In Sichtweite zur Heiligen Moschee 15.10.2025, 19:13 Uhr

Mekka plant groß – das neue Stadtquartier King Salman Gate

Auf 12 Millionen Quadratmetern Bruttogeschossfläche soll in Sichtweite der größten Moschee der Welt ein Stadtquartier der Superlative entstehen.

King Salman Gate

Im King Salman Gate sind 50.000 Wohneinheiten, 16.000 Hotelzimmer und 900.000 Gebetsplätze geplant.

Foto: RUA AlHaram AlMakki Company

Millionen Gläubige zieht es jedes Jahr in die Heilige Stadt, um an der Kaaba zu beten – dem spirituellen Mittelpunkt des Islams. Nun bekommt Mekka ein neues Gesicht: Mit dem Stadtquartier „King Salman Gate“ will Saudi-Arabien das Pilgererlebnis komfortabler, moderner und zugleich respektvoller gegenüber seiner Geschichte gestalten.

Das Projekt reiht sich in eine ganze Reihe spektakuläre Bauprojekte in Saudi-Arabien ein. Viele sind nicht frei von Kritik, insbesondere auch hinsichtlich der Menschenrechte. Manche scheinen auch zu ehrgeizig wie die 170 Kilometer lange Bandstadt „The Line“. Derzeit ruht die Baustelle und die Stadt wird wahrscheinlich höchstens in abgespeckter Form realisiert – wenn überhaupt. Nun also die nächsten Pläne für ein neues Stadtviertel direkt neben der größten Moschee der Welt.

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Vision 2030 trifft Stadtplanung

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hat das Megaprojekt persönlich angeschoben. Als Vorsitzender der RUA AlHaram AlMakki Company verfolgt er mit dem „King Salman Gate“ die Ziele der Vision 2030 – einem ehrgeizigen Plan, der Saudi-Arabien wirtschaftlich breiter aufstellen, nachhaltiger machen und kulturell öffnen soll.

Der Plan: Tradition und Moderne miteinander zu verbinden. Das soll bei den anderen Bauprojekten in Saudi-Arabien passieren und auch in Mekka. Das Projektgebiet grenzt direkt an die Heilige Moschee – einen Ort, der für über 1,8 Milliarden Muslimen von zentraler Bedeutung ist.

12 Millionen Quadratmeter neue Stadtfläche

Der Plan klingt groß – und ist es auch: Bis zu 12 Millionen Quadratmeter Bruttogeschossfläche sollen entstehen. Damit zählt das Projekt zu den größten Stadtentwicklungen Saudi-Arabiens.

Geplant sind 50.000 Wohneinheiten, 16.000 Hotelzimmer, über 200.000 Quadratmeter Einzelhandel und rund 900.000 Gebetsplätze. Alles darauf ausgelegt, mehr Pilger aufnehmen zu können. Bis 2030 sollen jährlich 30 Millionen Menschen nach Mekka kommen – derzeit sind es etwa 20 Millionen.

Das neue Quartier soll sich harmonisch in die bestehende Stadtstruktur einfügen, gleichzeitig aber Platz für Wachstum und moderne Infrastruktur bieten.

King Salman Gate

King Salman Gate wird fußläufig zur Heiligen Moschee in Mekka gebaut.

Foto: RUA AlHaram AlMakki Company

Architektur im Spannungsfeld zwischen Geschichte und Gegenwart

Mekka hat ein unverwechselbares architektonisches Erbe. Das Stadtbild ist von den unterschiedlichen Ausbauphasen der Heiligen Moschee geprägt – vom abbasidischen Stil über osmanische Baukunst bis zu den modernen Erweiterungen der Gegenwart.

Die Planer des King Salman Gate-Projekts betonen, dass sich das neue Quartier in dieses architektonische Umfeld einfügen soll. Historische Bauformen werden aufgenommen und neu interpretiert. Gleichzeitig setzt das Projekt auf zeitgemäße Materialien, Energieeffizienz und städtebauliche Funktionalität.

Nach Angaben der Entwickler werden zudem rund 19.000 Quadratmeter historischer Stätten restauriert und in das Gesamtkonzept integriert. Das soll nicht nur das Stadtbild aufwerten, sondern auch das kulturelle Erbe sichtbar halten.

