Top-Skill für Ingenieure 22.12.2014, 13:57 Uhr

Kommunikationsfähigkeit, -stärke

Die Fähigkeit zu kommunizieren ist im Zeitalter komplexer High-tech-Projekte, neben der Teamorientierung, die wichtigste Schlüsselqualifikation überhaupt. Es nutzt wenig, den Kopf voller Detailwissen zu haben, wenn man dieses nicht den Kollegen, Vorgesetzten und Kunden, Lieferanten usw. in verständlicher Weise mitteilen und demonstrieren kann. Und gerade hier liegt die Problematik. Die wirklichen Fachleute haben oftmals Defizite in der Selbstdarstellung und der Präsentation ihrer Leistungen. Daher bleiben sie in der Karriereentwicklung zurück. Dem „Verkäufertyp“ unter den Ingenieuren gelingt es dagegen, mittelmäßiges Know-how in bombastische Worte zu verpacken. So gewinnt man letztlich den Eindruck, dass hier „wirkliche“ Fachexpertise vorhanden ist. Was für die persönliche Karriere ärgerlich ist, kommt die Unternehmen teuer zu stehen.

Einführung

Allgemeine Beschreibung

Fehlendes Kommunikationsvermögen kann bei Projekten zu folgenschweren Missverständnissen führen. Projektverzögerungen, Budgetüberschreitungen und Querelen sind nur die geringeren Folgen. Möglicherweise cancelt der interne oder externe Kunde das gesamte Projekt. Beispiel: Ein Komponentenkonzept ist von den Entwicklern falsch verstanden worden. Es wird viel Manpower in die Entwicklung gesteckt. Das in der Entstehung befindliche Produkt muss aufwendig nachgebessert werden. Daraufhin überlegt der Auftraggeber, das Projekt zu stoppen, weil sein Vertrauen in die Lösung schwindet.

Es kann aber auch sein, dass eine pfiffig ausgedachte Lösung vom Abnehmer erst gar nicht verstanden wird. Die investierte Arbeit war dann umsonst – obwohl aus technischer Sicht der Lösungsansatz möglicherweise optimal war. Kein Wunder also, dass im gesamten Bewerbungsprozedere und insbesondere im Vorstellungsgespräch die Prüfung des Kommunikationsvermögen eine besondere Rolle spielt. Kommunikative Defizite sind die größten Karriereblocker. Wer hier Schwächen offenbart, sollte auf jeden Fall Schulungen in den Bereichen Rhetorik, Kommunikations-/Diskussions- und Präsentationstechniken anpeilen.

Im Zeitalter der Globalisierung spielt das Thema der Kommunikation eine noch größere Rolle. Da jetzt grenzüberschreitend, ja hin und wieder sogar über Kontinente hinweg und möglicherweise sogar mit mehreren Nationalitäten (z. B. in einem Projektteam) kommuniziert wird, kann es schnell zu Missverständnissen kommen. Zu verstehen, wie Kommunikation funktioniert, wie man Inhalte so an Kollegen, Vorgesetzte und Mitarbeiter (möglicherweise in einer Fremdsprache, die für den Empfänger der Information gleichfalls nicht die Muttersprache ist) kommuniziert, dass sie auch richtig ankommen, wie man selbst die entscheidenden Punkte erkennt an der es nachzubohren gilt, um die richtigen und kompletten Information zu erhalten oder überhaupt zu verstehen, was die Gegenseite wirklich meint und mitteilen möchte, diese neue Dimension wertet die Schlüsselqualifikation Kommunikationsstärke/Kommunikationsfähigkeit erheblich auf.

Theorie und Praxis

Nur selten sieht die Theorie wie die Praxis und die Praxis wie die Theorie aus.
So können Bücher, Seminare, Fallstudien zu Schlüsselqualifikationen nicht immer vollständig alle praktischen Problemstellungen zu einem Thema und alle speziellen Randbedingungen des einzelnen Arbeitsplatzes berücksichtigen. Ausführungen aus Seminaren und Büchern treffen deshalb so gut wie nie in Reinkultur auf die Praxis zu.

