Energiepolitik 07.04.2025, 09:30 Uhr

Stromnetze Deutschland: IEA empfiehlt zügige Optimierung

Die Internationale Energieagentur bewertet deutsche Energiepolitik und empfiehlt: Die Energiewende bringt was wirtschaftlich, wenn jetzt die richtigen Schritte folgen.

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Energiewende per Tastendruck? Wenn es so einfach wäre. Die Internationale Energieagentur hat jetzt die deutsche Energiepolitik für eine Energiewende bewertet und empfiehlt: Die Energiewende bringt was wirtschaftlich, wenn jetzt die richtigen Schritte folgen.

Foto: PantherMedia / Momius

Während in Berlin CDU/CSU und SPD um einen Koalitionsvertrag ringen, kommt aus Paris ein Empfehlungskatalog, wie denn bitte schön die deutsche Energiewende bisher zu bewerten – und fortzusetzen ist. Für die Internationale Energieagentur (IEA) stellt am heutigen 7. April die stellvertretende Exekutivdirektorin der IEA, Mary Burce Warlick, zusammen mit Stefan Wenzel, dem Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, einen neuen Länderbericht zu Deutschland vor.

Die IEA empfiehlt Deutschland, sein Elektrizitätssystem zu optimieren, um die Kosten zu senken und die Emissionsreduzierung in den Endverbrauchssektoren zu beschleunigen. „Deutschland befindet sich in einem kritischen Moment seiner Energiewende, in dem es neue wirtschaftliche Möglichkeiten schaffen und die Energiesicherheit stärken kann, indem es ein unterstützendes politisches Umfeld sicherstellt“, so Warlick laut IEA.

Also: keine 180-Grad-Kehrtwende, empfiehlt die Agentur, die grüner Umtriebe eher unverdächtig ist. Vor allem mahnt sie einerseits Effizienz an, andererseits aber auch ein konsequentes Vorgehen, in dem die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Als Kern sieht die IEA ein effizienteres und widerstandsfähigeres Elektrizitätssystem, dies könne eine sichere und erschwingliche Energiewende in Deutschland unterstützen. Für das bisher auf den Weg gebrachte Ziel Deutschlands, Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, sind jedoch weitere Anstrengungen im Energiesektor erforderlich. Dazu gehöre es, das Stromsystem auszubauen, Energiepreise und die Emissionen in den Endverbrauchssektoren wie Verkehr, Gebäude und Industrie zu senken.

Zukünftige Energiepolitik muss sich laut IEA um Stromnetze, Gebäude und Wasserstoff kümmern

Laut IEA hat Deutschland „einen entscheidenden Wendepunkt bei der Transformation seines Energiesystems erreicht“. Und die IEA lobt die bisherige Bundesregierung: „In einem Umfeld enormer geopolitischer und geoökonomischer Herausforderungen hat Deutschland in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, um die Energiewende zu beschleunigen.“ Bei seinen Empfehlungen setzt die Agentur auf drei Schwerpunktbereiche:

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1. Optimierung des Stromsystems,

2. Dekarbonisierung der Wärmeversorgung in Gebäuden

3. Stärkung der Rolle von Wasserstoff im Energiesystem.

Gefragt seien eine langfristig stabile Politikausrichtung, gezielte Nachfrageimpulse, die Entwicklung der Infrastruktur, eine integrierte Planung und die Straffung der Genehmigungsprozesse, um die Energiewende in Deutschland voranzubringen.

Obendrein betont die IEA, dass die Energiewende für Deutschlands Energieversorgungssicherheit und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit entscheidend sei. Dafür sei der massive Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien fortzusetzen und weiter zu steigern.

Die Baustellen der deutschen Energiewende bei der Dekarbonisierung seien Endverbrauchssektoren, wie Verkehr, Industrie und Gebäude. „Die bestehenden Strategien und Politikmaßnahmen in diesen Sektoren müssen effektiv und kosteneffizient umgesetzt werden“, heißt es in dem „Executive Summary“ der IEA zur Länderstudie. Da die Strompreise in Deutschland zu den höchsten in Europa zählen, müsse die Politik auch die Bezahlbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit im Blick haben.

Besseres Stromnetz in Deutschland durch mehr Smart Meter und Großspeicher, empfiehlt die IEA

Wichtige Maßnahmen, die jetzt Vorrang haben sollten, sind laut IEA, die Effizienz und Resilienz seines wachsenden Stromsystems zu optimieren, z. B. durch Smart Meter, Netzausbau, Speicher und regionalisierte Preise. So könne ein schnellerer Smart-Meter-Roll-out dabei helfen, Flexibilitätspotenziale hinter dem Zähler (Solarmodule, Wärmepumpen, Elektrofahrzeuge) auszuschöpfen.

Die IEA ist bei ihren Empfehlungen recht explizit: Um mehr große Stromspeicher ins Netz zu bekommen, sollte Deutschland den Zubau von Großspeichern an strategisch günstigen Standorten anschieben – durch beschleunigte Umsetzung von Maßnahmen der Stromspeicherstrategie und schnellere Netzanbindungen für Speicherprojekte. Mögliche Maßnahmen könnten Kapazitätsausweitungen in bestehenden Programmen wie Frequenzregulierungs- und Systemdienstleistungsmärkte oder der Netzbooster-Initiative sein sowie neue Ausschreibungen für Großspeicheranlagen an optimalen Standorten umfassen.

Verkehrssektor laut IEA größte Baustelle bei Energiewende

Als größte Baustelle benennt der Länderbericht den deutschen Verkehrssektor, er sei „der größte Verursacher von energiebedingten Emissionen der Endverbrauchssektoren und hat in den letzten Jahren nur geringfügige Emissionsminderungen erzielt“. Ein umfassender Ansatz sei erforderlich, der alle sauberen Energieträger und Technologien einbeziehe, darunter auch eine stärkere Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.

Um hier eine Änderung herbeizuführen, rät die Pariser Agentur, um Elektrofahrzeuge zu fördern, zu einem Bonus-Malus-Steuermodell, spezifischen Maßnahmen für Leasing- und Firmenfahrzeuge, einem schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Gleichbehandlung der Erfüllungsoptionen in Deutschlands THG-Quotensystem – und einer besseren Abstimmung zwischen den zuständigen Ministerien.

„Deutschlands beispiellose Verkehrstradition und industrielle Basis könnten ein echter Trumpf sein“, so die IEA. Voraussetzung dafür seien jedoch „gut konzipierte Transformationsmaßnahmen, die Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit in einer klimafreundlichen Wirtschaft fördern“.

Ein Beitrag von:

  • Stephan W. Eder

    Stephan W. Eder

    Stephan W. Eder ist Technik- und Wissenschaftsjournalist mit den Schwerpunkten Energie, Klima und Quantentechnologien. Grundlage hierfür ist sein Studium als Physiker und eine anschließende Fortbildung zum Umweltjournalisten.

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