2000 Jahre alt und stabil: Das Geheimnis römischer Straßen
Römische Straßen hielten Jahrtausende. Das Projekt Itiner-e zeigt, wie nachhaltig antike Ingenieure bauten – und was wir daraus lernen.
Die Via Appia Antica von Rom nach Brindisi ist wohl die bekannteste antike Straße.
Foto: Panthermedia.net / byggarn79
„Alle Wege führen nach Rom“ – dieser Satz war in der Antike keine Redensart, sondern buchstäbliche Realität. Das römische Straßennetz umfasste rund 100.000 Kilometer – gepflasterte, befestigte und oft meisterhaft entworfene Verbindungen zwischen Provinzen, Häfen und der Hauptstadt des Imperiums.
Dass einige dieser Straßen noch heute existieren, ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis einer Bauweise, die wir heute als früheste Form nachhaltiger Infrastruktur bezeichnen könnten. In einer Zeit, in der moderne Verkehrswege regelmäßig saniert oder komplett erneuert werden müssen, wirken die römischen Straßen wie ein Lehrstück in Sachen Dauerhaftigkeit.
Inhaltsverzeichnis
- Detaillierte Daten des römischen Straßennetzes
- Wie Rom mit Ingenieurskunst die Welt eroberte
- Verschiedene Typen an Römerstraßen
- So wurden bei den Römern Straßen gebaut
- Vermessung mit militärischer Präzision
- Digitalisierung trifft Antike
- Das Material – regional, clever, langlebig
- Beton blieb über Jahrhunderte chemisch aktiv
- Nachhaltig – auch im wörtlichen Sinn
- Wie man Wasser ableitet – und Zeit gewinnt
- Die Logistik eines Imperiums
- Ein antikes GIS-System
- Bauen für die Ewigkeit
- Recycling, aber ohne Schlagwort
- Brücken, Dämme, Aquädukte – das große Ganze
- Was wir heute daraus lernen können
- Berühmte Römerstraßen in Italien und dem Rest der antiken Welt
Detaillierte Daten des römischen Straßennetzes
Ein internationales Forschungsteam hat mit Itiner-e ein hochaufgelöstes Datenset geschaffen, das die Straßen des Römischen Reiches in bisher unerreichter Genauigkeit kartiert. Die Studie, veröffentlicht in Scientific Data (Nature Portfolio, 2025), vereint historische Quellen, archäologische Befunde und moderne GIS-Technologie.
Laut den Autoren „bietet Itiner-e eine bisher unerreichte räumliche Auflösung römischer Straßen und ermöglicht interdisziplinäre Studien zu Vernetzung, Wirtschaft und Verwaltung im Imperium“. Mit anderen Worten: Zum ersten Mal lässt sich das römische Verkehrsnetz so präzise digital rekonstruieren, dass daraus neue Erkenntnisse über Ingenieurskunst, Nachhaltigkeit und Organisation entstehen.
Wie Rom mit Ingenieurskunst die Welt eroberte
Straßen waren das Rückgrat des Imperiums. Sie sorgten dafür, dass Truppen rasch vorrücken konnten, Händler Waren effizient transportierten und Nachrichten in erstaunlich kurzer Zeit durch das gesamte Reich gelangten. Der französische Historiker Gérard Coulon formulierte es einmal so: „Die römischen Straßen waren mehr als Wege – sie waren Adern eines Imperiums.“
Römerstraßen führten durch Alpenpässe, Wüsten und Sümpfe, über Flüsse und durch Gebirge. Und das mit einer Präzision, die selbst heutige Ingenieurinnen und Ingenieur beeindruckt. Geradlinigkeit war oberstes Gebot. Nur wenn ein Hindernis unüberwindbar schien, wich man ab. Das machte Vermessungskunst und Bauplanung zu hochentwickelten Disziplinen.
Die Forschenden von Itiner-e bestätigen, dass ein großer Teil der römischen Verkehrsachsen fast deckungsgleich mit heutigen Hauptstraßen verläuft. In der Studie heißt es: „Viele römische Routen stimmen mit modernen Verkehrskorridoren überein – ein Hinweis auf die nachhaltige Wirkung antiker Raumplanung.“
Verschiedene Typen an Römerstraßen
Die hinter dem Straßenbau stehende Ingenieurskunst war beachtlich – das fing beim Auswählen der richtigen Route an und endete bei der Wahl der passenden Pflastersteine. Die Straße selbst bestand aus mehreren Schichten und war oft bis zu einem Meter dick. Die ersten Straßen der Römer folgten bereits vorhandenen Wegen entlang der Flusstäler. Mit wachsender Größe des Imperium Romanum wurde auch das Straßennetz weitläufiger. So findet man heute zum Beispiel in Nordafrika noch gut erhaltene Straßen, die von den Römern vor rund 2.000 Jahren angelegt wurden.
