krankenhaus vermiest hat. „Sie gehören zu unseren besonders stark beachteten Ausstellungsstücken“, sagte Museumsleiterin Andrea Niehaus der dpa. „Immer wieder stehen Besucher davor und wundern sich, dass man ganze Löffel und sogar einen Zahnarztbohrer einfach verschlucken kann.“ Wir auch.

 

Ein Beitrag von:

  • Axel Mörer-Funk

    Axel Mörer-Funk ist Gesellschafter der Medienagentur S-Press in Bonn. Nach einem Volontariat beim Bonner Generalanzeiger und dem Besuch der Journalistenschule Hamburg arbeitete er u.a. als freier Journalist für dpa, Bunte und Wirtschaftswoche.

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