Nach US-Bombenangriff 26.06.2025, 06:50 Uhr

US-Militär zu Luftschlägen im Iran: Zerstörung oder politisches Kalkül?

Pentagon, CIA und Trump widersprechen sich beim Iran-Angriff – wie stark sind die Atomanlagen wirklich beschädigt?

Dieses Satellitenbild von Maxar Technologies zeigt das iranische Nukleartechnologiezentrum in Isfahan nach den US-Luftangriffen am 22. Juni. Foto: picture alliance/ASSOCIATED PRESS/Maxar Technologies

Dieses Satellitenbild von Maxar Technologies zeigt das iranische Nukleartechnologiezentrum in Isfahan nach den US-Luftangriffen am 22. Juni.

Foto: picture alliance/ASSOCIATED PRESS/Maxar Technologies

Die Angriffe der USA auf iranische Atomanlagen sorgen für widersprüchliche Aussagen innerhalb der US-Regierung. Während Präsident Trump von einer „totalen Auslöschung“ spricht, stuft der Militärgeheimdienst die Schäden als begrenzt ein. CIA und Geheimdienstkoordinatorin sehen hingegen jahrelange Rückschläge für das iranische Atomprogramm. Die genaue Schadenslage bleibt unklar – ebenso wie die politische Stoßrichtung der beteiligten Akteure.

Meldung vom 26. Juni

Verteidigungsminister Hegseth kündigt Aufklärung an

Wie stark sind die Atomanlagen im Iran nach den US-Luftschlägen beschädigt? Diese Frage steht im Zentrum einer Pressekonferenz, zu der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth gemeinsam mit hochrangigen Militärs geladen hat. Die Angriffe auf iranische Nuklearanlagen haben international für Spannungen gesorgt – und auch innerhalb der US-Regierung scheint es widersprüchliche Einschätzungen zu geben.

Nach Angaben des US-Auslandsgeheimdienstes CIA haben die Luftangriffe am vergangenen Sonntag „schweren Schaden“ angerichtet. Ob diese Einschätzung zutrifft, lässt sich derzeit jedoch kaum unabhängig überprüfen.

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DIA stuft Schäden zunächst als gering ein

Ein internes Papier des US-Militärgeheimdienstes DIA (Defense Intelligence Agency), das als „streng geheim“ eingestuft wurde, kam ursprünglich zu einer anderen Einschätzung. Laut dem Bericht sei das iranische Atomprogramm durch die Angriffe nur um wenige Monate zurückgeworfen worden. Diese erste Analyse wurde jedoch schnell zum Politikum. Aus dem Weißen Haus hieß es, die Darstellung sei „falsch und irreführend“. Medienberichte darüber kritisierte man als nicht autorisiert.

Präsident Donald Trump widersprach der Einschätzung der DIA deutlich. Aus seiner Sicht sei das iranische Atomprogramm „komplett vernichtet“ worden. Auf dem Nato-Gipfel in Den Haag formulierte er es drastisch: „Ich glaube, es war eine totale Auslöschung.“

CIA und Geheimdienstkoordinatorin sprechen von jahrelangem Wiederaufbau

CIA-Direktor John Ratcliffe erklärte hingegen, ein Wiederaufbau der zerstörten Anlagen werde „Jahre dauern“. Auch die US-Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard äußerte sich ähnlich. Auf der Plattform X (ehemals Twitter) schrieb sie, dass ein Wiederaufbau der betroffenen Standorte Fordo, Natans und Isfahan ebenfalls mehrere Jahre in Anspruch nehmen würde.

Gabbard hatte noch im März im Senatsausschuss für Geheimdienste erklärt, dass der Iran aktuell keine Atombombe entwickle. Ihre neue Einschätzung dürfte nun als Unterstützung für Trumps Linie gewertet werden. Der Präsident hatte die Angriffe selbst angeordnet und mehrfach als entscheidenden Schlag gegen das iranische Atomprogramm bezeichnet.

Worum geht es bei den betroffenen Anlagen?