Prinzipiell lassen sich vier Typen an Römerstraßen unterscheiden:
- via publica: Bei den Staatsstraßen trat die Verwaltung in Rom als Planer und Bauherr auf. Sie wurden auf Kosten der Staatskasse errichtet.
- via militaris: Heerstraßen wurden aus logistischen und strategischen Gründen gebaut. Auch hier war der Staat der Bauherr und Geldgeber.
- via vicinalis: Provinzstraßen wurden durch die einzelnen Provinzen des römischen Imperiums gebaut und unterhalten.
- via privata: Privatstraßen verbanden Gutshöfe mit den Zivilsiedlungen. Sie waren insbesondere in den Provinzen von großer Bedeutung.
So wurden bei den Römern Straßen gebaut
Wer unter der Oberfläche einer römischen Straße schaut, erkennt eine raffinierte Konstruktion. Zunächst wurde ein Graben ausgehoben, dessen Aushubmaterial anderswo wiederverwendet wurde – ein frühes Beispiel für Recycling auf der Baustelle. Dann folgten mehrere Schichten:
- eine untere Schicht aus grobem Gestein,
- darüber Kies und Sand,
- und schließlich große, dicht aneinandergelegte Pflastersteine aus Basalt oder Granit.
Diese mehrlagige Struktur – ähnlich dem heutigen Straßenaufbau – sorgte dafür, dass Regenwasser abfließen konnte und die Straße formstabil blieb. Die Oberfläche war leicht gewölbt, damit Wasser seitlich ablief. An den Rändern lagen Bordsteine, manchmal auch Gehwege.
Coulon und Jean-Claude Golvin beschreiben in ihrem Werk Die Architekten des Imperiums, wie militärische Einheiten am Bau beteiligt waren. Sie hoben Gräben aus, stampften die Schichten fest und verlegten die Steine millimetergenau. Sklaven und Legionäre arbeiteten Hand in Hand. Für die Kaiser war das doppelt praktisch: Die Armee blieb beschäftigt, und der Staat sparte Geld.
Vermessung mit militärischer Präzision
Die Römer bauten nicht „nach Gefühl“, sondern mit präzisen Messinstrumenten wie groma und chorobates. Ihre Trassen verliefen so gerade, dass sie selbst Satellitenkarten kaum übertreffen.
Das neue Itiner-e-Dataset ermöglicht es, diese Geradlinigkeit erstmals messbar zu vergleichen. Die Forschenden stellten fest, dass römische Straßen über große Entfernungen nur minimale Abweichungen vom optimalen Kurs zeigen.
„Unsere Berechnungen weisen auf ein durchgehend einheitliches Vermessungssystem im gesamten Imperium hin“, schreiben die Autoren. Damit bestätigen digitale Daten, was Historiker lange vermutet haben: Die Römer arbeiteten mit Standards – eine frühe Form von Normung und Qualitätssicherung.
Digitalisierung trifft Antike
Das Besondere an Itiner-e ist die Verbindung von Antike und moderner Technik.
Das Datenset kombiniert Satellitenbilder, LiDAR-Scans, archäologische Grabungsdaten und antike Karten zu einem digitalen Gesamtmodell des Imperiums.
Es umfasst das gesamte römische Einflussgebiet – von Britannien bis Ägypten – mit einer Genauigkeit unter 100 Metern. In der Publikation heißt es: „Itiner-e ist derzeit der umfassendste und präziseste Datensatz römischer Straßen, der frei verfügbar ist.“
Die Daten sind offen zugänglich und sollen Forschenden, Ingenieuren und Planern helfen, alte Strukturen mit modernen Infrastrukturen zu vergleichen.
Das Material – regional, clever, langlebig
Die römischen Baumeister arbeiteten mit dem, was die Umgebung bot. Sand, Kies und Steine holten sie direkt aus der Region, was Transportwege kurz hielt – ein Prinzip, das heute unter dem Schlagwort „regionale Baustoffe“ wieder modern wird.
Auch der berühmte römische Beton, der sogenannte opus caementicium, trug zur Langlebigkeit bei. Er bestand aus Kalk, Vulkanasche und Wasser – eine Mischung, die erstaunlich reaktionsfreudig war.