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Bei der Anwendung des Gelernten am Arbeitsplatz stellen sich schnell Hürden und Schranken in den Weg. Möchte man die neuen Erkenntnisse dennoch anwenden, bedarf es mehr oder weniger Phantasie. Möglicherweise muss die Reinkultur verlassen und es müssen praxisfähige Abwandlungen, z.B. von Methoden und Instrumenten, kreiert werden. Häufig reicht es auch, die wenigen Punkte aus Büchern und Seminaren heraus zu filtern und anzuwenden, die in der Praxis am ehesten weiterhelfen.

Die obige Erkenntnis sollte nicht übersehen werden, geht es doch um die Fähigkeiten zu den einzelnen Schlüsselqualifikationen. Sicherlich können die umfangreich dargestellten Fähigkeiten nicht komplett im Bewerbungsprozedere untergebracht werden. Das Studium der Schwerpunkte soll aber zu einer höheren Sensitivität für die Qualifikation führen. Danach muss jeder selbst entscheiden, welche Punkte für den beworbenen Arbeitgeber bedeutend sein könnten, welche er davon aufgreifen möchte und ob er dies in der schriftlichen Bewerbung oder im Vorstellungsgespräch macht.

Bezeichnungen

Im Stellenangebot stehen in der Regel die Beschreibung der Aufgaben sowie die fachlichen Voraussetzungen des Bewerbers im Mittelpunkt. Anforderungen, die mehr die Persönlichkeit betreffen, werden meist in einem Katalog sich aneinanderreihender Begriffe im unteren Teil der Anzeige gebracht. Die Begriffe Kommunikationsfähigkeit und Kommunikationsstärke werden dabei direkt genannt oder mit Begriffen umschrieben wie: Abschlusssicherheit, Argumentationsstärke, Kommunikationsbereitschaft, Kontaktfähigkeit, Kontaktstärke, Moderationsfähigkeit, Moderationsstärke, Präsentationsfähigkeit, Präsentationsstärke, Verhandlungsgeschick, Verhandlungsstärke, Verhandlungssicherheit.

Die nachstehenden Ausführungen zeigen Ihnen, worüber Sie im Bewerbungsprozedere schreiben und sprechen sollten, um Fähigkeiten zur Teamarbeit und Teamführung nachzuweisen.

Schlüsselqualifikation

Schwerpunkt 1

Kommunikations-Anlässe im Unternehmen

  • Anbahnen von Kontakten: Auf-/Ausbau der Kontakte zu potenziellen Kunden auf Anwender-/Entscheidungsebene, Erarbeitung der Verkaufsargumentation
  • Führen von Einkaufs-/Verkaufsverhandlungen: intensive Kommunikation in und Beteiligung an allen Phasen des Einkaufs-/Verkaufsgesprächs bis hin zum Abschluss
  • Klären von Arbeitsumfängen und Arbeitsinhalten und übersetzen der Kundenanforderungen in die Sprache der Entwicklung
  • Erarbeiten von Problemlösungen: Mitarbeit in interdisziplinären Projektteams bei Entwicklung, Serienanlauf und Markteinführung neuer Lösungen u.ä.
  • Projekte bearbeiten: Initiieren und leiten (internationaler) technischer Projekte, Mitarbeit in Projektteams und spezieller Workshops
  • Beeinflussen von Zielgruppen um ein Projekt: Beziehungspflege zu Auftraggeber, Lobby, Opposition, Ressourcenquellen, Promotoren, Sponsoren, Informanten
  • Präsentationen vorbereiten und durchführen: Präsentation von Ergebnissen, Konzeptionen, Produkten, Projektplanungen etc.
  •  Zusammenarbeit, Beratung, Unterstützung: Kunden, Lieferanten, interne Abteilungen, Forschungsinstitutionen, Werke, Tochtergesellschaften, Vertriebsorganisation usw.
  • Wahrnehmen der Schnittstellenfunktion: Moderator zwischen internen Bereichen, insbesondere Entwicklung, Einkauf, Produktion, Vertrieb, und externen Kunden
  • Führen der Mitarbeiter: Leiten, koordinieren, instruieren, motivieren des Teams, leiten und moderieren Einzel-/Teamsitzungen, Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat
  • Kontakte fördern: inner-/ausserhalb des Unternehmens, Vertretung auf Messen usw., wahrnehmen der Presse-/Verbands-/Gremienarbeit, Pflege der Behördenkontakte
  • Pädagogische Aufgaben: Konzeption und Durchführung von Schulungen, Seminare, Trainings, Vorträge, Publikationen mit internen und externen Mitarbeitern

