273 Mio. € Förderung 17.11.2025, 13:15 Uhr

Wird BMW mit HyPowerDrive zur neuen Wasserstoff-Speerspitze?

BMW setzt auf Wasserstoff: Millionenförderung, Pipeline-Premiere in Leipzig und Serienstart des iX5 Hydrogen ab 2028. Wie groß ist der Technologie-Schub?

BMW iX5 Hydrogen

BMW baut Wasserstoffstrategie aus: Werk Leipzig wird ans H2-Kernnetz angeschlossen, iX5 Hydrogen startet 2028. Bringt das den Durchbruch?

Foto: BMW Group/Fabian Kirchbauer

Am 14. November überreichte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder in Berlin einen umfangreichen Förderbescheid an BMW-Entwicklungsvorstand Joachim Post: Der Bund steuert 193 Mio. € bei, der Freistaat Bayern 80 Mio. €. Die Mittel sind Teil des IPCEI-Programms (Important Projects of Common European Interest) und fließen in das BMW-Projekt „HyPowerDrive“, in dem der Autobauer seine Brennstoffzellenfahrzeuge entwickelt.

Ab 2028 soll der BMW iX5 Hydrogen in Serie gehen. Schon vorher, ab Mitte 2027, will das Unternehmen sein Leipziger Werk als weltweit erste Autofabrik an das nationale Wasserstoff-Kernnetz anschließen.

BMW iX5 Hydrogen ab 2028

Der neue BMW iX5 Hydrogen soll ab 2028 als Serienfahrzeug verfügbar sein. Er stellt dann die fünfte Antriebsoption im neuen BMW X5 dar – neben Verbrennern, Plug-in-Hybriden und batterieelektrischen Varianten. Technologieoffenheit sei „der Kern unserer erfolgreichen Geschäftsstrategie und zugleich der Schlüssel zum Erfolg der Dekarbonisierung“, kommentierte BMW-Chefentwickler Post.

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Die Antriebstechnologie basiert auf einem Brennstoffzellensystem, das BMW gemeinsam mit Toyota entwickelt. Mit der nun überreichten Millionenförderung will der Autobauer die bislang dritte Generation des Systems entwickeln. Enwicklungsziele sind kompaktere Bauweise, höhere Reichweite und geringerer Treibstoffverbrauch. Eigene Kompetenzzentren in München und Steyr bauen laut BMW bereits erste Prototypen. Das Werk Landshut liefere weitere Komponenten für das Antriebssystem.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder betonte bei der Übergabe des Förderbescheids: „Wir fördern die Forschung an neuen Technologien, anstatt mit viel Geld veraltete Industrien zu subventionieren.“ Laut Söder könnten durch das Projekt insgesamt 2500 Arbeitsplätze entstehen.

Premiere in Leipzig

Der Anschluss des Leipziger Werks bis 2027 ist laut BMW eine Weltpremiere: Noch nie zuvor sei eine Autofabrik mit einem Wasserstoffnetz verbunden worden. Stattdessen wird Wasserstoff, der in der Produktion zum Einsatz kommt, heute meist per Lkw in Druckflaschen ausgeliefert. So auch im 2005 eröffneten BMW-Werk Leipzig – zumindest noch.

„Durch die Versorgung mit einer Pipeline können wir Wasserstoff künftig in völlig neuen Dimensionen einsetzen. Das gilt vor allem für unsere energieintensiven Prozesse wie die Trockner in der Lackiererei“, erklärte Werksleiterin Petra Peterhänsel anlässlich der Unterzeichnung.

Um den Bau der rund 2 km langen Anschlussleitung samt Gasdruckregel- und Messanlage soll sich Mitnetz Gas kümmern. Das Unternehmen aus Kabelsketal im Saale-Kreis ist spezialisiert auf Modernisierung und Neubau von Netzabschnitten im Verteil- und Ferngasnetz.

Großabnehmer für das Kernnetz

Der Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) Ontras aus Leipzig soll die Verbindung der neuen Leitung mit dem geplanten Wasserstoff-Kernnetz übernehmen. Das im Juli 2024 von der Bundesnetzagentur genehmigte Kernnetz soll in seiner finalen Ausbaustufe ab 2032 rund 9000 Leitungskilometer umfassen.