Die genannten Anlagen – Fordo, Natans und Isfahan – stehen seit Jahren im Zentrum internationaler Beobachtung. In der Vergangenheit hatte der Iran dort Uran mit einem hohen Anreicherungsgrad produziert. Obwohl die Regierung in Teheran beteuert, das Atomprogramm diene nur zivilen Zwecken, zweifeln viele Staaten diese Darstellung an.

Ein Grund dafür: Der Iran ist das einzige Land ohne offizielle Atomwaffen, das Uran auf fast waffentaugliches Niveau angereichert hat. Das sorgt regelmäßig für Kritik – nicht nur aus den USA, sondern auch von israelischer Seite.

Unklar, wie viel Uran zerstört wurde

Die „Jerusalem Post“ zitierte israelische Regierungsquellen mit der Aussage, es sei derzeit nicht klar, wie viel des angereicherten Urans durch die Angriffe vernichtet worden sei. Auch sei fraglich, ob sich ein Teil des radioaktiven Materials bergen lasse.

Diese Unsicherheit erschwert eine fundierte Bewertung des Angriffs. Klar ist nur: Die USA haben das Atomprogramm des Iran ins Visier genommen – und sich dabei eng mit Israel abgestimmt.

Trump mischt sich in israelische Innenpolitik ein

Nach dem Angriff äußerte sich Donald Trump auch zur innenpolitischen Lage in Israel. In einem Beitrag auf seiner Plattform Truth Social kritisierte er die israelische Justiz. Diese führe eine „lächerliche Hexenjagd“ gegen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Das laufende Korruptionsverfahren gegen Netanjahu solle sofort eingestellt werden, forderte Trump.

Der israelische Premier ist wegen Betrug, Bestechlichkeit und Untreue angeklagt. Konkret geht es unter anderem um Vorteile für den Telekommunikationskonzern Bezeq sowie um Luxusgeschenke von Unterstützenden. Netanjahu weist alle Vorwürfe zurück.

Waffenruhe – aber Lage bleibt angespannt

Trotz einer vereinbarten Waffenruhe zwischen Israel und Iran bleibt die Situation in der Region angespannt. Die Bundeswehr hat erneut Deutsche aus Israel ausgeflogen. „Auch wenn sich die Lage beruhigt: Mit der Bundeswehr verlassen weitere 76 Deutsche im Rahmen der assistierten Ausreise die Region“, teilte das Auswärtige Amt mit. Insgesamt habe man damit knapp 800 Personen evakuiert.

Gewalt im Westjordanland eskaliert

Während auf diplomatischer Ebene Entspannung signalisiert wird, eskaliert die Gewalt im Westjordanland. In dem Dorf Kufr Malik wurden drei Palästinenser durch Schüsse getötet, sieben weitere verletzt. Nach Angaben von Einwohnenden und der palästinensischen Behörden hatten bewaffnete Siedler das Dorf angegriffen.

Die israelische Armee bestätigte, dass Dutzende Siedler Brände legten. In der Folge kam es zu Auseinandersetzungen zwischen israelischen und palästinensischen Zivilpersonen. Die Streitkräfte rückten ein, um die Lage zu beruhigen. Als sie beschossen wurden, eröffneten sie das Feuer – mit tödlichen Folgen. (mit dpa)

Meldung vom 25. Juni

Pentagon sieht keinen Durchbruch bei Iran-Angriffen

Die Luftschläge der USA auf drei iranische Atomanlagen haben offenbar nicht die Wirkung erzielt, die Präsident Trump öffentlich verkündet hat. Das meldet der US-Nachrichtensender CNN. Auch die New York Times haben darüber berichtet. Nach internen Einschätzungen des US-Militärgeheimdienstes DIA wurden zentrale Bestandteile des iranischen Atomprogramms nicht zerstört – die Fortschritte seien allenfalls um einige Monate verzögert worden.