Schwerpunkt 2

Beherrschung rhetorischer Mittel

  •  Kommunikationsmodelle: Sender, Nachricht, Empfänger, Rückmeldung, Beziehungs- und Sachebene (Gefühls- u. Verstandesebene)
  • Adäquate Behandlung von Einwänden: Rückstellung, Vorwegnahme, Division/Multiplikation, Umkehrung, Eisbrecher, Offenbarung, Transformation
  • Fähigkeit, Einwände aufzunehmen, zu sondieren (zutreffend oder rhetorisch), und zu entkräften (Beweise anfordern, Gegen-/Entschärfungsfragen, Widerspruch u.ä.)
  • Passende Reaktionen auf zutreffende u. rhetorische Einwände, Provokationen, Killerphrasen, Umgang mit Zurufen und Störungen
  • Beherrschen der Fragetechnik: kurz, präzise, verständlich, Partnerorientierung, keine Doppelfragen, vom Bekannten zum Unbekannten führen, Ja-Antworten ermöglichen
  • Erkennbarkeit des Frageziels für den Gesprächspartner: Kenntnisgewinn, Motivierung, Spannungsabbau, Vertrauen herstellen
  • Gezielter Einsatz unterschiedlicher Fragetypen: geschlossene Frage, Alternativfrage, offene Frage, rhetorische Frage, Suggestivfrage, begründete Frage
  • Gekonnter Einsatz von Statements: Gliedern der Argumente, Beispiele bringen, Nutzen des Gesprächspartners berücksichtigen, Gegenargumente vortragen u. widerlegen, mit Resümee enden
  • Beherrschen der non-verbalen Untermalung von Statements: Deutlich sprechen, langsam (mit Pausen), Blickkontakt halten, Argumente mit Gestik/Mimik verstärken
  • Bereitschaft zum aktiven Zuhören: Verstehen wollen, Geduld (Zurückhaltung), Unvoreingenommenheit, Toleranz, Konzentration auf Inhalte, ausreden lassen, nicht mit der eigenen Antwort beschäftigt sein, aktive Körperhaltung
  • Einsatz der Techniken aktiven Zuhörens: Paraphrasieren, Verbalisieren, gezielte Unterbrechungen, Nachfragen, Diskussionspunkt strukturieren, Konsens herausarbeiten, Inhalte zusammenfassen/wiederholen

Schwerpunkt 3

Einsatz verbaler und non-verbaler Kommunikation

  • Selektion geeigneter Worte: Verständliche und positiv belegte Worte, Fremdwörter wenig und richtig gebrauchen, Einsatz von Fachausdrücken nach Auditorium dosieren
  • Bilden verständlicher Sätze: Kurze Sätze verwenden, wenige Aussagen in einem Satz, angemessene Informationsdichte in den Sätzen, keine Suggestivsätze einsetzen
  • Persönlich ansprechen: Personalpronomen statt „Ich-“ oder „Wir-Stil“, direkte statt indirekte Rede, aktiv statt passiv formulieren, Verben statt Substantive, Gegenwart statt Zukunft, Indikativ statt Konjunktiv, Vermeidung von Sprachfloskeln
  • Roten Faden legen: Unwesentliches, Missverständliches weglassen, kein Springen in der Darlegung (Logik), keine weitschweifigen Umschreibungen, konkret statt abstrakt, wichtige Aussagen wiederholen
  • Passend Visualisieren: Sachverhalte einfach und nachvollziehbar darstellen, leicht erfassbare Darstellungsmethode, Gleiche Worte in Darstellung und Erläuterung
  • Gezielter Einsatz von Präsentationstechniken: Flip-Chart, Pinwand, Metaplan-Technik, Overhead-Projektor, Graphik- und Präsentationsprogramme, Beamer
  • Erkennen können, wann persönliche, telefonische, elektronische Kommunikation passend ist
  • Körpersprache deuten und einsetzen als Überlegenheit, Desinteresse, Langeweile, Ungeduld, deformierte Freundlichkeit, nervöse Ausweichhandlung
  • Betonen, Zustimmen/Ablehnen von Aussagen: Stimmlage/Betonung, Sprechtempo, Körperhaltung, Gestik, Mimik, Blickkontakt, Augenbewegung, Sprachliche Signale