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Fußläufig zur Heiligen Moschee

Ein großes Plus des Projekts ist die Nähe zur Heiligen Moschee. Alle Wohn- und Hotelbereiche liegen fußläufig – verbunden durch überdachte Wege, barrierefreie Zugänge und direkte Übergänge zum Haram-Bereich.

Etwa 30.000 Parkplätze sollen den Verkehr entzerren. Fahrzeuge werden weitgehend aus der Nähe der Moschee herausgehalten – für mehr Ruhe, Sicherheit und spirituelle Atmosphäre.

King Salman Gate

Das neue Quartier soll sich harmonisch in die bestehende Stadtstruktur integrieren – Moderne mit Tradition verbinden.

Foto: RUA AlHaram AlMakki Company

Komfort, Infrastruktur und moderne Mobilität

Das Stadtquartier soll weit mehr sein als ein reines Pilgerzentrum. Es entsteht eine komplett neue urbane Infrastruktur mit Bildungseinrichtungen, Gastronomie, Einkaufszonen, Kulturflächen und einem integrierten Verkehrssystem.

Geplant ist eine direkte Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz Mekkas, inklusive Metro-Stationen und Shuttle-Verbindungen. Damit soll der Verkehr rund um die Moschee entzerrt werden.

Besonderen Wert legt die Projektgesellschaft auf Nachhaltigkeit. So sollen Gebäude energieeffizient konzipiert, Wasserverbrauch reduziert und Abfallströme digital gesteuert werden. Ziel ist, Ressourcen zu schonen und gleichzeitig Komfort und Sicherheit zu erhöhen.

Teil einer größeren Transformation

Hinter dem Projekt steht die RUA AlHaram AlMakki Company, eine Tochter des saudischen Public Investment Fund (PIF) – dem Staatsfonds, der viele Zukunftsprojekte des Landes finanziert, etwa Neom mit The Line als spektakuläre Hauptattraktion oder Diriyah Gate.

„King Salman Gate“ steht für den religiösen, kulturellen und touristischen Aspekt dieser Transformation. Rund 300.000 Arbeitsplätze sollen bis 2036 entstehen – in Bau, Verwaltung, Hotellerie und Handel.

King Salman Gate

Im King Salman Gate sollen die Pilger nicht nur wohnen, auch Einzelhandel ist geplant.

Foto: RUA AlHaram AlMakki Company

Für Pilger aus aller Welt

Das Stadtquartier ist ausdrücklich nicht nur für saudische Staatsbürger gedacht. Auch Muslime aus aller Welt können sich beteiligen – sei es als Bewohner, Investoren oder Besucherinnen.

Die Projektgesellschaft betont, dass alle rechtlichen Rahmenbedingungen schariakonform sind und der Besitz von Immobilien durch Ausländer seit einer Gesetzesänderung ausdrücklich erlaubt ist.

Ein Projekt mit symbolischem Namen

Der Name „King Salman Gate“ ist kein Zufall. Er soll an die Ära König Salman bin Abdulaziz Al Saud erinnern, die eng mit dem Pilgrim Experience Program verbunden ist. Dieses Programm hat das Ziel, den Ablauf der Wallfahrt zu verbessern und die Infrastruktur der Heiligen Städte zu modernisieren.

Der Name ist somit eine Würdigung seiner Rolle als „Hüter der zwei Heiligen Moscheen“. Zugleich steht er für den Wandel, den Saudi-Arabien seit einigen Jahren erlebt: von einem abgeschotteten Königreich hin zu einem Land, das seine religiösen und kulturellen Wurzeln mit technologischer Innovation verbindet.

Die größte Moschee der Welt als Mittelpunkt

Die Al-Harām-Moschee ist das Zentrum des Projekts – und der spirituelle Mittelpunkt des Islams. Sie umfasst heute eine Fläche von rund 400.000 Quadratmetern und kann während der Hadsch mehr als eine Million Gläubige aufnehmen.

In ihrem Innenhof steht die Kaaba, das wichtigste Heiligtum des Islams. Daneben befinden sich der Zamzam-Brunnen und der Maqām Ibrāhīm, die beide mit zentralen Überlieferungen aus der Frühzeit des Islams verbunden sind.

Seit 2007 wird die Moschee kontinuierlich erweitert. Nach Abschluss der Arbeiten wird sie 13 Minarette besitzen. Diese Erweiterungen sollen mit dem „King Salman Gate“ zu einem Gesamtensemble verschmelzen – einer Stadt im Stadtmaßstab, die religiöse Tradition und moderne Urbanität vereint.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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