Die Analyse der Schäden an den Standorten Fordow, Natanz und Isfahan zeigt: Die unterirdischen Zentrifugen blieben größtenteils unversehrt, angereichertes Uran war offenbar zuvor ausgelagert worden. Die eingesetzten Bunkerbrecher, darunter 14 sogenannte Massive Ordnance Penetrators, konnten laut Insidern die geschützten Anlagen nicht wie geplant vernichten – zerstört wurden vor allem oberirdische Strukturen und Energieinfrastruktur.

Trump spricht von „Fake News“

US-Präsident Trump widersprach den Medienberichten heftig. Er wies sie als „Fake News“ zurück und schrieb, man habe die Atomanlagen „vollständig zerstört“. Beim Nato-Gipfel in Den Haag sagte Trump vor Journalisten: „Ich glaube, es war eine totale Auslöschung.“ Er sprach von einer „perfekten Operation“. Den beiden Medien unterstellte er, die Regierung schlecht aussehen lassen zu wollen, meldet die Deutsche Presseagentur.

Bereits direkt nach dem Angriff auf die Bunkeranlagen sprach Trump von einem „vollständigen Erfolg“ und „totale(r) Vernichtung“ des iranischen Atomprogramms. Auch Verteidigungsminister Pete Hegseth lobte die Mission als historischen Schlag. Doch selbst innerhalb der republikanischen Reihen mehren sich kritische Stimmen. Der Abgeordnete Michael McCaul stellte klar: Ziel sei nie die komplette Zerstörung gewesen, sondern nur eine temporäre Schwächung.

Israelische Atomenergiekommission auf Trumps Seite?

In Den Haag sagte Trump, dass er auf baldige Informationen aus Israel hoffe, um das tatsächliche Ausmaß der Operation besser einschätzen zu können – nicht zuletzt, weil Ministerpräsident Netanjahu über eigene Kontakte vor Ort verfüge.

Kurz darauf verbreitete das Weiße Haus tatsächliche eine Erklärung der Israelischen Atomenergiekommission. Darin heißt es, der US-Angriff auf die Atomanlage in Fordo habe die technische Infrastruktur zerstört und die Urananreicherung an diesem Standort lahmgelegt. Nach Einschätzung der Verantwortlichen sei das iranische Atomprogramm durch die gemeinsamen Schläge der USA und Israels um viele Jahre zurückgeworfen worden. Dieser Erfolg könne dauerhaft sein – vorausgesetzt, der Iran erhalte keinen neuen Zugang zu spaltbarem Material.

Wie bewertet Israel die Lage?

Auch die israelische Armee geht davon aus, dass die jüngsten Angriffe das iranische Atomprogramm deutlich geschwächt haben. „Nach derzeitiger Einschätzung wurde das Programm der Islamischen Republik erheblich beschädigt“, sagte Armeesprecher Effie Defrin. Gleichzeitig betonte er, es sei noch zu früh, um die Folgen im Detail zu bewerten. Die Auswirkungen würden derzeit analysiert.

Am Wochenende hatten die USA gemeinsam mit Israel militärisch gegen den Iran interveniert. Dabei wurden gezielt Atomanlagen des Landes bombardiert.

IAEA: Iran könnte Anlagen wieder aufbauen

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) zeigt sich in ihrer Einschätzung zurückhaltender. Laut Generaldirektor Rafael Grossi verfüge der Iran über das technische Know-how und die industrielle Infrastruktur, um die beschädigten Anlagen wieder aufzubauen. Einen konkreten Zeitrahmen wollte er nicht nennen.

„Ich mag den Ansatz nicht, dies wie mit einer Sanduhr zu betrachten“, sagte Grossi. Vielmehr gehe es jetzt darum, gemeinsam mit dem Iran langfristige Lösungen zu finden.