Beton blieb über Jahrhunderte chemisch aktiv
Moderne Analysen zeigen, dass dieser Beton selbst nach Jahrhunderten chemisch aktiv blieb. Wenn Risse entstanden, „heilten“ sie sich durch neue Kristallbildung – ein Effekt, den Forschende heute mit großem Aufwand im sogenannten Selbstheilenden Beton nachbilden.
Ein Team um die Archäologin Paola Cappellini schreibt: „Die mikroskopische Analyse antiker Straßenmaterialien zeigt, dass die römischen Ingenieure gezielt poröse Schichten einsetzten, um Wasser zu regulieren und spätere Reparaturen zu vermeiden.“
Mit anderen Worten: Nachhaltigkeit war kein Zufall, sondern Teil des Bauplans.

Gut erhaltene Römerstraße in Griechenland.
Foto: Panthermedia.net/Panos_Karas
Nachhaltig – auch im wörtlichen Sinn
Die neue Studie, die auf modernsten 3D-Scans und Materialanalysen basiert, legt nahe, dass römische Straßen ein Minimum an Wartung benötigten. Laut den Forschenden hielten die Straßen dank ihres Schichtaufbaus und der wasserableitenden Struktur mehrere Jahrhunderte.
„In manchen Regionen konnten wir bis zu 1,5 m dicke Straßenaufbauten dokumentieren. Diese Struktur war nicht nur stabil, sondern auch flexibel genug, um Erdbeben und Erosion standzuhalten“, heißt es in der Studie.
Die Römer bauten also nicht einfach „massiv“, sondern intelligent massiv. Durch die Kombination aus Gewicht und Elastizität überstanden ihre Straßen selbst seismisch aktive Regionen.
Wie man Wasser ableitet – und Zeit gewinnt
Ein zentrales Problem im Straßenbau ist bis heute die Wasserableitung. Staunässe zerstört Asphalt, Frost sprengt Beton. Die Römer lösten dieses Problem, indem sie jede Straße mit einer leichten Krümmung bauten. Regenwasser floss seitlich ab und versickerte in Mulden.
In Städten kamen zusätzlich Trittsteine zum Einsatz, damit Fußgängerinnen und Fußgänger trockenen Fußes über die Straße kamen. Diese Steine waren so platziert, dass Wagenräder problemlos dazwischen hindurchrollten. Eine simple, aber geniale Idee, die den Alltag erleichterte – und gleichzeitig ein Beispiel für durchdachtes Design ist.
Die Logistik eines Imperiums
Straßenbau im antiken Rom war nicht nur Baukunst, sondern Projektmanagement in großem Maßstab. Vermesser legten die Trassen fest, Ingenieure planten Brücken und Entwässerungen, Soldaten führten die Arbeiten aus.
Die Kosten? Enorm – aber der Staat sah sie als Investition. Denn über die Straßen rollten nicht nur Legionen, sondern auch der Handel. Lebensmittel, Wein, Erz, Stoffe – all das gelangte über die „viae publicae“ schneller ans Ziel.
Straßen waren damit mehr als Infrastruktur: Sie waren ein politisches Werkzeug. Ein Kaiser, der eine neue Straße bauen ließ, zeigte Stärke und Kontrolle.
Ein antikes GIS-System
Wer sich heute mit digitaler Kartografie beschäftigt, könnte von den Römern lernen. Denn sie hatten ihre eigene „Landesdatenbank“: die Tabula Peutingeriana. Diese riesige Karte zeigte das gesamte römische Straßennetz mit Städten, Raststationen und Entfernungen.
Auch moderne Forschende greifen auf diese Karte zurück – kombiniert mit Daten aus Drohnen, Laserscans und Satellitenbildern. In der erwähnten Studie wurde ein „georeferenziertes Modell“ erstellt, das römische Straßenabschnitte digital erfasst und mit heutigen Geländedaten vergleicht.
Bauen für die Ewigkeit
Die Lebensdauer römischer Straßen lässt sich kaum fassen: Viele hielten über 1500 Jahre. Selbst in Regionen mit starker Witterung finden Archäologinnen und Archäologen intakte Pflaster. Warum? Weil die Römer Verkehrslasten, Klima und Geologie berücksichtigten – lange bevor es Normen gab.
Heute wird Nachhaltigkeit oft mit „CO₂-neutralem Bauen“ gleichgesetzt. Die Römer dachten praktischer: Sie bauten so, dass sie nicht ständig reparieren mussten. Weniger Instandhaltung bedeutete weniger Ressourcenverbrauch – ein Prinzip, das moderner Straßenbau oft vernachlässigt.
Recycling, aber ohne Schlagwort
Wenn eine römische Straße erneuert werden musste, wurde das alte Material nicht entsorgt. Man klopfte die Steine heraus, richtete sie neu aus und verwendete sie wieder. Selbst der Unterbau blieb meist intakt.
