Neubau: Ulm-Dornstadt wird zum XXL-Umschlagbahnhof
Baustart in Dornstadt: Die Bahn erweitert das Terminal Ulm-Dornstadt. Bis 2028 wächst die Kapazität auf 300.000 Ladeeinheiten pro Jahr. Was geplant ist und wie der Neubau abläuft.
Vor rund 20 Jahren wurde der Umschlagbahnhof Ulm-Dornstadt. Nun bekommt er ein Update, um künftig noch sehr viel mehr Güter abwickeln zu können.
Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb | Stefan Puchner
Vor einigen Wochen griffen Bagger und Schaufeln im Gewerbegebiet Dornstadt erstmals ins Erdreich. Mit dem symbolischen Spatenstich begann offiziell der Ausbau des Umschlagbahnhofs Ulm-Dornstadt. Für die Deutsche Bahn ist das Projekt ein Schlüsselstück im europäischen Güterverkehr. Denn Dornstadt liegt am Rhein-Donau-Korridor, der von Straßburg bis ans Schwarze Meer reicht. Wer hier baut, bewegt mehr als nur regionale Waren.
Der bisherige Standort hat seine Kapazitäten längst ausgereizt. Schon heute rollen täglich bis zu 14 Güterzüge an. Tendenz: steigend. In wenigen Jahren sollen es deutlich mehr sein. Damit das gelingt, entsteht westlich des bestehenden Terminals ein zweites Modul – eine moderne Umschlaganlage mit neuen Gleisen, Kranen und Abstellflächen.
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Mehr Kapazität für Container und Trailer
Das neue Modul vergrößert die Fläche des Terminals um rund 80.000 Quadratmeter. Vier zusätzliche Umschlaggleise und drei Krane kommen hinzu. Diese lassen sich vollautomatisch bedienen – wenn nötig sogar aus einem Bürogebäude heraus. Auf fünf Abstellspuren können Container oder Trailer zwischengelagert werden. Hinzu kommen eine Fahr-, eine Lade- und eine Rückfahrspur.
Die Zahlen sprechen für sich: Statt bisher rund 120.000 Ladeeinheiten kann Dornstadt künftig 300.000 Einheiten pro Jahr bewältigen. Das bedeutet eine Steigerung um 150 %. Für die Region ist das ein kräftiger Schub – und für die Klimabilanz ein noch größerer.
16.700 Tonnen CO₂ weniger
Der Grundgedanke ist einfach: Jede Fracht, die auf der Schiene statt im Lkw rollt, entlastet die Umwelt. Laut Deutscher Bahn bringt der Ausbau eine jährliche Einsparung von rund 16.790 Tonnen CO₂. Außerdem bleiben 22,4 Millionen Lkw-Kilometer auf der Straße aus. Umgerechnet bedeutet das: 6,8 Millionen Liter Diesel weniger.
Berthold Huber, Vorstand Infrastruktur der DB AG, brachte es beim Spatenstich auf den Punkt:
„Mit dem Ausbau des Terminals in Dornstadt schaffen wir mehr Verladekapazität und verlagern Güterverkehr von der Straße auf die Schiene, damit Güter lediglich auf der letzten Meile durch LKW transportiert werden müssen. 22,4 Millionen LKW-Kilometer können von der Straße auf die Schiene verlagert werden, das bringt eine Einsparung von rund 6,8 Millionen Liter Diesel sowie 16.790 Tonnen CO₂ pro Jahr.“
Neue Technik für leisen Betrieb
Doch mehr Güter bedeuten auch mehr Bewegung – und damit mögliche Belastungen für Anwohner*innen. Deshalb setzt die Bahn auf Lärmschutz. Eine zentrale Rolle spielt dabei die sogenannte Soft-Landing-Technologie. Automatisierte Laserscanner bremsen die Krane beim Absetzen der Container ab. Das macht den Umschlag leiser.
