Autark bei Stromausfall 02.05.2025, 18:45 Uhr

Blackout? So hilft eine PV-Anlage mit Notstromfunktion

Solaranlage mit Notstrom: Wann lohnt sich die Nachrüstung? Technik, Kosten und Nutzen einfach erklärt.

Solaranlage auf Dach

Lohnt sich eine Solaranlage mit Notstromfunktion?

Foto: PantherMedia / Edophoto (YAYMicro)

Der flächendeckende Blackout in Spanien und Portugal Ende April 2025 hat viele Photovoltaikbesitzer aufgeschreckt. Eine Solaranlage mit Notstromfunktion kann im Falle eines Stromausfalls wichtige Geräte weiter betreiben. Doch nicht jede PV-Anlage ist automatisch dazu in der Lage. Der Artikel erklärt, wie die Notstromversorgung funktioniert, wann sich eine Nachrüstung lohnt, welche technischen Voraussetzungen erfüllt sein müssen und welche Kosten entstehen können.

Wie sinnvoll ist eine Solaranlage mit Notstromfunktion?

Photovoltaikanlagen haben sich in den letzten Jahren zunehmend durchgesetzt. Immer mehr Haushalte setzen auf selbst erzeugten Strom vom Dach. Doch was passiert bei einem Stromausfall? In genau solchen Fällen kann eine Notstromfunktion den Unterschied machen.

Denn: Eine herkömmliche PV-Anlage schaltet sich bei einem Netzausfall automatisch ab. Das geschieht aus Sicherheitsgründen, um Netztechniker*innen beim Wiederaufbau des Stromnetzes zu schützen. Damit also auch bei einem Blackout Strom aus der Solaranlage genutzt werden kann, braucht es mehr als nur Module und einen Standard-Wechselrichter.

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Was bedeutet „Notstromfunktion“ bei Photovoltaikanlagen?

Mit einer Notstromfunktion können ausgewählte Geräte im Haus auch dann weiterbetrieben werden, wenn das öffentliche Stromnetz ausfällt. Die Energie dafür stammt in der Regel aus einem Batteriespeicher, der vorher mit Sonnenstrom geladen wurde. Wichtig ist dabei ein spezieller Wechselrichter, der erkennt, wenn das Netz ausfällt, und in Sekundenbruchteilen auf Eigenversorgung umschaltet.

Diese Funktion sorgt für mehr Unabhängigkeit. Sie erlaubt es, zumindest kritische Verbraucher wie Kühlschrank, Router oder Lichtquellen weiter zu betreiben.

Technische Voraussetzungen: Was muss vorhanden sein?

Nicht jede PV-Anlage verfügt automatisch über eine Notstromfunktion. Wer eine Nachrüstung plant, sollte einige Voraussetzungen kennen:

  • Ein Stromspeicher ist erforderlich. Ohne Speicher ist keine Überbrückung möglich.
  • Der Wechselrichter muss notstromfähig sein.
  • Eine elektrische Umschaltvorrichtung muss das Hausnetz vom öffentlichen Netz trennen.
  • Optional: Ein spezieller Stromkreis für Notstromverbraucher, um den Speicher zu schonen.

Es gibt verschiedene Systeme: Einige bieten nur eine Notstromsteckdose, andere versorgen das komplette Hausnetz. Letzteres ist komplexer, aber auch komfortabler.

Notstrom oder Ersatzstrom: Wo liegt der Unterschied?

Die Begriffe „Notstrom“ und „Ersatzstrom“ werden häufig verwechselt. Bei der einfachen Notstromversorgung wird meist nur eine Steckdose gespeist. Das kann reichen, um einzelne Geräte zu betreiben. Beim Ersatzstrom hingegen übernimmt die Anlage das gesamte Hausnetz – und das dreiphasig. Dafür braucht es jedoch spezielle Wechselrichter, Umschaltboxen und unter Umständen zusätzliche Sicherungen.

Hinzu kommt die sogenannte „Schwarzstartfähigkeit“: Der Wechselrichter muss ohne Netzversorgung starten können. Nicht jedes Gerät beherrscht das.

Welche Geräte lassen sich mit Notstrom betreiben?

Die Kapazität des Speichers und die Leistungsgrenzen des Wechselrichters bestimmen, welche Geräte versorgt werden können.

In der Praxis empfiehlt es sich, auf folgende Verbraucher zu setzen:

  • Kühlschrank oder Gefriertruhe
  • WLAN-Router und Computer
  • Beleuchtung
  • Handy-Ladegeräte
  • Heizungspumpen

Große Verbraucher wie Herd oder Waschmaschine sind meist zu stromhungrig. Wer hier Prioritäten setzt, kommt mit einem 5- oder 10-kWh-Speicher mehrere Stunden über die Runden.

Wie lange reicht die Notstromversorgung?

Ein 5-kWh-Speicher kann bei einem Verbrauch von 1 kW etwa für 5 Stunden Strom liefern. Mit 10 kWh sind entsprechend rund 10 Stunden möglich. Voraussetzung ist ein moderater Verbrauch. Hohe Lasten können die Reserve schnell aufbrauchen.

Die Wetterlage spielt ebenfalls eine Rolle. An sonnigen Tagen kann die Anlage auch bei einem Netzausfall weiter Strom liefern – vorausgesetzt, die Technik unterstützt den Betrieb im Inselmodus.

Was kostet eine Nachrüstung?

Die Kosten für eine Nachrüstung variieren stark. Für einfache Notstromfunktionen sind 500 bis 1.000 Euro üblich. Komplexere Systeme mit Ersatzstromfunktion können mehrere Tausend Euro kosten. Hinzu kommen eventuelle Umbauten am Hausnetz sowie der Einbau durch eine Elektrofachkraft.

Wer neu plant, kann gezielt auf Systeme setzen, die die Notstromversorgung bereits integriert haben. Viele Hersteller bieten Komplettsysteme inklusive Speicher, Wechselrichter und Notstromumschaltung an.

Welche Sicherheitsaspekte sind zu beachten?

Bei der Nachrüstung sollten auch Sicherheitsvorkehrungen bedacht werden:

  • Feuerwehrschalter trennen im Brandfall die Spannung an den Modulen.
  • DC-Trennschalter können manuell oder automatisch auslösen.
  • Eine automatische Wiedereinschaltung bei Netzrückkehr sorgt für einen sicheren Re-Start.

Diese Systeme bieten Schutz für Einsatzkräfte und beugen Brandschäden vor.

Lohnt sich eine Solaranlage mit Notstromfunktion in Deutschland?

Statistisch dauert ein Stromausfall in Deutschland nur rund 10 Minuten pro Jahr. Der Aufwand für eine Notstromfunktion scheint auf den ersten Blick unverhältnismäßig. Doch das Risiko längerer Ausfälle nimmt zu. Wetterextreme, geopolitische Krisen und ein hohes Aufkommen an E-Fahrzeugen und Wärmepumpen belasten das Stromnetz zunehmend.

Viele Hausbesitzende entscheiden sich daher aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus für die Nachrüstung. Auch der Wunsch nach mehr Autarkie spielt eine Rolle. Laut einer Umfrage von E.ON wünschen sich 77 % der potenziellen PV-Nutzenden einen Stromspeicher mit Notstromfunktion.

 

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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