Diese Kreislaufwirtschaft war gelebte Effizienz. Heute sprechen Bauingenieurinnen und Bauingenieuren von „Circular Construction“ – die Römer praktizierten sie bereits vor 2000 Jahren. „Wir fanden klare Hinweise auf wiederverwendetes Material in mindestens drei Schichten historischer Straßenaufbauten“, berichten die Forschenden.
Brücken, Dämme, Aquädukte – das große Ganze
Die Römer bauten ihre Straßen nicht isoliert. Sie verbanden sie mit Brücken, Dämmen und Aquädukten – eine integrierte Infrastruktur, die Wasser, Transport und Versorgung kombinierte. Viele dieser Bauwerke, etwa die Ponte Augustus in Rimini oder die Pont du Gard in Südfrankreich, existieren bis heute.
Diese Vernetzung machte das Imperium effizient. Man könnte sagen: Die Römer erfanden die erste Form der multimodalen Infrastrukturplanung – Straßen, Wasserwege, Lager und Städte griffen ineinander.
Was wir heute daraus lernen können
Der Straßenbau im antiken Rom war keine romantische Handwerkskunst, sondern durchdachtes Ingenieurwesen. Und er war nachhaltig – im wörtlichen Sinn.
- Erstens: Langlebigkeit statt Schnellbau. Der Fokus lag nicht auf Geschwindigkeit, sondern auf Beständigkeit.
- Zweitens: Regionale Materialien. Das senkte Kosten und Umweltbelastung.
- Drittens: Wartungsarme Bauweise. Durch intelligente Schichtung und Entwässerung blieb der Aufwand gering.
- Viertens: Ganzheitliches Denken. Straßen, Städte und Versorgungssysteme wurden als zusammenhängendes Netz geplant.
In Zeiten, in denen moderne Straßen nach wenigen Jahrzehnten saniert werden müssen, lohnt sich ein Blick zurück. Vielleicht ist die Zukunft des Bauens älter, als wir denken.
Berühmte Römerstraßen in Italien und dem Rest der antiken Welt
Wie bereits eingangs geschrieben, war das römische Straßennetz rund 100.000 Kilometer lang. Es geht von den Britischen Inseln über den Mittelmeerraum und den Nahen Osten bis nach Indien und Zentralasien. Woher man das so genau weiß? Es gibt dazu eine riesige Karte, die im spätantiken Original fast sieben Meter lang war. Diese Straßenkarte der Römer gilt als verschollen, allerdings gibt es eine Kopie aus dem Mittelalter, die nach Konrad Peutinger (1465 bis 1547) benannt ist. Die Tabula Peutingeriana oder Peutingersche Tafel zählt zum UNESCO-Weltdokumentenerbe und ist in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien aufbewahrt.
Auf der Karte sind alle kleinen und großen, bekannten und unbekannten Straßen des römischen Imperiums verzeichnet. Sie besitzt eine große kulturhistorische Bedeutung, da auf ihr zahlreiche Orte eingezeichnet sind und sie die Besiedlung und die Verkehrsachsen der damaligen Zeit wiedergibt. Einige der wichtigsten und bekanntesten Römerstraßen stellen wir Ihnen nun kurz vor.
Via Appia Antica
Sie ist sicherlich die berühmteste aller Römerstraßen: Die Via Appia Antica bezeichnet den antiken römischen Teil der Via Appia, im Gegensatz zur Via Appia Nuova, die später entstanden ist und die heute den Hauptbestandteil des Straßenverkehrs aufnimmt. Die antike Via Appia führte ursprünglich über 190 Kilometer von Rom nach Capua. Sie wurde 312 v. Chr. von Appius Claudius Caecus angelegt, einem bedeutenden Politiker und Staatsmann von damals.
Um 190 v.Chr. wurde die Straße bis Brindisi verlängert, wo sie noch heute endet. In einigen, am besten erhaltenen Abschnitten zeigt die Via Appia noch die antike Pflasterung aus riesigen, unregelmäßigen vulkanischen Basaltquadern. Die Fahrbahn ermöglichte die gleichzeitige Durchfahrt von zwei Wagen in Doppelrichtung und wurde beidseits von erhöhten, aus gestampften Erde Fußwegen flankiert. Entlang der Via Appia Antica in Rom lassen sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten aus der damaligen Zeit besichtigen.
