Erste Mikrowindkraftanlage stemmt Zertifizierung
Mit dem Produkt des Start-ups Skywind Energy hat erstmals eine Mikrowindkraftanlage mit weniger als 1 kW Leistung erfolgreich eine Standard-Zertifizierung durchlaufen.
Mit dem Produkt des deutschen Start-ups Skywind Energy hat erstmals eine Kleinwindkraftanlage mit weniger als 1 kW Leistung erfolgreich eine Standardzertifizierung durchlaufen. Das Bild zeigt die Anlage (Vordergrund) im Testfeld.
Foto: SkyWind Energy GmbH
Der Markt der Klein- und Mikrowindkraftanlagen gilt als unübersichtlich. Es gibt sie schon lange, aber die Anlagen sind in Deutschland längst nicht so populär wie die Photovoltaik. Und das nicht erst seit gestern. Um gute Anlagen zu finden, wäre eine IEC-Zertifizierung optimal, das sagte Experte Patrick Jüttemann vom herstellerunabhängigen Fachportal www.klein-windkraftanlagen.com schon 2020 gegenüber VDI nachrichten. Doch weil die sehr teuer sei, erkenne er bereits einen dokumentierten Anlagentest „im Feld“ als Erkennungsmerkmal für gute Kleinwindkraft an.
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Jetzt meldet das deutsche Start-up Skywind Energy, dass ihm „als erstem Hersteller weltweit die Vollzertifizierung – also Leistung, Ertrag, Sicherheit und Langzeithaltbarkeit – einer Mikrowindkraftanlage gelungen“ sei. Getestet nach dem Standard ACP 101–1–2021 der American Clean Power Association in einem Testfeld des Small Wind Certification Council (SWCC).
Mikrowindkraftanlage für Hausbesitzer

Mikrowindkraft auf Dach eines Einfamilienhauses. Die Anlage von Skywind, von denen zwei im Bild zu sehen sind, hat eine zertifizierte Leistung von 0,61 kW.
Foto: SkyWind Energy GmbH
Die zertifizierte Skywind NG ist wirklich eine Kleinstanlage. Sie passt auch aufs größere Gartenhäuschen, mit zertifizierten 0,61 kW Spitzenleistung und weniger als 2 m² Rotorblattfläche. Skywind-Gründer und Anlagenentwickler Fritz Unger ist erkennbar stolz; andere Mikrowindkraftanlagen unter 1 kW seien im selben SWCC-Testfeld getestet worden, hätten aber keine Zertifizierung erhalten, berichtet er auf Anfrage. Ungers Anlage ist allerdings kein neues Produkt, sie ist praxiserprobt. Nach eigenen Angaben hat er bereits 10.000 Anlagen im Feld.
Laut Skywind lassen sich Anlagen dieser geringen Größe in Deutschland bis 10 m Höhe „meist genehmigungsbefreit“ montieren. Die Anlage könne „wie eine Balkon-Photovoltaikanlage die erzeugte Energie über ihren 230-V-Wechselrichter in eine Steckdose einspeisen“, so Skywind in einer Mitteilung. Eigentlich also die Ergänzung zu Balkonsolar: Wie bei großen Anlagen auch ist die Stromernte aus Wind dann besonders hoch, wenn jahreszeitbedingt die Solarausbeute nachlässt, also im Herbst und vor allem im Winter. Als Jahresenergieertrag hat der SWCC 615 kWh zertifiziert, „rund 20 % des Strombedarfs eines Einfamilienhauses“, so Skywind.
Die Skywind NG ist eine besonders kleine Anlage mit Zertifzierung
Es ist aber nicht so, dass es keine zertifizierten Kleinwindkraftanlagen gibt. Das ist aus dem SWCC-Listing ersichtlich, ganz konkret für Deutschland aber auch aus Patrick Jüttermanns Portal www.kleinwindkraftanlagen.com. Aber die anderen zertifizierten Anlagen sind größer – mehr Leistung, mehr Rotorfläche, mehr Höhe. Und teurer.
„Richtig ist, dass größere (und viel teurere) Anlagen, wie die Skystream, in der Vergangenheit bereits die gleichen Tests bestanden haben. Allerdings kostet eine Skystream eben auch weit fünfstellig. Der Skywind NG ist nun die erste Mikrowindkraftanlage (weit unter 10.000 €), die alle Ansprüche der Zertifizierung erfüllen konnte“, so Unger.
Warum gibt Skywind das Geld für die Zertifizierung einer Mikrowindkraftanlage aus?

Der deutsche Hersteller Skywind Energy hat von seiner Skywind NG bereits über 10.000 Anlagen im Feld.
Foto: SkyWind Energy GmbH
Ungers Zielrichtung ist der professionelle Markt gewerblicher Anwender. Der Batteriehersteller Tesvolt plant zum Beispiel schon, seine Lagerhalle mit den Rotoren zu bestücken. „Ein rund 60 m hoher 5G-Funkturm in Holzbauweise erhielt etwa jüngst die deutsche TÜV-Zulassung – versorgt allein mit Photovoltaik und Mikrowindkraft“, so Unger. Bei der Industrie gehe es voran: „Viele Hallendächer, z. B. von Hochregallagern, bieten hervorragende Windbedingungen.“
Auf die US-amerikanische ACP 101–1 hat Unger deshalb gesetzt, weil die bereits eine Neufassung der zugrunde liegenden international gültigen IEC 61400–2 vorwegnimmt. „Wir hielten es daher für angezeigt, mit Blick auf die anstehende Neufassung der IEC-Norm, nach der aktuellsten und konsumentenfreundlichsten Norm zu zertifizieren“, erklärt Unger. Inhaltlich entsprächen die meisten Vorgaben der ACP denen der IEC.
In den Punkten Leistung, Ertrag, Sicherheit und Lebensdauer entspricht die ACP 101-1 denn dann auch dem US-Vorgänger AWEA 9.1. Der Vorläufer AWEA 9.1. setzte bisher im US-Markt die IEC 61400–2 um. Nach diesem Standard hatte der SWCC bislang die Zertifizierungen geprüft. Er ist auch im SWCC-Listing der zertifizierten Anlagen als Prüfgrundlage angeführt.
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