WhatsApp bekommt Werbung – bleibt der Messenger kostenlos?
Meta bringt Werbung auf WhatsApp. Was das für Nutzende, Datenschutz und mögliche Abo-Modelle bedeutet, lesen Sie hier.

Meta testet Werbung bei WhatsApp – nur im „Aktuelles“-Tab, aber mit Folgen. Ist bald auch ein Abo nötig?
Foto: Smarterpix / DzmitRock87@gmail.com
Was viele befürchtet haben, wird nun Realität: WhatsApp, der beliebte Messenger-Dienst von Meta, zeigt künftig Werbung. Zwar betrifft das nicht die persönlichen Chats, aber dennoch markiert diese Entscheidung einen Wendepunkt in der Geschichte der App. Zugleich deutet sich ein mögliches Abo-Modell für exklusive Inhalte an.
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Werbung im „Aktuelles“-Tab statt in den Chats
Meta hat angekündigt, künftig Werbung innerhalb von WhatsApp anzuzeigen – allerdings nicht in privaten Unterhaltungen. Stattdessen betrifft die Neuerung den sogenannten „Aktuelles“-Bereich. Hier können Nutzende wie bei Instagram kurze Statusmeldungen posten, die nach 24 Stunden verschwinden.
In genau diesem Bereich, den täglich weltweit rund 1,5 Milliarden Menschen nutzen, sollen Unternehmen künftig Anzeigen platzieren dürfen. Auch Kanäle, die Organisationen, Medien oder Einzelpersonen betreiben, lassen sich dort bewerben – ähnlich wie in sozialen Netzwerken. Das Ziel ist klar: WhatsApp soll eine Plattform werden, auf der nicht nur kommuniziert, sondern auch konsumiert wird.
Meta will WhatsApp monetarisieren
Bisher war WhatsApp für Meta ein Dienst ohne direkte Einnahmen. Das ändert sich nun. Neben der Werbeschaltung kündigte das Unternehmen kostenpflichtige Kanalabonnements an. Creator – also Inhalteanbieter*innen wie Influencer oder Vereine – können künftig exklusive Inhalte gegen Bezahlung anbieten. Die Verwaltung erfolgt ebenfalls über den „Aktuelles“-Tab.
WhatsApp erklärt: „Wir wollen ein Geschäftsmodell schaffen, das den persönlichen Austausch nicht stört. Der Updates-Bereich bietet dafür die passende Umgebung.“ Damit will Meta offenbar zwei Ziele gleichzeitig erreichen: Einnahmen generieren und das Vertrauen der Nutzenden erhalten.
Was passiert mit den privaten Nachrichten?
Eine häufig gestellte Frage lautet: Wird Meta meine Nachrichten analysieren, um Werbung anzuzeigen? Die klare Antwort von WhatsApp: nein. Die Inhalte der Chats bleiben durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt. Auch Telefonate oder Gruppennachrichten werden laut Unternehmen nicht für Werbezwecke genutzt.
Stattdessen basiert die Werbeausspielung auf sogenannten „begrenzten Informationen“. Dazu zählen laut WhatsApp:
- Standortdaten wie Land oder Stadt
- Spracheinstellungen
- Abonnierte Kanäle
- Interaktionen mit Anzeigen
Ein weiterer Punkt: Wer sein WhatsApp-Konto mit Facebook oder Instagram verknüpft, erlaubt eine plattformübergreifende Datenverwendung. In diesem Fall kann die Werbung auch anhand der dortigen Interessen personalisiert werden. Meta betont jedoch: „Wir verkaufen keine Telefonnummern und teilen diese nicht mit Werbetreibenden.“
Kritik an Meta: Was wurde versprochen?
Die Einführung von Werbung kommt bei vielen nicht gut an – nicht nur wegen Datenschutzbedenken, sondern auch wegen früherer Versprechen. WhatsApp wurde einst als werbefreie Alternative zu Facebook und Co. vermarktet. 2014, kurz nach der Übernahme durch Facebook, hieß es ausdrücklich: „Du kannst dich darauf verlassen, dass deine Kommunikation nicht durch Werbung gestört wird.“
Die Gründer von WhatsApp, Jan Koum und Brian Acton, hatten sich vehement gegen Werbung ausgesprochen. Beide verließen das Unternehmen bereits 2018 – wohl auch aus Unzufriedenheit über die zunehmende Integration in Metas Geschäftsmodell. Heute scheint von der einst unabhängigen Philosophie kaum noch etwas übrig zu sein.
Bleibt WhatsApp kostenlos?
Trotz der Neuerungen bleibt WhatsApp als Messenger weiterhin kostenlos nutzbar. Weder das Schreiben von Nachrichten noch das Telefonieren wird kostenpflichtig. Allerdings deuten die neuen Kanal-Abos und Monetarisierungspläne an, dass sich das langfristig ändern könnte – zumindest für Zusatzfunktionen.
Meta folgt damit einem Trend, den andere Dienste wie X (ehemals Twitter) oder Telegram bereits eingeschlagen haben. Auch dort gibt es kostenpflichtige Premium-Inhalte, teilweise kombiniert mit Werbung. Für Nutzende bedeutet das: Wer bestimmte Inhalte sehen möchte, muss zahlen. Wer sich mit dem Grundangebot zufriedengibt, bekommt Werbung zu sehen.
Welche Alternativen gibt es?
Nicht alle Nutzer*innen wollen Werbung in ihrem Messenger. Wer weiterhin werbefrei kommunizieren möchte, kann auf Alternativen wie Signal oder Threema ausweichen. Beide Dienste verzichten auf Werbeanzeigen und Datensammlung. Sie setzen ebenfalls auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, haben aber eine deutlich kleinere Nutzerbasis.
Vor allem für technisch versierte Anwender*innen oder datenschutzbewusste Unternehmen sind diese Dienste attraktiv – auch wenn sie nicht alle Komfortfunktionen von WhatsApp bieten.
Ein Schritt mit Signalwirkung
Meta hat mit der Werbeeinführung bei WhatsApp eine klare Botschaft gesendet: Auch bislang kostenlose Dienste müssen sich irgendwann refinanzieren. Für Unternehmen liegt der Vorteil auf der Hand: Sie erhalten eine zusätzliche Werbefläche mit Milliardenreichweite. Für Nutzende bedeutet es jedoch, ihre Gewohnheiten und vielleicht auch ihre Messengerwahl zu überdenken.
Wie sich das Modell entwickelt, hängt stark davon ab, wie die Community reagiert. Sollte der Widerstand wachsen, könnte WhatsApp gezwungen sein, die Pläne zu überdenken – oder stärker auf Abo-Modelle statt Werbung zu setzen.
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