Via Maris
Die Via Maris gilt als die wichtigste Verkehrsader der Antike, sie bestand bereits, bevor sich die Römer auf der Welt ausbreiteten. Sie verband anfangs Ägypten mit Mesopotamien, später auch Griechenland und Rom. Sie stellt somit eine Verbindung zwischen Nordafrika und Europa her. Sie führte vom Nildelta über die israelische Küstenebene in das südliche Karmelgebirge. Von dort ging es über die Golanebene bis nach Damaskus.
Ihren Namen erhielt die „Via Maris“ in der römischen Zeit, die Römer bauten diese auch weiter aus, war sie doch von großer strategischer Bedeutung. Sie führte von der wichtigen Routenkreuzung in Damaskus direkt ans Mittelmeer. Während der Kreuzzüge durch die lateinische Kirche war die Straße ebenfalls überaus wichtig aus strategischer Sicht. Möglicherweise wurde sie bereits in der Bibel erwähnt, dort wurde sie noch als Straße von Ägypten bzw. Philisterstraße bezeichnet.
Römische Rheintalstraße
Die Römische Rheintalstraße gilt als eine der wichtigsten Römerstraßen nördlich der Alpen. Sie verband Italien entlang des Oberrheins mit den römischen Provinzen Gemania superior und Germania inferior und endete an der Nordsee. Sie dürfte spätestens mit dem Beginn der Germanenfeldzüge des Kaisers Augustus um 15 v. Chr. erbaut worden sein. Von Mailand ging es erst in die Schweiz, weiter nach Straßburg, Speyer, Worms und Koblenz. Die Römische Rheintalstraße erreichte schon bald Köln, dann Neuss, Xanten, Nijmegen und schließlich die Nordsee.
Der Verlauf der Straße lässt sich aus dem bereits genannten Kartenwerk ablesen, es gibt aber auch archäologische Quellen. Einige gute erhaltene Stücke sind im Bienwald in Rheinland-Pfalz zu finden. Die Straße soll meist über sechs Meter breit gewesen sein, wie durch Grabungen nachgewiesen wurde. Das galt aber nur für die geschotterte Straßenfläche. Zusätzlich gab es noch unbefestigte Bereiche zum Ausweichen oder für Fußgänger. Die Existenz der Straße wurde zudem durch den Fund zahlreicher Meilen- und Leugensteine belegt.
Via Domitia
Die Via Domitia gilt als die erste Römerstraße in Gallien. Sie wurde wahrscheinlich zwischen 122 und 112 v. Chr. vom Prokonsul Gnaeus Domitius Ahenobarbus in Auftrag gegeben. Er ist zudem der Namensgeber der Straße, die Italien und Spanien auf dem Landweg miteinander verband. Sie überquerte die Alpen, folgte dem Tal der Durance, ging über die Rhone und folgte dann der Mittelmeerküste bis zu den Phyenäen.
An der Via Domitia wurde im Jahr 118 v.Chr. die heutige Stadt Narbonne gegründet, damals unter dem Namen Colonia Narbo Martius. Vor dem Rathaus in Narbone kann ein Teilstück der antiken Römerstraße besichtigt wird. Diese war in den Städten mit Kopfsteinpflaster oder Bodenplatten belegt, außerhalb bestand sie mitunter auch nur aus gestampfter Erde auf Schichten aus Kies oder Schotter. Üblicherweise durchquerten die antiken Straßen der Römer an den Ortseingängen Tore oder Triumphbögen. In Nimes zum Beispiel der Port d’Auguste oder in Glanum den Arc de Triomphe.
Via Egnatia
Bei der Via Egnatia handelt es sich um die östliche Fortsetzung der Via Appia auf dem Balkan. Sie verband die beiden großen Metropolen dieser Zeit – Rom und Konstantinopel miteinander. Sie führte durch Illyrien, Makedonien und Thrakien, den heutigen Staaten Albanien, Nordmazedonien, Griechenland, Bulgarien und Türkei. Ausgangspunkt war der Ort Dyrrhachium an der Adria. Die Straße wurde um 146 v. Chr. gebaut und ist nach dem Prokonsul von Makedonien benannt, Gnaeus Egnatius.
In verschiedenen Bereichen sind noch Teile der antiken Straße zu sehen, wie zum Beispiel in Albanien im Skumbin-Tal. Auch in der griechischen Stadt Kavala können noch einige Straßenabschnitte besichtigt werden, dort sind sie noch in erstaunlich gutem Zustand. Die wichtige wirtschaftliche und strategische Bedeutung behielt die Via Egnatia auch nach Ende des römischen Imperiums bei. Sie zählte in byzantinischer Zeit zu den wichtigsten Straßen und auch Kreuzritter und osmanischer Eroberer nutzen sie.
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