Nach Angaben der IAEA haben einige zentrale Bestandteile des iranischen Atomprogramms die Angriffe überstanden. Zwar blieben IAEA-Inspektoren trotz der Angriffe im Land, sie erhielten jedoch keinen Zugang zu den betroffenen Anlagen. Die Organisation sei vor allem daran interessiert, den Verbleib des nahezu waffenfähigen Urans zu überprüfen, betonte Grossi. (mit dpa)

Meldung vom 24. Juni

Keine Erkenntnisse über gesicherten Erfolg

Am 22. Juni haben die USA drei iranische Nuklearanlagen mit bunkerbrechenden Bomben und Cruise Missiles angegriffen. Bislang gibt es keine gesicherten Erkenntnisse über den Erfolg des Angriffs. „Niemand – auch nicht die IAEA – ist derzeit in der Lage, die unterirdischen Schäden in Fordo vollständig zu beurteilen“, berichtete Rafael Grassi, Chef der in Wien ansässigen Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), auf der Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates am Sonntagabend.

Internationale Organisationen wie die IAEA, Geheimdienste, Militärs, aber auch private Analysten und Think Tanks werten noch die verfügbaren Informationen aus. Entsprechend vage sind die Aussagen, wenn man einmal von den gewohnt triumphalen Äußerungen von US-Präsident Donald Trump absieht.

Für Besorgnis sorgt der Verbleib von etwa 400 Kilogramm Uran mit einem Anreicherungsgrad von 60 Prozent – zuletzt von IAEA-Inspektoren kurz vor den israelischen Angriffen in Fordo gesichtet.

Schwere Schäden und Zerstörung

Schon der Vorsitzende des US-Generalstabs, Luftwaffengeneral Dan Caine, sprach am Sonntag morgen nur von „schweren Schäden und Zerstörung“, deren Ausmaß noch abzuschätzen sei. Ähnlich äußerten sich am Sonntag israelische Geheimdienstkreise gegenüber der „New York Times“, die neben Satelliteninformationen auch Fotos ihrer Luftaufklärung sowie Agenteninformationen aus dem Iran zur Verfügung haben.

Auf den öffentlich verfügbaren Aufnahmen von Unternehmen wie Maxar oder Planet Labs die Fordo zeigen, den Standort der tief im Fels liegenden Uran-Anreicherungsanlage, sind deutlich sechs Einschlagskrater in zwei eng begrenzten Arealen zu erkennen. Nach Angaben des US-Militärs wurde diese Anlage mit zwölf der bunkerbrechenden GBU-57 angegriffen.

Nukleartechnologiezentrum in Isfahan, Iran, vor den US-Luftangriffen am Montag, dem 16. Juni 2025. (Maxar Technologies via AP)

Das Nukleartechnologiezentrum in Isfahan vor den US-Luftangriffen.

Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS/Maxar Technologies via AP/Uncredited

Offenbar haben die USA damit die vorab bereits diskutierte Taktik umgesetzt, die wohl mindestens 90 Meter tief im Fels liegende und stark verbunkerte Einrichtung mit aufeinanderfolgenden Bombenabwürfen zu attackieren. Die erste Bombe bahnt dabei sozusagen der zweiten den Weg, die entsprechend tiefer in das gelockerte Gestein eindringen kann.

Bomben haben Kavernen erreicht

Beim Vergleich der Satellitenbilder sind an den beiden attackierten Stellen deutliche Veränderungen im Geländeprofil zu erkennen. Das Relief der Hügel wurde eingeebnet und regelmäßige Strukturen sind zu erkennen, die vorher nicht sichtbar waren. Offenbar haben die Bomben Kavernen erreicht.

Ob es die Tunnel sind, in denen die Hochleistungszentrifugen zur Anreicherung des Uranhexafluorids standen, ist unklar. Dennoch – da sind sich die Experten weltweit einig – werden die hochempfindlichen Geräte schwerste Schäden davongetragen haben, wenn sie nicht völlig zerstört wurden. „Angesichts der eingesetzten Sprengladung und der extremen Vibrationsempfindlichkeit der Zentrifugen ist mit sehr erheblichen Schäden zu rechnen“, so IAEA-Chef Grossi gegenüber dem UN-Sicherheitsrat.