DB-Projektleiter Andreas Witzel erklärt: „Die Krane arbeiten mit der sogenannten Soft-Landing-Technologie: Automatisierte Laserscanner steuern die Geschwindigkeit der Krane beim Absetzen der Container. So kann der Lärm beim Verladen der Ware deutlich reduziert werden, wovon vor allem die Anwohnerinnen und Anwohner profitieren.“
Auch im Schienenverkehr sind Verbesserungen geplant. Bisher mussten Züge in Beimerstetten rangieren, um nach Süden weiterfahren zu können. Künftig soll eine direkte Gleisverbindung nach Ulm entstehen – ohne Umweg, schneller und leiser.
Stau soll gar nicht erst entstehen
Neben den Zügen wird auch der Lkw-Verkehr steigen. Damit es dabei nicht zu Dauerstaus auf der A8 oder in Dornstadt kommt, setzt die Bahn auf ein digitales Buchungssystem. Lkw-Fahrende reservieren künftig Zeitfenster, um ihre Container umzuschlagen. Zusätzlich stehen 68 Vorstauplätze bereit. Wer zu früh kommt, wartet dort – nicht auf der Autobahn.
Die Kombination aus Buchungssystem und Abstellflächen soll den Verkehr entzerren. Für Dornstadt und die Nachbargemeinden bedeutet das weniger Staus in den Ortskernen. Außerdem wird der Anschluss an die A8 verbessert: Ein neuer Autobahnanschluss bei Ulm-West/Ulm-Nord sorgt für direkten Zugang zum Terminal.
Investition in die Zukunft
Die Kosten des Projekts belaufen sich auf 148 Millionen Euro. Finanziert wird es gemeinsam von der Deutschen Bahn, dem Bund und der Europäischen Union. Mit im Boot ist auch das Beratungsunternehmen Drees & Sommer aus Stuttgart. Das Team übernimmt die Projektsteuerung, Kostenkontrolle und Terminüberwachung.
Projektleiter Felix Demuth erklärt den Ansatz so: „Wir setzen auf einen ganzheitlichen Steuerungsansatz, bei dem wir alle Planungsprüfungen und Nachtragsprozesse strukturiert und transparent steuern. Projektbeteiligte sollen den Baufortschritt jederzeit nachvollziehen und aktiv mitgestalten können.“
Dafür organisiert Drees & Sommer sogenannte Lean-Workshops. Dort lernen alle Beteiligten, digitale Tools effizient einzusetzen. Ziel: Ein Bau, bei dem alle am gleichen Strang ziehen.
Umwelt bleibt im Blick
Ein Projekt dieser Größenordnung greift zwangsläufig in Natur und Landschaft ein. Deshalb hat die Bahn im Vorfeld eine Umweltverträglichkeitsstudie erstellen lassen. Sie untersuchte mögliche Folgen für Tiere, Pflanzen, Wasser, Boden und Klima. Auf Basis dieser Ergebnisse läuft nun eine landschaftspflegerische Begleitplanung. Sie legt fest, wie Eingriffe ausgeglichen und Belastungen minimiert werden.
Damit erfüllt das Projekt nicht nur regionale Interessen, sondern auch die Anforderungen des Bundesverkehrswegeplans 2030. Seit 2016 ist der Ausbau von Dornstadt dort als „vordringlicher Bedarf“ vermerkt.
Was das für Dornstadt bedeutet
Für die Gemeinde selbst bringt der Ausbau neben mehr Verkehr auch Chancen. Rund 50 neue Arbeitsplätze sollen entstehen. Unternehmen in der Region erhalten bessere und zuverlässigere Lieferwege. Und durch die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene wird die A8 langfristig entlastet.
Rainer Braig, Bürgermeister von Dornstadt, zeigte sich beim Spatenstich optimistisch: Die Gemeinde wachse mit der Aufgabe und sehe in der Investition auch einen Gewinn für die Menschen vor Ort. Bis das neue Modul in Betrieb geht, dauert es noch. Die Bahn rechnet mit einer Fertigstellung im Jahr 2028.
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