Schwerpunkt 4

Partnerorientiertes Gesprächs- und Dialogverhalten

  • Verhalten bei Eröffnung: Offen auf Partner zugehen, aktives Gestalten, fester Blick in die Augen des Partners (Sicherheit, gutes Gewissen) – auch zum Gesprächsabschluss
  • Zeigen einer positiven Ausstrahlung: respektvoll, gepflegt, höflich, optimistisch, offen, begeistert, authentisch (man selbst sein), selbstsicher, flexibel, persönlich, interessiert
  • Anerkennen des Partners: auf eine Ebene stellen, namentliche Ansprache, einräumen von Geltung ( eigene Bescheidenheit), Verzicht auf Arroganz und Kritik!
  • Einbinden des Partners: Kommen meine Aussagen an? Hole ich Verständnis und Zustimmung zu wichtigen Gesprächsabschnitten ein? Suche ich Gemeinsamkeiten? Verzichte ich auf Vorurteile? Wahre ich eine gewisse Distanz?
  • Eingehen auf den Partner: Verstehe ich die Aussagen und gehe darauf ein? Kläre ich Unklarheiten durch Fragen? Decke ich durch Fragen die Interessenlage des Partners auf (Bedürfnisse, Einwände, Vorwände)? Höre ich zu? Verzichte ich auf Vorurteile?
  • Erkennen, verarbeiten und vorteilhafte Verwendung von verbalen und non-verbalen Signalen des Partners, richtiges Einsetzen verbaler und non-verbaler Kommunikation
  • Gekonnter Einsatz der rhetorischen Instrumente: Frage- und Antworttechnik, Abgabe von Statements, Einwandbehandlung, aktives Zuhören, Angriffs-/Abwehrstrategien
  • Gemeinsamen Nutzen betonen: Entwickeln von Nutzenargumenten, berücksichtigen der Interessenlage des Partners bei der Argumentation (Win-Win-Situation)
  • Sprachliche Fähigkeiten: Sichere Beherrschung der deutschen Sprache, differenzierte und spielerische Ausdrucksweise, vermeiden wiederkehrender Sprachfloskeln
  • Bewusste Kontrolle des Verhaltens und der Emotionen, Vermittlung von fachlicher Autorität, unbemerkte Gesprächssteuerung

Schwerpunkt 5

Managen von Sitzungen und Präsentationen

  • Ziele festlegen: Haupt-, Unter- und Nebenziele bestimmen (Information, Entscheidung, Entscheidungsvorbereitung, Problemlösung etc.), Thema formulieren
  • Teilnehmerkreis und -rollen bestimmen: Betroffene, Verantwortliche, interne und externe Experten, Moderator, Referent, Protokollführer, „Zeitjäger“
  • Besprechung vorbereiten: Sitzungsform entscheiden (klassisch oder moderiert), Zeitpunkt, Raum, Tagesordnung bestimmen, Besprechung ankündigen, Materialien und Geräte bereitstellen, Hand-out anfertigen, Namenskärtchen anfertigen
  • Besprechung eröffnen: Begrüßung, positive Atmosphäre schaffen, Vorstellen von Referenten, Tagesordnung, Pausenregeln, Rollenverteilung, besonderen Spielregeln
  • Ergebnisse erarbeiten: Problemdefinition, Zielfindung, Problemanalyse, Sammlung von Lösungsvorschlägen, Entscheiden: Wer? Was? Wann?
  • Besprechung steuern: An die Tagesordnung halten, Zeiten überwachen, nicht mehr benötigte Personen entlassen, Ergebnissicherung im Mittelpunkt, Umgang mit Störern
  • Besprechung abschließen: Ergebnisse zusammenfassen, nächsten Termin abstimmen, positiv und verbindlich abschließen, Protokoll anfertigen und versenden
  • In Ausnahmefällen moderierte(Metaplan-)Sitzung einsetzen: Selbstverständnis des Moderators und Moderationsspielregeln verinnerlichen, Sammeln von Ideen und Clustern an der Pinwand, Cluster bezeichnen, bewerten und mit Prioritäten versehen
  • Präsentieren: Beschränkung auf das Wesentliche, plakative Aussage zu Beginn, in Bildern und so einfach wie möglich, adäquate Präsentationstechnik
  • Elektronische Hilfsmittel, z. B. zur Durchführung einer Videokonferenz, im Vorfeld bereitstellen, testen und mit der richtigen Dosierung einsetzen