Irans Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen

Gleiches gilt auch für die Anreicherungsanlage in Natanz, dem zweiten Ziel, das die USA am Wochenende mit bunkerbrechenden Bomben angriffen. Da die israelische Luftwaffe in den Tagen zuvor bereits die bekannten Fabriken zur Zentrifugenproduktion zerstört hatte und der Iran nach wie vor kritische Maschinenteile aus dem Ausland ins Land schmuggeln muss, dürfte auch eine nur unvollständige Zerstörung der beiden Anreicherungsanlagen das Nuklear-Programm der Islamischen Republik empfindlich getroffen und mindestens um Jahre zurückgeworfen haben.

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Hinzu kommt noch, dass die USA neben den beiden stark befestigten Einrichtungen auch die Uranverarbeitungsanlage in Isfahan attackiert und zerstört haben. Dort wurde das Uran in Uranhexafluorid umgewandelt, dass die Zentrifugen für die Anreicherung des radioaktiven Isotops benötigen.

Experten außerhalb von Militär und Geheimdienst sind daher ziemlich sicher, dass der Iran sein Atomprogramm kaum noch wird verfolgen können. Gegenüber der FAZ sagte etwa der Radioökologe Professor Georg Steinhauser, der die Forschungsgruppe Angewandte Radiochemie an der Technischen Universität Wien leitet: „Sie haben schlicht und einfach nicht mehr die Kapazitäten. Sie haben nichts mehr, wo sie weitermachen könnten.“ Inwieweit der Iran sein Know-how retten konnte, um das Programm neu zu starten, muss ebenfalls abgewartet werden.

Kontamination in Natanz bestätigt

Die Angriffe richteten sich gegen teils unterirdisch errichtete zentrale Einrichtungen des iranischen Urananreicherungsprogramms. Iran und IAEA bestätigten, dass außerhalb der Anlagen keine erhöhten Strahlenwerte gemessen werden. Experten wie Georg Steinhauser halten das für plausibel. Denn dort werden Uranisotope verarbeitet, deren Alphastrahlung schon durch ein Blatt Papier abschirmbar ist.

Anders als bei Reaktorunfällen werden keine stark strahlenden Spaltprodukte freigesetzt, das externe Strahlenrisiko ist also gering. In Natanz wurde Kontamination innerhalb der Anlage bestätigt. In Isfahan, einer chemischen Konversionsanlage, sind vor allem chemisch-toxische Gefahren durch Verbindungen wie Uranhexafluorid relevant.

400 Kilogramm angereichertes Uran verschwunden

Ein ganz anderes Problem ist der Verbleib von rund 400 Kilogramm auf 60 Prozent angereicherten Urans, die Inspektoren der IAEA noch Tage vor dem Beginn der israelischen Angriffe auf iranische Ziele in der Anreicherungsanlage Fordo gesehen hatten. Israelische Satellitenbilder zeigten nach der Abreise der IAEA-Mitarbeiter LKWs auf dem Gelände in Fordo, so dass der Verdacht kursiert, die Iraner hätten das Material seither bei Seite geschafft. Dieses Uran könnte laut Tageschau „relativ schnell auf bombenfähige 90 Prozent hochangereichert werden.“

Entsprechende Andeutungen machte IAEA-Chef Rafael Grossi in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN und bekräftigte sie wenig später gegenüber der „New York Times“. Eine offizielle Bestätigung liefert er zwar nicht, betont jedoch, er habe den iranischen Außenminister umgehend darauf hingewiesen, dass Transporte von Uran gemäß dem geltenden Inspektionsabkommen mit der IAEA meldepflichtig seien.

Vermisstes Uran: Irans letzter Trumpf?

Ob die Geheimdienste Israels und der USA eine Ahnung haben, wohin das Material, das für eine einstellige Zahl von Bomben ausreichen könnte, gebracht wurde, ist unklar. US-Vizepräsident J.D. Vance bekräftigte am Sonntag gegenüber dem US-Fernsehsender ABC, dass die USA in den kommenden Wochen sicherstellen würden, dass etwas mit dem Material geschehe, und dass das eines der Themen für Gespräche mit Iran sei. Nach dem Verlust der zentralen Einrichtungen ihres Atomprogramms scheint der Brennstoff der letzte Trumpf der Islamischen Republik gegenüber den USA zu sein.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

  • Holger Kroker

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