Weltgesundheitsorganisation (WHO) 12.08.2011, 12:08 Uhr

Mehr als 1 Mio. Vergiftungen durch Pestizide pro Jahr

Pestizide sind eine tödliche Gefahr für Kinder vor allem in Entwicklungsländern. Das zeigt eine aktuelle Studie der Kinderhilfsorganisation Terre des Hommes und des Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN). Darin fordern die Experten einen Wechsel in der weltweiten Pestizidpolitik, um in Entwicklungsländern auf hochgiftige Schädlingsbekämpfungsmittel schrittweise zu verzichten.

In den Townships von Kapstadt verkaufen Kinder hochgiftige Pestizide. Dabei besteht tödliche Verwechslungsgefahr, meint Andrea Rother. Die Soziologin von der Universität Kapstadt hat untersucht, woher diese „Straßenpestizide“ gegen Kakerlaken, Ratten oder Flöhe kommen, wer sie verkauft und wie sie eingesetzt werden.

Die Gifte stammen meist aus der Landwirtschaft. Straßenhändler füllen sie in kleine Beutel, Dosen oder Flaschen, die oft von Kindern auf den Straßen verkauft werden. Für sie und ihre Familien sei das eine wichtige Einnahmequelle, so Rother: „Doch weil die Behältnisse meist weder beschriftet noch etikettiert sind, werden die Pestizide immer wieder mit Wasser oder Milch verwechselt.“ Rattengift wird zudem ab und an versehentlich geschluckt, wenn es, als Rattenköder in kleine Brotkugeln eingearbeitet, mit Nahrung verwechselt wird.

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Fachgerechter Einsatz hochgefährlicher Pestizide ist kaum zu kontrollieren

„Das sind drastische Beispiele dafür, dass der Einsatz hochgefährlicher Pestizide nicht kontrollierbar ist“, sagt Carina Weber, Geschäftsführerin von PAN-Germany. Die jetzt in Bonn vorgelegte Studie der Kinderhilfsorganisation Terre des Hommes und des Pestizid-Aktions-Netzwerks zählt weitere Beispiele auf: In Bolivien setzten drei Viertel aller Kleinbauern giftige Pestizide ein. Sie sind gleichzeitig von wichtigen Anwendungsinformationen ausgeschlossen.

Albert Recknagel, Leiter des Referats Kinderrechte von Terre des Hommes, weiß von rund 2000 Vergiftungsfällen pro Jahr. Die Folgen seien Schwindel, Sehstörungen, Augen- und Hautschäden, Atemnot, Muskelkrämpfe und Bewusstlosigkeit bis hin zum Tod.

WHO: 40 000 Vergiftungen durch Pestizide enden tödlich

Wie viele Menschen sich weltweit mit Pestiziden vergiften, wird nicht detailliert erfasst. Schätzungen reichen von 1 Mio. bis 41 Mio. Menschen jährlich. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO enden rund 40 000 Vergiftungsfälle tödlich; 99 % der Vergiftungen ereignen sich in Entwicklungsländern.

Die Dunkelziffer sei jedoch hoch, so Weber. Zum einen werden Vergiftungen in armen Gegenden nur selten registriert. Zum anderen werden Schäden durch langfristige Wirkungen nahezu völlig übersehen. „Die Beispiele zeigen, dass die bisherige Strategie, hochgiftige Pestizide in Entwicklungs- und Schwellenländern sicher einzusetzen, gescheitert ist“, so Weber.

Die Strategie begann 1985. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) verabschiedete damals den „Internationalen Verhaltenskodex für das Inverkehrbringen und die Anwendung von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln“. Dieser setzt Standards für die Vermarktung, Nutzung und Entsorgung von Pestiziden. Dazu zählt etwa, dass Staaten Pestizide zulassen, bevor sie eingesetzt werden, und dass Anwender geschult werden.

Doch es gebe einen grundsätzlichen Fehler, so Weber: „Man ging davon aus, dass ausgebildete Erwachsene die Pestizide zumindest in etwa den Vorgaben entsprechend ausbringen.“

PAN und Terre des Hommes fordern schrittweise Beseitigung hochgefährlicher Pestizide

Da die Wirklichkeit oft ganz anders aussieht, fordern PAN und Terre des Hommes als neue Strategie, hochgefährliche Pestizide schrittweise zu beseitigen. Um dies zu erreichen, müssten laut PAN und Terre des Hommes Regierungen und Firmen, die mit Agrarprodukten handeln, konkrete Programme entwickeln und umsetzen. Im bäuerlichen Bereich müssten Landwirte geschult werden, auf hochgefährliche Pestizide zu verzichten.

In Städten und Dörfern sind Alternativen zur Schädlingsbekämpfung mit hochgefährlichen Pestiziden nötig. Weber: „Firmen wie Bayer Crop Science, die hochgefährliche Pestizide vermarkten, sollten in die Pflicht genommen werden, auch Alternativen wie Rattenfallen zur Verfügung zu stellen.“

Am liebsten würde Weber sofort alle sehr giftigen Wirkstoffe in den Pestiziden beseitigen – von denen gibt es weltweit rund 400. Doch das sei Wunschdenken. „Wenn Kinder in Slums durch Ratten gebissen werden, ist das ein Zustand, der gegen Menschenrechtskonventionen verstößt.“

Da Kinder das Recht haben, unversehrt aufzuwachsen, müssten auch die Ursachen des Einsatzes gefährlicher Pestizide beseitigt werden. Und das hat mit den Lebensbedingungen zu tun. Es ist also auch ein Armutsproblem. Hätten die Menschen in den Slums anständige Jobs, würden Abfälle und dreckiges Abwasser vernünftig entsorgt, gäbe es weniger Ratten, Flöhe und Kakerlaken.

Ein Beitrag von:

  • Ralph H. Ahrens

    Chefredakteur des UmweltMagazins der VDI Fachmediengruppe. Der promovierte Chemiker arbeitete u.a. beim Freiburger Regionalradio. Er absolvierte eine Weiterbildung zum „Fachjournalisten für Umweltfragen“ und arbeitete bis 2019 freiberuflich für dieverse Printmedien, u.a. VDI nachrichten. Seine Themenschwerpunkte sind Chemikalien-, Industrie- und Klimapolitik auf deutscher, EU- und internationaler Ebene.

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