Nachweis im Bewerbungsprozess

Nachweis im Anschreiben

Fünf bis sieben der wichtigsten Aufgaben und Anforderungen aus der Stellenanzeige sollten im Anschreiben aufgegriffen und abgehandelt werden.
Zunächst geht es darum, die fachlichen Anforderungen abzuarbeiten. Manche Anzeigen stellen die fachlichen Anforderungen nur knapp dar. So bleibt im Anschreiben Platz, um auf Anforderungen zur Persönlichkeit einzugehen. Da diese meist in einem Katalog von Begriffen herunter gebetet werden, fällt es zunächst schwer zu entscheiden, welche Anforderungen im Anschreiben auf welche Art und Weise angesprochen werden sollen. Kommunikationsfähigkeit und Kommunikationsstärke sind in den Stellenanzeigen sehr oft gefragte Persönlichkeitsmerkmale von Fach- und Führungskräften und sollten deshalb auf jeden Fall (direkt oder indirekt) angesprochen werden.

Die Frage ist, ob mit einer bloßen Behauptung gearbeitet wird, z.B. „Ich zeichne mich durch Kommunikationsstärke aus.“ Der Bewerber könnte jetzt zur Beweisführung bestimmte Kommunikationsanlässe im Unternehmen aufgreifen (siehe Schwerpunkt 1 im Kapitel Schlüsselqualifikation): „So moderierte ich diverse Wertanalyse-Workshops, pflege Behördenkontakte …“. Häufig sind solche oder ähnliche Aufgaben bereits im fachlichen Anforderungs-/Aufgabenkatalog der Anzeige enthalten und werden im Anschreiben bereits abgehandelt. Je nachdem, welches Gewicht die Abarbeitung von Aufgaben/Anforderungen der Anzeige, die ganz offensichtlich ein hohes Kommunikationsvermögen des Bewerbers voraussetzen, einnimmt, kann auf eine detaillierte Beweisführung zum Kommunikationsvermögen an dieser Stelle verzichtet werden. Klar ist aber auch, dass Kommunikationsfähigkeit und -stärke im Anschreiben lediglich „behauptet“ werden kann. Der Beweis, wie es um diese Schlüsselqualifikation beim Bewerber bestellt ist, muss dann im Vorstellungsgespräch geführt werden.

Nachweis im Lebenslauf

Im Lebenslauf fällt es leicht, Qualifikationen zur Kommunikationsfähigkeit und Kommunikationsstärke anzusprechen. Bei den Berufsstationen sollten fünf bis sieben wichtige fachliche Tätigkeitsschwerpunkte dokumentiert werden. Dabei sollte besonderer Wert darauf gelegt werden, dass bestimmte Schlüsselbegriffe bei der Darstellung fallen, die auf ein gut ausgeprägtes Kommunikationsvermögen schließen lassen wie: Kontakte anbahnen, Kontakte pflegen, an interdisziplinären Projekten mitarbeiten, Projekte initiieren usw. Es gibt aber auch eine Reihe von Verben, die kommunikative Fähigkeiten suggerieren, z.B.: beeinflussen, beraten, betreuen, instruieren, kommunizieren, koordinieren, leiten, moderieren, präsentieren, schulen, trainieren, verhandeln, vortragen, zusammenarbeiten.

Ansonsten können die unter den Schwerpunkten 1 und 5 im Kapitel Schlüsselqualifikation gemachten Ausführungen zur Anregung für die Dokumentation von Tätigkeitsschwerpunkten dienen, die auf eine hohe Kommunikationsfähigkeit schließen lassen.

Andererseits ist die Frage berechtigt, ob sich nicht ein einzelner Lebenslaufschwerpunkt wichtigen Schlüsselqualifikationen im persönlichen Bereich widmen sollte, z.B. dem „Führung und Kommunikation“ oder „Teamarbeit und Kommunikation“. Gerade aufgrund ihrer Bedeutung sollten Kommunikationsfähigkeit und Kommunikationsstärke im Lebenslauf nicht zu „schmal“ dokumentiert werden. Klar ist aber auch, dass Kommunikationsfähigkeit und -stärke im Lebenslauf lediglich „behauptet“ werden kann. Der Beweis, wie es um diese Schlüsselqualifikation beim Bewerber bestellt ist, muss dann im Vorstellungsgespräch geführt werden.