Ziel ist, industrielle Großabnehmer mit grünem Wasserstoff zu versorgen. Der Transport via Pipeline könnte dabei viel Geld einsparen – Lieferungen per Lkw sind deutlich kostenintensiver.  Ontras verfolgt dabei einen besonderen Ansatz: Mit seinem „Ontras H2-Startnetz“ will der FNB Industriestandorte in Berlin, Leipzig, Magdeburg, Salzgitter und Sachsen mit Wasserstofferzeugern, -Importhäfen und -Speichern in ganz Deutschland verbinden. Das Startnetz ist dabei selbst ein Element des sich sukzessive entwickelnden Kernnetzes.

Für den BMW-Standort wird Ontras eine Bestandsleitung auf Wasserstofftransport umrüsten. Damit die Umstellung keine Auswirkungen auf die Erdgasversorgung nachgelagerter Anschlussnehmer hat, will der FNB parallel eine rund 8 km lange Leitung zwischen Wiederitzsch und Seehausen neu bauen. Das Ziel: Wasserstoff und Erdgas über getrennte Systeme zu transportieren. „Es ist für uns entscheidend, dass beim Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes auch die Versorgung bestehender Erdgaskunden in Zukunft gesichert ist“, erläutert Ralph Bahke, Geschäftsführer für Steuerung und Entwicklung bei Ontras.

Wasserstoff aus Mitteldeutschland – und perspektivisch Finnland

Unklar ist noch, woher der Wasserstoff für die neuen Netze kommen soll. In seiner Pressemitteilung nennt Ontras eine Absichtserklärung mit der Schweizer Infener AG, die einen Hub zur Wasserstoffproduktion im Norden Leipzigs plant. Darüber hinaus sei das H2-Startnetz auch für weitere Erzeuger in Mitteldeutschland attraktiv.

Langfristig könnte das BMW-Werk den Energieträger dann aus dem hohen Norden beziehen: Gemeinsam mit fünf weiteren europäischen FNB plant Ontras den Nordic-Baltic Hydrogen Corridor (NBHC). Er soll bis 2040 etwa 2,7 Mio. t „klimaoptimalen“ Wasserstoff pro Jahr aus Finnland importieren.

Dennoch verweist Ontras darauf, dass es für den weiteren Ausbau des Kernnetzes „klar erkennbare Bedarfe am Markt“ sowie „ein eindeutiges politisches Bekenntnis mit verbesserten Finanzierungsbedingungen“ brauche.

Wasserstoff in der Autoproduktion

Mit der aktuellen Absichtserklärung hat Ontras nun zumindest einen potenziellen Großabnehmer für seine Wasserstofftransporte gefunden. Dabei hat der H2-Einsatz am Standort Leipzig schon Tradition: Im Oktober 2022 wurde in der Lackiererei der erste brennstoffflexible Brenner in Betrieb genommen. Heute sind dort laut BMW bereits elf bivalente Brenner installiert. Diese können sowohl Erdgas als auch Wasserstoff verbrennen, wobei der Einsatz flexibel steuerbar ist.

Indes geht der Wasserstoffeinsatz in Leipzig noch weiter zurück: Schon 2013 nahm der Autobauer hier die ersten Brennstoffzellen-Gabelstapler und -Routenzugschlepper in Betrieb. Mittlerweile umfasst die Flotte über 230 solcher Fahrzeuge; laut BMW Europa-Rekord. Betankt werden diese an neun Wasserstofftankstellen in den Werkhallen – die sich bald mit Wasserstoff aus dem Kernnetz speisen könnten.

Mit den 273 Mio. €  für die Brennstoffzellentechnologie und seiner Weltpremiere der Werksanbindung wird klar: Für BMW ist Wasserstoff eine echte Ergänzung zur Batterieelektrik. Damit unterscheidet sich der Konzern von seinen Marktbegleitern, die sich mehrheitlich vom Wasserstoff abgewendet haben. Eine prominente Ausnahme ist Hyundai: Der koreanische Autobauer hat vor wenigen Wochen in Ulsan den Spatenstich für ein neues Wasserstoffauto-Werk gesetzt.

Ein Beitrag von:

  • Magnus Schwarz

    Magnus Schwarz schreibt zu den Themen Wasserstoff, Energie und Industrie. Nach dem Studium in Aachen absolvierte er ein Volontariat und war mehrere Jahre als Fachredakteur in der Energiebranche tätig. Seit Oktober 2025 ist er beim VDI Verlag.

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