Milliarden Jahre alt 11.06.2014, 14:55 Uhr

Nanodiamanten aus dem Weltall sind Superantibiotikum

Nur durch Zufall haben sie auf einem Meteoriten ihren Weg auf die Erde gefunden: Milliarden Jahre alte Nanodiamanten, die Bakterien den Garaus machen. Da Wissenschaftler jetzt in der Lage sind, die Winzlinge künstlich herzustellen, könnte das Problem der Antibiotikaresistenzen bald gelöst sein.

Asteroiden schrammen immer wieder knapp an der Erde vorbei. Vielleicht hat sich von einem solchen der Meteorit Erefmovka abgelöst, der vor Milliarden Jahren auf die Erde krachte und die wertvolle Fracht mitbrachte.

Asteroiden schrammen immer wieder knapp an der Erde vorbei. Vielleicht hat sich von einem solchen der Meteorit Erefmovka abgelöst, der vor Milliarden Jahren auf die Erde krachte und die wertvolle Fracht mitbrachte.

Foto: NASA

An Prothesen, die Knie- und Hüftgelenke ersetzen, machen sich häufig Bakterien zu schaffen und greifen das Gewebe an. Oft sind sie resistent gegen konventionelle Antibiotika. Dann hilft nur eins: Prothese raus, warten, bis die Entzündung abgeklungen ist und dann eine neue Implantation.

An der Diamantenoberfläche entstehen bakterientötende Anhydride

Künftig haben Bakterien keine Chance mehr: Die Oberfläche der Prothesen wird mit gerade mal fünf Nanometer großen Diamantsplittern gespickt. Die zerstören, wie Nanopartikel aus Silber und Kupfer, höchst effektiv Bakterien, wie Wissenschaftler der Universität Bremen jetzt nachgewiesen haben.

An der Oberfläche der winzigen Partikel entstehen aus noch nicht bekannten Gründen Anhydride, das sind gewissermaßen Ableger von Säuren, die offensichtlich Gift sind für Bakterien. „Im Zeitalter der Antibiotikaresistenzen ist das Auffinden eines neuen antibakteriellen Materials gleichzusetzen mit einem Durchbruch“, sagt Julia Wehling, die zur Nanodiamanten-Arbeitsgruppe gehört.

Die farbigen Partikel symbolisieren unterschiedliche Nanodiamanttypen, die sich an Bakterienzellen (grau) binden und diese töten.

Die farbigen Partikel symbolisieren unterschiedliche Nanodiamanttypen, die sich an Bakterienzellen (grau) binden und diese töten.

Quelle: Universität Bremen

Stellenangebote im Bereich Medizintechnik, Biotechnik

Medizintechnik, Biotechnik Jobs
Neovii Biotech GmbH-Firmenlogo
Qualification Engineer (m/w/d) Neovii Biotech GmbH
Gräfelfing Zum Job 
Sanofi BioCampus-Firmenlogo
Trainee Pharmazeutische Produktion und Development - all genders Sanofi BioCampus
Frankfurt am Main Zum Job 
Hochschule Fulda-Firmenlogo
Professur (W2) Angewandte Biotechnologie insbes. Zellkulturtechnik Hochschule Fulda
Hochschule Anhalt-Firmenlogo
Professur Medizintechnik Hochschule Anhalt
Köthen Zum Job 
Ziehm Imaging GmbH-Firmenlogo
Regulatory Affairs Specialist (m/w/d) Ziehm Imaging GmbH
Nürnberg Zum Job 
Klinikverbund Südwest-Firmenlogo
Strahlenschutzbeauftragter (m/w/d) Klinikverbund Südwest
Sindelfingen Zum Job 

Die ersten Nanodiamanten entdeckten russische Forscher vor wenigen Jahren im Meteoriten Erefmovka, der 1962 auf Sibirien krachte. Mittlerweile arbeiten weltweit ein paar Dutzend Gruppen mit dem Milliarden Jahre alten Material aus dem Weltall.

Jetzt lässt es sich auch künstlich herstellen. In einem Hochdruckbehälter, in dem sich Graphit befindet, wird eine Explosion ausgelöst. Die dabei entstehende hohe Temperatur und die Druckwelle komprimieren das Graphit, sodass ein Teil davon zu Diamanten mutiert.

Diamanten könnten auch Tumorgifte transportieren

Die Bremer Wissenschaftler sind die Einzigen, die die antibakterielle Wirkung des Materials erforschen. Eine Stuttgarter Gruppe beschießt die winzigen Partikel mit Fremdmaterial, das, wenn sie Glück haben, eindringt und eingeschlossen wird. Mit Silizium gefüllte Nanodiamanten etwa leuchten rot, wenn sie mit Laserlicht einer bestimmten Wellenlänge beschossen werden.

Diese Partikel wollen Biologen nutzen, um Biomoleküle zu markieren, sodass sich deren Weg im Körper verfolgen lässt. Bisher setzen sie dazu weitaus größere Partikel ein, die die natürliche Ausbreitung der Moleküle behindern. Nanogroße Teilchen fallen da nicht ins Gewicht. Die Technik zur Herstellung haben Physiker an der Universität Stuttgart entwickelt.

Nikolas Gunkel vom Deutschen Krebsforschungszentrum wiederum denkt daran, die Winzlinge mit Tumorgiften zu beladen, um sie gezielt zur Krebsbekämpfung einzusetzen. Um sie mit Magnetfeldern ans Ziel lenken zu können, müssen sie zuvor mit magnetisierbarem Material beschossen werden.

 

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.