Last but not least sollten unter dem Schwerpunkt „Weiterbildung“ Seminare und Coachings zum Thema Kommunikation aufgeführt werden.

Nachweis auf der dritten Seite

Manche Bewerber fügen dem Lebenslauf eine „Dritte Seite“ bei, auf der sie hauptsächlich die Fragen abhandeln: Wer bin ich? Was will ich? Was kann ich? Unabhängig vom Sinn oder Unsinn einer solchen Seite sollten Ingenieure auf jeden Fall die Themen Kommunikationsfähigkeit und Kommunikationsstärke ansprechen. Bei der Frage „Wer bin ich?“ werden in der Regel Persönlichkeitsmerkmale aufgeführt. Dazu kann jetzt eine kleine Auswahl von Begriffen gebracht werden, die auf ein professionelles Kommunikationsverhalten schließen lassen und den Personalern aus den Anzeigen bekannt vorkommen:

Abschlusssicherheit, Argumentationsstärke, Kommunikationsbereitschaft, Kontaktfähigkeit, Kontaktstärke, Moderationsfähigkeit, Moderationsstärke, Präsentationsfähigkeit, Präsentationsstärke, Verhandlungsgeschick, Verhandlungsstärke, Verhandlungssicherheit.

Andererseits können umfassendere Ausführungen zur Schlüsselqualifikation gebracht werden, z.B.: „Als kundenorientierter Vertriebsingenieur zeichnen mich Präsentationsstärke, Verhandlungsgeschick und Abschlusssicherheit aus.“ Es ist allerdings darauf zu achten, dass der Bewerber sich hier nicht schon zu stark auf Details festlegt, die man im Unternehmen eventuell doch anders sieht und wünscht.

Nachweis in den Unterlagen

Bei den Bewerbungsunterlagen steht mancher vor der Qual der Wahl, geht es darum Seminar-, Trainings- und Schulungsbescheinigungen beizufügen. Kandidaten sollten auf jeden Fall Nachweise zu Seminaren, Trainings, Coachings zum Thema Kommunikation beilegen.

Nachweis im Qualifikationsprofil

Im Qualifikationsprofil stellt der Bewerber neben einer Kurzbiographie in vier oder fünf Schwerpunkten seine Berufserfahrung dar. Im Rahmen der Kurzbiographie kann eine Zeile den gesamten Persönlichkeitsmerkmalen gewidmet werden. Es gilt, einen interessanten Mix zusammenzustellen, in dem unbedingt auch Begriffe aus dem Bereich Kommunikation fallen sollten. Hier ein Beispiel für einen solchen Mix: kommunikations- und kontaktstark, team- und kompromissfähig.

Nachweis im Vorstellungsgespräch

Keine andere Schlüsselqualifikation kann so offensichtlich im Vorstellungsgespräch geprüft werden wie das Kommunikationsvermögen.Gecheckt werden folgende Details:

Wie sieht es mit Ihrer Gesamtausstrahlung aus? Treten Sie als Bewerber sicher auf? Gestalten Sie den ersten Kontakt aktiv mit? Ist Ihr Blickkontakt mit dem Interviewer akzeptabel? Können Sie sich sprachlich differenziert und angemessen ausdrücken? Vermeiden Sie wiederkehrende Sprachfloskeln? Drücken Sie sich kurz und prägnant aus? Formulieren Sie positiv und aktiv? Unterstreichen konkrete Lebenserfahrungen Ihre Aussagen? Passen Mimik und Gestik zu den Aussagen? Wird die Stimme moduliert eingesetzt? Signalisieren Sie durch Ihr Verhalten ausdrückliches Interesse an der Stelle? Sind Sie zum Unternehmen, zur Stelle informiert? Verfügen Sie über eine gute Frage- und Antworttechnik? Sind die Aussagen widerspruchsfrei? Hören Sie aktiv zu? Bringen Sie sich aktiv in das Gespräch ein? Begründen Sie den Stellenwechsel positiv? Tragen Sie zu einer guten, persönlichen Gesprächsatmosphäre bei?

Nachweis im Vorstellungsgespräch

In den Antworten sollten zudem möglichst viele Aufgaben des Ingenieurs abgebildet werden, die ein hohes Kommunikationsvermögen voraussetzen (siehe Schwerpunkte 1 und 5 im Kapitel Schlüsselqualifikation), auch wenn diese nicht ausdrücklich im Vorstellungsgespräch vom Interviewer abgefragt werden. Sie spielen sicherlich bei der Gesprächsauswertung eine wichtige Rolle, da es nach „fast“ jedem Vorstellungsgespräch darum geht, insbesondere die kommunikativen Fähigkeiten des Kandidaten zu bewerten. Dies ist auch ein Grund, weshalb eher nüchterne und sachliche Personen bei Vorstellungsgesprächen, fatalerweise auch zu Fachpositionen, eher schlechter abschneiden als die „Windmacher“, die fachlich meist viel weniger los haben. Im Umkehrschluss heißt dies aber auch, dass sich gerade der in erster Linie sachorientierte Ingenieure besonders auf das Vorstellungsgespräche vorbereiten und einstellen müssen, um hier nicht benachteiligt zu werden.

Nachweis in der Praxis

Die Qualität des eigenen Kommunikationsvermögens zeigt sich sehr schnell nach dem Stellenwechsel. Wer anfänglich selbst viel redet, nicht zuhören kann oder aber über keine geeigneten Fragetechniken verfügt, hat bereits verloren. Selbst, wenn er die Probezeit überlebt, wird er nur wenige Freunde im Unternehmen gewinnen können. Wer nicht im Stande ist zu kommunizieren, dem wird es weder als Fach- noch Führungskraft gelingen, sein persönliches Netzwerk im Unternehmen aufzubauen. Damit fehlt die wichtigste Grundlage, eine Lobby für sich und seine Projekte aufzubauen.

Zudem wird er kaum an das Wissen von Mitarbeitern und Kollegen herankommen. Erst im Laufe der Zeit wird er dann die Folgen am eigenen Leibe spüren. Kollegen meiden und blockieren ihn. Führungskräften steigt das Team aus. Der Führer darf jegliche intellektuelle und kreative Arbeit selbst leisten und wird so mehr und mehr zum überlasteten Flaschenhals. Anfängliche Fauxpas im Kommunikationsverhalten lassen sich nur schwer revidieren. Gerade Fehlgriffe im verbalen und non-verbalen Verhalten verursachen tiefe Wunden bei den Gesprächspartnern, die erst einmal geleckt sein wollen.

Bedeutung

Fach-/Management Laufbahn

Bei den meisten Fachkräften wird die Kommunikation in erster Linie zum Informationsaustausch betrieben, um in der Sache weiterzukommen. Eine Ausnahme bilden dabei Einkäufer und Verkäufer. Beim Verhandeln von Verträgen, Konditionen usw. spielt die taktische Komponente im Kommunikationsverhalten eine starke Rolle. Politisch wird es dagegen bei Führungskräften, die den größten Teil ihrer Arbeitszeit in Meetings, am Telefon und in Video-Konferenzen zubringen. Hier geht es zwar auch um die Sache, aber Themen wie Selbstdarstellung und Durchsetzung eigener (Karriere-)Interessen unter Einsatz von ausgeklügelten Abwehr- und Angriffsstrategien binden einen Großteil der Arbeitsenergie. Meist fehlt dann die Zeit für einen anderen wichtigen Aufgabenkomplex, der eine große Portion Kommunikationsfähigkeit voraussetzt, die Mitarbeiterführung. Motivation und Leistungsbereitschaft von Mitarbeitern werden im Wesentlichen vom verbalen und non-verbalen Verhalten der Führungskräfte in Mitarbeitergesprächen bestimmt.
Für Fach- und Führungskräfte wächst im täglichen Berufsleben die Bedeutung der internationalen Kommunikation/die Notwendigkeit international kommunizieren zu können (grenzüberschreitend, multikulturell, in einer Fremdsprache etc.) erheblich.

Berufsfeldspezifische Bedeutung

Die berufsfeldspezifische Bedeutung für die Schlüsselqualifikation „Kommunikationsfähigkeit, -stärke“ lässt sich anhand einer Auswertung von rund 4.000 Stellenanzeigen, die im Jahr 2012 auf ingenieurkarriere.de geschaltet wurden, ableiten. In den Stellenanzeigen wurde nach Begriffen gesucht, die direkt auf die jeweilige Schlüsselqualifikation abzielen. Demnach zeigte sich für die Schlüsselqualifikation „Kommunikationsfähigkeit, -stärke“ folgendes Ergebnis:

Sehr Hohe Bedeutung

  • Technischer Vertrieb, Technisches Marketing
  • Konstruktion
  • Logistik (Produktion, Vertrieb, Einkauf)
  • Technischer Einkauf
  • Produktmanagement
  • Wartung, Instandhaltung, Inbetriebnahme
  • Arbeitssicherheit, Umweltschutz, Anlagensicherheit
  • Technische Unternehmensleitung/Geschäftsführung
  • Forschung und Entwicklung
  • Qualität, Material- und Güteprüfung
  • Projektmanagement

Hohe Bedeutung

  • Montageorientierte Produktion/Verfahrenstechnische Produktion
  • Forschung und Lehre

Unter den 11 ausgewerteten Schlüsselqualifikationen nimmt die Schlüsselqualifikation „Kommunikationsfähigkeit und -stärke“ Rang 2 ein. Dies ist eine herausragende Position, die anzeigt, dass intakte Kommunikation eine wesentliche Voraussetzung für hervorragende Ingenieurarbeit ist.
Für die Berufsfelder „Engineering im Anlagenbau“, „Controlling/Kalkulation/Projektierung“ und „Facility Management“ gab es keine gesonderten Auswertungen. Die Berufsfelder „Engineering im Anlagenbau“ und Controlling/Kalkulation/Projektierung“ lassen sich wohl am ehesten mit dem Berufsfeld „Projektmanagement“, das Berufsfeld „Facility Management“ mit dem Berufsfeld „Wartung, Instandhaltung, Inbetriebnahme“ auf eine Stufe bringen.

Weiterbildungsmöglichkeiten

Seminare/Schulungen/Coaching

Kommunikation ist wichtig, mit der verkehrten Tonart oder den falsch gewählten Worten kann mit ihr allerdings sehr viel Porzellan zerschlagen werden. Daher wird in den Unternehmen im Rahmen von Personalentwicklungsmaßnahmen viel Geld investiert, die rhetorischen Qualitäten der Mitarbeiter zu optimieren. Hier helfen offene oder geschlossene Seminare der renommierten Anbieter weiter. Die Inhalte der Seminare sind mehr oder weniger identisch. Übliche Bezeichnungen für Seminare im Kommunikationsbereich lauten: Argumentationstechnik, Besprechungen, Dialektik, Freie Rede, Gesprächsführung, Körpersprache, Moderationstraining, Rhetorik, Überzeugungstechnik, Präsentationstechniken, Verhandlungen. Der Lernerfolg der Seminare hängt jedoch, stärker als bei anderen Themen, von der Qualität und pädagogischen Fähigkeit des Trainers ab. Sehr wirkungsvoll zeigen sich Einzelcoachings, die „schonungslos“ Schwachstellen im Kommunikationsverhalten der Einzelperson aufdecken und an ihrer Abstellung arbeiten.

Literatur

Die Literatur zum Thema Kommunikation ist sehr umfangreich. Das Literaturstudium vermittelt grundlegenden Erkenntnisse und Einsichten. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass gerade Kommunikation nicht in der Theorie, sondern nur in der Interaktion gelernt und trainiert werden kann. Der beste Werkzeugkoffer nützt einem wenig, wenn man die Instrumente noch nie angewendet und eingesetzt hat! Insofern bietet das Literaturstudium eine gute Grundlage. Es zeigt dem Leser die große Dimension von „Kommunikation“ auf und lehrt ihn die verschiedenen Kommunikationstechniken. Es ersetzt aber kein Kommunikationstraining oder das learning by doing in der Praxis.

  • Schott, Barbara Verhandeln, Haufe Mediengruppe
  • Brunner, Anne, Die Kunst des Fragens, Hanser Fachbuchverlag,
  • Thiele, Albert, Argumentieren unter Stress, DTV

Ein Beitrag von:

  • ingenieur.de

    Technik, Karriere, News, das sind die drei Dinge, die Ingenieure brauchen.

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